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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WAS ZUM HENKER? – Ausflug ins Londoner Theater

October 1, 2015 Martin Pesl
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Verbrecher oder einfach nur komisch? Johnny Flynn als Money in "Hangmen" © Royal Court Theatre

Hierzulande blickt man auf englisches Theater mit einer Mischung aus Herablassung ob der als konservativ geltenden Herangehensweise und Bewunderung für die Präzision und Genauigkeit, mit der Inszenierungen (meist en suite) sich selbstbewusst ihrem Publikum präsentieren. Ein kurzfristig (beruflich, bitte sehr) eingeschobenes verlängertes Wochenende gab mir Gelegenheit, einen Blick auf zwar zeitgenössisches englisches Theater zu werfen, das aber unverbrüchlich dem Motto „Trust the play!“ folgt. Es sind die Tage, da ein hysterischer Mob einen Blick auf Benedict Cumberbatch als Hamlet zu erhaschen versucht, aber darauf lasse ich mich gar nicht erst ein (obwohl es nicht unmöglich ist, Karten zu kriegen, wie ich erfahren habe). Ich nehme mir zwei Autoren vor, die wir auch im deutschsprachigen Raum durchaus kennen und deren neue Stücke nach gewissen Logiken unter Umständen bald auch bei uns zu sehen sein könnten: Patrick Marber und Martin McDonagh.

Dabei stelle ich wieder einmal fest, was ich am englischen Theater so faszinierend finde: Es arbeitet souverän im Sinne des Zuschauers, ist sich bewusst, dass es von ihm abhängig ist, und macht sich daher keine Komplexe darum, ob es ihm nun umständlich auf künstlerischem Wege Gefälligkeiten erweist. „Das Stück dauert zwei Stunden und fünfundzwanzig Minuten“, erklärt die freundliche Kartenabreißerin jedem einzelnen Zuschauer. „Es gibt keinen Nacheinlass, und auf der Bühne wird geraucht, außerdem gibt es künstlichen Nebel.“

„Danke“, sage ich strahlend, fühle mich informiert (auch wenn ich das so genau jetzt gar nicht hätte wissen müssen, aber ebendarum erst recht) und harre gut gelaunt und offenherzig dessen, was kommt. Im Zuschauerraum sitzt ‒ sowohl im Dorfman Theatre, der kleinsten Spielstätte des National, als auch im Royal Court Theatre ‒ ein erfreulich gemischtes Publikum aller Hautfarben und Altersschichten. In Wien, sofern mich mein Eindruck nicht völlig täuscht, gibt es das selten so divers. Und dann sehe ich zwei neue Stücke, die man versucht sein könnte, Well-Made Play zu nennen, weil sie gut gebaut sind, aber so ganz trifft es das in beiden Fällen nicht. Um es vorwegzunehmen: Beide hauen mich nicht um, faszinieren mich aber auf eine gewisse Weise.

„The Red Lion“ von Patrick Marber ‒ sein erstes Stück im neuen Jahrzehnt, aber er scheint wieder voll im Geschäft zu sein, Plakate für eine Turgenew-Bearbeitung hängen schon ‒ handelt von Fußball. Ich interessiere mich wirklich nicht für Fußball. Auch für dieses Drei-Mann-Stück interessiere ich mich eigentlich nicht, der heftige Dialekt besonders des zwielichtigen Trainers bereitet mir zugegebenermaßen Schwierigkeiten. Aber ich kann mich trotzdem auf das Drama einlassen, das die Vertragsverhandlungen mit einem vielversprechenden Jungstar in einem semiprofessionellen Provinzverein auslösen. Die Selbstverständlichkeit, mit der durch Spiel, Aufwand der Kulisse (eine minutiös versiffte Umkleidekabine) und Temperatur behauptet wird, dass es hier um etwas wirklich Existenzielles geht, betört. Und die „blokes“ rund um mich, mit ihrem Bier, das sie in den Zuschauerraum mitnehmen durften (ein bisschen was ist von den wilden Shakespeare-Zeiten ja noch übriggeblieben), sehen das klarerweise genauso. Ian Rickson hat inszeniert, Daniel Mays, Peter Wight und Calvin Demba, der aussieht, als wäre er wirklich nicht der Schauspielschule, sondern einem Sportclub enthoben worden, bringen die teils pathosgetränkten Zeilen von Anfang bis Ende überzeugend.

