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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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ICAN CIVIL SOCIETY FORUM – Zivilgesellschaftsforum der Internationalen Kampagne gegen Atomwaffen in Wien

December 8, 2014 Martin Pesl
Martin Thomas Pesl mit Ko-Moderatorin Therese Nordhuis Lien

Martin Thomas Pesl mit Ko-Moderatorin Therese Nordhuis Lien

AUFTRAGGEBER

International Campaign to Abolish Nuclear Weapons

AUFTRAG

Englischsprachige Moderation beim ICAN Civil Society Forum am 6. und 7. Dezember 2014 in Wien

PROJEKTINFO

Zur Vorbereitung der von Österreich einberufenen Staatenkonferenz zum Thema Abschaffung von Nuklearwaffen hat ICAN Austria am 6. und 7. Dezember 2014 in der Wiener Aula der Wissenschaft ein Zivilgesellschaftsforum organisiert. Opfer von Atombomben und Atomtests berichteten von ihren Erfahrungen, Experten diskutierten. Mittendrin hatte ich zusammen mit meiner Kollegin, der erfahrenen norwegischen Aktivistin Therese Nordhuis Lien, die Aufgabe, mit Humor der Schwere des Themas entgegenzuwirken und als Masters of Ceremony durch das Programm der beiden Tage zu führen. Dankbare und rührende Reaktionen diverser Teilnehmenden deuten an, dass uns das durchaus gelungen zu sein scheint. 

www.icanaustria.at

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In Sprecher Tags Moderation, Englisch, Politik

AMORPHE WELT – Interview mit Terry Gilliam im WIENER 396

December 1, 2014 Martin Pesl
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© Terry Gilliam

Amorphe Welt

Luxus ist, sich nicht dreinreden zu lassen! Terry Gilliam über „The Zero Theorem“ mit Christoph Waltz und natürlich über Monty Python

Christoph Waltz sitzt nackt inmitten einer riesigen ehemaligen Kirche, starrt auf hysterisch unverständliche Grafiken in einen Computerbildschirm und wartet auf einen Anruf. Müsste man raten, wer sich dieses Einstiegsbild für seinen neuen Film ausgedacht hat, läge man wohl schnell richtig: bei Terry Gilliam, dem Comiczeichner der Monty Pythons, dem Schöpfer surrealer Zukunftsvisionen, die so zukünftig gar nicht sind, dem visuellen Visionär der Achtziger, der mit „Brazil“ einen der vergnüglichsten Sci-Fi-Albträume aller Zeiten erschaffen hat, aber sagt: „Ich habe keinen blassen Schimmer, wie die Zukunft wird.“ Sein neues Werk „The Zero Theorem“ schmorte im Vergleich zu anderen Großprojekten wie dem legendären „Don Quixote“-Film, über dessen kostenbedingtes Scheitern gar eine eigene Kinodoku existiert, nur kurz in der Entwicklungshölle. 

Jenseits des Meisterwerks

Vor der Vorführung wird einem von Insidern eingeflüstert: „Das ist kein Meisterwerk“, in das großes Werbebudget fließen dürfe, und man hoffe auf die bedingungslose Treue von Gilliams nerdig-nostalgischer Fanbase. Der Film selbst, der neben Christoph Waltz den Nasstraum Mélanie Thierry, einen (angeblich fast gratis arbeitenden) Matt Damon und wieder einmal eine zur Unkenntlichkeit frisierte Tilda Swinton zu bieten hat, enthebt sich gängigen Kategorien. Bizarre, existenzialistische Gedankenpfade, ebenso bunte wie schreckenerregende Bilder und eine pythoneske Leichtigkeit angesichts des drohenden Nichts: Meisterwerk hin oder her, es ist ein echter Gilliam, einer, der nach „12 Monkeys“ als Teil drei der „Brazil“-Trilogie durchgeht. 

