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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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PAPIERENE FARCE – Kritik von den Wiener Festwochen in der Wiener Zeitung

June 6, 2019 Martin Pesl
© Mehrdad Motejalli

© Mehrdad Motejalli

Sorour Darabi zeigt eben keine Performance zur Gender-Diskussion.

Nachdem sich Sorour Darabi mit seinem neuesten Performance-Solo "Savušun" bei den Wiener Festwochen vorgestellt hatte, war das Interesse auf die Vorgängerarbeit "Farci.e" geweckt - auch sie ist im Hamakom-Theater zu sehen. Darabi, aus dem Iran stammend und in Paris lebend, identifiziert sich nicht eindeutig mit einem Geschlecht und war daher laut Ankündigungstext überfordert mit den Tücken der französischen Sprache. Diese kennt, wie ja auch das Deutsche, aber eben anders als Farsi, ein grammatikalisches Geschlecht. Eine interessante Ausgangsposition. Intellektuelle Identitäts- und Sprachgedankenspiele wurden erwartet.

Aber nein. Abgesehen von kurzen kecken Grußworten erklingt keine einzige dieser Sprachen. Alles an Text liegt lediglich auf einen Packen DIN-A4-Blätter gedruckt vor. Dieser wartet auf einem weißen Tisch wie auf eine Lecture, einige Sätze sind mit etwas angestrichen, was nach blauem Textmarker aussieht. Ungeschickt provozierte Unfälle mit Wasserflaschen machen daraus bald schon klebrigen Papiergatsch, den Darabi daraufhin kokett abschleckt, wiederkäut, verspeist.

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In Autor Tags Wiener Festwochen, Wiener Zeitung, Performance, Kritik, Iran

„TAKE IT OR LEAVE IT“ – Interview mit Béla Tarr im Falter 23/19

June 4, 2019 Martin Pesl
© Béla Tarr

© Béla Tarr

Der große Avantgarde-Filmer Béla Tarr realisiert bei den Festwochen ein Projekt mit Wiener Obdachlosen. Ein Gespräch über Wiederholungen im Leben, seine Heimat Ungarn und darüber, ob man Film lehren kann

Wäre die Welt einer seiner Schwarz-Weiß-Filme, Béla Tarr würde glatt darin verschwinden. Vor seinem Hotel in der Josefstadt steht der ungarische Regisseur klein, grau, gezeichnet und müde und sagt: „Ich rauche hier jetzt noch zwei Zigaretten, dann können wir anfangen.“

Avantgarde-Kenner verehren Tarr als einen der prägendsten Regisseure der Kinogeschichte. Vor allem „Satanstango“ nach dem Roman von László Krasznahorkai steht in zahlreichen Cineastenlisten weit oben. Der 1994 erschienene Film dauert sieben Stunden, hat aber nur etwa 150 Einstellungen. Er schildert den Verfall eines Dorfes in den letzten Jahren des ungarischen Kommunismus und galt lange als verschollen. 2007 kündigte Tarr an, sein nächster Film „Das Turiner Pferd“ werde sein letzter sein. Daran hielt er sich eisern. Umso sensationeller ist es, dass die Wiener Festwochen den stillen Star für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten. Das Projekt „Missing People“ wird in der Halle E im Museumsquartier mit Obdachlosen aus Wien erarbeitet und dort auch als Installation mit Bewegtbild und Live-Musik gezeigt.

Der Falter trifft Béla Tarr schon im März im Zuge seiner Castings für das Projekt. Trotz seiner erst 64 Jahre hat der gesundheitlich angeschlagene Mann die Aura eines alten Weisen. Durch den Interviewer auf Ungarisch ehrfürchtig gesiezt, beharrt Tarr in seinen Antworten auf dem Du. Seine Stimme ist sonor und sanft. Wenn er über das Schicksal der Obdachlosen spricht, wird er leise wie bei einer Meditation. 

Herr Tarr, was hat Sie zu dieser Filminstallation mit Wiener Obdachlosen inspiriert?

Tarr: Einmal die Architektur der Halle E. Das Zweite war, dass am Tag meiner Ankunft in Wien ein ungarisches Gesetz in Kraft trat, wonach Obdachlose, die auf der Straße leben, ins Gefängnis gesteckt werden dürfen wie Verbrecher. Am selben Tag hat die Bürgermeisterin von Paris angekündigt, dass sie für die Wintersaison das Rathaus für Obdachlose öffnet.

Wien liegt ja zwischen Ungarn und Paris und wurde jüngst wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt ernannt. Welche Rolle spielt die Stadt in Ihrem Projekt?

Tarr: Ich muss sagen, dass ich Wien nicht kenne. Was ich kenne, ist das Wien der Obdachlosen. Was ich kenne, sind der Gürtel und die Außenbezirke. Ansonsten komme ich abends ins Hotel, esse, schlafe. In der Früh geht es dann wieder los. Aber eines ist sicher: Diese ganze Sache ist viel schwieriger, als ich je gedacht hätte. Ganz anders als einfach einen Film zu machen. Man wird auf ganz existenzielle Dinge aufmerksam. Man ist ja nicht gefühllos, und solche Menschenleben zu sehen, das laugt einen geistig völlig aus. 

Wie lief das Casting?

