Wiener Festwochen 2017 – Rückblick auf das umstrittene Debüt des neuen Intendanten Tomas Zierhofer-Kin
Wien, 19. Juni 2017. Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ahnte schon was. Bevor der von ihm bestellte neue Intendant der Festwochen, Tomas Zierhofer-Kin, im Februar das Programm seiner ersten Festivalausgabe präsentierte, eröffnete Mailath-Pokorny seine ankündigende Rede mit dem Spruch: "Das Neue braucht Freunde." Er beschwor damit die Anwesenden, das neue Team bitte unbedingt mit Vorschusslorbeeren zu bedenken. Ein neues Publikum solle erschlossen werden, das alte, so Zierhofer-Kin selbst, werde aber natürlich mit offenen Armen empfangen. Der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Wais versicherte, er zum Beispiel fühle sich von dem Programm total angesprochen.
Man wollte ihnen das so gerne glauben. Auch Zierhofer-Kins immer wieder betontes Argument, er mache ja gar nichts Neues – das Visionäre, ja vor allem das Widerständige stehe in alter Festwochen-Tradition – nahm man achselzuckend hin: Ja, eh, wird schon stimmen, schaumamal. Zumindest unter den letzten beiden Intendanten Luc Bondy (2002–2013) und Markus Hinterhäuser (2014–2016 – mit Hinterhäuser gründete Tomas Zierhofer-Kin 1993 das Zeitlfluss-Festival in Salzburg, Startpunkt zweier Kulturmanager-Karrieren) und ihren jahrein, jahraus das Welttheater bereisenden Schauspieldirektor*innen hatte die Wiener Festwochen der Versuch einer gewissen Erlesenheit des Programms mit einem Fokus auf Sprech- und Musiktheater ausgemacht. Wenn etwas toll ist, warum sollte es Wien dann vorenthalten werden?
Tanz und Performance waren dabei mit Hinblick auf das nur einen Monat später startende ImPulsTanz-Festival eher sparsam eingeladen worden. Ein, zwei Festwochen-Ausstellungen, eine klassische Konzertreihe und die eher isoliert arbeitende Diskurs- und Partyschiene "Into the City" bildeten ein Rahmenprogramm. Ein treues Publikum durchforstete das schon ab Dezember verfügbare Programmbuch und konnte daraus schnell ablesen, wofür es Karten wollte. Von den Musikliebhaber*innen, die die High-end-Haneke-Oper buchten, bis zu den Studierenden, die sich frühmorgens am ersten Vorverkaufstag mit langen Listen anstellten und trotzdem nicht für alles Karten bekamen. Schon in diesen Momenten lag eine gewisse Aufregung, verstärkt durch eine prickelnde professionelle Festlichkeit, die Publikumsdienst und Kartenservice vermittelten.