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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SPRACHGYMNASTIK – Nachtkritik aus dem Werk X

December 14, 2018 Martin Pesl
Zeynep Buyraç, Oliver Huether © Alexander Gotter

Zeynep Buyraç, Oliver Huether © Alexander Gotter

Erschlagt die Armen! – Die österreichische Filmemacherin Nina Kusturica inszeniert Shumona Sinhas autobiographischen Roman am Werk X in Wien

Wien, 13. Dezember 2018. Diesen Sommer lehnte ein österreichischer Asylbeamter den Antrag eines Afghanen ab, weil dieser sich nicht "schwul genug verhielt", obwohl er behauptete, daheim wegen Homosexualität verfolgt zu werden. Der Fall könnte auch aus Shumona Sinhas autobiografisch inspiriertem Roman "Erschlagt die Armen!" stammen. Der erschien in Frankreich freilich schon 2011. Die gebürtige Inderin dröselt darin harsch und sprachgewaltig die Absurditäten des Asylwesens auf. Ihren Job als Dolmetscherin bei der Flüchtlingsbehörde, den sie aus Liebe zur "Sprachgymnastik" angenommen hatte, ist sie seither los.

Aus dem Alltag einer Ex-Dolmetscherin

Derlei Brisanz motiviert natürlich Theateradaptionen. Die erste in Deutschland inszenierte Anne Lenk am Thalia Theater Hamburg, jene in Österreich besorgt nun Nina Kusturica im Werk X. Und fängt überraschend an: mit Italo-Schlager. Oliver Huether singt "Volare" und spielt dazu Gitarre, Veronika Glatzner als Beamtin gibt ihm Tipps zu Haltung und Mimik und presst ihm zwischendurch seine spektakuläre Fluchtgeschichte ab. Je mehr sie nachfragt, desto unglaubwürdiger wird die Mär. Als sie seine Füße begutachtet, stellt sie mit befriedigt schleimigem Lächeln fest, er habe sich ja gar keinen Zeh abgefroren. Aha!

Zwischen den Fronten steht als Dolmetscherin Sinhas Ich-Erzählerin und Hauptfigur, hier Kali genannt und gespielt von Zeynep Buyraç. Da es Theater ist, plappert sie freilich einfach auf Deutsch nach, was die anderen auf Deutsch sagen. Ein kaum aushaltbares Stakkato, das binnen kurzem klar macht, welch dysfunktionales System hier am Werk ist. Dass Kali später in der U-Bahn einen Mann mit einer Flasche attackiert, wird nachvollziehbar angesichts ihres Alltags, des Jobs, der Distanzierung von den Migranten-Eltern.

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Dolmetsch-Match und Weltschmerz

Filmemacherin Nina Kusturica probiert sich mit „Erschlagt die Armen!“ am Theater aus

In Shumona Sinhas Roman „Erschlagt die Armen!“ sitzt die Ich-Erzählerin in einer Untersuchungszelle. Die Asyldolmetscherin, selbst Migrantin, hat einen dunkelhäutigen Mann in der Pariser Métro mit einer Flasche geschlagen. Im Laufe der Geschichte erfährt man, dass unter anderem der Blick hinter die Kulissen des Asylsystems sie dazu trieb. Der Roman erschien 2011, empörte die Franzosen und kostete die Autorin ihren Job – als Asyldolmetscherin. 

Die Vorlage ist wie geschaffen fürs Werk X, das gern provokante Titel und brisante Stoffe anpackt. Dennoch erweist sich die Umsetzung als Überraschung. Regie führt nämlich Nina Kusturica, österreichische Filmemacherin bosnischen Ursprungs, deren Arbeit „Ciao Chérie“ kürzlich im Kino lief. Kusturica nutzt den kleineren, intimeren Saal im Kabelwerk und begnügt sich mit zwei Schauspielerinnen und einem Schauspieler. Ihre Inszenierung ist ernst, melancholisch und gar nicht angriffig. 

Die Hauptrolle spielt Zeynep Buyraç, Veronika Glatzner und Oliver Huether übernehmen Erzählstellen und Beamten- bzw. Antragstellerfiguren. Alle drei sind durchgehend auf der Bühne und interagieren auch oft, scheinen aber dennoch jeweils eigene, geschlossene Spannungsfelder zwischen sich und dem Publikum aufzuziehen. So entsteht im Laufe der Zeit eine konzentrierte, bedeutungsschwangere Schwere, wie sie in diesem Haus selten zu erleben ist.

Mehr im Falter 51/18

In Autor Tags Nachtkritik, Kritik, Theater

PFLEGENOTSTAND – Kritik aus dem Brut in der Wiener Zeitung

December 13, 2018 Martin Pesl
Die Rabtaldirndln, ergraut © Christine Miess

Die Rabtaldirndln, ergraut © Christine Miess

Rabtaldirndln im Brut

Sie sollten pflegen, aber sie töteten. Vier Krankenschwestern füllten 1989 die Spalten im Sensationsboulevard, als aufgedeckt wurde, dass sie im Lainzer Spital über 200 Patienten mit Wasser erstickt hatten ("Mundpflege"). Fasziniert lasen die Berichte damals auch Barbara Carli, Rosa Degen-Faschinger und Gudrun Maier vom steirischen Performance-Kollektiv Die Rabtaldirndln. Jetzt nehmen sie sie zum Anlass, über die Macht von Pflegenden, die Selbstbestimmtheit beim Sterben und nicht zuletzt das eigene Ende nachzudenken.

