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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WEBERIN IHRES INNEREN – Kritik vom Kunstenfestivaldesarts im Falter 20/19

May 16, 2019 Martin Pesl
Mette Edvardsen umkreist bodennah das Genre der Oper © Werner Strouven

Mette Edvardsen umkreist bodennah das Genre der Oper © Werner Strouven

Mette Edvardsens Oper „Penelope Sleeps“ ist keine Oper, aber beglückt

Machen fachfremde Künstler Oper, runzeln eingefleischte Fans die Stirn. Mette Edvardsen hatte es aber eh nie so mit Genregrenzen. Bei den Festwochen zeigt die Norwegerin ihr Projekt „Time has fallen asleep in the afternoon sunshine“, bei dem Menschen Bücher auswendig lernen. Außerdem bringt sie mit dem Komponisten Matteo Fargion „eine Oper“ heraus. Beim Kunstenfestivaldesarts in Brüssel, wo „Penelope sleeps“ uraufgeführt wurde, war denn auch oftmals ein Schnauben in der intimen Ruhe des Raumes zu vernehmen. Das waren die Opernfreunde. 

Dabei singt Angela Hicks, neben Edvardsen und Fargion die Dritte auf der Bühne, eigens komponierte Arien, und das wunderschön. Was zur Oper fehlt, sind Kulissen und große Gesten. Das Publikum schart sich eingangs um drei auf dem Bühnenboden verteilte Menschen. Die längste Zeit liegen alle nur da. Irgendwann beginnt Edvardsen, in nüchternem Ton eine – durchaus launige – Geschichte zu erzählen, wie ihr Vater daran scheiterte, eine Spinne aus dem Gästezimmer zu entfernen. Langsam rappelt sich nun Musiker Fargion zu seinen Instrumenten auf, es folgt Hicks’ erste Arie über die Absurdität des Vergehens von Zeit, immer noch im Liegen. Im Laufe des Abends verändern sich die Positionen des Dreiergespanns, aber nicht sehr. 

Die titelgebende Penelope wartete 20 Jahre auf ihren Ehemann Odysseus, wies alle Freier ab und wob an einem Totentuch, das sie immer wieder auflöste. Edvardsen las sich in den Mythos ein, hat sich aber längst assoziativ davon entfernt. Nur einmal klingt er scheinbar eindeutig an, in einem Lied übers Weben: „I weave from inside of myself, how can I explain this to others?“ Doch einige Strophen später stellt sich heraus, dass es eigentlich von der schwedischen Textilkünstlerin Hannah Ryggen handelt. Ärgerlich? „I’m not sorry“, wiederholt eine der Arien immer wieder, das Augenzwinkern kann man sich dazudenken.

Mehr im Falter 19/20

In Autor Tags Oper, Festival, Wiener Festwochen, Performance, Falter, Kritik

WER HAT DAS GESCHRIEBEN?! – Nachtkritik aus dem Werk X

May 4, 2019 Martin Pesl
© Matthias Heschl

© Matthias Heschl

Je suis Fassbinder – Werk X Wien – Amina Gusner deeskaliert Falk Richters Tiraden

Wien, 3. Mai 2019. Es ist ein ungeschriebenes Bühnengesetz, Tausende Male eingehalten: Wenn in die Musik hinein jemand frustriert: "Aus! Aus! Aus!" ruft, dann tritt, mit kurzer Verzögerung, Stille ein. Wenn nicht, wie hier, dann ist das schier unerhört, dann muss das Theater aus den Fugen sein. Martin Hemmer kann noch so oft "Aus!" kommandieren, Andreas Dauböck spielt die begonnene Nummer zu Ende. Am Multiinstrumentalisten, der abseits der Bühne von heimeligen Lampenschirmen umgeben sicher hinter seinem Schlagzeug sitzt, verpufft die selbstbehauptete Autorität von Hemmers Figur Stan. Diese Autorität meint er zu haben, weil er hier so etwas wie der Autor/Regisseur ist, und mehr noch, weil er sich zu niemand geringerem als dem großen Rainer Werner erklärt hat: "Je suis Fassbinder".

Inspiration: "Deutschland im Herbst"

Wir erleben Falk Richters Stück ebendiesen Titels, das er unter dem Eindruck der Ereignisse in Köln an Silvester 2015/16 fürs Théâtre National de Strasbourg entwickelte (die Vornamen einiger dortiger Schauspieler*innen finden sich auch noch im Personenregister der deutschen Fassung). Seine wütenden Monologe zu Gegenwartspolitik und -gesellschaft verflicht Richter hier mit Streitgesprächen und Fassbinder-Zitaten. Inspirationsquelle, Dreh- und Angelpunkt ist der Moment im semidokumentarischen Film "Deutschland im Herbst" (1978), als der cholerische RWF seine Mutter Liselotte Eder dazu bringt, sich einen autoritären Herrscher zu wünschen, "der ganz gut ist und ganz lieb und artig".

