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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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GUT ZU GEBRAUCHEN – Filmrezension von „Buoni a nulla“ im WIENER 402

August 6, 2015 Martin Pesl
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Am Set von „Buoni a nulla“  © Filmladen

Gut zu gebrauchen

Gianni Di Gregorio macht uns den Kinosommer italienischer. In „Buoni a nulla“ erinnert er uns, warum der Urlaub vom Büro dringend nötig war

Die Italiener sind Meister darin, sich selbst zu inszenieren. Kein Schauspieler hätte „Das Leben“ so „schön“ für Roberto Benigni sein lassen können wie Roberto Benigni. Nanni Moretti spielt in seinen Filmkomödien meist selbst die Haupt- oder wichtige Nebenrollen. Und Jacques Tati – na gut, der war Franzose.

Ein stillerer, erst spät im Leben anerkannter filmischer Selbstinszenator ist Gianni di Gregorio, der in seinen Filmen selbst die Figur des gutmütigen, etwas müden alten Herren Gianni gibt. „Pranzo di Ferragosto“ („Das Festmahl im August“, 2008) und „Gianni e le donne“  („Gianni und die Frauen“, 2011) waren die ersten Erfolge dieses gar nicht aufbrausenden und somit eher untypischen italienischen Antihelden. Diesen Sommer erheitert uns Fast-Pensionist Gianni mit seinem neuesten Streich: „Buoni a nulla“ heißt „zu gar nix zu gebrauchen“ und bezieht sich vor allem auf den Freund Marco, den Gianni an seiner neuen Arbeitsstelle gewinnt. Anstatt ihm den wohlverdienten Ruhestand zu gönnen, hat Giannis Firma ihn nämlich an den Arsch der Welt versetzt – sprich: in den römischen Randbezirk EUR. Dann schreibt ihm sein Arzt vor, sich nicht immer alles gefallen zu lassen und auch mal „Nein“ sagen zu lernen. Stattdessen schleimt sich Gianni mittels Hündchen-Gassi-Führens bei der Direktorin ein und nimmt Tanzstunden mit Marcos Schwester.

Klingt nicht nach der großen Action. Die gibt es auch nicht. Den großen Bruhaha-Brüller darf man ebenfalls nicht erwarten. Gianni di Gregorios Humor ist einer von der schelmisch-subtilen Sorte: Er besteht in kleinen Überraschungen und Irreführungen. Was passiert mit Giannis Familie, als er, frisch angelernter Rebell, sie bei einer Wohnungsbesichtigung schlichtweg auf dem Balkon aussperrt und davonläuft? Oder die sexy Cinzia (Valentina Lodovini), die Marco immer mit tiefen Ausschnitten aufreizt, mit herzzerreißenden Geschichten von ihrer kranken Mutter hinhält und dazu bringt, ihre Arbeit für sie zu erledigen, zu seinem Geburtstag aber nicht erscheint – wer rechnet schon damit, dass sie wirklich eine kranke Mutter und keine einzige Lügengeschichte erzählt hat? Reingefallen! Oder war die Mutter nur gut gebrieft, als es darauf ankam? Di Gregorio operiert geschickt mit den Unzulänglichkeiten des menschlichen Charakters ebenso wie mit den Erwartungen der Zuschauer, die denken, dass sie alles schon kennen.

Lebensfroh tanzt sich der ältere Herr durchs Leben, zu einer Musik, die den Erwartungen an das Italienische noch eher entspricht – heißt doch der Mann, der sie komponiert hat, Enrico Melozzi! – und zu Stadtbildern, die uns daran erinnern, dass „romantisch“ von „Rom“ kommt (oder so ähnlich). „Buoni a nulla“ ist keineswegs zu gar nichts gut, sondern zum Beispiel für den jährlichen Kinobesuch mit dem Opa oder fürs Kopffreiblasen nach einem unsäglichen Bürotag, der die Hölle war, weil die Hälfte der Belegschaft auf Urlaub ist. 

Ab 7. August im Kino.