Pflegenotstand
Die so entstandene Performance "Böse Frauen" unter der Regie von Ed. Hauswirth schafft den Spagat zwischen Leichtigkeit und Beklemmung, Augenzwinkern und Brutalität. Sie zwingt Zuschauende zur Beschäftigung mit Verdrängtem, ohne dass man sofort merkt, wie ungut es ist. Ergraut bis ins Kostümbild fahren die drei auf Hoverboards über die Bühne im Studio Brut, wo sie - vielleicht etwas sehr nummernartig, aber mit sensibel gespanntem Bogen - die Aspekte ihrer Recherche abhaken: Mal channeln sie Pflegebedürftige, mal Pflegeroboter, zwischendurch quälen sie einander und lassen ahnen, wie befriedigend das sein könnte. Auch persönliche Geschichten vom Tod haben Platz.

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In Autor Tags Wiener Zeitung, Kritik, Performance, Wien

DIE BEGEISTERTE – Porträt von Katharina Knap im Falter 50/18

December 12, 2018 Martin Pesl
Katharina Knap in „Dibbuk“ © Marcel Köhler

Katharina Knap in „Dibbuk“ © Marcel Köhler

Die Schauspielerin Katharina Knap arbeitet jetzt freischaffend in Wien. Aktuell jagt sie Geister

Katharina Knap kommt leicht verspätet ins Café Dommayer in Hietzing. Sie grüßt herzlich und strotzt vor Energie. Die kleine Statur, die Grübchen und die Pausbäckchen lassen sie jünger wirken als die 36, die sie ist. Der Typ Mädchen hat schon vielen Schauspielerinnen zur Karriere verholfen. Aber wer denkt, er habe die laut der Fachzeitschrift Theater heute beste Nachwuchsschauspielerin 2014 damit durchschaut, irrt gewaltig. 

An einer Stelle im Falter-Gespräch sagt sie: „Wenn ich professionelle Schauspielerin wäre, hätte ich das alles sportlicher gesehen.“ Moment, wie? Hat das gerade die Frau gesagt, die nach der Schauspielausbildung an der Grazer Kunstuniversität festes Mitglied in fünf verschiedenen Theaterensembles war? Knap bekräftigt. Das Bild der fleißigen Theaterarbeiterin, die spielt und probt, was und wann die Direktion verlangt, ist nicht ihres. Schließlich malt sie auch Bilder, spielt Gitarre, hat Monologe verfasst, arbeitet als Sprecherin bei Ö1, und eine Erzählung von ihr wartet auf Veröffentlichung.

Trotzdem ist sie gerade immer wieder arbeitslos gemeldet, seit sie 2017 einem lange gehegten Wunsch folgte und ihr letztes Fixengagement in einem Ensemble aufgab, dem Landestheater Niederösterreich – für dieses ein Verlust, erwies Knap sich doch dank ihrer einzigartigen Nuancenvielfalt als großer Coup, etwa im Josef-Winkler-Abend „Roppongi“. In St. Pölten hielt sie es nur ein Jahr aus, davor jeweils zwei bis drei Jahre in den Staats- und Stadttheatern in Stuttgart, Leipzig, Mainz und Graz. „Ich kam mir in Ensembles vor wie ein Enzym, aber im falschen Organismus, wo ich keine Andockstelle habe“, sagt Knap, die nach der Matura ein Jahr Medizin studierte. Derzeit läuft ein neues Stück mit ihr am Theater Hamakom im Wiener Nestroyhof. Sie ist ja doch – und natürlich professionelle – Schauspielerin.

Mehr im Falter 50/18

In Autor Tags Theater, Schauspiel, Porträt, Falter

WEITERSCHURKEN: GOODMAN WOLF – Kolumne in der Buchkultur 181

December 9, 2018 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Die unheimlichsten Schufte in guter Literatur sind die, deren Schurkenstatus man sich einfach nicht eingestehen will. Man liest und liest und erfährt wenig Positives über den Charakter, bis man peinlich überrascht über der „Auflösung“ brütet, dass er nie wirklich ein guter Mann war. Obwohl er Goodman heißt.

Goodman Wolf ist der Schönling in dem Freundeskreis, der sich in einer inspirierten Sommernacht im Ferienlager formt und selbstironisch „Die Interessanten“ nennt. So ist auch der große Roman der US-Autorin Meg Wolitzer betitelt (in Werner Löcher-Lawrence’ deutscher Übersetzung 2014 erschienen), der das Leben dieser Freunde von ihrem Teenageralter bis in jenes ihrer Kinder verfolgt. Nur eine gehört schon bald nicht mehr dazu: Cathy Kiplinger, Goodmans Freundin, die ihm in einer Silvesternacht Vergewaltigung vorwirft. Beide waren zu dem Zeitpunkt unter Drogeneinfluss, Goodman hatte schon länger mit einem Alkoholproblem zu kämpfen, das seine Eltern verkrafteten, hatten sie doch noch Ash, das Vorzeigekind.

Mehr in der Buchkultur 181

In Autor Tags Buchkultur, Roman, Schurke, Kolumne
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