Im Royal Court hat Martin McDonagh gerade erst kürzlich sein neuestes Stück herausgebracht. Es heißt „Hangmen“ und erfordert ein für ihn ungewöhnlich großes Personal von über zehn Figuren. Ebenso wie am Vorabend ist es die Bühne, die mich schmunzelnden Erstaunens den Kopf schütteln lässt. Dieser Aufwand! Alle deutsch(sprachig)en Dramaturgen und die meisten Kritiker würden den Kopf noch heftiger schütteln, sie würden es gar nicht aushalten, dass jemand (in diesem Fall konkret Regisseur Matthew Dunster und Ausstatterin Anna Fleischle) für ein Stück mit drei Schauplätzen, zwei davon in nur je einer einzigen Szene, drei bis ins kleinste Detail ausgeschmückte Bühnenbilder baut. Umbauumstände gibt es trotzdem keine: Die Todeszelle aus Szene eins wird gen Decke gezogen, um das Sechzigerjahre-Pub zu offenbaren, und das kleine Café, in dem sich einmal zwei verbrecherische Gestalten treffen, hockt hinter der oberen Wandverkleidung des Pubs.

Und in diesem Fotorealismus spielen dann Möchtegern-Gentlemen, Ganoven und Säufer eine schwarze Komödie im Stil der letzten McDonagh-Jahre ab, mit dem Unterschied, dass ein englischer, kein amerikanisch angehauchter Geist regiert. Der zweitbeste Henker Englands gibt am Tag der Abschaffung des Hängens (1965, gehe mal davon aus, dass das historisch akkurat ist) ein Interview. Unterdessen macht sich an seine Tochter ein unangepasster Fremder (grandios psychopathisch: Johnny Flynn) ran. Mein Bezug zu McDonagh ist ja ein spezieller, sodass ich Humor und Schwärze anhand der „Enthandung in Spokane“ zu bewerten geneigt bin. Der Humor (inkl. i-Tüpfel-Reiterei und Wortverherrlichung) ist da, die Schwärze auch, aber in die Ambivalenzkuhle zwischen Hochkultur und Boulevard trifft „Hangmen“ nicht so perfekt hinein wie die „Enthandung“, landet eher relativ sicher jenseits davon, also auf dem Boulevard. Vielleicht erweckt diesen Eindruck aber auch nur die Inszenierung, die dem dreckigen McDonagh etwas zu viel Gediegenheit entgegensetzt (und ja, da spricht jetzt endgültig der aus dem deutschen Theater Kommende aus mir).

Werden wir diese Stücke, den neuen Marber, den neuen McDonagh, bald irgendwo auf Deutsch sehen? Sicher ist es nicht, sie sind ja beide nicht Simon Stephens. „The Red Lion“ eher nicht, thematisch zu speziell. Und „Hangmen“: Puh, nein. Außer das Wiener Theater in der Josefstadt traut sich vielleicht mal an den unflätigen Einzelgänger heran. 

In Blog Tags Theater, McDonagh, London, Komödie

UNVERKÄUFLICH ‒ Interview mit Rubey/Stipsits im WIENER 404

September 29, 2015 Martin Pesl
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Polaroid im Poloshirt: Manuel Rubey und Thomas Stipsits sind unzertrennlich © Andreas Jakwerth

Unverkäuflich

Nach „Triest“ bringen Manuel Rubey und Thomas Stipsits ihr zweites gemeinsames Programm heraus – als Familienbetrieb. Zwei Männer über Männlichkeit, Seelenverkäufe und Alfred Dorfer