Filmladen

In Autor Tags Film, Rezension, WIENER

NERVENKITZEL – Vorbericht zu „Mission: Impossible – Rogue Nation“ im WIENER 403

July 23, 2015 Martin Pesl
Sogar fliegen kann er: Tom Cruise&nbsp;© syracuse.com

Sogar fliegen kann er: Tom Cruise © syracuse.com

Nervenkitzel

Er schießt Selfies von seinen Bauchmuskeln, macht alle Stunts selbst und entpuppt sich als durch und durch freundlicher Zeitgenosse: Tom Cruise auf Mission in Wien und in den Worten von Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Verena Altenberger und Marijana Stoistis 

Wussten Sie, dass die Wiener Straßenbahnen rückwärts fahren können? Sie können! Verena Altenberger hat es gesehen, mehrmals. Es geschah am Ring, vor der Staatsoper, immer und immer wieder, um die „Background action!“ – wie jemand vor jedem Take brüllte – wieder auf Anfang zu bringen. Verena Altenberger erinnert sich deshalb so genau, weil sie in ihrer Szene beim ersten Mal den Fehler beging,  auf „Background action!“ loszustarten. Da erkannte sie, dass sie doch neu ist im großen, hyperprofessionellen Hollywood-Blockbuster-Business. „Cut!“, rief Regisseur Christopher McQuarrie und erklärte ihr freundlich: „You are not background action. You are action.“

Es war Frühjahr 2014, als der Startschuss zum Dreh des fünften Teils der legendären Agentenfilmreihe „Mission: Impossible“ (ihrerseits eine Reminiszenz an die selbst legendäre TV-Serie „Kobra, übernehmen Sie“ aus den Sechzigern) unter großem Medieninteresse in und um die Wiener Staatsoper begann. Was genau Tom Cruise als Agent Ethan Hunt hier in der Oper zu schaffen hat – und ob es wirklich er ist oder nur eine dieser kultigen Gesichtsmasken trägt –, darüber drang nichts an die Öffentlichkeit. Die Macher und Pressevertreter Hollywoods sind bekanntlich selbst die größten Geheimagenten.

Verena Altenberger jedenfalls, gebürtige Salzburgerin, Schauspielabsolventin des Wiener Konservatoriums und nach Auftritten an Burg- und Volkstheater nun mit 27 zunehmend mit Kino- und Fernsehdrehs beschäftigt, war als eine von sechs Edelstatistinnen gecastet, die die Opernkarten der Hunderten von „normalen“ Statisten abreißen sollten. „Als Christopher McQuarrie unsere Maske und Kostüm absegnen sollte, kam er zu mir und sagte: ,You. You look so Austrian. Come with me.‘“

Später konkretisierte er: Da ihre Ausstrahlung so „warm and welcoming“ sei, sei sie die Richtige, um Fräulein Berger, die Assistentin des von Martin Bermoser dargestellten Staatsoperndirektors, zu spielen. Sie bekam zwei Sätze Text, die dann drei Nächte lang unermüdlich und penibel gedreht wurden. „Die Disziplin, die die hauptsächlich aus London stammenden Kollegen haben, spielt schon in einer eigenen Liga“, beobachtete Altenberger fasziniert. „Sie sitzen in gerader Haltung stundenlang da, lesen vielleicht mal ein Buch, und wenn es dann losgeht, agieren sie in der Sekunde professionell.“ Und: „Da ist halt noch das Geld da, um drei Nächte lang an einer kurzen Einleitungssequenz zu arbeiten.“

Wenn Regisseur McQuarrie (vor 20 Jahren Autor des famosen Drehbuchs zu „Die üblichen Verdächtigen“) über das Projekt spricht, klingt das freilich etwas anders: „Die größte Herausforderung? Immer die Zeit! Der Zeitplan ist jedes Mal viel zu eng gesetzt.“ Jammern also auf hohem Niveau. „Das Tolle ist, dass nichts unmöglich ist: Du stehst vor einem Modellflugzeug und fantasierst, Tom Cruise könnte außen auf dem Flügel mitfliegen, und jemand sagt: Klar, das können wir machen.“

