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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SCHURKENSTÜCKE: ROSEMARIE HIRTE – Kolumne in der Buchkultur 210

October 26, 2023 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Morden ist menschlich, sagt uns das Gesamtwerk von Ingrid Noll. Alle Heldinnen der Frau, die erst mit Mitte 50 zu schreiben begann, haben so eine genüsslich schurkische Aura um sich. Das war schon bei der allerersten so, und das mit dem menschlichen Faktor schiebt uns die Autorin perfide unauffällig unter, indem sie Rosemarie Hirte ihre Geschichte gleich selbst erzählen und dabei immer wieder auch über ihr (ein bisschen) schlechtes Gewissen sprechen lässt. Auch Selbstironie und -kritik sind ihr, deren Vorbild Brechts Seeräuber-Jenny ist, nicht fremd: „Ich war die Frau, mit der man angeblich Pferde stehen kann und die schließlich selbst einem Pferd immer ähnlicher wurde“, beginnt sie ihren Bericht.

„Der Hahn ist tot“, nach dem bekannten Kanon, ist der 1991 erschienene Debütroman der heute 88-jährigen Ingrid Noll betitelt. Dabei sterben zunächst vor allem die Hennen, sprich: die Rivalinnen der 52-jährigen Protagonistin. Rosemarie, teils Rosi, teils bei ihrem zweiten Vornamen Thyra genannt, hat sich in einen etwas eitlen Lehrer verliebt, der einen kunsthistorischen Vortrag hielt, für dessen Inhalt sich Frau Hirte absolut nicht interessierte. Da sie nie die Sozialste war, entscheidet sie sich dagegen, ihn anzusprechen, und dafür, ihn zu stalken, zu einer Zeit, als dieser Begriff im Deutschen noch nicht geläufig war. So beobachtet sie „Witold“ – ihren Angebeteten Rainer Engstern nennt sie seinerseits beim zweiten Vornamen, um sich ein Alleinstellungsmerkmal zu sichern – beim Streit mit seiner alkoholkranken Frau, in dessen Verlauf ein Schuss fällt.

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In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Schurke

WIE VIEL UTOPIE DARF ZUKUNFT? – Text in der Buchkultur 210

October 24, 2023 Martin Pesl

Unser Blick auf die Zukunft verändert sich ab der Lebensmitte stark. Wie soll man mit dem „Z“-Wort, diesem unberechenbaren Koloss, nun umgehen?

Vier Arten von Zukunft macht die deutsch-französische Politikwissenschaftlerin Florence Gaub in ihrem neuen Buch aus. Zwei sind weit weg, am Ende der Epoche, am Ende der Zeit. Eine ist ganz nah: Was esse ich heute? Um wie viel Uhr beginnt der Film? Und dann gibt es noch die Zukunft der Art „Wie gestalte ich mein Leben?“ (dazu passt sehr schön der neue Titel von Ella Carina Werner: „Man kann auch ohne Kinder keine Karriere machen“). Gaub schreibt: „Diese Vorstellungen konzentrieren sich auf die 20er und 30er Jahre unseres Lebens, weshalb vielen von uns mit etwa 40 Jahren die Ideen für die Zukunft ausgehen und wir anfangen, über unsere Hinterlassenschaften nachzudenken, also über unsere Zukunft nach unserem Tod, ein Phänomen, das man als Midlife-Crisis kennt.“ 

Für einen, der bei Erscheinen dieses Heftes das 40. Lebensjahr abgeschlossen haben wird und eigentlich fest vorhatte, über die Midlife-Crisis elegant hinwegzusegeln, ist dieser Satz ein schwerer Schlag. Dabei wirkt Gaub insgesamt um Konstruktivität bemüht. Ihr Buch trägt den Titel „Zukunft – Eine Bedienungsanleitung“, ist anhand von Begriffen wie „Vor der Erstbenutzung“, „Sicherheitshinweise“ und „Störungsbehebung“ strukturiert und will wirklich ehrlich Tipps geben, wie man mit dem Z-Wort, diesem scheinbar unberechenbaren Koloss umgeht. Beim (zum Schreibezeitpunkt noch) knapp 40-Jährigen bleibt dennoch vor allem die abschließende (Nicht-)Garantieerklärung hängen: „Eine kaputte Zukunft kann man nicht zurückgeben.“ Fest stehe nur, dass wir sterben müssen und in fünf Milliarden Jahren die Sonne erlischt.

