Das beste Theaterstück, das der Tiroler Dramatiker Felix Mitterer in diesem Jahrzehnt geschrieben hat, ist jenes über den Widerständler Franz Jägerstätter. Der adoptierte Bauernsohn aus dem oberösterreichischen St. Radegund verweigerte nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland den Kriegsdienst für die deutsche Wehrmacht – aus religiösen Gründen. Er wurde hingerichtet. Mitterers 2013 am Theater in der Josefstadt uraufgeführtes biografische Drama geht der komplexen Geschichte auf den Grund und deckt die Ambivalenzen des deutschnationalen Systems und seiner Ideologie auf.
Am THEO in Oberzeiring bringt dessen künstlerischer Leiter Peter Faßhuber „Jägerstätter“in einem nüchternen Bauernstubensetting zum Leuchten. Auch der Märtyrer selbst kommt dabei nicht einfach als Held davon. Bei Werner Halbedl ist der später Seliggesprochene einfach ein katholischer Sturkopf mit Tendenzen zu aggressiven Ausbrüchen. Faßhuber konzentriert sich in seiner klug gestrafften Textfassung auf den Druck, den Jägerstätters Familie auf ihn ausübt, doch bitte Frau und Töchtern zuliebe über seinen Schatten zu springen.
Mehr im Falter 25/18