Theatermacherin Carina Riedl wollte zu Fuß nach Istanbul. Corona kam dazwischen. Sie geht trotzdem weiter
Es sollte ein so globales wie persönliches Projekt werden. Es sollte um Grenzen gehen, um Bewegung, Freiheit und Flucht. Es war das Quarantäneuntauglichste, was man sich vorstellen kann. Doch obwohl das Virus und die Maßnahmen dagegen brutal dazwischenfuhren, ist es noch nicht vorbei.
Am 20. Februar brach Carina Riedl, Theaterregisseurin und leidenschaftliche Weitwanderin, mit dem Filmemacher Dieter Kovačič in Wien zu Fuß Richtung Istanbul auf. Ihr Projekt „Fuge Fúga Фуга Füg“ vereint die drei Bedeutungen des Wortes „Fuge“: als musikalisches Prinzip der Wiederholung und Variation, als Zwischenraum und, in der Psychologie, als Fluchtreflex. Das Weg-Müssen-und-ankommen-Wollen Geflüchteter stellt Riedl ihrem eigenen Einfach-nur-weg-Wollen nach dem Ende einer langen privaten Beziehung gegenüber.
Ihre Retour-Balkanroute dokumentierten sie und Kovačič mit Fotos und einem Reiseblog, vor allem aber mithilfe zweier GoPro-Kameras: einer nach vorne schauenden, die Kovačič umgeschnallt trug, und einer anderen auf Riedls Hinterkopf mit Blick auf die bereits zurückgelegte Strecke. Die Kameras machen alle fünf Sekunden ein Bild, der fertige Film ist einem Zeitraffer vergleichbar. Das entstandene Material soll 2021 als Videoinstallation veröffentlicht werden, in deren Rahmen auch Performances stattfinden.
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