Es war die schönste Bromance des Jahres 2011. Der Film-, Fernseh- und in abnehmendem Maße Bühnenschauspieler Manuel Rubey und der eingefleischte Kabarettist Thomas Stipsits lernten einander kennen und waren sofort verliebt. Die Frucht ihrer künstlerisch produktiven Gemeinschaft war das Programm „Triest“, das nicht Theater und nicht Kabarett war und doch eigentlich beides. Einen Jux wollten sie sich machen, etwas ausprobieren, was ihnen gefiel und ihre ungleichen künstlerischen Wege zusammenführte. „Triest“ war entgegen jedem Gesetz komödiantischer Grundregeln so erfolgreich, dass sie es vier Jahre lang spielten. Währenddessen bauten beide ihre Karrieren aus, Rubey in Schalko-Serien und Kinofilmen („Gruber geht“), Stipsits mit zunehmenden Ausflügen vor die Kamera („Braunschlag“, „Schnell ermittelt“, „Das ewige Leben“). Und natürlich ging man bald schon mit dem Zweiten schwanger.

„Gott & Söhne“: So wie im neuen Programm (im neuen Stück, muss man eigentlich sagen) ein dubioses Dienstleistungsunternehmen im Mittelpunkt steht, haben sich Rubey/Stipsits auch immer als Firma, als Marke begriffen. „,Triest‘“, sagt Rubey, „war eine große Behauptung darüber, wie man zusammenarbeiten kann.“ Diese Marke geht nun den neuen Weg des Kabaretts weiter: Wieder gibt es Anspruch statt Einserschmähs und statt bloßer Stand-up-Tiraden eine durchgezogene Geschichte für eine Reihe neuer Figuren, in die Rubey, Stipsits – und Stipsits schlüpfen. Thomas’ Bruder Christian, stets als Techniker mit auf Tour, darf diesmal auch auf die Bühne. Und obwohl „Gott & Söhne“ inhaltlich kein „Triest 2“ ist, gibt es für Hardcore-Fans eine gute Nachricht: Die köstlichen Georg-Friedrich-Brüder aus dem ersten Programm kommen wieder. Der WIENER traf Manuel Rubey und Thomas Stipsits im Stadtsaal zu den sommerlichen Proben für die Premiere am 30. September.

Rubey ist überall, Stipsits ist überall. Wie haben Rubey/Stipsits überhaupt Zeit für so etwas?
Rubey:
Es ist mehr los, aber wir hatten diesmal auch mehr Zeit, weil wir das letzte Programm vier Jahre gespielt haben. Für „Triest“ hatten wir nur ein Jahr Zeit, weil wir einander kennengelernt und sofort zu schreiben begonnen haben. Diesmal ist durch die Tour einiges in das neue Programm eingeflossen.

Schreibt man da in den Pausen von „Triest“ an „Gott & Söhne“?
Rubey:
So streberhaft sind wir nicht. Aber man erlebt gemeinsam Dinge, lernt interessante Menschen kennen.
Stipsits: Im neuen Programm kommen Figuren vor, die mit uns auf Tour waren. Die gab es nur bei uns im Auto, sind auf der Bühne aber eher nicht aufgetreten. Diese Figuren haben sich für das neue Programm geradezu aufgedrängt.
Rubey: Im Gegensatz zu uns sind die auch richtig nervös, weil sie jetzt erst Premiere haben.

Gilt das auch für die Figur des Bruders von Thomas Stipsits?
Rubey:
Den Bruder haben wir uns ausgedacht. Der Thomas war lange ein Einzelkind!
Stipsits: Dann haben wir einen Techniker gebraucht, und Manuel hat gesagt: „Erfinde doch einen Bruder!“ Ist ganz gut geworden und sieht mir auch ein bisschen ähnlich.

„Gott & Söhne“ ist eine Firma, die Glück und Zufriedenheit verkauft. Wie sieht der Businessplan aus?
Stipsits:
Der Konzernchef betont immer wieder, dass er im Gegensatz zu anderen Firmen das Erfolgsrezept transparent macht: Du unterschreibst, kriegst dein Glück und musst dafür über eine bestimmte Hürde gehen. Man bezahlt nicht in Form von Geld, sondern mit einer kleinen Gefälligkeit.

Klingt nach dem klassischen Seelenverkauf. Wofür würden Sie Ihre Seele verkaufen?
Rubey:
Meine Kinder, Familie, engste Freunde.
Stipsits: Ja, für meinen Sohn und meine Frau. Die Frage stellen wir uns lustigerweise im Programm selbst auch. Wenn ein Produzent kommt und dir eine Bombenrolle anbietet, für die du ein Jahr weg bist, dann siehst du halt deine Kinder nicht, aber dafür wirst du berühmt. Was machst du da?
Rubey: Ich glaube, unbewusst verkauft man seine Seele in kleinen Teilen immer wieder.