Im Wiener Werk X inszeniert Amina Gusner die österreichische Erstaufführung. Die bisher Richter-unerfahrene Regisseurin geht den bei dessen Texten eher ungewohnten Weg der Entschleunigung, sozusagen einer Deeskalation auf der Richter-Skala. Die typischen Hineinsteigerungstiraden haben sie und Dramaturgin Hannah Lioba Egenolf reduziert, die meisten Politiker*innennamen gestrichen. In den Vordergrund tritt stattdessen die im Original eher sekundäre Theater-im-Theater-Ebene. So erzählt Gusner unverhofft eine höchst unterhaltsame Tragikomödie vom Kunstmachen in heutigen Krisenzeiten. Pollesch trifft "Der nackte Wahnsinn", aber in Moll und trotzdem lustig. 

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik

HOTEL STRINDBERG – Inszenierung von Simon Stone

May 3, 2019 Martin Pesl
„Hotel Strindberg“, Bühne und Kostüme: Alice Babidge © Reinhard Werner/Burgtheater

„Hotel Strindberg“, Bühne und Kostüme: Alice Babidge © Reinhard Werner/Burgtheater

Auftraggeber

Burgtheater Wien

Auftrag

Übersetzung des Stücktextes von Simon Stone aus dem Englischen ins Deutsche

Projektinfo

Premiere: 26. Januar 2018

Koproduktion mit dem Theater Basel, eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2019

August Strindberg, der Frauenhasser, der oft dem Wahnsinn nahe, von Obsessionen besessene, von Dämonen gejagte große schwedische Realist, der nicht nur Theaterstücke, Romane, Erzählungen schrieb, sondern auch als Maler und Fotograf Ende des 19. Jahrhunderts seiner Zeit weit voraus war, inspirierte Simon Stone zu seinem neuen Projekt für das Akademietheater. Als die Proben Ende November vergangenen Jahres begonnen hatten, hieß es noch Kammerstücke und sollte in einem Wohnhaus spielen. Inzwischen hat Simon Stone daraus ein Hotel gemacht, in dem sich Männer und Frauen an einem Abend in grotesken, tragischen und komischen Beziehungen begegnen. Wie der Fotograf in Hitchcocks Das Fenster zum Hof sind wir Voyeure, sammeln Hinweise, lösen Rätsel, sind konfrontiert mit Banalitäten, mit Abgründen und intimsten Geheimnissen. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft an einem Abend, in der wir tief in die finstersten Ecken des menschlichen Herzens blicken.

Strindberg hat ein unordentliches OEuvre hinterlassen, ungeschickt, provokant, aber ehrlich und vor allem zutiefst menschlich. Der in der Schweiz geborene australische Regisseur Simon Stone inszenierte zuletzt am Akademietheater John Gabriel Borkman. Mit dieser Koproduktion mit den Wiener Festwochen und dem Theater Basel war das Burgtheater 2015 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

 

In Übersetzer Tags Theater, Burgtheater, Übertitel

„DAS GANZE FESTIVAL MACHT MICH NERVÖS“ – Interview mit Christophe Slagmuylder und Sara Schausberger im Falter 18/19

May 2, 2019 Martin Pesl
Christophe Slagmuylder © Andreas Jakwerth

Christophe Slagmuylder © Andreas Jakwerth

Festwochen-Intendant Christophe Slagmuylder über seine Pläne für Transdanubien, die Angst vor den EU-Wahlen und seinen coolen König. Interview: Martin Pesl, Sara Schausberger

Intendant Christophe Slagmuylder [slaxmøldr] hatte wenig Zeit, ein Programm auf die Beine zu stellen. Nachdem sein Vorgänger Tomas Zierhofer-Kin nach nur zwei Festivalausgaben die Festwochen verließ, wurde der Belgier im Juni 2018 als interimistischer Leiter geholt. Im Herbst wurde bekannt, dass er die Funktion bis mindestens 2024 ausüben wird. Slagmuylder leitete zwölf Jahre lang das Brüsseler Kunstenfestivaldesarts.

Das Treffen mit dem geübten Festivalmacher sollte eigentlich in seinem Büro stattfinden. Er wollte lieber raus. Draußen scheine die Sonne und er sei „schlecht gesinnt“, erklärt der Belgier höflich auf Deutsch, womit er eigentlich meint, er sei „schlecht gelaunt“. Zwei Mal in der Woche nimmt er Sprachunterricht, auf dem Weg ins Café Sperl unterhalten wir uns ausschließlich auf Deutsch. Das Interview will er aber dann doch gerne auf Englisch führen.  

