Aktionskünstlerin Barbara Ungepflegt hat ein Heimatschmutzministerium eröffnet. In einer Litfaßsäule in Favoriten predigt sie patriotische Nestbeschmutzung
Die größte Angst machen nicht aggressive Passanten. Die größte Angst macht der Wind. Vor der offiziellen Eröffnung ihres Bundesministeriums für Heimatschmutz gibt die Ministerin Barbara Ungepflegt eine Führung durch ihr Büro. Sie dauert nicht lange: Das Kabinett residiert in einer Litfaßsäule am Keplerplatz, gegenüber einer aufgelassenen Veggiez-Filiale, mit der Kirche St. Johann Evangelist als schmuckem Hintergrund. Bei der Firma, die in Wien die röhrenförmigen Werbetürme herstellt, wurde für die 80-tägige Dauerperformance eine transparente Spezialanfertigung geordert. Nach dem Erklettern der Wendeltreppe ins Obergeschoss nimmt Ungepflegt auf einem winzigen Thron Platz. Sie sagt: „Ich bin schon nervös. Hat das gerade gewackelt?“
Die Persona der Bundesministerin für Heimatschmutz – Verwechslungsgefahr ist natürlich Absicht – entwickelte Ungepflegt nach der Angelobung der Regierung Kurz. Bei öffentlichen Auftritten im militärisch grünen Kostüm mit rot-weiß-roter Schärpe unterläuft sie Ideen von Patriotismus. Im Ministerium, auf dem ein Doppeladler mit Besen und Schaufel prangt, will sie Sprechstunden und Wahlpartys abhalten, möchte die Leute irritieren, gerne aber auch den politischen Mist, den sie loswerden wollen, annehmen.
Die feierliche Zeremonie ist etwas peinlich – wie es sich gehört, wenn Politiker Dinge im Volksfeststil eröffnen.
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