Ist das der Grund, dass Ihre Frauen, Stefanie Nolz und Katharina Straßer, auf dem Plakat als Mitwirkende angeführt sind?
Rubey:
Sie sind die Einzigen, die ab dem allerersten Entwicklungsschritt einer Geschichte dabei sind, und sie geben oft wertvolle Tipps. Dem wollten wir Rechnung tragen.
Stipsits: Und sie bekommen die Launen zu spüren, die mit so einem Entwicklungsprozess verbunden sind. Wenn ich zu Hause nur in einer Figur rede, findet das die Katie eine Zeitlang eh lustig, aber dann sagt sie: „Du, ich kenn den jetzt schon, kannst du ihn wieder ausblenden?“

„Triest“ war irrsinnig erfolgreich. Das weckt hohe Erwartungen an den Nachfolger. Gibt es Erwartungen, die Sie bewusst enttäuschen werden?
Stipsits:
Wir haben uns wieder sehr viel angetan und darauf geachtet, dass es eine griffige, interessante Geschichte wird. Wir verlassen uns nicht auf die Dinge, die auf jeden Fall funktionieren. Alles ist durchkomponiert, es gibt ein Sound- und Lichtkonzept, und wenn man bei der Hälfte erst einsteigt, weiß man nicht, worum es geht.
Rubey: Diesbezüglich haben wir die Schrauben eigentlich noch weiter gedreht. Alles, wovon ich bei „Triest“ dachte, es sei zu komplex für den Kabarettkontext, machen wir noch stärker. Ich hoffe, dass das Publikum diesen Schritt auch noch mitgeht. Was auch anders ist: Wir haben von Anfang an einen nicht unbedeutenden Regisseur an Bord.

Wie darf man sich Regieanweisungen von Alfred Dorfer vorstellen?
Rubey:
Wahnsinnig liebevoll. Er hat so einen großen Respekt vor jeder Art von Idee. Ich kenne vom Theater nur Egomanen, und das ist der Fredi gar nicht.
Stipsits: Man spürt, wie viel Erfahrung er in dem Bereich hat. Er nimmt den Druck gut heraus, indem er sagt: „Wenn wir streichen müssen, haben wir eh eine Luxusarbeit.“ Ich bin echt verblüfft, wie schnell wir die Scheu vor ihm verloren haben.

Kommt es für Sie infrage, je wieder etwas solo zu machen?
Stipsits:
Es reizt mich schon, aber nicht im Moment. Gerade ist die Gruppe schön.
Rubey: Ich müsste mir die Frage stellen, ob ich überhaupt Solokünstler sein will und kann. Aber ich habe nie so weit vorausgedacht, wie ich es jetzt ohnehin schon tue, indem ich mir fixe Termine für 2017 ausmache.

So, und jetzt noch etwas über Männlichkeit, weil wir ja ein Männermagazin sind.
Stipsits:
Unmännlich ist ein Bandscheibenvorfall. Männlich wäre, mit angeschossener Kniescheibe noch jemanden aus einem brennenden Haus zu retten. Im Film. Im echten Leben fühle ich mich sehr männlich, weil ich zu Hause für die Küche zuständig bin. Ich liebe es, den Geschirrspüler ein- und auszuräumen.
Rubey: Das liebe ich auch, seitdem du mir gezeigt hast, wie buddhistisch man das betreiben kann. Wenn ich beim Thomas den Geschirrspüler einräume, räumt er ihn wieder aus und neu ein. Man könnte es auch Monk-isch nennen, aber es hat System und ist ökologisch, weil so mehr reingeht.
Stipsits: Was ich auch sehr männlich finde, ist, dass ich bei meinem Sohn Emil von Anfang an Windeln gewechselt und Flascherl gemacht habe. Wenn meine Frau Theaterproben hat, genieße ich die Bubenabende.
Rubey: Einmal waren wir zu dritt beim DM. Das war auch männlich.