„Meine Idee ist das jedenfalls nicht“, sagt Terry Gilliam später im Interview. „,Brazil‘ hat einfach meine damalige Weltsicht wiedergegeben. Dass er heute als prophetisch eingestuft wird, finde ich sehr amüsant. Die Zeiten ändern sich. Die Welt ist amorph und unfokussiert geworden, Politiker machen Kasperltheater: Sie handeln emotional, prügeln aufeinander ein. Während es da aber noch um so was wie Nationalismus geht, fällt das bei den großen Firmen weg, wo nur Geld und Zahlen eine Rolle spielen.“

Das Management (Matt Damon) einer dieser Firmen will, dass ihr Mitarbeiter Qohen Leth (Waltz) die Formel knackt, nach der alles nichts ist. Obwohl das Drehbuch von Pat Rushin ist und nicht von ihm, entspricht es Gilliam sehr, in 30 Jahren von Monty Pythons „Sinn des Lebens“ zu einer Geschichte zu gelangen, in der mathematisch bewiesen werden soll, dass das Leben keinen Sinn hat. „Dabei hockt es seit jeher in unserem Genmaterial, den Sinn finden zu wollen.“ Das gilt vor allem für Qohen Leth, den soziophoben Einzelgänger. „Viele Menschen, vor allem freiberufliche Journalisten, bestätigen mir, wie sehr sie sich mit Qohen identifizieren. Sie verstehen genau, was es heißt, dem Lärm der modernen Welt entfliehen zu wollen. Umgekehrt verstehen sie auch diese gewisse Impotenz, die der Figur innewohnt. Wenn sie ständig alleine schreiben, sehnen sie sich erst recht wieder nach Anschluss.“ Stimmt.

„Film ist die luxuriöseste Kunstform“

Hauptdarsteller Christoph Waltz hat sich vom Rühren der Werbetrommel ausnehmen lassen, er gibt keine Interviews. „Das hasst er“, entschuldigt ihn sein Regisseur. „Und wie andere ganz Große, etwa Robert De Niro und der verstorbene Heath Ledger, ist er daher auch ganz schlecht darin. Sie sind gute Schauspieler, da müssen sie nicht auch noch gute Verkäufer sein.“

Waltz schafft etwas Unmögliches: Er erfüllt eine Rolle, die von sich aus leblos und apathisch ist, mit Leben. „Ich glaube, es liegt daran, dass Christoph, der ja aus einer großen Theaterfamilie kommt, immer hart gearbeitet, aber erst mit 53 Anerkennung erfahren hat. In dieser Zeit hat sich sehr viel Neid und Frustration aufgestaut, was er exzellent benutzen kann.“ Ob Qohen Leth eine Marionette seines Managements bleibt, sei nicht verraten. Aber was müsste geschehen, damit der große Filmstudiorebell Gilliam sich zur Marionette machen lässt? „Ich glaube, es ist zu spät, mich zu ändern. Ich respektiere Autorität in jeder Form, ich will nur in der Lage sein, sie jederzeit zu hinterfragen. Bei der Arbeit als Filmemacher will ich nicht täglich von äußerst nervösen Studiovertretern kontrolliert werden. Filmemachen ist komplex, es ist die luxuriöseste Kunstform überhaupt.“

Apropos, wie geht es „Don Quixote“? „Es sieht gut aus. Wir haben Schauspieler, wir finanzieren gerade. Und vielleicht – nein, sicher werden wir nächstes Jahr drehen. Dieses Projekt ist mein eigener Luxus. Er besteht darin, immer und immer wieder zu versuchen, diesen Film wiederzubeleben. Luxus ist, sich Zeit zu nehmen für das, was ich tue. Das ist es, was ich mir für das Geld kaufe, das ich verdiene. Ich mache alle drei, vier Jahre einen neuen Film. Anstatt mir eine schöne Yacht oder eine Uhr zu kaufen, investiere ich mein Geld in neue Ideen.“ Pause. „Wenn ich richtig reich wäre, hätte ich gerne einen Privatjet. Aber ich bin nicht mal reich genug, mir einen zu mieten. Ich fliege Ryanair.“ 

