Reverberations – Michael Turinsky lässt im Wiener Tanzquartier gegen die allgemeine Entsolidarisierung antanzen
Wien, 8. März 2018. Als Michael Turinsky 2017 mit Doris Uhlich den Nestroy-Spezialpreis entgegennahm, hielt er eine Rede. Wortgewandt mahnte er Solidarität im Lichte politischer Veränderungen ein, im Speziellen gegenüber Menschen mit Behinderung. Der Choreograf und Philosoph selbst leidet an Zerebralparese und spricht daher vergleichsweise langsam. Allein, dass er sich dennoch gegen jede Redezeitbeschränkung die Zeit nahm, das Nötige zu sagen, war ein politisches Statement, das die Anwesenden zu befreiten Ovationen hinriss.
Futuristisches Disko-Silber und Glitzersocken
Seither erfährt auch die Arbeit des 40-Jährigen mehr Aufmerksamkeit, der seit Jahren regelmäßig choreografiert, international tourt und dabei oft, anders als bei seinem aktuellen Stück, selbst performt. Wie eine tänzerische Umsetzung der Nestroy-Rede erscheint "Reverberations" (deutsch: "Nachklänge, Echos") nicht zuletzt aufgrund der Ankündigungen, Turinsky wolle mit seinen drei Tänzer*innen der "fortschreitenden Entsolidarisierung" entgegenwirken. Er tut es dann auf durchaus plakative Art: durch eine Gleichzeitigkeit von Bewegungen. Aus drei Individuen macht er eines.