Premiere am 30. September im Stadtsaal

In Autor Tags WIENER, Kabarett, Theater, Interview

RASANTE RAFFINESSE – Interview mit Sacha Prost im WIENER 405

September 16, 2015 Martin Pesl
Designerin Delphine Prost mit CEO-Schwager Sacha © 8Js

Designerin Delphine Prost mit CEO-Schwager Sacha © 8Js

Rasante Raffinesse

Alain Prosts Sohn Sacha macht gemeinsam mit seiner Schwägerin Delphine sportlich-luxuriöse Mode – eine zeitgemäße Hommage an die große Zeit der Formel 1

Auf den ersten Blick geht es überhaupt nicht zusammen. Aber je genauer man hinschaut und zuhört, desto schlüssiger wird die Vereinigung, die dieser Mann versucht: Mode und Motor.

Sacha Prost, 25, ist der zweite Sohn eines der größten Rennfahrer aller Zeiten: Der Franzose Alain Prost, den sie den „Professor“ nannten, weil er sich alles immer so gut überlegte, wurde viermal Formel-1-Weltmeister. Sein älterer Sohn Nicolas ist selbst unter die Rennfahrer gegangen. Der neun Jahre jüngere Sacha fährt lieber zum Spaß als professionell („Ich schaffe es eh nicht, mit 30 Weltmeister zu sein wie mein Vater“) und setzt seine Faszination für den Sport dafür kreativ um. Zusammen mit Nicolas’ Frau, der Luxusobjektdesignerin Delphine Prost, hat er vor zwei Jahren die Marke 8Js kreiert: Hosen, T-Shirts, Pullover und mehr, inspiriert von den goldenen Jahren der Formel 1.

Deren Herbst/Winter-Kollektion 2015/16 ist nun erstmals in Österreich exklusiv bei Steffl in der Kärntner Straße zu erwerben. Der kleine Stand im 3. Stock ist ein Kunstwerk für sich – selbst die Kleiderständer hat Delphine designt. „Damit die Leute auf den ersten Blick sehen, dass es nicht ums Angeln geht“, schmunzelt Sacha Prost, der für die Präsentation eigens aus der Schweiz, wo die ganze Familie lebt, nach Wien gekommen ist.

Die Stücke blicken augenzwinkernd in die Vergangenheit und sind doch im Heute ganz praktisch zu tragen: Da gibt es Anzüge mit kleinen Etiketten, an denen die Blutgruppe angeführt ist; T-Shirts mit von einem Schweizer Künstler gezeichneten nackten Frauen; rote Paspelierung und Rotgusselemente in allen Kleidungsstücken; den typische Streifen auf der Schulter wie bei den Rennanzügen. Die Jeans haben keine Vernietung, um die Autositze nicht zu ruinieren, und sind dehnbar, was gut für den Blutkreislauf in den Beinen ist. Sprich: „Es geht immer darum, sich vorzustellen, wie ein Motorsportfahrer oder -enthusiast in einer normalen Welt mit normalen Menschen sein Leben lebt.“

Sacha Prost, was hat es mit dem Namen 8Js auf sich? Mein Bruder und ich haben uns eine BBC-Dokumentation über die goldene Ära der Formel 1 angeschaut und festgestellt: Die ganzen Rennsportlegenden heißen irgendwie mit J. Jackie Stewart, Jim Clark, Jochen Rindt, Jack Brabham, John Surtees. Die 8 von 8Js sieht ein bisschen wie eine Rennbahn aus – und steht für Unendlichkeit.

Mode ist nicht das erste, was mir einfällt, wenn ich an Motorsport denke. Wie finden diese beiden Dinge zusammen? Wir gehen so weit wir können, ohne unglaubwürdig zu werden. In meinem Kopf ist die Formel 1 eine glamouröse Welt. Dem Motorsport haftet immer eine gewisse Lifestyle-Konnotation an: Lebe dein Leben ganze! Riskiere alles! Das wollten wir zu einer High-End-Marke zusammenführen.