And now for something completely different

Die eine Abschlussfrage muss sein: Wie hat ihm die Reunion der Monty Pythons diesen Sommer gefallen, und war es die letzte? „Erst habe ich mich überhaupt nicht darauf gefreut, weil sie mich von anderem abhielt. Aber am Ende hatte ich richtig Spaß. Wir waren in einem riesigen Stadion, aber da das Publikum so mitgegangen ist, fühlte es sich intim an wie in einem Raum mit deinen 16.000 engsten Freunden. Im Moment gibt es keine Gespräche über eine Wiederaufnahme. Aber auch kein ,Nie wieder‘. Es ist einfach nicht sonderlich gesund, wenn wir allzu viel Zeit miteinander verbringen.“


FILMISCHES: ALLES NICHTS

„THE ZERO THEOREM“ IM KINO

KEIN SINN DES LEBENS. Computergenie Qohen Leth wohnt in einer Kirche. Er mag keine Menschen, wartet nur auf „den Anruf“. Um ihn – vielleicht – zu erhalten, forscht er nach dem Null-Theorem, der Formel für die Sinnlosigkeit von allem. Terry Gilliams neue Perle ist schräg und bunt, stimmt nachdenklich und lässt einen dann darüber lachen.

Ab 5.12. im Kino.

www.thezerotheorem-movie.com



In Autor Tags Film, Porträt, Interview

DER GOLDENE ESEL – Blitz-Bildung des Romans von Apuleius im WIENER 396

November 26, 2014 Martin Pesl
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© Martin Thomas Pesl (WIENER, S. Fischer)

Apuleius

Der goldene Esel

Deutsch von August Rode

Luxus ist, Rosen zu fressen und Esel zu vergolden! Der WIENER liest für Sie den weltersten Roman: Toll trieben es die alten Römer

“Jetzt beginnt es. Merke auf, es wird zu lachen geben.”

Ha-ha-ha. Wahnsinnig lustig findet Ich-Erzähler Lucius den Scherz, den man ihm auf einer Handelsreise durch Thessalien, das Land der Hexerei, spielt. Man klagt ihn öffentlich des Mordes an und zerkugelt sich, als sich herausstellt, dass die Männer, die er erschlagen haben soll, einfach drei Schläuche waren. Und richtig zum Brüllen ist es ihm, als er sich nach einer Liebesnacht mit der Dienstmagd Fotis in einen Esel verwandelt findet. Um seine ursprüngliche Gestalt wiederzuerlangen, muss Lucius Rosen fressen. Klingt idiotensicher, aber bis es gelingt, wechselt das arme Vieh mehrfach Besitzer und Ort, wird Zeuge von allerlei schlüpfrigen Schweinereien und Gaunereien – so ist der erste vollständig erhaltene Roman der römischen Antike reichlich mit Handlung angefüllt.

Der moderne Leser hat dabei schon auch zu lachen, aber noch mehr zu staunen darüber, mit wie viel Sex & Crime so ein 2000 Jahre altes Werk angefüllt war; Lateinschüler werden vor Scham erröten, dafür wird ihnen das Durchdeklinieren gleich viel mehr Spaß machen. Denn der „asinus aureus“ kriegt mit seinen langen, spitzen Ohren alles mit: Seitensprünge untreuer Ehefrauen, Schlachtpläne sadistischer Räuberbanden und priesterliche Orgien. Auch der Esel selbst zieht bei den sexuellen Ausschweifungen den Schweif nicht ein. Am Ende wieder Mensch  geworden, gibt Lucius sich fromm dem Isisdienst hin, frönt also der eher weißen Magie. Hier finden sich wohl auch autobiografische Züge: Auch dem Autor Apuleius, einem leidenschaftlichen Orgien-Mysterien-Anhänger, sollen magische Tendenzen nachgesagt worden sein, die Zeit nach dem Schriftstellertum verbrachte er in Nordafrika – als Oberpriester. „Siehe!“, schreibt er weiterhin gut gelaunt. „Nun hast Du alles gehört: aber auch verstanden? Unmöglich!“