Falter: Herr Slagmuylder, Sie kommen aus der Hauptstadt Europas. Während Ihrer ersten Festwochen sind Europawahlen. Haben Sie Angst vor dem Ergebnis?

Die Entwicklung des Kontinents beschäftigt mich sehr, und ich sehe nicht so bald ein Wunder kommen. Es ist gerade eine wichtige Zeit, um uns auf Europa zu konzentrieren. 

Kann die Kunst dazu etwas beitragen?

Natürlich glaube ich an Kunst als einen wichtigen Raum für Kritik und für die Imagination einer möglichen Zukunft. Es gibt sonst nur wenige Räume, wo das erlaubt ist. Klar, in der Kunst predigen wir immer vor den Bekehrten. Aber es ist wichtig, trotzdem weiter zu predigen und bestimmte Werte wie Weltoffenheit zu verteidigen. 

Werden Sie für Belgien wählen? 

Ja, gleichzeitig findet nämlich auch eine Parlamentswahl in Belgien statt. Belgien ist ein kleines Land, das drei Amtssprachen hat. Es fällt schwer, Belgien als einheitliches Land zu betrachten, politisch waren wir immer schon ein Land der Kompromisse. Was alle eint, ist der König. Wir sind nicht so verrückt nach den Royals wie die Engländer, und unser König ist auch eher unscheinbar, aber ich finde ihn cool. 

In Belgien herrscht große Empfindlichkeit, die flämisch- und die französischsprachige Bevölkerung gleichermaßen zu bedienen. Ist es jetzt in Wien leichter für Sie, da Sie einfach ein internationales Festival machen können?

Leichter würde ich nicht sagen. Aber es stimmt schon: Diese Mehrsprachigkeit und Identitätenvielfalt in Brüssel ist politisch sehr komplex und vage. Wien ist da kohärenter. Aber es gibt hier auch so viele Regeln. Wie oft habe ich hier in Wien schon gehört, dass etwas verboten ist? In Brüssel konnte man sich oft gar nicht an die Regeln halten, weil man nie genau wusste, wessen Regeln gelten. Ein bisschen vermisse ich das Chaos in Brüssel.

Am Tag nach unserem Gespräch fahren Sie zur Premiere von Milo Raus „Orest in Mossul“ nach Gent. Sie haben das Stück zu den Festwochen eingeladen, ohne es zu kennen. Sind Sie nervös? 

Nein. Andere Künstler können mich sehr nervös machen, aber nicht Milo Rau. Da weiß ich, es wird interessant, es wird „etwas“. Es wird viel zu diskutieren geben, viele werden dagegen sein oder es nicht mögen, aber ich bin zuversichtlich, dass es eine solide Arbeit wird. Ich habe sechs oder sieben Mal mit Milo Rau in Brüssel zusammengearbeitet.  

Was ist dann gerade Ihre größte Baustelle? 

Das ganze Festival an sich macht mich sehr nervös, weil ich keinerlei Erfahrung damit habe, ein Festival in Wien zu gestalten. Ich habe ein Programm gemacht, aber wie es sich in Fleisch und Blut umsetzen lässt, weiß ich noch nicht. Besonders die Art, wie die Leute Karten kaufen, was sie dabei beeinflusst und wie sie reagieren werden? Ich übe mich im Moment vor allem in Geduld. Das ist teilweise schön, aber teilweise auch furchtbar. 

Eine große Neuheit ist auch die Donaustadt als Spielort. 

Das Eröffnungswochenende in der Donaustadt mit all den partizipativen Projekten im Gemeindebau macht mich besonders nervös: Die Idee gefällt mir immer noch, aber ich bange sehr, ob die Leute mitgehen werden. Das Schreiprojekt „undercurrents“ von Sarah Vanhee muss zum Beispiel gerade auf Schiene gebracht werden. Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu artifiziell wird. Auch der Dreh des Filmprojekts von Béla Tarr ist eine Aufgabe! Wir arbeiten mit Obdachlosen aus Wien, das erfordert sehr viel Begleitung. Immerhin sind mehr Leute zum Dreh erschienen, als wir dachten. Wir haben mit 150 Leuten gerechnet, gekommen sind 200. Solche selbst entwickelten Kreationen mag ich am liebsten an einem Festival. Diesmal sind es noch nicht so viele, in Zukunft möchte ich mehr davon haben.

Mehr im Falter 18/2019

In Autor Tags Wiener Festwochen, Wien, Festival, Falter, Interview
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