Tarr: Ich versuche, die Menschen kennenzulernen. Denn jeder Mensch ist anders. Jeder spricht eine andere Sprache, hat eine andere Kultur und Lebensgeschichte. Das Endergebnis ist gleich, aber auf die verschiedenen Wege dorthin muss ich mich einlassen. Ich habe ein einigermaßen umfassendes Gesamtbild des Projekts. Das versuche ich jetzt in eine Dramaturgie, in eine sehr lose Form zu packen. Das wird ja kein Film, den wir projizieren. Das werden Bruchstücke, Stimmungen, menschliche Gesichter.

Es gibt also keine Handlung?

Tarr: Nein, so wie es auch im Leben dieser Menschen keine Handlung gibt. Ich sage ja immer: Eine Story führt uns nur an der Nase herum, denn sie spiegelt uns vor, dass irgendetwas passiert. Diese Menschen haben so eine Starre, die mir manchmal einen Stich in die Brust versetzt. Sie bewegen sich von der nächtlichen Unterkunft, wo sie zwischen 18 Uhr und 7 Uhr bleiben können, an eine Tagesstätte, wo sie sich aufwärmen. Die wird aber um 15 Uhr zugesperrt. Dann gehen sie ein bisschen betteln, die Mutigeren stehlen oder tun etwas dergleichen, was natürlich gesetzeswidrig ist. Dieser Kreislauf ist die ganze Bewegung.

Und die Menschen rechnen auch gar nicht mehr damit, aus diesem Kreislauf auszubrechen?

Tarr: Für manchen ist der große Traum, Straßenkehrer zu sein. Davon kann er sich aber noch lange keine Wohnung leisten, höchstens Zigaretten und was zu trinken. Einige von ihnen leben seit acht Jahren auf der Straße und tragen ihr ganzes Leben mit sich herum.

Mehr im Falter 23/19

In Autor Tags Interview, Falter, Film, Kunst, Wiener Festwochen, Ungarn, Ungarisch

SOLO FÜR EINEN KÖRPER – Kritik von den Wiener Festwochen in der Wiener Zeitung

June 4, 2019 Martin Pesl
© Otto Zinsou

© Otto Zinsou

„Savušun“ bei den Wiener Festwochen: Sorour Darabi mit einem präislamischen Ritual

Ein leerer Raum, von hinten mit Scheinwerfern beleuchtet, die fast ein bisschen die erste Reihe im Hamakom-Theater blenden. Sorour Darabi kommt herein, verletzlich in eine Decke gehüllt und mit kindlicher Stimme auf Farsi (vermutlich) das Publikum zum Ritual „Savušun“ begrüßend. Der Begriff, so der Programmzettel, bezeichnet eine präislamische Zeremonie, bei der ein ganz bestimmter mythischer Prinz betrauert wird. Darabi nutzt die kulturelle Referenz für Rituelles im Zusammenhang mit der eigenen Körperlichkeit und Identität. 

Die non-binäre Künstlerpersönlichkeit zeigt im Rahmen des Iran-Schwerpunkts der diesjährigen Wiener Festwochen eine aktuelle Arbeit mit dem Titel „Savušun“. Sobald die Decke Darabis nackten Oberkörper freigibt, starrt das Publikum unweigerlich auf die Kombination aus starker Körperbehaarung und Brustansatz, sodass die Provokation der im Stile eines Sprengstoffgürtels umgeschnallten Wachskerzen nahezu untergeht

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In Autor Tags Performance, Wiener Zeitung, Wiener Festwochen, Kritik

KONZERT MIT SCHAUSPIELBEGLEITUNG – Kritik aus dem Landestheater Niederösterreich im Falter 21/19

June 4, 2019 Martin Pesl
© Alexi Pelikanos

© Alexi Pelikanos

Alia Luque kombiniert Sophokles’ antiken Tragödienstoff mit avantgardistischer Klavierkunst

Diese Kritik von Johannes Gaisfuss, Petra Kriechenbauer, Tanja Stadler, Sabrina Waldbauer und Sabrina Weinzettl entstand im Club der KritikerInnen am Landestheater Niederösterreich unter der Leitung von Martin Pesl

Nebel und Rauch. Nur ein Klavier auf der Bühne. Die katalonische Regisseurin Alia Luque setzt auf Reduktion, wenn sie mit „Ödipus“ und „Antigone“ zwei große sophokleische Tragödien um Schuld, Macht und Untergang kombiniert. In den Versionen von Heiner Müller und Bertolt Brecht begegnen uns die beiden Herrscher nicht als Opfer missgünstiger Götter oder gar des Schicksals: Ihr Untergang ist selbstverschuldet. 

Anfangs ist nur die Musik des Klaviers zu vernehmen, alle Charaktere sitzen oder liegen auf der sich dauerhaft drehenden Bühne (Ausstattung: Christoph Rufer). Fast schon starr erscheinen die in Gold gekleideten und von einem immer heller werdenden Scheinwerfer beleuchteten Akteure. Das zentrale Element ist der Flügel, der virtuos von der bekannten Jazzpianistin Johanna Borchert bespielt wird. Sie improvisiert, spielt auf Tasten, zupft an den Saiten, klopft an den Rahmen und begleitet die Schauspieler ununterbrochen. Das sechsköpfige Ensemble übernimmt mit minimaler Gestik und dezenter Mimik teilweise Doppelrollen, jeweils differenziert durch eine Leuchtschrift über der Bühne. 

Mehr im Falter 21/20

In Sprecher Tags Niederösterreich, Theater, Kritik, Workshop, Falter
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