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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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„JEDER HAT SEINE EIGENEN ZUFÄLLE“ – Interview mit Federico León im Falter 24/19

June 11, 2019 Martin Pesl
Federico León beim Kunstenfestivaldesarts in Brüssel © Martin Thomas Pesl

Federico León beim Kunstenfestivaldesarts in Brüssel © Martin Thomas Pesl

Der Regisseur Federico León über sein neues Stück, Zufälle und ein spezielles Wiener Talent

Ein Raum mit verschiedenen Stationen. Männer spielen Kirtagsspiele, eine alte Frau bewacht einen Kühlschrank, aus dem ein kleines Mädchen trotzdem Käse spielt. Lauter scheinbar willkürliche Aktionen, die irgendwie zusammengehören. Aber wie? Es ist ein bisschen, als streife das Publikum durch einen wirren, aber inspirierenden Traum. Das neue Stück des argentinischen Theatermachers Federico León heißt „Yo escribo. Vos dibujás.“ („Ich schreibe. Du zeichnest.“). Er tourt damit durch die Welt, castet aber in jeder Stadt neue Darstellerinnen und Darsteller. Ab Donnerstag gibt es die Wien-Version bei den Festwochen zu sehen. Im Rahmen der Aufführungen in Brüssel kam es zum Falter-Gespräch mit dem 1975 geborenen Regisseur.

Falter: Señor León, Sie casten für Ihr Stück „Yo escribo. Vos dibujás.“ in jeder Stadt ein neues Ensemble aus bestimmten Typen. Worauf achten Sie beim Casting?

Federico León: Manche müssen bestimmte Talente mitbringen: ein Saxofonist, ein Zeichner, ein Schachspieler. Bei anderen zählt ein gewisses Alter: ein kleines Mädchen, eine alte Frau. Einige Charaktere sind offener, die überlasse ich mehr dem Zufall. Ich glaube, für Profischauspieler ist es zu schwierig, hier mitzumachen. Man muss ich sehr auf eine einzige Sache konzentrieren, die man aber nach einem strengen Zeitplan durchführt, damit sie sich in den Rest einfügt. 

Ist Ihnen in Wien bei der Darstellersuche etwas Bestimmtes aufgefallen?

León: Wir suchen immer einen Saxofonisten, der gut Skateboard fahren kann. Das ist gar nicht so leicht. Der Darsteller hier in Brüssel kann es nur solala, es hat ihn schon ein paarmal geschmissen. In Wien haben wir gleich drei gefunden, die beides können.

Sind Sie ein bisschen wie David Copperfield? Die Mitwirkenden kennen nur die jeweils eigene Aufgabe, aber nicht den gesamten Trick?

León: Mir ist wichtig, dass alle alles verstehen. Wir führen vor den Proben sehr eingehende Gespräche. Obwohl alle ihre konkreten Aufgaben haben, sollen sie die nicht nur einfach ausführen, sondern genau wissen, was es mit dem großen Ganzen auf sich hat. In Buenos Aires haben wir neun Monate geprobt. Manche Tätigkeiten, wie das Schießen mit einem Punchingball, sind wie Zen-Praxis. Je öfter man repetitive Tätigkeiten ausübt, desto mehr stellt man fest, dass sie eben nicht immer gleich sind, sondern jedes Mal anders.

Mehr im Falter 24/19

In Autor Tags Falter, Theater, Wiener Festwochen, Interview

HALLO WIEN, GIBT'S HIER WLAN? – Kommentar zur Volkstheater-Intendanz auf Nachtkritik.de

June 7, 2019 Martin Pesl
© APA/Herbert Neubauer

© APA/Herbert Neubauer

Wien, 7. Juni 2019. Einmal passierte der Versprecher tatsächlich, und Kay Voges sagte "Volksbühne". Nachdem der 47-jährige angekündigt hatte, seine Intendanz am Schauspiel Dortmund über das Jahr 2020 hinaus nicht zu verlängern, weil er nach einer größeren Stadt, einem größeren Haus strebe, hatten ihn die deutschen Feuilletons eher dort avisiert, in Berlin an der Volksbühne.

Dass es auch das Volkstheater werden könnte, hatte irgendwie niemand auf dem Schirm. Dabei geht es sich, wie wir in Wien sagen, perfekt aus: Die kommende Spielzeit wird die letzte der aktuellen Intendantin Anna Badora sein. Und da es mit der Bestellung für ihre Nachfolge nun wirklich sehr, sehr knapp wurde, war es ganz praktisch, jemanden zu finden, der eh Zeit hat und nicht Hals über Kopf aus einem bestehenden Vertrag aussteigen muss.

