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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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DER INTELLEKTUELLE KOMÖDIANT – Interview mit Dominic Oley im WIENER 407

December 2, 2015 Martin Pesl
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Dominic Oley im Epizentrum der Eleganz © Markus Thums

Der intellektuelle Komödiant

Er ist ein echter Wiener, weil er von woanders kam, und sein Diktat ist die Eleganz. Schauspieler Dominic Oley über „Der Gockel“ und die Komödie an sich

Nein, wie ein Schwerenöter sieht Dominic Oley hier auf Markus Thums’ Fotos wirklich nicht aus. Von Schwere und Not ist hier nix zu sehen. Und doch wird mit diesem Leben die erste große Hauptrolle des 35-jährigen am Theater an der Josefstadt beworben: Als „Der Gockel“ Pontagnac in einer verstaubten französischen Komödie aus dem 19. Jahrhundert, die in den Achtzigern des 20. von Übersetzerin Elfriede Jelinek einer Pointiertheitskur unterzogen wurde, darf Oley ab 19. November bei einer Tür raus- und bei der anderen Tür reinhecheln, seitenspringend und trügerisch eloquent. Und diese Eloquenz spannt dann erstaunlich schnell wieder den Bogen von diesem altmodischen „How I Met Your Mother“-Barney zu dem, der ihn spielt: „Ich bin endlich in meiner Hauptdisziplin angekommen: der Komödie“, freut sich Dominic Oley. In der Wiener Theaterlandschaft ist er damit relativ eigenartig: ein Komödiant aus intellektuellen Motiven.

Kann ein Autor diskursiver, postdramatisch angehauchter Trash-Komödien für das TAG („Plotting Psycho“, „Kissing Mister Christo“) auf der Josefstadt-Bühne überhaupt atmen? Und wird er als gebürtiger Deutscher vom Otto-Schenk-verliebten Josefstädter Publikum angenommen? Nun, es scheint ganz so! Dieser Mann zerschlägt mit sanfter Stimme und leichtem Fingerrühren so manches Klischee, gewaltfrei, elegant, wortgewandt. Grund genug, ihn in einer Umgebung abzulichten und abzufragen, die seiner Lieblingsepoche entspricht (in die Regisseur Josef E. Köpplinger übrigens auch das Geschehen von „Der Gockel“ verlegt hat): einem Amerika der Sechzigerjahre. Wir treffen Dominic Oley in der Wiener Eden-Bar inmitten von Rauchschwaden, leicht anrüchigem Skandalcharakter und, vor allem, Eleganz.

„Das ist nicht Überheblichkeit, sondern Beobachtungsgabe“, sagt Ihre Figur einmal im Stück. Da ist jemand in eine fremde Wohnung eingedrungen und versucht, mit dem blinkenden Schwert der Eloquenz Punkte zu machen.

Sind Sie selbst ein geübter Trickser? Ich würde mich nicht als Situationsopportunist bezeichnen, aber eine positive Manipulation gewisser Umstände kann zuträglich sein. Da geht es nicht um Fehlinformationen, sondern darum, die Dinge ein bisschen zu steuern.

Ist Ihr Pontagnac ein erfolgreicher Schwerenöter, also eigentlich ein Leichtenöter? Er hat es meistens geschafft, es entweder vor seiner Frau zu verheimlichen oder immer wieder von ihr zurückgenommen zu werden. Im Stück geht das am Ende aber nicht mehr auf. Es gibt vier Pärchenkonstellationen, die dann alle wieder in eine bürgerliche Art von Mechanik zurückkommen.

Welchen Unterschied macht es denn, wenn eine Elfriede Jelinek diese Mechanik unter ihre Fittiche kriegt? Ihre Setzung korrigiert die im Stück implizite Benachteiligung der Frauen, sodass eigentlich alle geschlechtsübergreifend ihr Fett abkriegen. Die Technologie des Begehrens legt sich auf alle Figuren gleich, Frauen und Männern ist der Spaß am Ausflug gleichwertig gegönnt.

