Die Schauspielerin Katharina Knap arbeitet jetzt freischaffend in Wien. Aktuell jagt sie Geister
Katharina Knap kommt leicht verspätet ins Café Dommayer in Hietzing. Sie grüßt herzlich und strotzt vor Energie. Die kleine Statur, die Grübchen und die Pausbäckchen lassen sie jünger wirken als die 36, die sie ist. Der Typ Mädchen hat schon vielen Schauspielerinnen zur Karriere verholfen. Aber wer denkt, er habe die laut der Fachzeitschrift Theater heute beste Nachwuchsschauspielerin 2014 damit durchschaut, irrt gewaltig.
An einer Stelle im Falter-Gespräch sagt sie: „Wenn ich professionelle Schauspielerin wäre, hätte ich das alles sportlicher gesehen.“ Moment, wie? Hat das gerade die Frau gesagt, die nach der Schauspielausbildung an der Grazer Kunstuniversität festes Mitglied in fünf verschiedenen Theaterensembles war? Knap bekräftigt. Das Bild der fleißigen Theaterarbeiterin, die spielt und probt, was und wann die Direktion verlangt, ist nicht ihres. Schließlich malt sie auch Bilder, spielt Gitarre, hat Monologe verfasst, arbeitet als Sprecherin bei Ö1, und eine Erzählung von ihr wartet auf Veröffentlichung.
Trotzdem ist sie gerade immer wieder arbeitslos gemeldet, seit sie 2017 einem lange gehegten Wunsch folgte und ihr letztes Fixengagement in einem Ensemble aufgab, dem Landestheater Niederösterreich – für dieses ein Verlust, erwies Knap sich doch dank ihrer einzigartigen Nuancenvielfalt als großer Coup, etwa im Josef-Winkler-Abend „Roppongi“. In St. Pölten hielt sie es nur ein Jahr aus, davor jeweils zwei bis drei Jahre in den Staats- und Stadttheatern in Stuttgart, Leipzig, Mainz und Graz. „Ich kam mir in Ensembles vor wie ein Enzym, aber im falschen Organismus, wo ich keine Andockstelle habe“, sagt Knap, die nach der Matura ein Jahr Medizin studierte. Derzeit läuft ein neues Stück mit ihr am Theater Hamakom im Wiener Nestroyhof. Sie ist ja doch – und natürlich professionelle – Schauspielerin.
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