Was für Männer sollen Ihre Marke tragen? Ich stelle mir Männer Mitte 30 vor, die recht erfolgreich sind und sich für Autos, Benzin und Motorengeräusche, aber auch für Schönes im Allgemeinen interessieren und gerne eine Meinung dazu abgeben. Enthusiasten also. Natürlich gibt es auch 50-, 60-Jährige, die das goldene Zeitalter des Motorsports wirklich miterlebt haben und einzelne Details von vor 30 Jahren wiedererkennen. Und die 20-Jährigen, die das T-Shirt kaufen, weil eine nackte Frau drauf ist. Das gehört auch zum Motorsport dazu.

Haben Sie gezielt nach einem Einzelhandelspartner in Österreich gesucht? Ja, Österreich war immer ein Gebiet, das wir erschließen wollten, weil hier einige legendäre Rennfahrer herkommen. Mein Vater ist eng mit Niki Lauda befreundet, und Jochen Rindt ist auch einer von den Js. Die Formel 1 ist eine europäische Erfindung, deshalb kommen die großen Rennfahrernationen von hier. Ich hoffe, dass wir sie in den nächsten Jahren zu den United States of 8Js vereinen können und dann in Übersee weitermachen.

Anders als andere Kinder berühmter Persönlichkeiten scheinen Sie sich nicht zu scheuen, Alain Prosts Namen für Ihr Projekt zu nutzen. Der Name verleiht uns Glaubwürdigkeit, weil er einfach zu unseren Inhalten passt. Wäre mein Vater nicht Alain Prost, hätte unsere Marke vielleicht weniger Berechtigung. Seit ich geboren bin, höre ich den ganzen Tag von Autorennen. Aber wir hätten ja die Marke auch Prost nennen können: eine T-Shirt-Linie, die wir neben der Rennstrecke verkaufen. Das wollten wir nicht, es soll ein langfristiges Projekt sein. Und jeder Formel-1-Fan, nicht nur die meines Vaters, sollten sich damit identifizieren können.

Ihre Marke glorifiziert Geschwindigkeit und Gefahr. Wie wurden diese Dinge bei Ihnen zu Hause wahrgenommen? Wir haben uns oft den Grand Prix oder die Rennen von Le Mans angeschaut, und Geschwindigkeit und Gefahr sind einfach Teil dieser Industrie. Aber mein Vater hatte nicht umsonst den Spitznamen „der Professor“. Er hat sich immer alles gut überlegt, ist nie gerne Risiken eingegangen. Ich war immer der Ausgelassene, Unerschrockene, der nicht auf die Bremse gestiegen ist, deshalb wollten meine Eltern auch nicht, dass ich Rennen fahre. Mein Bruder und mein Vater haben eine ähnliche Art zu denken: sehr mathematisch, sehr prägnant.

Sie schreiben auf Ihrer Homepage von der Rettung des Formel-1-Lifestyles. Ist der denn gefährdet? Viele finden, die Formel 1 sei heute langweiliger als früher. Die letzten Rennen haben gezeigt, dass sie immer noch Spaß machen kann. All die Sicherheitsmaßnahmen, die in letzter Zeit gesetzt wurden, sind das Beste, was dem Sport passieren konnte. Die Leute geben es nicht zu, aber sie wollen sehen, wie jemand gegen die Wand fährt. Aber niemand wünscht sich, dass den Fahrern etwas zustößt. Umgekehrt nervt mich die Tatsache, dass die Autos weniger Lärm machen, dass man nicht nachtanken darf, dass man bekanntgeben muss, welche Reifenmischung man verwendet. Klar, die Umwelt ist wichtig, aber dafür wurde die Formel E geschaffen. Die F1 muss einfach Lärm machen, dreckig sein, viel Treibstoff verbrauchen und unfassbar viele Reifen verschleißen. Man muss die Leute kämpfen sehen, die Erde muss erbeben, wenn die Autos vorbeifahren, dir müssen die Ohren platzen, und du musst Angst haben. Umso großartiger finde ich, dass wir hier ein hochwertiges, umweltfreundliches, filigranes Produkt kreiert haben. Du kannst nicht einen Ford Mustang nehmen und zu einem Hybridfahrzeug umbauen. Erfinde ein neues Muscle-Car mit sparsamem Konzept! Die Symbolik der alten kannst du dafür gerne verwenden.