An der Josefstadt spielen doch noch sehr viele Österreicher. Sie kommen aus Nordrhein-Westfalen. War das bisher schon mal ein Problem? Mein erstes Stück an der Josefstadt war ein amerikanisches, „Speed“ von Zach Helm. Da hat sich das mit dem Idiom neutralisiert. Danach habe ich zwei Stücke gespielt, die im nationalsozialistischen Milieu angesiedelt waren, da hat man mir halt den deutschen Part zugetragen. Aber das hat auch Spaß gemacht, in eiserner Tragik. Jetzt freue ich mich sehr, in meiner Hauptdisziplin angelangt zu sein: der Komödie.

Was macht die Komödie denn zu Ihrer Hauptdisziplin? Das Schöne an der Komödie ist, dass sie immer an das Gelingen in dieser Welt glaubt. Die Tragödie hingegen formuliert: Schaff dir eine Subjektivität, dann wirst du sehen, dass die Verhältnisse dafür nicht gemacht sind. Du musst scheitern und bekommst den großen Sanctus nach dem Tode. Der Komödiant denkt ans Gelingen, und nur von außen sieht der Zuschauer, dass er sich in der falschen Situation befindet. Ich bin ein durchaus optimistischer Materialist.

Ihre eigenen Stücke sind auch Komödien, verweisen aber gerne auf popkulturelle Bezüge wie Hitchcock oder TV-Kuppelshows. Ich bin ein großer Freund von assoziativem Denken. Um eine Gesellschaft auszuhorchen, muss man von einer authentischen Position des Empfindens wegkommen und Querverbindungen schließen. René Pollesch sagt, es gibt eine Technik von Geschichten, die uns umlagern und uns als universell verkauft werden: Hamlet ist immer männlich, weiß und hetero. Solche Querverweise sind auch eine Möglichkeit, ein kritisches Moment herzustellen. Da ist das Schiff des Humors auch sehr wichtig, denn der Humor ist der Moment, wo du von dir selbst abstrahierst und deiner eigenen Identität ein Augenzwinkern zuführst. Das machen die Briten ja auch mit einer gewissen Eleganz, so wie man einander in der Gesellschaft begegnen sollte.

Apropos Eleganz! Sie sind 35 Jahre alt – so wie der WIENER. Sind Sie denn mittlerweile ein echter Wiener? Es gibt ja diese seltsame Fehlschaltung gewisser freiheitlicher politischer Subjekte, die sich immer auf so eine Art Urösterreicher berufen wollen. Der Irrtum liegt darin, dass diese Stadt so schön und großartig ist, weil sie seit Jahrhunderten den Zustrom verschiedener Völker hat. Der echte Wiener ist vielleicht der, der von woanders kam. Es ist eine schöne Arbeit, sich hier diese Heimat zu schaffen.

Wollten Sie zuerst Schauspieler, Autor, Regisseur oder Musiker sein? Ich komme vom Land, bin im Rheinland im Grünen aufgewachsen. Meinen ersten Bezug zu Schrift hatte ich schon als Kind, da habe ich Gedichte und Theaterstücke geschrieben. Mit 15 kam ich zum Theater und spielte in Jugendclubs. Irgendwann fasste ich den Entschluss, auf die Schauspielschule zu gehen, und bestand die Aufnahmeprüfung am Reinhardt-Seminar. Damit war dieser Weg vorgezeichnet. Durch das Schreiben und Inszenieren kann ich den Beruf des Schauspielers gelassener ausüben. Als junger Schauspieler ist man kritisch, versucht Sturm-und-Drang-mäßig, Fehlerquellen aufzutun. Wenn man einmal auf der anderen Seite gesessen hat, erkennt man, dass der von unten einfach andere Sachen sieht als ich.

Sie sind also durch eigene Arbeiten nicht kritischer, sondern unkritischer geworden? Ja, weil die positive Korrektur nötig ist. Theater ist eine gemeinschaftliche Kunst, wie Max Reinhardt gesagt hat.

Das haben Sie ‒ eben am Reinhardt-Seminar ‒ auch Schülern weitergegeben. Ich habe Rollengestaltung unterrichtet. Diese Erfahrung war interessant, weil die Schüler zwar zehn Jahre jünger sind als ich, es aber so lange auch wieder nicht her ist, dass ich selbst Schüler war. Anfangs fragt man sich: Kann ich denen überhaupt was beibringen? Aber sobald man es tut, merkt man rasch, was man schon alles an Bord genommen hat und was man weitergeben kann. Ich habe immer versucht, ihnen Mut zu machen und positive Energie zuzuführen.