Was die Wissenschaft tatsächlich nicht ganz versteht, ist, welche Absicht der vermutlich im Jahr 123 n. Chr. geborene Apuleius, der sonst Gedichte und philosophische Werke schrieb, mit dieser ulkigen Posse verfolgte. „Metamorphosen“ soll sein Buch ursprünglich betitelt gewesen sein, und vollständig erhalten ist es vermutlich wegen seiner religionsgeschichtlichen Bedeutung. Die Haupthandlung hat Apuleius einem alten griechischen Stoff entnommen, einzelne Geschichten in der Geschichte – vor allem die berühmte Erzählung von „Amor und Psyche“ – dürfte er selbst erfunden haben. 


METAMORPHOSEN
er „Esel“ hat sich in 2000 Jahren vielfach verwandelt

Amor und Psyche

Kommen Ihnen die Namen bekannt vor? In Patrick Süskinds Beststeller „Das Parfüm“ stehen sie für eine ganz besondere Duftnote. Im Louvre und in der Emeritage stehen bekannte Skulpturen, die das Liebespaar aus Gott und Mädchen zeigen. Erfunden hat sie wohl Apuleius, die Geschichte wird über drei der elf Bücher im „goldenen Esel“ hinweg erzählt: Venus’ Sohn Amor soll das schönste Mädchen ever, Psyche, dazu bringen, sich in einen schlechten Mann zu verlieben, verfällt ihr jedoch selbst. Die Tochter, die sie am Ende kriegen, heißt übrigens Voluptas: Lust.

„Das Dekameron“

Im 14. Jahrhundert griff Giovanni Boccaccio das Motiv der erotischen Episoden ohne jede Hemmung auf und erweiterte es zu seinen hundert Geschichten über die Liebe, die als „Decamerone“ Weltruhm erlangen sollten. Auch hier werden mit frivoler Ironie die verschiedensten Konstellationen geschildert, Streiche gespielt, Hörner aufgesetzt. Und Esel gibt es auch.

„Ein Sommernachtstraum“

Im Zauberwald vor Athen treffen sich nicht nur die Liebenden, um ihre Ruhe zu haben, sondern auch die Handwerker, um ihre kleine Aufführung für den Herzog zu proben. An der talentiertesten Rampensau – Zettel, dem Weber – testet der schelmische Elf Puck seinen Liebestrank. Er setzt ihm einen Eselskopf auf und sorgt dafür, dass die Elfenkönigin Titania sich in das entstellte Wesen verliebt. Und jetzt wird auch klar, wie Shakespeare auf die Idee kam.  

Schelmenroman

„Der goldene Esel“ ist nicht nur unser erster Roman, auch unser erster Schelmenroman, obwohl diese Genrebezeichnung erst im Spanien des 16. Jahrhunderts aufkam. Immer geht es um einen ungebildeten, aber bauernschlauen Helden, der sich mit mehr Glück als Verstand durchschlägt. Es gibt sie in allen Epochen: Cervantes’ „Don Quijote“ ist so einer, Grimmelshausen „Simplicissimus“ ein anderer. Mit ihm ist Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“ quasi direkt verwandt, und wenn man die Linie weiterverfolgt, landet man bei einem so jungen wie alten Schelm der 2010er-Jahre: jenem „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.


SCHLÜPFRIGES: „ICH HALTE DIR STAND“. Was in Apuleius’ Klassiker alles emporgereckt wird. 