Oder du suchst nach einem prunkvollen Opernhaus, und die Republik Österreich stellt dir ihres zur Verfügung, sperrt nächtelang den Ring und schleckt sich alle zehn Finger ab wegen der Publicity. „Tom hatte Wien schon in der Vergangenheit immer wieder als mögliche Location im Visier. Er ist öfters hingefahren, aber es hat dann nie geklappt. Diesmal suchten wir ein Opernhaus, und das war perfekt.“

Passenderweise wird auch die Weltpremiere von „Rogue Nation“ am 23. Juli in der Staatsoper stattfinden. Tom Cruise wird kommen. Ob Verena Altenberger auch kommt, ist unklar. „Paramount muss sich noch entscheiden, ob die österreichischen Schauspieler eingeladen werden.“ Freilich kann sie auch nicht sicher sein, ob sie überhaupt im Film vorkommt. Ein komisches Gefühl, in einem so großen Film gewesen zu sein und den Schnitt vielleicht nicht zu überleben? Verena ist entspannt. „Nein, ich habe die Arbeit ja gemacht. Und ich lasse das Projekt auf jeden Fall im Lebenslauf stehen.“

London, April 2015. Hier kommen ein paar Menschen zusammen, die „Mission: Impossible“ durchaus prominent in ihrem Lebenslauf stehen haben werden. Tom Cruise ist nicht dabei, aber ebenfalls eine lange M:I-Vergangenheit hat der Brite Simon Pegg, Protagonist und Autor der nerdigen Cornetto-Trilogie von „Shaun of the Dead“ bis „The World’s End“. Er begann in „Mission: Impossible 3“ als Computerfachmann Benji, der Ethan Hunt aus der Ferne durch Shanghai lotst. „Nach diesem Nervenkitzel muss Benji gedacht haben: Ich kann hier nicht mehr bleiben, ich muss in die Welt hinaus!“ In Teil 4 geht er Ethan tatsächlich zur Hand, bietet dabei aber immer noch vor allem komische Erleichterung. Jetzt, im fünften Teil, heißt es, steht das Verhältnis von Ethan und Benji im Mittelpunkt der Geschichte – der leichtfüßig-naive Pegg wird also immer wichtiger. Beweis: Es gibt eine Benji-Gesichtsmaske, ein Tool, das bislang nur Ethan und den Bösen vorbehalten war! Und Benji hat hier endlich auch seine dramatischen und actiongeladenen Szenen. „Wenn der Lustige plötzlich allen Ernstes in Lebensgefahr gerät, ist das eine besondere Herausforderung zu spielen.“

Bei einer Verfolgungsjagd im Auto durch Casablanca hingegen „war keinerlei Schauspiel erforderlich. Tom fährt wie ein Irrer, und ich schreie auf dem Beifahrersitz wie am Spieß. Genau so war’s.“ Denn Tom Cruise, das ist das berüchtigte Alleinstellungsmerkmal dieser Serie, macht all seine Stunts selbst. „Selbst in Einstellungen, in denen man nicht sieht, dass Tom fährt, fährt Tom“, versichert der Regisseur. „Es hätte auch keinen Sinn, einen Stuntfahrer zu bestellen, denn der wäre nicht so gut wie Tom Cruise.“

Der mysteriöse Tom Cruise. Er steht hier nicht für Interviews zur Verfügung, und doch ist er omnipräsent in den Aussagen der anderen: ihre Bewunderung für sein Engagement, seine Hingabe, seine Professionalität als Schauspieler und Produzent. Und seinen Humor. „Er wollte meine Bauchmuskeln sehen“, erzählt die schwedisch-britische Schauspielerin Rebecca Ferguson, die als Ilsa Faust, geheimnisvolle Gegen- (oder Mit-?) Spielerin der Impossible Missions Force erstmals in Erscheinung tritt. „Ich fotografierte also meinen Bauch, bearbeitete das Foto ein bisschen und hängte es ihm an die Trailerwand. Am nächsten Tag fand ich ein Foto von seinen Bauchmuskeln vor: kein Filter, keine Bearbeitung.“

„Mir hat er im Auto heimlich immer die Sitzheizung aufgedreht“, berichtet Simon Pegg. „Und ich dann ihm ‒ es war ein Spiel, und wir konnten nicht aufhören, darüber zu kichern. Während einer Verfolgungsjagd ist das ein bisschen kontraproduktiv.“ Weniger Lustiges, aber auch nicht ganz Unsympathisches weiß immerhin Verena Altenberger zu berichten: „Tom Cruise hat sich vorgestellt, ein paar höfliche Witze gerissen und war auch schon wieder weg.“ Und Simon Pegg kommt gar nicht aus dem Schwärmen heraus, wie normal Tom Cruise ihm immer vorkomme. „You’re just a guy!“, habe er immer wieder gedacht und den Kopf geschüttelt.