Ihre Homepage ist auf Englisch. Hoffen Sie auf Hollywood? Die Wege werden ja kürzer, das hat die Globalisierung gezeigt, einige Erfolgsgeschichten beweisen das ja. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und selbst wenn es sich nicht einstellt, kann man ja weiter daran glauben.

Vielleicht klappt es ja als Musiker? Ich bin ein großer Fan des American Songbook, diese Zeit der eleganten Dekadenz. Die hatte eine große Wärme und einen analogen Glanz: ein großes Orchester auf der Bühne, man spürt das Blech. Und diese Literatur der American Standards, die auf die Ewigkeit abzielt. Das möchte ich in Zukunft als auch als Sänger zum Ausdruck bringen.


THEATRALES: TÜR AUF, TÜR ZU

Altfranzösisches Vergnügen

Sie sterben nicht aus, die Herren Labiche und Feydeau, die sich Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur einen Jux machten, sondern viele. Das hieß dann Vaudeville und war meist schlüpfriger Verwechslungsspaß mit vielen Türen. Im „Gockel“ sind es der Türen sechs, bei „Die Affäre Rue de Lourcine“ (Burg) fünf, und im heuer am Volkstheater gelaufenen „Floh im Ohr“ waren es so viele, dass man sie gar nicht zählen konnte. Die Stücke leben trotz (oder wegen) des Staubs, der auf ihnen liegt, weil sie Publikum bringen und ‒ mit dem richtigen Tempo ‒ Schauspielern geradezu sportliche Leistungen abverlangen. Nächster Vorweihnachtshit also: Dominic Oley in „Der Gockel“.

www.josefstadt.org

www.dominicoley.de

 

In Autor Tags Theater, Josefstadt, Interview, Porträt

KREATIVWIRTSCHAFT TRIFFT LANDWIRTSCHAFT – Bericht zum Weizcamp 2015

December 2, 2015 Martin Pesl
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Christian Heuegger-Zirm weizcampt © Bernhard Bergmann

Auftrag

Lektorat der Abschlussbroschüre zum Workshop Weizcamp 2015

Auftraggeberin

cardamom – Agentur zur Förderung des guten Geschmacks

Projektinfo

Im Rahmen des Designmonat Graz trafen bereits zum 2. Mal KreativunternehmerInnen aus der gesamten Steiermark in Weiz, heuer im Garten der Generation – Ortsteil Krottendorf – zusammen. Erstmals wurden auch Betriebe der Landwirtschaft und SchülerInnen aus Landwirtschaftsschulen eingeladen, um die Potentiale der beiden Branchen zu diskutieren und Ideen für die zukünftigen Geschäftsmodelle zu entwickeln.

„Wir Kreative wechseln oft die Seite um uns in die Situation unserer KundInnen einzufühlen und so als DienstleisterInnen gute Arbeit für diese leisten zu können.“ erklärt Christian Heuegger-Zirm, Co-Initiator des Weizcamp. Barbara Rockenbauer vom Breislerhof freut sich über die Möglichkeit des Austausches: „Mein Ziel für heute ist, Neues zu entwickeln, das tut uns in der traditionellen Landwirtschaft gut.“

Rund 50 LandwirtInnen und KreativunternehmerInnen folgten der Einladung und arbeiten in 15 Workshops zu selbstgewählten Themen & Fragestellungen: 

  • Zukunft von Bauernmärkten
  • Dienstleistungen der Landwirtschaft für die Stadt
  • Wie passen die Realität in der Landwirtschaft und das Bild der Werbung zusammen? Was wollen KonsumentInnen eigentlich sehen?
  • Wie können Innovationen verkauft werden?
  • Welches Potential hat die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Kreativwirtschaft? Wie geht es nach dem Weizcamp weiter?
  • Kreativschmiede: Arbeiten an einem konkreten neuen Produkt
  • Braucht bzw. will die Landwirtschaft Marketing?
  • Potential und Chancen der Landwirtschaft nutzen
  • Energie aus der Natur gewinnen
  • Erwartungen von KundInnen an landwirtschaftliche Produkte – Sollen Betriebe geöffnet werden?
  • Gemeinsam gärtnern, gemeinschaftliche Selbstversorgung
  • Haben kleine Landwirtschaften Überlebenschancen?
  • Braucht die Landwirtschaft Social Media bzw. Online Präsenz?
  • Bewusstseinsentwicklung der KonsumentInnen
  • Wie können landwirtschaftliche Grundflächen heilen?