Trägt Ihr Vater Ihre Produkte? Ja, er liebt sie heiß! Da wir alles in Italien herstellen, sind unsere Größen verhältnismäßig klein, das gefällt ihm. Er war anfangs sehr skeptisch, was 8Js betraf. Er meinte: Macht nur, mal sehen, was passiert. Dann sah er, wie hart wir arbeiten, und ist jetzt wohl ein Fan von uns.  Aber er ist immer noch der Professor. Er steht im T-Shirt vor dem Spiegel und überlegt lange, ob er nicht irgendwo ein Problemchen entdeckt: „Vielleicht, wenn ihr diese Naht etwas anders ...“ Dann sage ich: Jaja, Papa, geh zu deinen Motoren, da kennst du dich aus! Aber nichtsdestotrotz gibt er gute Ratschläge, weil er so bedacht ist.

8Js

In Autor Tags Mode, Sport, Motor, Marke

MORD IM ORIENT-EXPRESS – Blitz-Bildung im WIENER 405

September 15, 2015 Martin Pesl
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© S. Fischer

Agatha Christie

Mord im Orient-Express

Deutsch von Otto Bayer
S. Fischer, 8,30 Euro

Der WIENER liest für Sie Klassiker der Weltliteratur. Diesmal: das zugkräftigste Whodunit aller Zeiten zum 125. Geburtstag der Queen of Crime

“Es ist widersinnig – unwahrscheinlich – es kann gar nicht sein. Das habe ich mir auch gesagt. Und dennoch ist es so, mein Freund. Vor Tatsachen gibt es kein Entrinnen.”

Kein Entrinnen. Eine solche Tatsache lautet, dass sie alt geworden ist und auch ein bisschen Staub angehäuft hat, die Königin des Krimis. Am 15. September wäre Agatha Christie 125 Jahre alt geworden, und in ihrem Genre gibt es heute Urwälder von Buchseiten, die fesselnder, ärger, tiefgründiger, regionaler oder skurriler sind als ihre 66 Detektivromane. In einer Hinsicht bleibt Dame Agatha jedoch auf weiter Flur unübertroffen: Niemand treibt das Konzept des Whodunits besser auf die Spitze, vereint so gekonnt alle Kräfte zur Erreichung eines einzigen Ziels: möglichst lange im Dunkeln zu halten, wer der Täter ist, und dann am Ende eine sehr überraschende Katze aus dem Sack zu lassen.

Das wohl berühmteste Produkt dieser Virtuosität ist „Mord im Orient-Express“: 1934 erstmals erschienen, mit einem der Realität entnommenen Entführungsfall als Hintergrundstory, vielfach durchaus schlecht verfilmt, einmal dafür durch Sidney Lumet 1974 saugut, was einen Oscar für Ingrid Bergman als verbrämtes schwedisches Kindermädchen und Nominierungen für Albert Finney in der Hauptrolle, für Kamera, Musik, Drehbuch und Kostüm nach sich zog.

Der „Mord im Orient-Express“ wird mit mehreren Messerstichen an dem ehemaligen Kidnapper Cassetti begangen. Die Besonderheiten dabei: Niemand ist wirklich traurig, dass das Opfer tot ist, und der Kurswagen von Istanbul nach Calais ist erstens rammelvoll, bleibt zweitens mitten in der jugoslawischen Pampa im Schnee stecken und erfreut sich drittens zufällig der Anwesenheit des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot.

Höchst reißbrettartige, aber umso perfektere Vorgaben für ein technisch sauberes Whodunit mit unzähligen Figuren aus unterschiedlichen Ländern (was nebenbei die eine oder andere bizarre Klischeevorstellung einer Britin in den Dreißigerjahren zutage bringt) und einer glasklaren Struktur: Einleitung – Mord – Verhöre durch Hercule Poirot, der eigentlich von Anfang an Bescheid weiß, es aber gerne spannend macht – Poirot zieht sich zurück und denkt nach – und gibt dann vor etwa 15 gebannten Zuhörern im Speisewagen eine ausführliche Auflösung bekannt, die natürlich hier absolut nicht verraten wird. Es kann so einfach sein, es sich genial zu machen.


