Angela Glechner, das Jahr 2019 markiert nicht nur das 50-jährige Bestehen der SZENE, sondern auch deines. Was habt ihr beide gemeinsam?
Angela Glechner: Wir sind beide eher spontan entstanden. Die Gründung der SZENE war ja ein bisschen Rock’n’roll, und soweit ich weiß, dürfte das bei mir ähnlich gewesen sein. Dafür haben wir uns danach beide ganz gut entwickelt. Ich bin ja eine Quereinsteigerin, da ich weder Theaterwissenschaft noch Kunst studiert habe, und auch dieses Brüchige, Unlineare entspricht der Biografie der SZENE. Außerdem haben wir beide in 50 Jahren einerseits Spuren hinterlassen, andererseits aber auch Falten gekriegt. Die Gefahr besteht ja, wenn man älter wird, dass man sich ein bisschen einlullen lässt und nicht mehr jeden Tag das Gefühl hat, alles auf den Kopf stellen zu müssen. Das gilt, glaube ich, für eine Kultureinrichtung ebenso wie beim persönlichen Älterwerden. Ich hoffe also, dass ich trotz meiner 50 Jahre noch frisch genug bin, um uns beide dieser Gefahr zu entziehen.
Wie hast du die Institution SZENE Salzburg in den letzten sieben Jahren verändert?
Für Salzburg ist die SZENE ein extrem wichtiger Ort, der zuerst durch seinen Gründer Alfred Winter und danach für 30 Jahre stark von Michael Stolhofer geprägt wurde. Mir war anfangs gar nicht bewusst, was für ein gewichtiges Erbe ich von den beiden antrete. Ein zentrales und sensibles Thema war für mich die Dualität zwischen Festivalprogrammierung und der sogenannten „Hausbespielung“ unterm Jahr im republic – wenn etwa Josef Hader oder Stermann & Grissemann auftreten. Dieser Spagat, dass ich einerseits diese Veranstaltungen nicht kuratiere, diese mehr als hundert Abende andererseits den Kern des Aktivitäten bilden, hat mich anfangs sehr beschäftigt. Und vor allem hat mich gestört, dass wir hinter der Marke republic verschwunden sind, obwohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ja schwerpunktmäßig fürs Haus arbeiten. Wenn man einem Taxifahrer die SZENE als Zielort angibt, kennt er sie nicht; sagt man republic, fährt er sofort los. In einem langen und intensiven Prozess haben wir die Umbenennung beschlossen und seit Herbst 2018 heisst das republic wieder SZENE Theater, worüber ich sehr froh bin. Eine weitere Errungenschaft, die ich gleich zu Beginn angestoßen habe, ist die Widmung unseres Probenstudios. Das ist ein kleiner, aber feiner Raum, den wir der lokalen freien Szene nach dem Prinzip „first come, first serve“ kostenlos zur Verfügung stellen. Ein solches Angebot war hier zuvor völlig unbekannt. Dass nicht nach drei Stunden die Yogaklasse kommt und man alles wegräumen muss, hat die Szene hier schon verblüfft.
Und wo ging deine Reise mit der Sommerszene hin?
Zunächst mal hatte ich grafisch ganz andere Vorstellungen als mein Vorgänger: Wie arbeitet man mit Fotos und Slogans, wie denkt man Design, wie sieht eine zeitgemässe Typografie aus? Der neue grafische Festivalauftritt wurde in der Stadt viel diskutiert und positiv angenommen. Gleich im ersten Jahr haben wir den Plakatpreis der Stadt Salzburg gewonnen – seitdem übrigens noch zwei weitere Male. Die inhaltlichen Impulse und Schwerpunktsetzungen des Programms haben sich auch verlagert: Ich zeige verstärkt Produktionen im öffentlichen Raum, Performances, die stark in die Nähe von bildender Kunst rücken und es gibt bei jeder Sommerszene partizipative Projekte, die sich auch an ein junges Publikum richten.
Mehr in „Szene Salzburg 1969–2019“, Michael Stolhofer (Hrsg.)