Lustvolle Österreicher*innen

Am heutigen Freitagmorgen stellte sich Kay Voges bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus vor. Dass sein Name schon am Vorabend durchgesickert und zunächst auf der Website des Magazins "News" veröffentlicht worden war, führte am Ende des Termins zu einem recht peinlichen Detektivspiel eines Kultur-/Tratschjournalisten und einem viel zu langen Geplänkel mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, wer die Information geleakt haben könnte. Kay Voges blickte nachdenklich vor sich hin und fragte sich womöglich zum ersten Mal, wo er da nur hineingeraten war?

Im Burgtheater fand parallel zur Pressekonferenz die Bauprobe für Voges' Inszenierung "Dies Irae" statt, die dort laut gestern veröffentlichtem Spielzeitheft noch diesen Winter Premiere haben wird. Es wird bis auf weiteres seine einzige dort bleiben, obwohl sein langjähriger Wegbegleiter Alexander Kerlin unter Martin Kušej Dramaturg wird. Denn zumindest im ersten Jahr möchte Voges ganz für das Volkstheater da sein. Mit ihm im Leitungsteam werden auch seine Dortmunder Stellvertreterin Mirjam Beck und der Komponist Paul Wallfisch sein. Überhaupt, das ist eine Neuerung, soll es sehr musikalisch werden am Volkstheater. Außerdem wolle er "lustvolle österreichische Autor*innen" zeigen, er sei ein großer Fan von Jelinek, Schwab und Bernhard.

Technischer Fortschritt

Nachdem er verraten hatte, erst vor zweieinhalb Wochen von der Jury angerufen und zur Bewerbung aufgefordert worden zu sein, verlas Voges ein vorbereitetes Statement zum Theater als Ort für alle, ein Bekenntnis zum Ensembletheater. Er versuchte es mit Charme, als er zugab, das Volkstheater sei noch schöner als das Schauspielhaus Hamburg, und sich selbst demütig als "Piefke" bezeichnete, der nun in aller Ruhe die Stadt, das Theater, die Gewerke und das Ensemble kennenlerne wolle. Eigentlich sollte es nicht überraschen, dass Voges vorhat, einige Schauspieler*innen zu behalten – "um das Ensemble zu vergrößern und mit weniger Gästen zu arbeiten", wie er sagte. De facto verblüfft es aber, herrscht doch im Haus seit einem Jahr allgemeine Endzeitstimmung.

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In Autor Tags Nachtkritik, Kommentar, Theater, Kulturpolitik

PAPIERENE FARCE – Kritik von den Wiener Festwochen in der Wiener Zeitung

June 6, 2019 Martin Pesl
© Mehrdad Motejalli

© Mehrdad Motejalli

Sorour Darabi zeigt eben keine Performance zur Gender-Diskussion.

Nachdem sich Sorour Darabi mit seinem neuesten Performance-Solo "Savušun" bei den Wiener Festwochen vorgestellt hatte, war das Interesse auf die Vorgängerarbeit "Farci.e" geweckt - auch sie ist im Hamakom-Theater zu sehen. Darabi, aus dem Iran stammend und in Paris lebend, identifiziert sich nicht eindeutig mit einem Geschlecht und war daher laut Ankündigungstext überfordert mit den Tücken der französischen Sprache. Diese kennt, wie ja auch das Deutsche, aber eben anders als Farsi, ein grammatikalisches Geschlecht. Eine interessante Ausgangsposition. Intellektuelle Identitäts- und Sprachgedankenspiele wurden erwartet.

Aber nein. Abgesehen von kurzen kecken Grußworten erklingt keine einzige dieser Sprachen. Alles an Text liegt lediglich auf einen Packen DIN-A4-Blätter gedruckt vor. Dieser wartet auf einem weißen Tisch wie auf eine Lecture, einige Sätze sind mit etwas angestrichen, was nach blauem Textmarker aussieht. Ungeschickt provozierte Unfälle mit Wasserflaschen machen daraus bald schon klebrigen Papiergatsch, den Darabi daraufhin kokett abschleckt, wiederkäut, verspeist.

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In Autor Tags Wiener Festwochen, Wiener Zeitung, Performance, Kritik, Iran

„TAKE IT OR LEAVE IT“ – Interview mit Béla Tarr im Falter 23/19

June 4, 2019 Martin Pesl
© Béla Tarr

© Béla Tarr

Der große Avantgarde-Filmer Béla Tarr realisiert bei den Festwochen ein Projekt mit Wiener Obdachlosen. Ein Gespräch über Wiederholungen im Leben, seine Heimat Ungarn und darüber, ob man Film lehren kann

Wäre die Welt einer seiner Schwarz-Weiß-Filme, Béla Tarr würde glatt darin verschwinden. Vor seinem Hotel in der Josefstadt steht der ungarische Regisseur klein, grau, gezeichnet und müde und sagt: „Ich rauche hier jetzt noch zwei Zigaretten, dann können wir anfangen.“

