JUGEND INNOVATIV 2016/17 – Kurzprofile, Nominee-Clips, Finalist/innenbroschüre
Auftrag
Verfassen von Kurztexten und Moderation kurzer Nominee-Clips zu den Finalteams, außerdem Lektorat der Finalist/innenbroschüre
Auftraggeberinnen
cardamom – Agentur zur Förderung des guten Geschmacks
Austria wirtschaftsservice GmbH
Projektinfo
Jugend Innovativ ist der größte österreichweite Schulwettbewerb für innovative Ideen. Der Wettbewerb ermöglicht jungen Menschen, ihre eigenen Ideen weiterzuentwickeln, zu verwirklichen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Projektthema kann frei gewählt werden, muss aber in eine der folgenden Kategorien passen: → Young Entrepreneurs , → Design , → Engineering , → Science oder → Sustainability.
Seit mittlerweile 27 Jahren beweisen Österreichs Schülerinnen und Schüler, dass Innovation nicht nur eine Sache der „Erwachsenen“ ist, indem sie geniale Ideen und Entwicklungen im Rahmen von Jugend Innovativ der Öffentlichkeit präsentieren und damit zeigen, welches Kreativitäts- und Innovationspotenzial in ihnen steckt!
Die besten Projekte der 30. Jugend-Innovativ-Wettbewerbsrunde wurden im Rahmen der Halbfinalevents in den Bundesländern und im Rahmen des 30. Bundes-Finales, das vom 31. Mai bis 1. Juni 2017 in der Aula der Wissenschaft in Wien stattfand, ausgestellt und mit Preisen im Wert von über EUR 60.000,- ausgezeichnet.
BALZAC IST SO TOT – Nachtkritik von den Wiener Festwochen
Die selbsternannte Aristokratie – Monika Gintersdorfer und ihre Gruppe La Fleur nähern sich bei den Wiener Festwochen aus afrikanischer Perspektive Balzacs Roman "Das Mädchen mit den Goldaugen"
1. Juni 2017, Wien. Während oben in der Halle E im Museumsquartier Jude Law seiner Obsession für Motoröl frönt, tummeln sich ein Geschoss weiter unten, in der Halle G, gleich zwei Handvoll Superstars. Diesen Eindruck vermittelt zumindest Nadine Jessen aus dem Leitungsteam der Wiener Festwochen bei ihrer Einführung zur Premiere von "Die selbsternannte Aristokratie".
Unter dem Namen "La Fleur" und der Ägide Monika Gintersdorfers und des ivorischen Kollegen aus ihrer freien Gruppe, Franck Edmund Yao, arbeiten hier erstmals Menschen zusammen, die sich den Underdog-Figuren des französischen Schriftstellers Honoré de Balzac (1799–1850) verbunden fühlen: Yao selbst, DJ Meko und Lino Makebo, so bekommt man erklärt, sind prägende Größen der afrikanischen Tanzkultur des Couper Décaler und wahre Showgrößen in der Republik Côte d’Ivoire. Alex Mugler ist New Yorker Voguing-Star, Elisabeth Tambwe allemal in der österreichischen Performance-Szene bekannt und Cora Frost Chanteuse mit Cabaret-Erfahrung. Dazu gibt es Tänzerinnen aus Frankreich und Afrika und den Schauspieler Matthieu Svetchine vom Theater Bremen, der, nicht zum ersten Mal bei Gintersdorfer, den frankophonen Kolleg*innen als eifriger Dolmetscher hinterhertrippelt.
Schullektüre nacherzählt
"Allen gemein ist die Beherrschung der Kunst der stilvollen Selbstermächtigung", sagt Jessen, und so steht es auch auf dem Programmzettel. Dennoch sollen diese ungleichen Performenden sich nicht (nur) selbst in Ausübung der von ihnen geprägten Künste präsentieren, sondern auch Balzacs Roman "Das Mädchen mit den Goldaugen" nacherzählen. Denn der ist seit der Kolonialisierung auch in Kongo und Côte d’Ivoire Schullektüre, und manches daraus lässt sich schön auf die Situation heutiger Ivorer*innen in Abidjan und Paris umlegen. Soweit die Idee.
AUF ZUM NÄCHSTEN GEFECHT! – Porträt von Tina Leisch im Falter 22/17
Tina Leisch hat schon vieles gemacht: Film, Theater, Flüchtlingshilfe. Jetzt inszeniert sie ein Musical über Traiskirchen bei den Wiener Festwochen
Jemanden, dessen Wikipedia-Eintrag den Satz enthält: „Über ihr früheres Leben ist wenig bekannt“, hat man sich wortkarger vorgestellt. Tina Leisch spricht, freigiebig, ohne Luft zu holen und doch in vollständigen Sätzen, mit bayerischem Einschlag und Wiener Wörtern wie „oarg“. Sie erzählt sogar ungefragt, wo ihr geliebter Hut herkommt: aus Kärnten nämlich, ein slowenischer Widerstandskämpfer hat ihn ihr vererbt, sie kannte ihn aus der Zeit, als sie in Bad Eisenkappel die Gedenkstätte Peršmanhof betreut hat. Das hat sie nämlich auch gemacht.
Tina Leisch, Jahrgang 1964, hat schon fast alles gemacht. Dass es hauptsächlich kulturelle und künstlerische Aktivitäten waren, ist ihr so passiert, sagt sie. Einen Nestroy-Preis wie den 2003 für ihre Inszenierung „Mein Kampf“ im Männerwohnheim Meldemannstraße (wo Hitler einst tatsächlich unterkam) hätte sie niemals angestrebt. Ihre Dokumentarfilme und Theaterprojekte verbindet unerschütterliche politische Überzeugung. „Every tool’s a weapon if you hold it right“, zitiert die glühende Linke einen Song von Ani Difranco. Und die Kunst war für Tina Leisch immer schon vor allem ein Tool im Klassenkampf.
So ist das auch bei „Traiskirchen. Das Musical“, dem wahrscheinlich größten und bestfinanzierten Theaterprojekt, das Leisch bisher realisieren konnte. Gemeinsam mit ihrem Partner, dem Schauspieler Bernhard Dechant, bringt sie am 9. Juni eine selbst entwickelte Geschichte über das niederösterreichische Flüchtlingslager auf die Bühne, mit mit 40 Darstellern, Songs und Choreografien. „Wir haben uns auf diese Form geeinigt, ohne dass ich je ein Bühnenmusical gesehen hätte. Bernhard hat mich dann in ,Sound of Music‘ mitgenommen. Ich hab gedacht: Das können die ja nicht ernst meinen! Es ist eine schöne, artifizielle Form, die viel Ironie erlaubt. Wenn’s emotional wird, fangen alle an zu singen.“
Mehr im Falter 22/17