Freundlicher kann das Bild von Mentor*innen als „Huggy Bears“ kaum sein. Da legen dir diese Bären ihre großen, aber weichen Pranken auf die Schulter, umarmen dich schützend und lassen dich versinken in ihrem kuscheligen Fell. Diese Bären könnten sich auch zu gefährlichen Bestien entwickeln, aber dazu sind sie eben zu „huggy“. „Huggy“, das erinnert an „hygge“, diesen dänischen Begriff für Behaglichkeit, der vor kurzem in war.
Dieses Konzept, dass eine bewährte Künstlergruppe den kleinen Bärenjungen auf die Füße hilft, aufopferungsvoll, unentgeltlich und stets mit Rat und Tat zur Seite – das klang eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Klingt. Klang. 2018 gibt es keine dritte Ausgabe des Mentoringprogramms. Aber Bären sind stark, also wer weiß? Sprechen wir in der Präsensform darüber: Klingt.
Und so, wie es klingt, so scheint es in diesem Fall auch zu sein: Künstler*innen unterstützen andere Künstler*innen ein Jahr lang beim Entwickeln erster Bühnenprojekte, einfach so. Die in Frankreich, Belgien und Österreich basierte Gruppe Superamas, die in Wien durch Philippe Riera und die Produktionsleiterin Caro Madl vertreten ist, tritt seit 1999 regelmäßig auf. In der Performance-Welt ist das eine lange Zeit, und da sich Philippe und Co. – obwohl sie noch keine 50 sind – auch in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder mit dem eigenen Altern beschäftigen, liegt das Weitergeben von Wissen und Erfahrungen an die jüngere Generation nahe.
„Wenn wir in Europa oder den USA unterwegs waren“, erinnert sich Philippe an die Anfänge von Superamas, „wurde uns ganz viel Hilfe angeboten. Das Einzige, was aber wirklich zustande kam, war, dass wir die Studios der Kollegen verwenden durften, solange sie nicht besetzt waren. Sie versprachen auch, bei den Proben vorbeizuschauen und uns Feedback zu geben, aber daraus wurde meistens nichts. Nun, wir haben kein Studio. Aber wir haben Kontakte.“
Schon in der Vergangenheit haben sich Superamas immer wieder um die bestehende Szene in ihren jeweiligen Ländern gekümmert und Zusammenkünfte organisiert, etwa im nordfranzösischen Amiens, aber auch im Tanzquartier Wien. 2015 beschloss die Gruppe, auch den Nachwuchs unter ihre Fittiche zu nehmen, und zwar mit vollem Ernst und Einsatz. Auf eine Ausschreibung konnten sich Nachswuchskünstler*innen im Bereich Tanz/Performance für die Teilnahme an einer neuen „artist-friendly platform“ bewerben. Voraussetzung, um in die Endauswahl von vier (wie 2016) oder drei (2017) Projekten zu kommen, ist, dass man seine Bedürfnisse schon recht genau formulieren kann. „Daher wählen wir nicht nach Qualitätsmerkmalen aus“, erklärt Philippe, „sondern danach, ob wir den Teams geben können, was sie brauchen.“
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