Avantgarde-Kenner verehren Tarr als einen der prägendsten Regisseure der Kinogeschichte. Vor allem „Satanstango“ nach dem Roman von László Krasznahorkai steht in zahlreichen Cineastenlisten weit oben. Der 1994 erschienene Film dauert sieben Stunden, hat aber nur etwa 150 Einstellungen. Er schildert den Verfall eines Dorfes in den letzten Jahren des ungarischen Kommunismus und galt lange als verschollen. 2007 kündigte Tarr an, sein nächster Film „Das Turiner Pferd“ werde sein letzter sein. Daran hielt er sich eisern. Umso sensationeller ist es, dass die Wiener Festwochen den stillen Star für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten. Das Projekt „Missing People“ wird in der Halle E im Museumsquartier mit Obdachlosen aus Wien erarbeitet und dort auch als Installation mit Bewegtbild und Live-Musik gezeigt.

Der Falter trifft Béla Tarr schon im März im Zuge seiner Castings für das Projekt. Trotz seiner erst 64 Jahre hat der gesundheitlich angeschlagene Mann die Aura eines alten Weisen. Durch den Interviewer auf Ungarisch ehrfürchtig gesiezt, beharrt Tarr in seinen Antworten auf dem Du. Seine Stimme ist sonor und sanft. Wenn er über das Schicksal der Obdachlosen spricht, wird er leise wie bei einer Meditation. 

Herr Tarr, was hat Sie zu dieser Filminstallation mit Wiener Obdachlosen inspiriert?

Tarr: Einmal die Architektur der Halle E. Das Zweite war, dass am Tag meiner Ankunft in Wien ein ungarisches Gesetz in Kraft trat, wonach Obdachlose, die auf der Straße leben, ins Gefängnis gesteckt werden dürfen wie Verbrecher. Am selben Tag hat die Bürgermeisterin von Paris angekündigt, dass sie für die Wintersaison das Rathaus für Obdachlose öffnet.

Wien liegt ja zwischen Ungarn und Paris und wurde jüngst wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt ernannt. Welche Rolle spielt die Stadt in Ihrem Projekt?

Tarr: Ich muss sagen, dass ich Wien nicht kenne. Was ich kenne, ist das Wien der Obdachlosen. Was ich kenne, sind der Gürtel und die Außenbezirke. Ansonsten komme ich abends ins Hotel, esse, schlafe. In der Früh geht es dann wieder los. Aber eines ist sicher: Diese ganze Sache ist viel schwieriger, als ich je gedacht hätte. Ganz anders als einfach einen Film zu machen. Man wird auf ganz existenzielle Dinge aufmerksam. Man ist ja nicht gefühllos, und solche Menschenleben zu sehen, das laugt einen geistig völlig aus. 

Wie lief das Casting?

Tarr: Ich versuche, die Menschen kennenzulernen. Denn jeder Mensch ist anders. Jeder spricht eine andere Sprache, hat eine andere Kultur und Lebensgeschichte. Das Endergebnis ist gleich, aber auf die verschiedenen Wege dorthin muss ich mich einlassen. Ich habe ein einigermaßen umfassendes Gesamtbild des Projekts. Das versuche ich jetzt in eine Dramaturgie, in eine sehr lose Form zu packen. Das wird ja kein Film, den wir projizieren. Das werden Bruchstücke, Stimmungen, menschliche Gesichter.

Es gibt also keine Handlung?

Tarr: Nein, so wie es auch im Leben dieser Menschen keine Handlung gibt. Ich sage ja immer: Eine Story führt uns nur an der Nase herum, denn sie spiegelt uns vor, dass irgendetwas passiert. Diese Menschen haben so eine Starre, die mir manchmal einen Stich in die Brust versetzt. Sie bewegen sich von der nächtlichen Unterkunft, wo sie zwischen 18 Uhr und 7 Uhr bleiben können, an eine Tagesstätte, wo sie sich aufwärmen. Die wird aber um 15 Uhr zugesperrt. Dann gehen sie ein bisschen betteln, die Mutigeren stehlen oder tun etwas dergleichen, was natürlich gesetzeswidrig ist. Dieser Kreislauf ist die ganze Bewegung.

Und die Menschen rechnen auch gar nicht mehr damit, aus diesem Kreislauf auszubrechen?

Tarr: Für manchen ist der große Traum, Straßenkehrer zu sein. Davon kann er sich aber noch lange keine Wohnung leisten, höchstens Zigaretten und was zu trinken. Einige von ihnen leben seit acht Jahren auf der Straße und tragen ihr ganzes Leben mit sich herum.

Mehr im Falter 23/19

In Autor Tags Interview, Falter, Film, Kunst, Wiener Festwochen, Ungarn, Ungarisch
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