Lisa Wentz, Österreichs preisgekrönter Dramatik-Star, hat für die Josefstadt ein neues Stück geschrieben. Über Missbrauch in einem katholischen Bubeninternat und seine Folgen noch Jahrzehnte später. Regisseur David Bösch, der schon Wentz' Erstling "Adern" uraufführte, nimmt sich des Textes an.
31. Januar 2025. Die Kirche hat echt ein Problem. Wenn alle wissen, dass es in einem Stück um Missbrauch im katholischen Internat geht, obwohl dieser nie gezeigt, ja kaum angesprochen wird, dann ist das ein schlechtes Zeichen für den Ruf der ehrenwerten Institution. Gut, einige haben vielleicht online Synopsis und Inhaltshinweise zu "Azur oder die Farbe von Wasser" gelesen. Doch auch der Rest des Publikums wird kaum lange rätseln, wenn in einer frühen Szene kurz die Rede von der "Anstalt" ist, die es "nimmer gibt", weshalb die Burschen Johannes und Geri nun wieder bei ihren Familien wohnen, während sie für die Matura lernen.
Österreichs Dramatik-Star
Die 30-jährige Lisa Wentz ist ein Shootingstar der deutschsprachigen Dramatik. Ihr Debüt "Adern" wurde mit Preisen überhäuft und mehrfach inszeniert, in Wien, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg – außerhalb Österreichs ist Wentz bislang nicht angekommen. Liegt es daran, dass die Tirolerin gern mit Dialekteinschlägen kokettiert? Oder traut man weiter nördlich ihren nahbaren Figuren und höchst unpostdramatischen Dialogen nicht?