Und dieser einfache Bursch ist letzten Sommer also auf einem Flugzeugflügel gestanden und in die Luft gegangen ‒ die Trailer beweisen es. „Wie lief das mit der Versicherung ab?“, lautet die häufigste Frage, die Christopher McQuarrie dazu zu hören bekommt. Er nennt keine Details: „Tom und ich machen normalerweise einfach, bis jemand kommt und uns sagt, dass wir aufhören sollen!“ Aber er erzählt, was alles hätte schiefgehen können: „Im Auto ist alles unter Toms Kontrolle. Einmal hätte er sich fast überschlagen, aber das hat er im Griff. Auf dem Flugzeug war er einzig und allein vom Piloten abhängig. Wäre er über eine bestimmte Geschwindigkeit gegangen, wäre es aus gewesen. Dass er herunterfallen könnte, war aber unsere geringste Sorge. Die Hauptgefahr lag auf der Startbahn: In die Propeller gesogen wäre jedes kleine Schmutzteilchen zur Kugel geworden, jedes Sandkorn im Gesicht: eine Katastrophe!“

„Was er macht, ist hohe Action“, fasst Rebecca Ferguson es zusammen. Sie selbst und Tom Cruise hatten täglich sechs Stunden Körpertraining, wobei ihr zugute kam, dass sie früher argentinischen Tango unterrichtete. „Kampf ist oft wie Tanz“, sagt sie. Und was ist das Geheimnis von Karate in Stöckelschuhen mit hohen Absätzen? „Das Geheimnis“, zwinkert die 32-jährige, die gerade erst im Fernsehen Queen Elizabeth gespielt hat, „ist, die Schuhe auszuziehen!“

Zurück nach Wien. Hier zieht Verena Altenberger die Schuhe an, um zum nächsten Dreh zu fliegen: „Tatort: Hundstage“ in Dortmund. „Hundstage“ ‒ ebnfalls very Austrian, wie Christopher McQuarrie sagen könnte, und natürlich hofft Verena, auch mal mit Ulrich Seidl drehen zu dürfen. Tja, für sie, die quasi über Nacht gleichzeitig in Staatsoper und Hollywood auftreten durfte, lautet die selbst gesetzte Mission für die nächsten Jahre: österreichisches Kino. Um diese Mission zu vereiteln, wird Hollywood also sehr laut rufen müssen.


DIE FRAU MIT DEN SECHS-MEILEN-STIEFELN

Marijana Stoisits, als Chefin der Vienna Film Commission haben Sie Dreh und Weltpremiere von M:I nach Wien geholt. ‪Wessen Idee war das? Das war die Idee von Regisseur McQuarrie, aber Tom Cruise als Kenner der Staatsoper hatte nicht unmaßgeblich Anteil. An einem der Tage beim Scouting haben wir allein in der Oper bis in jeden letzten Winkel sechs Meilen zurückgelegt! Spätestens da war klar: Das wird was werden!

Was waren Ihre Tricks? Entscheidend ist, dass es einem schon beim allerersten Scouting gelingt, einen persönlichen Draht zu den Leuten herzustellen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben und ihnen Lösungsmöglichkeiten für ihre (unerfüllbaren) Wünsche zu präsentieren.

‪Was hat Sie beim Dreh in der Staatsoper besonders überrascht? Wie offen und zugänglich die Crew und die Produktion waren. Es gibt immer wieder österreichische Produktionen, die aus ihrem Dreh ein Staatsgeheimnis gemacht. Die MI:5-Produzenten, der Regisseur, die Heads of Departments und der Hauptdarsteller haben uns immer spüren lassen, wie sehr sie unsere Unterstützung schätzen.