“„,(...) Sobald ich Amors ersten Pfeil tief im Innern fühlte, spannte ich gleich aus voller Kraft meinen Bogen, daß Horn und Sehne springen möchten. Allein, willst Du mir ganz meine Wünsche gestatten, so löse Dein Haar, daß es Dich frei umwalle, und überlaß Dich also meiner Umarmung.‘ (...) ,Auf denn,‘ ruft sie, ,zum Kampf! Mutig zum Kampfe! Ich halte Dir Stand und weiche nicht. Zeige, daß Du ein Mann bist, sei tapfer und stirb tötend; denn heute gibt’s keinen Pardon!‘”
— S. 39
“Was mich betrifft, (...) ich stolzierte hochtrabend einher, und mit emporgereckten Ohren und offenen Nüstern frohlockte und jubilierte ich dermaßen aus vollem Halse, daß alles nur dröhnte.”
— S. 156f.
“Denn der erste Funke der Liebe ist klein und erwärmt angenehm das Herz; aber wenn er durch den Umgang angefacht wird, so lodert er in Flammen auf, die endlich in wilder Glut unser ganzes Wesen verzehren.”
— S. 169
“Auf diese hämische Spötterei führte er das Bürschchen, sehr wider seinen Willen, zu Bett, schloß sein keusches Weib unterdessen anderswo ein und, allein mit ihrem Liebsten, übte er an demselben die ganze Nacht hindurch die süßeste Rache für die ihm zugedachten Hörner.”
— S. 211

In Autor Tags Blitz-Bildung, Buch, Roman

BESSER IN WIEN – Interview mit Oliver Polak im WIENER 396

November 26, 2014 Martin Pesl
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© WIENER

Besser in Wien

Er war jetzt oft in Fernsehen und Radio, und er wiederholt gern die eine oder andere Pointe in Interviews, etwa mit Stermann und Grissemann. Ich hoffe, ich habe es dennoch geschafft, Comedian Oliver Polak die eine oder andere neue Frage zu stellen

Ihr neues Buch „Der jüdische Patient“ handelt von Ihrem zweimonatigen Krankenhausaufenthalt wegen schwerer Depression. Wenn man das Buch gelesen hat, gibt es nur eine mögliche Einstiegsfrage: Wie geht es Ihnen?

Ha! Mir geht es gut, weil ich hier in Wien bin. Das ist einer meiner favorite places. Ich habe Orte hier, die ich sehr gerne mag, wie das Hotel Triest, den Fürstenhof. Ich mag auch das Rabenhoftheater. Ich hatte schon als Kind eine große Österreich-Affinität, weil ich zuerst die Erste Allgemeine Verunsicherung gehört habe, Falco, Peter Alexander, und dann natürlich Udo Jürgens. Mir geht es grundsätzlich gut, aber wenn ich in Wien lande, geht es mir noch besser. Und wenn der Weg vom Flugzeug zum Gepäckband nicht gefühlte drei Stunden dauern würde, ginge es mir noch mal besser. Man lügt ja gerne, wenn man in eine Stadt kommt: „Oh, ich liebe diese Stadt!“, aber im Fall von Wien kann ich es wirklich beweisen.

Wien kommt auch in Ihrem Buch immer wieder mal vor.

Ja, ich würde auch sofort eine Österreicherin heiraten. Allein die Sprache! Wenn du zu jemandem sagst: „Ey, ich fick’ deine Schwester, ich töte deine Familie und dann den Hund“, dann hat das so eine Härte. Aber wenn du es mit dem Wiener Schmäh sagst, kriegt es gleich was Smartes. Während der Kölner Dialekt an sich schon etwas sexuell Belästigendes hat. Wien macht alles schöner. Obwohl, wenn die Wienerin beim Sex stöhnt, klingt das etwas leidend. Da weißt du nie, ob es geil für sie ist oder ob ihr was wehtut.

Haben wir Österreicher also anders als die Deutschen Humor (Sie sagen ja, das Lustigste in Deutschland sei der ZDF-Fernsehgarten)?

Wien ist ja nicht Österreich, und die Wiener haben Humor. Hier habe ich immer das Gefühl, dass es ein Ironieverständnis gibt, das in Deutschland fehlt.

Ist die Entrüstung in Deutschland, einen jüdischen Komiker vor sich zu haben, wirklich so groß?