ACHTUNG, SPOILER!

Wer war’s? Wir fassen die erstaunlichsten Auflösungen der Christie-Krimis zusammen

„Alibi“ (1926)
Der Roman (im Original: „The Murder of Roger Ackroyd“) hat Agatha Christie berühmt gemacht. Es war ihr sechster und der vierte mit Hercule Poirot, der sich hier einen Wohnsitz auf dem Land zulegt. Der Landarzt Dr. James Sheppard, der den Detektiv bei seinen Ermittlungen begleitet, fungiert als Ich-Erzähler der Geschichte. Am Ende hat das Ich dann zu erzählen, dass es höchstselbst von Poirot des Mordes überführt wird. Ich-Erzähler = Täter, das hat es seitdem ein paar Mal gegeben, davor aber noch nie.

„Das Haus an der Düne“ (1932)
Spätestens nach der Lektüre von „Das Haus an der Düne“ muss jeder Krimileser stutzig werden, wenn es „die Falsche erwischt“, wenn also, etwa nach mehreren vereitelten Anschlägen auf Person A, eine andere umgebracht wird (Person B), wobei es so aussieht, als hätte es eigentlich die gefährdete Person A treffen sollen. War natürlich alles geschickt inszeniert – A wollte B loswerden und den Verdacht von sich ablenken.

„Und dann gabs keines mehr“ (1939)
Einst als „Zehn kleine Negerlein“ bekannt (aus naheliegenden Gründen ist der Titel heute nicht mehr vertretbar), kreiert dieser Thriller eine scheinbar unmögliche Situation: Zehn Menschen kommen auf einer einsamen Insel zusammen und werden nacheinander ermordet. Der Leser denkt: Irgendwann muss das Morden ja enden, und doch sind am Ende alle tot. Erst nachträglich enthüllt ein Abschiedsbrief von Opfer Nr. 6 die Wahrheit: Der Mann hatte sich nur totgestellt.  

„Vorhang“ (1975)
Hercule Poirots letzter Fall mündet in zwei kaum erträglichen Erkenntnissen: Hercule Poirot ist tatsächlich gestorben (einen so menschlichen Akt hatte man dem stets eher vergeistigten, abgehobenen Mann gar nicht zugetraut), und: Er hat einen Mord begangen. Da er keine Beweise gegen den kaltblütigen Serienmörder Norton hatte, übte er Selbstjustiz. Interessant ist auch die Geschichte dieses Buches: Christie hortete das Manuskript jahrzehntelang und gab es erst kurz vor ihrem eigenen Tod zur Veröffentlichung frei, um nichts Neues mehr schreiben zu müssen.


MÖRDERISCHES

NICHT ZU GLAUBEN: Der Blitz-Bildungs-Express führt Sie in Zitaten durch den Roman

“Es ist nicht zu glauben, Monsieur. Alle Welt will heute Nacht verreisen.”
— S. 25
“Haben Monsieur es noch nicht gemerkt? Der Zug ist stehen geblieben. Wir stecken in einer Schneeverwehung fest. Weiß der Himmel, wie lange uns das hier aufhält. Ich erinnere mich, dass wir einmal sieben Tage eingeschneit waren.”
— S. 42
“,Ah, quel animal!‘ In Monsieur Boucs Ton lag abgrundtiefe Verachtung. ,Ich vermag seinen Tod nicht im mindesten zu bedauern, wahrhaftig nicht.‘ ,Da bin ich ganz ihrer Meinung.‘ ,Tout de même, es musste nicht ausgerechnet im Orientexpress sein. Man hätte ihn anderswo umbringen können.‘”
— S. 74
“Lügen über Lügen. Ich kann es nicht fassen, wie viele Lügen uns heute Vormittag aufgetischt wurden.”
— S. 220
“„,Gut so‘, sagte Monsieur Poirot. ,Nachdem ich Ihnen also meine Lösung unterbreitet habe, werde ich nunmehr die Ehre haben, mich von dem Fall zurückzuziehen ...‘”
— S. 251
In Autor Tags Roman, Blitz-Bildung, WIENER, Krimi
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