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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WIEDERGELESEN: ZU GUT, UM FRAU ZU SEIN – Klassikerrezension in der Buchkultur 222

October 15, 2025 Martin Pesl

George Sand und ihr unerhörter Bildungsroman: Ist „Nanon“ Kanon? Nicht so wirklich. Dennoch hat Elisabeth Edl den letzten Roman George Sands über eine Bäuerin in der Französischen Revolution neu übersetzt und herausgegeben.

Dass George Sand eine Frau war, das hatte sich schon herumgesprochen, als Ende Dezember 1872 ihr Roman „Nanon“ erschien. Zu Beginn ihrer Karriere hatte sie die Öffentlichkeit lange rätseln lassen, wer wohl hinter dem Pseudonym steckte. Ein Mann musste es sein, darauf einigten sich die meisten, wo die Texte doch so gut geschrieben waren. Dass häufig eine weibliche Figur im Zentrum stand, deutete einfach auf sein besonderes Einfühlungsvermögen hin.

Auch „Nanon“ schrieb Sand aus der Perspektive einer Frau. Nach ihr benannte sie den Roman auch, dem sie zuerst den Titel „Die erfolgreiche Bäuerin“, später „Die Marquise“ geben wollte. Die Ich-Erzählerin rahmt und kommentiert ihren Bericht selbst auf der Metaebene: 75-jährig schreibt diese Nanette de Franqueville im Jahr 1850 ihre Lebenserinnerungen nieder, nicht in literarischer Absicht, sondern für Kinder und Enkel. Besonders geht es darum, wie sie heranwachsend die Französische Revolution erlebte – oder gerade eben nicht erlebte, denn am Land unter Analphabeten, entmachteten Geistlichen und nur noch rein theoretisch Adeligen kommen die historischen Geschehnisse erst verspätet an und werden nicht so richtig verstanden.

Dessen ungeachtet legt Nanon einen erstaunlichen sozialen Aufstieg hin. Anfangs ist sie eine verwaiste Leibeigene mit bäuerlichem Hintergrund, ein Schaf ihr ein und alles. Die Bekanntschaft mit dem als Zögling in die ortseigene Abtei abgeschobenen Marquis-Sohn Émilien entfacht ihren Lernwillen. Sie eignet sich das Lesen und Schreiben an und pflegt einen gewissen Geschäftssinn, der sie im Zuge der Revolution zu einer allseits beliebten, wohlhabenden Unternehmerin macht. Eine weitere Entwicklung Nanons mutet aus heutiger Sicht geradezu grotesk an: Sie braucht sehr, sehr lange, bis sie akzeptiert, dass der von ihr abgöttisch verehrte Émilien sie trotz des Standesunterschieds heiraten will.

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In Autor Tags Buchkultur, Frankreich, Rezension

DRAGHISCH STATT TRAGISCH – Romanrezension in der Buchkultur 222

October 14, 2025 Martin Pesl

Nach „GRM“ und „RCE“ offenbart Sibylle Bergs jetzt ihre schöne neue Welt.

Von Politiker:innen wird ja gar nicht mehr erwartet, dass sie ihre Versprechen halten. Obwohl Sibylle Berg seit dem Vorjahr auch in Politik macht – sie sitzt für „Die Partei“ im EU-Parlament –, liefert sie als Schriftstellerin konsequent. In ihren Bestsellern „GRM. Brainfuck“ und „RCE #RemoteCodeExecution“ schildert Berg voller Verachtung ein übersexualisiertes, verkommenes, elendes Europa, das eine Gruppe von technisch begabten und dennoch gemeinwohlorientierten Nerds am Ende des zweiten Bandes aus den Angeln hebt. Was erwarten wir also von Teil drei? Die schöne neue Welt, die Glück und Zufriedenheit schafft. Und genau die legt die Autorin in „PNR: La bella vita“ in aller Breite dar, mit etlichen Seitenhieben auf das Früher des Romans, also unsere tragisch unrevolutionierte Gegenwart.

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In Autor Tags Buchkultur, Rezension

O BROTHER, WHERE ART THOU? – Romanrezension in der Buchkultur 222

October 13, 2025 Martin Pesl

Édouard Louis schreibt über seinen verstorbenen Bruder.

Mit kaum 22 Jahren erlangte Édouard Louis einen Welterfolg, als er in „Das Ende von Eddy“ schonungslos seine Kindheit und Jugend in einem queerfeindlichen, rassistischen Milieu aufarbeitete. Sein Halbbruder, das erfahren wir in Louis’ neuestem autofiktionalen Werk, drohte nach der Veröffentlichung, mit einem Baseballschlager nach Paris zu kommen und ihn totzuschlagen. Louis zog sicherheitshalber für ein paar Tage ins Hotel.