Anfangs schon. Ich kam auf die Bühne, und die dachten, gleich klettert Woody Allen aus meinem Bauch heraus mit dem Lachsbagel in der Hand, spielt begleitet von Georg Kreisler ein Klezmer-Lied auf der Klarinette und zitiert Salcia Landmann. Und dann kam ich, und so wie ich aussehe, war das für das Ü50-Kabarettpublikum schon eine Beleidigung. Das war ein einziges Missverständnis. In den Großstädten weniger, aber sobald es ländlicher wurde: los katastrophos. In meiner Heimatstadt Papenburg trete ich auch nie wieder auf.

Sie behandeln auch das Thema Männlichkeit ‒ eine längere Passage widmet sich dem Thema „Boys donʼt cry“. Ist Ihr Buch auf ein männliches Publikum hin geschrieben?

Nein, ich denke nie über so Geschlechtsdinge nach. Ohne Witz: Wenn sich zwanzig Erdmännchen Karten für meine Show kaufen würden, wäre das okay. Man erzählt das, was man erzählen will, und das finden Männer und Frauen gut. Meine neue Comedy-Show heißt „Krankes Schwein“, die ist schon recht derb, aber es kommen auch viele Frauen, die das geil finden. Auch das Buch berührt Frauen, bei denen erwacht oft so ein Beschützerinstinkt, wenn sie das Buch lesen.

Das wundert mich nicht: Ihr Zustand ist teilweise erschreckend geschildert. Ich habe mich gefragt, wie Sie nach diesen Erlebnissen je wieder Stand-up-Comedy machen können?

Das geht schon ganz gut, aber es findet halt anders statt als zu den Zeiten im Buch. Ich habe jetzt ein neues Management, das mich weniger im deutschen Ü50-Kabarettsektor unterbringt, sondern mehr im popkulturellen Kontext. Die vertreten auch K.I.Z., eine krasse deutsche Band, in deren Video ich als Adolf Hitler aufgetreten bin. Ich bin also eher in Popshows oder bei Lesereisen in richtigen Theatern wie dem Rabenhof in Wien oder der Volksbühne in Berlin.

Wird der Auftritt im Rabenhof eine simple Lesung, oder ist auch ein bisschen Comedy dabei?

Ich werde auch mit „Krankes Schwein“ nach Österreich kommen, das wird dann Stand-up pur. Die Lesung wird eine Lesung, in der ich die lustigen Komponenten des Buches hervorhebe. Am Ende gibt es erstmals ein Q&A, daraus ergeben sich sicher auch Stand-up-Elemente. Wenn ich nicht zu depressiv bin an dem Tag.

Kann das noch vorkommen?

Kaum. Auf vorherigen Touren habe ich den Fehler gemacht, alleine unterwegs zu sein. Jetzt habe ich einen Tourbegleiter, da ist alles easier.

Wann fiel die Entscheidung, Ihren Krankenhausaufenthalt literarisch zu verwerten?

Viele fragen mich, ob mir das Schreiben geholfen hat, die Krankheit zu verarbeiten. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe das ganze Buch bei Starbucks am Hackeschen Markt in Berlin geschrieben. Zuerst hatte ich eine Idee für ein Stand-up-Programm, aber dann entwickelte es sich zu einer Geschichte, die ich aufschreiben wollte.

Wie stellt man sich das vor?

Man ist wochenlang im Spital, kommt dann raus und muss am nächsten Tag weiter seiner Arbeit als Autor und Comedian nachgehen? Ganz so schnell geht es nicht. Man muss erst einmal entschleunigt auf sich achten und schauen: Was kann ich? Welche Kräfte habe ich? Dieser Prozess kann mindestens ein, zwei Jahre dauern.

Im Anhang ist die Playlist zum Buch angeführt. Soll man die bei der Lektüre mithören?

Nein, aber man kann! Es kommt so viel Musik vor, dass meine Lektorin die Idee hatte, alle Songs von Udo Jürgens über Tocotronic und The Notwist bis Blumfeld und James Blake aufzulisten. Das deutsche Musikportal Vevo hat dann sogar eine eigene Playlist daraus zusammengestellt.