‪Woody Allen ist ja leidenschaftlicher „Regie-Tourist“. Wie würden Sie ihn in die Stadt locken? Mit viel Geld. Denn die Stadt selbst kennt er ganz gut.

In Autor Tags Film, Interview, Kino, WIENER

ÖTSCHER-BASIS-HEFT – Naturvermittlerisches Infoheft zur Niederösterreichischen Landesausstellung 2015

July 22, 2015 Martin Pesl
Existenzfragen im Naturpark Ötscher-Tormäuer © Martin Thomas Pesl

Existenzfragen im Naturpark Ötscher-Tormäuer © Martin Thomas Pesl

AUFTRAG

Lektorat und Korrektorat des „Ötscher-Basis-Hefts“

AUFTRAGGEBER

zunder zwo

Projektinfo

Im Rahmen der Niederösterreichischen Landesausstellung 2015, „Ötscher-Reich“, hat das Kollektiv zunder zwo zur Unterstützung der dort tätigen Naturvermittlerinnen und -vermittler das „Ötscher-Basis-Heft“ entworfen, das Basisinformationen liefert, ohne zu viel zu verraten und den Vermittelnden alles vorwegzunehmen.

Das liebevoll gestaltete und inspirierende Heft durfte ich lektorieren und einem Endkorrektorat unterziehen.

In Lektor Tags Naturpark, Niederösterreich, Vermittlung

DER TOD DES VERGIL – Blitz-Bildung im WIENER 403

July 20, 2015 Martin Pesl
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© Suhrkamp Verlag

Hermann Broch

Der Tod des Vergil

Suhrkamp, € 14,00

ISBN: 978-3518388662

Der WIENER liest für Sie Klassiker der Weltliteratur. Diesmal: Ein Heimkehrbuch eines Wiener Auswanderers und die längsten letzten Worte aller Zeiten

“,Du bist Vergil.‘
,Ich war es einstens; vielleicht werde ich es wieder sein.‘”

Ausgesprochen. Wenn der Tod des Vergil am Ende endlich eintritt, sieht der große Dichter zu allerletzt das Wort entgleiten, bis es „jenseits der Sprache“ ist – so die letzten Worte des Romans. Bis Vergil also buchstäblich mit seinem Latein am Ende ist, hat er auf 450 dicht bedruckten Seiten mit dieser Sprache allerlei angestellt und ihre Möglichkeit derart ausgereizt, dass sie, die Sprache, früher oder später ins Jenseits übergehen musste: lange, lange Sätze, abstrakte Gedankenwindungen, innerer Monolog: Dichtung höchster Geschliffenheit.

Danke, Vergil, aber vor allem: danke, Hermann Broch. Der eigenwillige Autor ersann die Fiktion über den (natürlich seinerseits historischen) römischen Dichter Publius Vergilius Maro, der zum Sterben in den Palast seines Kaisers Augustus zurückkehrt. Als er unterwegs das Elend und Proletariat auf den Straßen des römischen Festlands erblickt, ist Vergil entsetzt und sieht sich gezwungen, von seinem elfenbeinernen Turm herabzusteigen und ein Opfer zu bringen: nämlich sein Hauptwerk, das Epos „Aeneis“, zu verbrennen.

In den nun folgenden letzten 18 Stunden braucht es dann nicht nur gute alte Freunde und die Fata Morgana eines mysteriösen Knaben, in dem sich Vergils eigene Jugend spiegelt, sondern das gute Zureden des Kaisers persönlich, damit der Literat von dieser neuerlichen (feuerlichen) Schrulle ab- und die „Aeneis“ dem Volke überlässt.