Erkenntnisse gibt es auf allen Seiten: Der Austausch und die Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht besseres Verständnis und ist vertrauensbildend. Auf dieser Basis gelingen Kooperationen und Lernen von einander.  Die Landwirtschaft ist auf der Suche nach neuen Modellen und muss sich neu denken. Die kleinstrukturierte, in den Regionen verankerte Kreativwirtschaft kann dabei begleiten und Sparring-Partnerin sein. „Im besten Fall wachsen wir mit unseren KundInnen mit, dann rechnet sich die Zusammenarbeit auf lange Sicht“, ist Inge Wurzinger, wurzinger-design, überzeugt und freut sich gemeinsam mit ihren KundInnen am Weizcamp teilzunehmen.

In Lektor Tags Kreativwirtschaft, Landwirtschaft, Broschüre

PAPIER UND WASSER – Lehrbuch von Gerhard Banik und Irene Brückle (Hrsg.)

November 16, 2015 Martin Pesl
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Wenn Papier nass wird, ist das nicht immer schlecht © Martin Thomas Pesl

Auftrag

Korrektorat des deutschsprachigen Textes

Auftraggeber

Gerhard Banik

Projektinfo

Das Standardwerk für Restauratoren, Konservierungswissenschaftler und Papiermacher erschien zunächst bei Elsevier in Großbritannien in englischer Sprache.

Der in Wien lebende Papierexperte Gerhard Banik hat das Werk nun auf Deutsch neu aufbereitet und aktualisiert. Es ist bei Siegl in München erschienen Ich durfte das wuchtige Beispiel für eine Hälfte des Titels (Papier) im Zuge der Jahre 2014 und 2015 ausführlich Korrektur lesen.

In Lektor Tags Buch, Korrektorat, Wissenschaft

ANGRIFF DES TOLERATORS – Interview mit Thomas Maurer im WIENER 406

November 15, 2015 Martin Pesl
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Maurer et moi © Thomas Maurer

Angriff des Tolerators

Ohne Empörung geht es nicht, sagt Thomas Maurer. Wurschtigkeit lehnt der zum Toleranter mutierte Kabarett-Star ab. Warum, verrät er hier

Wurde am Abend des 11. September 2001 eigentlich alles an Kulturveranstaltungen in Wien abgesagt? Nein, weiß Thomas Maurer noch: Depeche Mode haben in der Stadthalle gespielt. Er weiß das deshalb noch so genau, weil sein Programm, in dem es um Normalität ging, am 12. September Premiere haben sollte. Die Vorpremiere am 11. sagte er ab (er war ja nicht Depeche Mode), stattdessen setzte er sich hin und schrieb fast sein ganzes Programm um.

Wenn Thomas Maurer nun über einen Monat vor seiner neuesten Premiere „Der Tolerator“ – und eine Woche vor der seitdem erfolgten Wien-Wahl – Vorpremieren spielt, hofft er, auf ähnlich weltbewegende Zwischenfälle verzichten zu können. „Mein Programm ist zu größeren Teilen atmosphärisch als tagespolitisch. Es bewegt sich irgendwo zwischen Mohammed-Karikaturen und H.C. Strache. Aber der Abend ist auch geeignet, auf aktuelle Details einzugehen.“ Auch die müssen gewissermaßen toleriert werden. Toleranz, das ist nicht nur das Thema Flüchtlinge. „Je länger man sich mit dem Begriff beschäftigt“, sagt er, „desto amorpher wird er. Einerseits ist Toleranz irgendwo wichtig, andererseits auch mit einem gewissen Hochmut verbunden: Toleriert zu werden ist nicht unbedingt eine Erfahrung, um die man sich reißt. Und der, der toleriert, ist statushöher und kann es sich leisten.“