Besteht die Gefahr, beim Schreiben über Depression wieder in diese abzurutschen?

Manchmal macht man durch die intensive Beschäftigung noch mal eine Mülltonne auf und kramt wie eine Katze in den Resten ’rum, aber grundsätzlich besteht keine Gefahr. Meine Sorge war eher, dass mich die Interviews dazu wieder runterziehen. Die machen aber total Spaß, weil: gute Leute und gute Fragen. Es ist jetzt halt eine Geschichte, die aufgeschrieben ist.

Wie konnten Sie sich so gut erinnern, wie Sie sich während der Depression fühlten?

Das war überhaupt kein Problem. Auch die Wut, die in dem Buch ist, habe ich heute teilweise gar nicht mehr. Und trotzdem konnte ich sie gut heraufbeschwören. Zum Beispiel, als sich im Quatsch Comedy Club der Moderator nach meinem Auftritt für mich entschuldigt, der ersten Reihe Getränke ausgegeben und auch noch Witze über mich gemacht hat, um sich selbst auf meine Kosten größer zu machen ‒ dass ich den töten wollte, daran habe ich mich einfach gut erinnert.

Das Buch endet eine Sekunde vor dem vermeintlichen Happy-End. Warum diese Entscheidung?

Was ich durch die Liebesgeschichte mit Sunny erzählen wollte: Wenn du depressiv bist, fühlst du nichts mehr. Gegenüber Dingen, die dir Freude gemacht haben, empfindest du nichts. Wenn du dann gesund wirst, schwindet diese Gefühlslosigkeit allmählich, und du fängst wieder an zu fühlen. Mir ging es gar nicht darum, eine Liebesgeschichte zu erzählen, sondern zu zeigen, dass dieser Panzer weg ist. Dafür war es nicht wichtig zu sagen: „Ich liebe dich“, oder wie es weitergeht.

Überraschenderweise offenbaren Sie sich im Buch auch als großer Fan von Udo Jürgens.

Mit ihm fühle ich mich verbunden, weil wir beide oft missverstanden wurden. In meinem Fall haben die Leute nicht geschnallt, dass ich ein Stand-up-Comedian bin, sondern dachten, ich sei nur ein Jude. Bei ihm denken Sie, er sei ein Schlagerstar, obwohl er ein Chansonnier ist.

Und „Twin Peaks“-Fan sind Sie auch. Was sagen Sie zu den Plänen von David Lynch, die Serie fortzusetzen?

Ich glaube, „Twin Peaks“ ist für meine Depression mitverantwortlich. Ich habe die Serie erst vor zwei Jahren gefunden, mich zwei Wochen zu Hause eingeschlossen und alles durchgeguckt. Das war echt psycho, aber ich freue mich trotzdem. Alle haben immer Angst vor Remakes, ich finde es okay.

Michael Mittermeier ist nach Amerika gegangen, um neu durchzustarten. Bei aller Frustration gegenüber deutschem Humor, wäre das nicht auch was für Sie?

Das ist auf jeden Fall eine Option. Wenn ich noch einmal depressiv wäre, ziehe ich nach Wien, denn hier komme ich mir völlig normal vor. Und wenn ich gesund bleibe, gehe ich nach Amerika und werde da „the only German Jewish comedian“.

 

Buch 

Der jüdische Patient von Oliver Polak 
10,30 Euro; www.kiwi-verlag.de

Termine

02.12.2014, 20:00 Uhr, Innsbruck, Treibhaus
03.12.2014, 20:15 Uhr, Feldkirch, Theater am Saumarkt
04.12.2014, 20:00 Uhr, Wien, Rabenhof Theater
05.12.2014, 20:00 Uhr, Klagenfurt, Universität
06.12.2014, 20:00 Uhr, Graz, Orpheum

 

In Autor Tags Buch, Kabarett, Interview, WIENER
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