Felix Mitterers Drama „In der Löwengrube“ bietet perfektes Popcorn-Theater mit Florian Teichtmeister
Wer „In der Löwengrube“ als Biografie sieht, wird wenig Freude damit haben. Die Geschichte des jüdischen Schauspielers Leo Reuss diente dem Autor Felix Mitterer als Vorlage, eher nur zur Inspiration. Reuss tauchte nach einem Arbeitsverbot in Deutschland ab und 1936 inkognito am Wiener Theater in der Josefstadt wieder auf. Als Tiroler Bauernbursch mit Schauspieltalent getarnt erntete er euphorische Kritiken der Nazipresse, gab sich dann aber – anders als im Stück – zu erkennen.
Mitterer hat die Anekdote geschickt in die Art Dramaturgie verbaut, die er als Drehbuchautor perfekt beherrscht. „In der Löwengrube“ ist Popcorn-Kino im Theater: ein spannungsgeladenes Märchen, an dessen Ende die Guten davonkommen und die Bösen bestraft werden. Darüber mag man die Nase rümpfen, aber genau darin ist es ein hervorragend erzähltes Drama mit originellem Thema. 1998 wurde es, wiewohl für die Josefstadt geschrieben, am Volkstheater sehr erfolgreich uraufgeführt. Dass es nicht öfter inszeniert wird, liegt womöglich am großen Personalaufwand und der schwierigen Hauptrolle, die hier Arthur Kirsch heißt und sich Benedikt Höllrigl nennt.
Nach 20 Jahren hat die Josefstadt das Stück doch noch auf den Spielplan gesetzt und Mitterer-Stammregisseurin Stephanie Mohr anvertraut, als Geschenk zum 70er des Dramatikers. Mohr ist eine solide Handwerkerin, die Qualität ihrer Mitterer-Inszenierungen entspricht in der Regel jener der jeweiligen Vorlage. Diese gerät auf dem schlichten Raumkonzept einer erhöhten Drehbühne zum Triumph. Die ganze Handlung spielt hier, an der Josefstadt, am Ende gibt es einen Besuch des deutschen Propagandaministers Goebbels, dessen weichen Akzent Claudius von Stolzmann behutsam kopiert.
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