Die Dichterdichtung ist das Hauptwerk des 1886 in Wien geborenen Hermann Broch. Als er 1936 daran zu arbeiten begann, lebte er noch in Österreich, im Zuge des „Anschlusses“ an Hitler-Deutschland floh der gebürtige Jude ins Exil in den USA. „Der Tod des Vergil“ erschien somit auch in New York, und zwar gleichzeitig auf Deutsch und in englischer Übersetzung. Die Frage, wie viel hohe Kunst im Angesicht der miserablen Realität noch okay ist, war damals, im letzten Kriegsjahr, hochaktuell und ist es gewissermaßen heute wieder. Die Frage, wie wertvoll Brochs hohe Sprachkunst eigentlich ist, ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Dispute, an denen sich auch der Autor selbst – noch vor dem Erscheinen seines Romans! – in diversen Kommentaren beteiligte. Bei aller Kritik stieß sein Werk letztlich weltweit auf Bewunderung. Dass er 1951 den Literaturnobelpreis zugesprochen bekam, verhinderte womöglich nur eines: der Tod des Hermann Broch.


LATEINSTUNDE
BROCH FIKTIONALISIERT REALE FIGUREN AUS ROMS GESCHICHTE

Vergil
Publius Vergilius Maro (70–19 v. Chr.) war der wichtigste Autor der römischen Antike, Verfasser u.a. der „Bukolika“. Er starb, ohne sein Hauptwerk zu vollenden: die „Aeneis“, ein odysseenähnliches Epos über die Wanderjahre eines Troja-Kämpfers. Im Mittelalter wurde er zum Vorboten des Christentums hochstilisiert, Schüler humanistischer Gymnasien kämpfen sich mit allerlei Schmierern ausgestattet durch sein Werk. Zudem gab Vergil nicht erst für Hermann Broch einen beliebten Handlungsträger ab: Schon Dante ließ ihn in seiner „göttlichen Komödie“ prominent in Höllenkreisen auftauchen.

Plotia
Bei Broch erscheint die einstige Geliebte dem Dichter in seinen zahlreichen Fieberträumen. Über Plotia Hieria ist wenig bekannt, auch dass sie mit ihm zusammenlebte, gilt eher als Gerücht, vor allem da Vergil wie viele Dichter der Antike eher der Knabenliebe anhing. Der Name bedeutet jedenfalls „Wölfin“, weshalb gemutmaßt wird, Plotia könnte auch eine Prostituierte gewesen sein.

Plotius Tucca und Lucius Varius Rufus
Die beiden besten Freunde Vergils sind als dessen Nachlassverwalter verbürgt, die tatsächlich nach seinem Tode die „Aeneis“ herausgaben. Varius war selbst Dichter, von Tucca vermutet man Ähnliches. Auch in Brochs Roman trägt Vergil seinen Spezis am Ende auf, eine tadellose Abschrift des unfertigen Epos zu erstellen.

Augustus
Gaius Octavius (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) war unter dem Namen Augustus der erste wirkliche Kaiser von Rom. Der Großneffe Julius Cäsars setzte sich in den Machtkämpfen nach dessen Tod durch und leitete daraufhin eine längere Friedensphase in der römischen Geschichte ein. Er galt als großer Förderer der Kunst und der Dichtung, schrieb selbst und – das hob ihn von anderen Kreativdespoten ab – erkannte, dass es nicht gut war.


BROCHIERTES: JENSEITS DER SPRACHE
Einige der kürzesten Sätze aus dem „Tod des Vergil“

“Oh, das Irdische!”
— S. 61
“Hatten sich Worte in seinem Munde geformt? er wußte es kaum, er wußte es nicht und war trotzdem nicht erstaunt, als ein Widerhall kam, fast eine Antwort: ,Du riefst?!‘, so tönte es zart und vertraut, fast heimatlich aus einem Nirgendwo, unerahnbar nahe oder unerahnbar fern.”
— S. 170
“Ach, mag der Literat in seiner Schwäche sich auch vorgaukeln, daß die Kindheitslandschaft, nach der er vielleicht sich sehnt, die Unendlichkeit saturnischen Gefildes sei und daß er von hier aus die Tiefen des Himmels und der Erde belauschen werde, seine ihm wahrhaft eigentümliche Leidenschaft ist die der schieren Flachheit, und er belauscht nichts, am allerwenigsten den Tod; ...”
— S. 237
“,Seine Zeit ist um‘, sagte der Riese, und fast war es wie ein Lächeln, ,ich tue ihm nichts an‘, die Zeit tut es.‘”
— S. 382

In Autor Tags Blitz-Bildung, Roman, Rezension, WIENER
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