200 Jahre nach dessen Bluttat schaut Steve Sem-Sandberg tief in den echten Woyzeck hinein.
Erst seit kurzem besetzt Steve Sem-Sandberg den Stuhl Nr. 14 in der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt. Schriftstellerisch höchst produktiv ist er schon lange. Besonders haben es ihm Psychogramme realer Menschen angetan, sein Dokumentarroman über Ulrike Meinhof etwa liegt auch auf Deutsch vor. Mit „W.“ hat sich Sem-Sandberg der schwierigen Aufgabe angenommen, eine Figur zu schildern, die historisch ist, aber längst auch literarisch: Woyzeck. Der Mord des traumatisierten Soldaten und verschmähten Liebhabers an der Witwe Johanna Woost in Leipzig im Juni 1821 jährt sich zum 200. Mal. Georg Büchner inspirierte er zu einem Drama, aus dem Werner Herzog einen Film, Tom Waits eine Rockoper machte. Was hat Steve Sem-Sandbergs Roman noch hinzuzufügen?
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