Dass er sich eine gewisse Gelassenheit im Umgang leisten kann (Zitat: „Ich bin kein besonderes Häferl, habe das Zelebrieren von Wutausbrüchen immer als unhöflich und indezent empfunden“), kann man der festen Größe im oberen Kabarettbetrieb wohl zugestehen: Gut 27 Jahre ist es her, dass der junge Mann, ein talentierter Zeichner (!), der sein erstes Geld mit Illustrationen verdiente, sich aber vom Elternhaus emanzipieren und daher einen Beruf erlernen wollte – er entschied sich für den des Buchhändlers –, betrunken eine Anmeldung zur Nachwuchsschiene „Sprungbrett“ im „mir bis dahin völlig unbekannten Kabarett Niedermair“ ausfüllte. „Der erste Abend war gar nicht so toll“, erinnert er sich, „aber irgendwas hat es gehabt, und man hat mich in Evidenz gehalten.“ Die Lehre hat er mit Auszeichnung abgeschlossen, und doch spielt er heute die Soloprogramme im Zweijahrestakt, tritt als „Wir Staatskünstler“ mit Florian Scheuba und Robert Palfrader auf und erklärt Oliver Baier regelmäßig im ORF, was es Neues gibt.

Rollen in Film und Fernsehen spielt er relativ selten, was er schade findet. „Zumindest das durchschnittliche Fernsehdarstellerniveau könnte ich halten. Aber die österreichische Filmwirtschaft hat einen leichten Stich ins Inzestuöse, und du kriegst dann Rollen, wenn du schon dort und dort mitgespielt hast. Ich bin immer interessiert, dazuzulernen. Ich drehe gerne, und es wäre mir angenehm, mal ein paar Monate den Schreiber in mir ein bisschen in Ruhe zu lassen.“ Und wenn das nicht passiert, gilt es eben den Tolerator hervorzukehren. Vor eine schwere Probe gestellt wird das Duldertum, wenn, wie zuletzt, der siebenjährige Sohn (Maurer hat daneben noch einen erwachsenen Sohn und eine dreijährige Tochter) ihm gerade mit einer, schwungvollen, sprungvollen Umarmung die Rippen geprellt hat.

Wie der „I’ll-be-back“-ige Titel ebenfalls andeutet, kann Toleranz auch eine Waffe sein. „Die alten Linken kannten den Begriff der repressiven Toleranz, mit dem die arbeitenden Massen eingelullt werden sollen. Man kann damit natürlich eine manipulative Energie anstreben. Ich zum Beispiel kann zornige Menschen zur Weißglut treiben durch meine Duldsamkeit und Vernunft.“ Ein bisschen Zorn ist aber vielleicht gar nicht so schlecht, gerade für einen Kabarettisten? „Klar, wenn es dieses Gefühl er Empörung nicht gibt, stagniert alles. Toleranz soll ja auch nicht in die Wurschtigkeit münden.“

Deshalb bleibt Maurer engagiert, einerseits in sozialen Zwecken, wenn auch nicht so lautstark wie andere Kollegen („Aber mir ist lieber, ein eitler Trottel sammelt Geld für einen guten Zweck, als gar niemand.“), andererseits auf der Bühne. „Wenn mir eine Idee gefällt, mache ich auch Dinge, die unangenehm sind. Davor überlege ich mir zwei Tage, ob es auch geht, ohne mich auszuziehen, mit dem Kopf nach unten irgendwo zu hängen oder für zigtausend Schilling ein aufblasbares Plastiksofa herstellen zu lassen. Im Kopfbüro überstimmt dann aber der künstlerische den kaufmännischen Leiter.“

Diesmal wird es wieder eher puristisch. „Bühnenbildtechnisch ist es klassisches, abgefucktes Kabarett und ganz und gar nicht stylisch.“ Das formale Zuckerl, nicht nur für Maurer-Kenner: Der talentierte Zeichner von anno dazumal wird auf die Bühne gebeten, wo er seine Werke teils live produziert und projiziert. „Das sieht zwar simpel aus, war aber eine technische Herausforderung. Selbst induzierte WLAN-Wolken und Apple-TV haben eine tragende Rolle gespielt.“ Das Wichtigste dabei: Es ist wieder ganz anders geworden als alles zuvor. „Das Programm hat eine andere Farbe, einen anderen Tonfall, eine andere Herangehensweise. Es ist mir ein Anliegen, nach 27 Jahren alle meine Programme noch klar voneinander unterscheiden zu können.“

„Der Tolerator“ hat am 10. November im Stadtsaal Premiere. In der Stadthalle gastieren einen Tag später übrigens die Foo Fighters. Was immer das bedeutet.

In Autor Tags Interview, Kabarett, WIENER
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