„Der Absturz“ ist gänzlich dem namentlich nie genannten Bruder gewidmet. Als dieser 38-jährig stirbt, hat der Erzähler ihn seit neun Jahren nicht gesehen. Nun plagt ihn – vor allem wegen der gemeinsamen Mutter – das Gewissen, obwohl er den Bruder, einen hoffnungslosen Alkoholiker, nie geliebt hatte. Er ruft dessen Ex-Freundinnen durch, stellt ihnen und sich Fragen. Warum etwa schien der Bruder Schwule noch aggressiver zu hassen, als das soziale Umfeld es ohnehin nahelegte?

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In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Frankreich

„ICH HATTE SOLCHE EHRFURCHT, DASS NIE ETWAS GEPASST HAT“ – Interview mit Leon Engler auf buchkultur.net

August 25, 2025 Martin Pesl

© Martin Thomas Pesl

Ein Roman voller Sätze, die ein ganzes Leben auf den Punkt zu bringen scheinen: »Botanik des Wahnsinns« heißt der Debütroman von Leon Engler.

Über 400 Fassungen gab es in fünf Jahren, das Endprodukt hat sogar die große Siri Hustvedt zu einem Blurb bewegt: Martin Thomas Pesl hat Leon Engler vorab der Veröffentlichung von »Botanik des Wahnsinns« zum Gespräch in Wien getroffen.

—

Buchkultur: Leon Engler, wir sind hier im Café Jelinek in Wien-Mariahilf. Ihrem Stammcafé?

Leon Engler: Es war eines. Ich habe um die Ecke gewohnt und war fast jeden Tag hier. Ich kenne die Kellner auch noch sehr gut – aber sie mich nicht.

Jetzt wohnen Sie nicht mehr in Wien?

Leider nein, sondern in Berlin. Da mache ich noch die Ausbildung zum Psychotherapeuten fertig. Ich habe aber schon beim österreichischen Sozialministerium angefragt, ob sie mich hier arbeiten lassen. Das entscheiden die aber erst, wenn ich in Deutschland die Approbation habe. Vielleicht muss ich noch Prüfungen nachholen.

Wenn Sie fertig sind, möchten Sie dann mehr schreibender Therapeut oder therapierender Autor sein?

Am liebsten 55 % Autor, 45 % Psychotherapie. So mache ich es gerade auch. Ich sehe an zweieinhalb Tagen die Woche schon Patienten. Den Rest schreibe ich. Das war immer mein Traum, jetzt hat es tatsächlich einigermaßen geklappt.

Gerade bei diesem Buch wäre es verlogen, nicht nach dem autobiografischen Kontext zu fragen. Der Protagonist heißt Leon, auch wenn das nur einmal in Form eines umgedrehten »Noel« zugegeben wird. Soll man als Leser/in denken, dass Sie mit Ihrer Erzählerfigur ident sind?

Es ist nicht autobiografisch, sondern autofiktional. Im ersten Kapitel steht ein Zitat von Siri Hustvedt, wonach Erinnerungsvermögen und Vorstellungskraft nicht voneinander zu trennen sind. Das ist Programm. Auch von Flaubert gibt es ein schönes Zitat: »Alles, was erfunden ist, ist wahr. Die Bovary leidet gerade in zwanzig Dörfern Frankreichs.« Und ich denke, die Familie, von der ich schreibe, leidet in zwanzig Städten Deutschlands und Österreichs. Natürlich ist mir auch unangenehm, dass das so ein autofiktionales Debüt ist. Das wollte ich eigentlich überhaupt nicht. Sonst habe ich immer Sachen geschrieben, die ganz weit weg von mir waren, zum Beispiel über einen Typen, der in den Outskirts von Moskau eine Mars-Simulation mitmacht und dann in sein altes Leben zurückkommt. Das waren Theatertexte, Kurzgeschichten. Deshalb ist es seltsam, dass mein erster Roman diese Realitätsanleihen hat. Die Hoffnung ist, dass sich in dem Persönlichen auch etwas Allgemeines spiegelt. Gleichzeitig gehört es zur Psychotherapie-Ausbildung auch dazu, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Der Satz steht auch im Buch: »Bevor du die Geschichte von anderen verlangst, musst du dich mit deiner eigenen konfrontieren.«

Sie sind zwar ein eher später Romandebütant, hatten Ihre erste Veröffentlichung als Theaterautor aber schon mit 22. Dennoch sagt Ihr Erzähler Sätze wie »Schriftsteller sind eine Hochrisikogruppe. Ich will nichts mit ihnen zu tun haben.« Oder in Bezug auf den Vater: »Schlosser schreiben in der Regel keine Autobiografien.« Sind Sie komplett von außerhalb in die Literatur hineingerutscht?

In der Tat gab es bei uns zu Hause keine Bücher, höchstens die Gesamtkollektion der »Lustigen Taschenbücher«. Als ich 16 war, hatte ich eine 20-jährige Freundin, die las die ganze Zeit und strich sich in den Büchern Sachen an. Sie wusste nicht, dass ich so viel jünger war, und um nicht dumm und unbelesen zu wirken, begann ich, die Bücher, die sie las, in der Bibliothek auszuleihen. So hat es bei mir angefangen.

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In Autor Tags Buchkultur, Interview, Literatur, Wien, Theater
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