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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WEITERSCHURKEN: JANINA DUSZEJKO – Kolumne in der Buchkultur 188

February 11, 2020 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Von den beiden Menschen, die im vergangenen Dezember Literaturnobelpreise entgegennahmen, ist Olga Tokarczuk jetzt eher nicht diejenige, die man des Schurkentums bezichtigen würde. Doch obwohl sie allgemein als eine von den Guten gilt: Böse kann sie auch. Die Erzählerfigur ihres Romans „Der Gesang der Fledermäuse“ (2009) etwa hat es faustdick hinter den Ohren – was einigermaßen überraschend kommt. Janina Duszejko heißt die ältere Dame, ehemals Brückeningenieurin, jetzt Englischlehrerin, die in der waldigen Pampa Südpolens lebt und sich um die Häuser ihrer meist abwesenden Nachbarn kümmert. Sie leidet an altersbedingten Wehwehchen, trifft sich mit einem jungen Studenten zum gediegenen Übersetzen der Lyrik von William Blake, und wenn sie nicht gerade liebevoll Horoskope erstellt, sorgt sie sich um die Tiere des Waldes. 

Als mysteriöse Mordfälle passieren – ja, man darf dieses elegante kleine Buch der Nobelpreisträgerin, in dem am Ende der Satz fällt: „Wir wissen, dass du es warst“, als echten Kriminalroman bezeichnen –, schreibt Frau Duszejko der Polizei Briefe mit Erklärungen, wonach die zu Tode gekommenen Männer Opfer der Rache jener Tierarten wurden, die sie zuvor gejagt, gewildert und verspeist hatten.

Und was soll daran bitte schurkisch sein? Haha! Sagen wir es so: Frau Duszejko weiß ganz genau, wovon sie schreibt, wenn sie die Rache der Fauna heraufbeschwört. Sie ist das, was herauskommen wird, wenn Greta Thunberg eines Tages zu dem Schluss kommt, dass friedliches Demonstrieren alleine nicht mehr reicht und ein guter Zweck alle Mittel heiligt. Als Ich-Erzählerin bietet sie ein doppelbödiges Lesevergnügen: Ihre Umgebung hält sie für eine harmlose Alte und nimmt sie nicht ernst; die Leserschaft freilich, charmiert und geblendet von ihren eigenen Worten und Schilderungen, wird sich geschlossen auf ihre Seite stellen, obwohl sie – vor allem, wenn sie krimiversiert ist – schon früh ahnt, welches üble Spiel hier gespielt wird. Das gilt umso mehr für die eindringliche Darstellung durch Agnieszka Mandat in der Verfilmung durch Agnieszka Holland 2017.

Wer weiß: Vielleicht bekommt Janina Duszejko ja einmal den Friedensnobelpreis für ihre Verdienste um Rehe um Insekten. Puh, da wird es dann aber eine gehörige Debatte geben!

Jetzt in der Buchkultur 188

In Autor Tags Kolumne, Schurke, Buchkultur, Buch

JAHRESBERICHT HUMAN.TECHNOLOGY STYRIA 2019

February 10, 2020 Martin Pesl
© Paul Ott

© Paul Ott

Auftrag

Lektorat des Jahresberichts in deutscher Sprache

Auftraggeberin

cardamom – Agentur zur Förderung des guten Geschmacks

Projektinfo

Der steirische Humantechnologie-Cluster (Human.technology Styria / HTS) steht im Zentrum einer internationalen Innovations- und Zulieferregion, welche die gesamte Wertschöpfungskette der Life-Science-Branche abdeckt.

In Lektor Tags Technologie, Bericht

DAS DRAMA DER ERINNERUNG – Nachtkritik aus der Neuen Bühne Villach

February 8, 2020 Martin Pesl
Tatja Seibt und Mirko Roggenbock © Patrick C. Klopf

Tatja Seibt und Mirko Roggenbock © Patrick C. Klopf

Hello Mother, Goodbye Son! – Neue Bühne Villach – Die Premiere von Joshua Sobols Stück über die Psychologin Alice Miller wird zu einer großartigen Erinnerungsarbeit

Villach, 7. Februar 2020. Manchmal meint man, der Theatergott müsse gewürfelt haben. Da trifft Israels bekanntester lebender Dramatiker auf eine Grande Dame deutschsprachigen TV- und Bühnenschauspiels in der größten Nicht-Landeshauptstadt Österreichs, um auf einer winzigen Off-Studiobühne, die mangels Alternativen als das dortige Stadttheater dient, eine Uraufführung zu feiern. Das ist schon merkwürdig.

