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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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APROPOS APPROPRIATION – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Graz

February 8, 2025 Martin Pesl

© Lex Karelly

Ist es eine gute Idee, Yael Ronens Hit-Musical über Cancel Culture nachzuspielen? Immerhin ist der Debattenbeitrag mit Gesang für ein ganz bestimmtes Ensemble entstanden und in Berlin immer noch zu sehen. Und passt der Stoff nach Graz? Unser Kritiker war gegenüber der österreichischen Erstaufführung aus den Händen von Nestroy-Preisträger Felix Hafner erstmal skeptisch.

8. Februar. 2025. Zunächst mal: Warum nicht? Die Shakespeares und Nestroys waren auch sowas wie Stückentwicklungen, bestimmten Truppen auf den Leib geschrieben, heute gelten sie als Literatur. "Slippery Slope" erarbeiteten Yael Ronen und Shlomi Shaban 2021 mit einem Ensemble am Berliner Gorki-Theater, die Singer-Songwriterin Riah Knight spielte und schrieb mit. Schlagfertig und gewitzt, wurde die Show über Cancel Culture ein Hit und zum Theatertreffen eingeladen.

Ronens Sprechstücke, einige sind sogar am Schauspielhaus Graz entstanden, werden immer wieder nachinszeniert. Mit der österreichischen Erstaufführung von "Slippery Slope" begibt sich das Theater dennoch, sorry, auf Glatteis. Es ist zwar laut Untertitel nur "Almost a Musical", aber eben doch ein sehr organisches Gefüge aus Erzähltext, Dialog und Lyrics. Zudem ticken das anglophone, hippe, diverse und diskursfitte Metropolenpublikum und das Grazer Premierenabo jetzt nicht unbedingt gleich. Aber die Stadt nahm schon einiges überraschend an, was Intendantin Andrea Vilter ihr offerierte, also: Warum nicht?

Schicht um Schicht der Aneignung

An Relevanz hat die Geschichte in den letzten drei Jahren jedenfalls nichts eingebüßt, eher noch wurden die Begriffe aus dem zentralen Ohrwurm seither erst richtig Alltag. "Cultural appropriation / Racist interpretation / Abuse and degradation / Financial exploitation": All dies und mehr wird dem einst gefeierten Weltmusiker Gustaf Gundesson vorgeworfen. Nur noch Midsommar-Lieder und ABBA dürfe er singen, ätzt er und tut dies auch, womit Graz schmunzelnd eine weitere Aneignungsschicht addiert, denn Schwede ist Gustaf-Darsteller Željko Marović keiner.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Musik, Steiermark

KOMFORTABLES UNRECHT – Doppelkritik aus der Burg in der Theater heute 2/2025

February 4, 2025 Martin Pesl

Stefanie Reinsperger, Maresi Riegner © Tommy Hetzel

Am Wiener Burgtheater entstaubt Philipp Stölzl Ferenc Molnárs «Liliom», und Mateja Koleinik zelebriert Gogols «Der Revisor»

Langsam kommt sie in Fahrt, die neue Direktion Stefan Bachmann an der Burg. Und „langsam“, das bedeutet auch, dass sie mit Inszenierungen punktet, die sich Zeit nehmen. „Nur ned hudeln“, heißt es in Wien, nichts überstürzen. Mit dieser Devise fahren beide ausgezeichnet: die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die sich im Akademietheater Nikolai Gogols Verwechslungskomödie „Der Revisor“ angenommen hat, und Philipp Stölzl, der im großen Haus einen traumhaft traurigen „Liliom“ von Ferenc Molnár zeigt.

Der „Liliom“-Abend versammelt eine Reihe von Premieren: Zuallererst handelt es sich um Stölzls Burgtheater-Debüt. Der Deutsche (Jahrgang 1967), der als Assistent und Bühnenbildner begann, dann Musikvideos und Filme drehte, kehrt in den letzten Jahren über das Opernfach zunehmend zur Schauspielregie zurück, die Bühnenbilder entwirft er dabei weiterhin selbst.

In der Titelrolle ist Stefanie Reinsperger zu sehen. Sie brillierte vor etwa zehn Jahren in zwei Inszenierungen im Akademietheater (beide waren damals zum Theatertreffen eingeladen), bevor sie erst ans Wiener Volkstheater und dann ans Berliner Ensemble ging. Dort zum Star avanciert, kehrt sie jetzt wieder an die Burg zurück. Im großen Haus hatte sie bisher nur mit dem BE gastiert. 

Neu ist schließlich auch die Übersetzung. Bisher kannte und liebte man Molnárs 1909 uraufgeführtes Drama in der nach Wien verlegten Fassung von Alfred Polgar. Die Geschichte vom unwiderstehlichen Jahrmarkt-Reinschmeißer Liliom, der seine Freundin Juli schlägt, aber im Jenseits Reue schwört und ihre Vergebung erlangt, war in dem verrüschten Text stets mit einem Hauch Romantik beaufschlagt und spielte sich mit den Jahrzehnten so zunehmend ins Aus. Nun hat die auf Deutsch schreibende ungarische Autorin Terézia Mora eine geradlinigere Neuübersetzung angefertigt. Deren Erstaufführung fand nur einen Tag vor Wien statt – am Berliner Ensemble.

