Kušejs Münchner „Don Karlos“ ist in Wien
Als Regisseur am Burgtheater erlangte Martin Kušej mit monumentalen, aufregenden Inszenierungen Ruhm. Unvergesslich rockte etwa sein „König Ottokar“ 2005 die große Bühne. In seinen Jahren als Direktor des Münchner Residenztheaters hat sich sein Stil gewandelt. Das macht Kušej nun erneut mit „Don Karlos“ von Friedrich Schiller deutlich. Seine Inszenierung aus 2018 hat er in seiner neuen Funktion als Burgtheater-Direktor mit einigen Umbesetzungen aus München übernommen. Das politisch aufgeladene Liebesviereck zwischen Spanierkönig Philipp II., seinem Sohn, der jungen Königin und ihrer Hofdame erhält im Bühnenbild von Annette Murschetz und im Lichtdesign von Tobias Löffler eine Graphic-Novel-Ästhetik. Oft sind nur Teile der Bühne ausgeleuchtet, verschwörerische Figuren suchen eher den Schatten als den Lichtkegel. Insgesamt regiert kammerspielartiger Minimalismus, den Effekte wie ein Wasserloch oder Feuer punktuell durchbrechen.
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