Stars in Kärnten

Die Stadt ist Villach (62.000 Einw.), das Theater die Neue Bühne mit etwa 80 Plätzen, verteilt auf fünf Sitzreihen (im Foyer läuft schon die Werbung für die nächste Boulevardkomödie). Die Schauspielerin ist Tatja Seibt, Jahrgang 1944, eine viel herumgekommene Allesspielerin vom Format einer Angela Winkler, nur weniger berühmt. Und der Autor ist der auch schon betagte Joshua Sobol, Experte für dramatische Biografien und in Österreich bekannt, weil ihn Paulus Manker nach Groß-Erfolg mit Weiningers Nacht auch als Gebrauchstexter für theatrale Großprojekte wie "Alma" und "Falco" buchte.

Sobols neues Stück "Hello Mother, Goodbye Son!" ist das Gegenteil von größenwahnsinnig, es ist ein Kammerspiel für zwei. Dem Genre Biografie bleibt Sobol treu: Wir begegnen der Autorin von "Das Drama des begabten Kindes", der Psychologin Alice Miller (1923 bis 2010), auf ihrem Sterbebett, nun ja, Sterbesessel, neben ihr ein Tropf mit tödlicher Infusion, die sie nach Belieben selbst starten kann. Alles auf der breiten Bühne ist klinisch weiß, die Kostüme grau. Raum und Inszenierung der Regisseurin Christine Wipplinger erzählen Seelenkrankheit. Ein braver Live-Musiker begleitet, meist unbeleuchtet, auf zwei verschiedenen Blasinstrumenten.

Rückblenden in ein schwieriges Leben

Miller beschrieb in ihrem Bestseller den Kindern eigenen Narzissmus und empfahl Müttern, diesen zu fördern. Bei ihrem eigenen Sohn Martin scheint sie das nicht so gut hingekriegt zu haben. Er, selbst Psychologe, veröffentlichte nach ihrem Tod keine Abrechnung, aber eine Kritik an der Vorgangsweise seiner Mutter und eine Beschreibung ihres Lebens. Auf diesem Buch beruht Sobols Stück, das damit beginnt, dass Martin und seine Mutter sich vor deren Freitod aussprechen wollen. Von diesem Rahmen ausgehend fallen Schlaglichter auf Alice’ bewegte Vergangenheit: Die Warschauer Jüdin geriet einem gewalttätigen Polen in die Hände, der sie vor der Gestapo versteckt hielt. Nach ihrer Flucht in die Schweiz spürte er sie dort auf, sie heirateten.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Kärnten, Psychologie, Biografie

OH SOLITUDE! – Nachtkritik von den Wiener Festwochen

February 7, 2020 Martin Pesl
Sehnsucht in Primärfarben © Nurith Wagner Strauss

Sehnsucht in Primärfarben © Nurith Wagner Strauss

Narziss und Echo – Wiener Festwochen – David Marton und sein Team erzählen Ovids Metamorphose als Auftakt ihrer "Road Opera"-Produktionen

Wien, 14. Juni 2019. Der Anfang folgt dem Titel der Festwochen-Frühabendpremiere: missing people. Während allmählich das Saallicht gedimmt wird, weht Operngesang von irgendwoher, brandet im Hintergrund ein leises Wummern auf, klimpert ein Glockenspiel. Wenn dann noch langsamer ein paar Deckenlampen und Neonröhren angehen, ist Zeit, das verspielte Bühnenbild von Christian Friedländer zu studieren: Drei ganze und zwei halbe Kuben sind da, die Drehtüren darin mit transparenten Farbfolien bespannt. Sie bergen kleine Universen: einen Dschungel aus Topfpflanzen etwa, einen traurigen Souvenirshop, in dem sogar der Postkartenständer leer ist, einen Einkaufswagen, in den ein ganzes Obdachlosenleben passt. Die fünf Menschen, einer für jede Kabine, tauchen erst auf, wenn Klang und Bild voll zur Geltung gekommen sind.

Auf Latein

Es ist dies der erste Abend von David Marton und seinen Wegbegleiter*innen unter dem Label "Road Opera". Der aus Ungarn stammende Regisseur kommt aus der Marthaler-Schule. An den Münchner Kammerspielen gestaltete er neben etlichen Inszenierungen die musikalische Late-Night-Schiene "Sleepwalkers Improvisation Club". Mit den dort regelmäßig vereinten Improvisateur*innen will er fortan ganz offiziell und in freien Arbeitszusammenhängen Abende entwickeln. Das erste Exemplar "Narziss und Echo" ist eine Produktion des Théâtre Vidy-Lausanne, feierte seine Uraufführung aber im Rahmen der Wiener Festwochen in der Halle G im Museumsquartier.

Neben dem Bühnenbild stand dabei nur Text aus Ovids "Metamorphosen" von Anfang an fest. Im passend nerdigen Pollunder, mit Brille und Dreitagebart kommt es dem Pianisten Michael Wilhelmi zu, die ersten Worte der Geschichte von Narziss und Echo zu rezitieren – auf Latein. Andere Kolleg*innen werden später nach Belieben deutsch, englisch oder französisch weitererzählen, Übertitel schaffen Klarheit.

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In Autor Tags Theater, Musik, Nachtkritik, Kritik, Wiener Festwochen
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