Martin Thomas Pesl hat die 100 genialsten und coolsten Bösewichte der Weltliteratur zur verschmitzten Schurkenparade versammelt. In dieser interaktiv-improvisierten Lesung wird es möglich, diese Fieslinge und Femme fatales so nah wie nie zuvor zu erleben. Egal ob Zeitreise, Speeddate oder One-Hit-Wonder - an diesem Abend wird richtig geschurkt!
Denn was wäre die Welt ohne Schurken? Unfassbar langweilig: Sherlock Holmes ohne Moriarty, Paris ohne Fantômas oder gar das Monster ohne Frankenstein? Im Herrn der Ringe würde vermutlich ununterbrochen gepicknickt, Alice würde den lieben langen Tag nur durchs Wunderland hopsen und Hannibal Lecter an Sojawürstchen knabbern. Schurken machen das Leben erst spannend, das unserer Helden und natürlich auch unseres.
Café Schmid Hansl, Schulgasse 31, 1180 Wien
Einlass: ab 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
Eintritt: freie Spende
Text: Martin Thomas Pesl: Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor
Konzept & Schauspiel: Lino Kleingarn - artig.impro
Schauspiel: Daniel Fröhlacher, Elisabeth Zenz - Liz Sixsensius
Musiker: Georg Blume
Produktion: Julia Felbar
in Kooperation mit Edition Atelier
mit freundlicher Unterstützung der STUTHE - Plattform zur Förderung junger darstellender Künste
VATIKAN DOUZE POINTS! – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Wien
Città del Vaticano – Falk Richters und Nir de Volffs Beichtgang-Phantasie am Schauspielhaus Wien im Rahmen der Festwochen
Wien, 20. Mai 2016. Der Vatikan ist der kleinste Staat der Welt, es wurde noch nie ein Mensch dort geboren, und Joseph Ratzinger zum Gesicht einer Weltreligion zu ernennen, war eine fragwürdige Entscheidung, nicht zuletzt, weil dieses Gesicht so hässlich ist. Der IS kommt besser an, weil er geilere Revoluzzer hat und auch Frauen mitmachen dürfen.
Gleich in den ersten Minuten werden solch naheliegenden Basics abgehandelt in dem Abend, der "Città del Vaticano" heißt, dann folgen etwas Tanz, etwas Wut und viel Menschliches. Für seine erste Arbeit am Schauspielhaus Wien hat Falk Richter sich wieder Nir de Volff an die Seite geholt. Der Choreograf steuert Soli und Gruppentanzszenen von ästhetisch ansprechender Selbstvergessenheit bei, der Autor Monologe, die den Zustand Europas rasant und so zeitgemäß zusammenfassen, dass man sie schon nach der morgigen Präsidentenwahl in Österreich leicht wird überarbeiten müssen.
Das erwartet man von Falk Richter. Untypisch für ihn drängt sich hier aber eine dritte Ebene in den Vordergrund: die persönliche. Auf der praktisch leeren Bühne stehen zwei Ensemblemitglieder und fünf internationale Performende, die auf der Venediger Biennale gecastet wurden. Tatjana Pessoa in einer Art Moderatorinnenrolle stellt den anderen die Forschungsfrage: Prägt uns Religion überhaupt noch? Ergebnis: Steffen Link kann als Einziger biografische Bezüge vorweisen, weil er in einer freichristlichen Gemeinde aufwuchs und selbst jetzt noch Jesus ihm nie ganz von der Pelle rückt. Bei den anderen sieht es eher so aus: "Gabriel, does the Vatican affect your life?" ... "No." Daraufhin spricht man lieber über Beziehung, Körper und Identität. Und tanzt.
GUT GEBRÜLLT, LÖWE! – Kritik aus dem Schauspiel Stuttgart im Falter 19/16
Mehr Frank Castorf als Andrei Platonow: In der Festwochen-Produktion „Tschewengur“ feiert ein Regisseur sich selbst
Die Festwochen eröffnen heuer mit einer Entschädigung. Im Vorjahr brachte Frank Castorf hier seine Version von Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ zur Uraufführung. Die Premiere wurde teils hymnisch gefeiert, dann erkrankten zwei Darsteller, alle Wiener Folgevorstellungen wurden abgesagt.
Das konnte nicht so stehen bleiben, zumal Castorf ja schon früher oft Festwochengast war. Womöglich wurde deshalb als Gastspiel seine erste Arbeit mit dem Schauspiel Stuttgart eingeladen, obwohl sie nicht zu den herausragendsten der Regielegende gehört, die noch bis 2017 die Berliner Volksbühne leitet.
„Tschewengur. Die Wanderung mit offenem Herzen“ ist wieder die Adaption eines russischen Romans. Dessen Autor Andrei Platonow kennen nur Experten, ihnen gilt er dafür als großer Literat. Eine Art Schmarzmaler des sowjetischen Kommunismus, wurde er von den Herrschenden trotz glühender Anhängerschaft geringgeschätzt. Stalin selbst bezeichnete ihn als Lump und untersagte den Druck seiner Werke. ...
Mehr im Falter 19/16.
IST DAS ÜBERHAUPT THEATER? – Reportage von der Eröffnung des Kapitalismustribunals im Falter 18/16
Das Brut ist seit 1. Mai kein Theater mehr, sondern ein Gerichtssaal. Alle Menschen der Welt hatten ein Jahr Zeit, ihre Wut aufs herrschende ökonomische System auf einer Webseite in Anklagen zu gießen, einige davon werden ab Mittwoch eine gute Woche lang verlesen und diskutiert.
Die Angeklagten in diesem groß angekündigten Kapitalismustribunal sind wuchtige Institutionen wie BASF, der Politiker Gerhard Schröder, die deutsche Fleischindustrie, das Patriarchat, oder einfach: „Capitalism“. Als Ankläger, Richter und Verteidiger werden Menschen aus dem Umfeld des Berliner Kollektivs „Haus Bartleby. Zentrum für Karriereverweigerung“, aber auch des Brut selbst auftreten.
Pia Hierzegger in der Richterrobe, die über die CIA oder die EU zu Gericht sitzt: Das verspräche, ganz witzig zu werden.
Mehr im Falter 18/16