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Oliver Nägele, Andrea Wenzel, Lola Klamroth, Roland Koch © Tommy Hetzel

In Autor Tags Theater, Theater heute, Kritik, Burgtheater, Wien

DAS LEBEN IST EIN KURZER, STARRER FLUSS – Nachtkritik aus dem Theater in der Josefstadt

January 31, 2025 Martin Pesl

Oliver Rosskopf und Alexander Absenger © Astrid Knie

Lisa Wentz, Österreichs preisgekrönter Dramatik-Star, hat für die Josefstadt ein neues Stück geschrieben. Über Missbrauch in einem katholischen Bubeninternat und seine Folgen noch Jahrzehnte später. Regisseur David Bösch, der schon Wentz' Erstling "Adern" uraufführte, nimmt sich des Textes an.

31. Januar 2025. Die Kirche hat echt ein Problem. Wenn alle wissen, dass es in einem Stück um Missbrauch im katholischen Internat geht, obwohl dieser nie gezeigt, ja kaum angesprochen wird, dann ist das ein schlechtes Zeichen für den Ruf der ehrenwerten Institution. Gut, einige haben vielleicht online Synopsis und Inhaltshinweise zu "Azur oder die Farbe von Wasser" gelesen. Doch auch der Rest des Publikums wird kaum lange rätseln, wenn in einer frühen Szene kurz die Rede von der "Anstalt" ist, die es "nimmer gibt", weshalb die Burschen Johannes und Geri nun wieder bei ihren Familien wohnen, während sie für die Matura lernen.

Österreichs Dramatik-Star

Die 30-jährige Lisa Wentz ist ein Shootingstar der deutschsprachigen Dramatik. Ihr Debüt "Adern" wurde mit Preisen überhäuft und mehrfach inszeniert, in Wien, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg – außerhalb Österreichs ist Wentz bislang nicht angekommen. Liegt es daran, dass die Tirolerin gern mit Dialekteinschlägen kokettiert? Oder traut man weiter nördlich ihren nahbaren Figuren und höchst unpostdramatischen Dialogen nicht?

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In Autor Tags Theater, Kritik, Wien, Josefstadt

ANARCHIE UND PERFEKTION – Porträt von Lavinia Nowak in der Theater heute 2/2025

January 30, 2025 Martin Pesl

© Lalo Jodlbauer

Die Schauspielerin Lavinia Nowak

Der „Camino Real“ ist für Lavinia Nowak ein weiter Weg in die Freiheit. Am Wiener Volkstheater vermengt die Regisseurin Anna Sophie Mahler etliche Ensemblemitglieder mit der berühmten US-Band Calexico auf der Bühne zu einer recht konzertanten Inszenierung von Tennessee Williams’ seltsamstem Stück.  

Sich neben solchen Schwergewichten zu profilieren, ist ein Ding der Unmöglichkeit, erst recht, wenn man wie Nowak den Großteil der Aufführung hinter einem Gazevorhang verbringt. „Ich darf nicht mitspielen“, berichtete sie betrübt bei einer Begegnung während der Probenzeit. Dass ihr Kopf bisweilen – verfremdet blaugesichtig – auf einer acht Meter hohen Leinwand zu sehen ist, befriedigte die 29-jährige Schauspielerin kaum. „Ich habe so viele Ideen!“ Zum Beispiel, dass ihre Esmeralda einen Klumpfuß hat.

Erst spät im Stück bekommt die aus Victor Hugos „Glöckner von Notre Dame“ entlehnte Figur eine ausführliche Dialogszene. Bis dahin diente die Tochter der Wahrsagerin (die Berufsbezeichnung ersetzt das Z-Wort der ursprünglichen Fassung) ihrer Mutter und Zuhälterin nur als Demonstrationsobjekt: Der Mond könne Esmeraldas Jungfräulichkeit wiederherstellen, prahlt sie. Für den Protagonisten, den Boxer Kilroy (Stephan Kevi), lüftet sie dann erstmals ihren Schleier, begleitet von tiefgründigen Gesprächen über Klassenkampf und Dialektik. Da passiert es: Lavinia Nowak weckt den Zuschauer aus dem schwelgerischen Musikgenuss auf. Wie ein Kind, das einem VR-Programm entflohen ist, zeigt sie Gefühle, echte Neugier, Trotz, schillernde Naivität („Guck mal, Mutti, eine Träne!“) und eine Prise Pathos, bevor Bühnenmutter Anke Zillich sie mit einem „Trink deinen Kakao aus!“ wieder auf ihren Platz verweist.

Natürlich hat sie mitgespielt, und wie! Auch das leichte Humpeln war da. Wer nicht davon wusste, dem ist es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Egal. „Für mich ist diese kleine Anarchie sehr wichtig“, so Nowak. „Die legt einen kreativen Schalter um. Muss gar niemand merken.“ Subtile Rebellion, das ist ihre Strategie, seit sie mit der Spielzeit 2020/21 ihr Erstengagement am Volkstheater in der Direktion Kay Voges antrat. Voges, mit dem Nowak Ende der Spielzeit ans Schauspiel Köln weiterzieht, punktete hier durch den experimentellen Einsatz von Technik in einem frisch renovierten Gebäude. Auch sein Ensemble wird bejubelt, nicht zuletzt für den Umgang mit dieser Technik und dafür, Bühne und Leinwand gleichermaßen auszufüllen.

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In Autor Tags Theater, Porträt, Theater heute, Volkstheater, Wien
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