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In Autor Tags Rezension, Essay, Buchkultur, Zukunft

VOM STERBEN DES SPIELENDEN MANNES – Buchrezension in der Bücherbeilage zum Falter 42/23

October 20, 2023 Martin Pesl

Biografie: Der im Mai verstorbene Schauspielstar Peter Simonischek hinterließ Saskia Jungnikl-Gossy letzte Worte

Es war von Anfang an klar, dass dieses Buch zum Testament werden würde. Als Saskia Jungnikl-Gossy Anfang dieses Jahres begann, sich mit Peter Simonischek zu Gesprächen über sein Leben zu treffen, hatte er seine Diagnose bereits erhalten: Lungenkrebs, inoperabel.

Am 29. Mai 2023 starb der Schauspieler 76-jährig in Wien. Wenige Tage zuvor, so schreibt Jungnikl-Gossy in der Einleitung, habe sie ihm noch die fertige Fassung vorgelesen. In Händen halten kann Simonischek das Buch nicht mehr. Es ist sein zweites. 2006 erschien „Ich stehe zur Verfügung“ mit Interviews, die er dem Schweizer Journalisten Andres Müry gab.

Unweigerlich ist „Kommen Sie näher“ mehr ein Feature über Simonischeks letzte Lebenswochen als ein Gemeinschaftsprojekt. Laut Buchdeckel ist Jungnikl-Gossy nur Ko-Autorin, doch ihre eigenen Betrachtungen nehmen viel Raum ein. Sie baut sie anhand der Pole Glück und Unglück auf. Bis zur Erkrankung schien das Leben es nämlich meist gut mit ihm zu meinen.

An der Schauspielschule in Graz wurde der gebürtige Steirer mit Handkuss genommen, dem Zahntechniker-Vater verheimlichte er erfolgreich, dass er nicht Architektur studierte, sondern Schauspiel. Vor Publikum aufzutreten, fiel ihm leicht, Angst vorm Scheitern war ihm fremd.

Die Verfasserin spricht die Umstände der Entstehung offensiv an: Wie Simonischek im Gespräch manchmal zum Sauerstoffgerät griff. Wie sie ihn nach einem Infarkt im Krankenhaus besuchte und ihm das Sprechen schwerfiel. Wie er trotzdem noch Theatertexte auswendig wusste und seine Erzählstimme sie stets mitriss, egal wie schlecht es ihm gerade ging. Zitat: „In manchen Momenten und oft, wenn man nicht damit rechnet, zeigt der Schauspieler in ihm, dass er größer ist als der erkrankte Mensch.“

Weiterlesen in der Bücherbeilage zum Falter 42/23

In Autor Tags Rezension, Theater, Film, Burgtheater, Salzburg, Buch

DAS ZUCKEN DES SCHMERZES – Nachtkritik aus dem Theater Heidelberg

October 12, 2023 Martin Pesl

Kumpelkomödie © Susanne Reichardt

Die Guillotine: wartet schon. In Stephan Kimmigs Version von Georg Büchners berühmten Revolutionsstück geht die Gesamtlage allen im wahrsten Sinne an die Nieren. Das Heidelbeger Ensemble bringt einen Abend zum glänzen, bei dem der Horror nicht nur in den Köpfen wohnt.

12. Oktober 2023. Lacroix und Philippeau ist übel. Ihr Genosse Hérault leitet daraus schlüssig und ausführlich einen logischen Beweis für die Nichtexistenz Gottes ab. So glaubhaft steigert sich der Schauspieler Daniel Friedl in die Argumentation hinein, dass ihm der Wahnsinn aus den Augen und der Schweiß aus den Poren tritt. Im Takt dazu ächzen und krümmen sich erbarmungswürdig Steffen Gangloff und Friedrich Witte – vor Schmerzen und weil sie wollen, dass er aufhört. Der ganze Atheismus gipfelt gar griffig in der Frage: "Warum leide ich?"

Alle plagt etwas 

Diese Szene im dritten Akt zeigt exemplarisch, wie Stephan Kimmig an Georg Büchners sperriges Historiendrama "Dantons Tod" herangeht. Alle plagt etwas, kein Wunder in Zeiten des Abschlachtens und des Tugendterrors. Diese Not, dieses allseits verbreitete "Zucken des Schmerzes", macht er sich zum Konzept. In den Neunzigern war Kimmig Hausregisseur am Theater Heidelberg, nun kehrt er mit 64 zurück und bringt das recht junge Ensemble in einer fiebrig temporeichen Klassiker-Interpretation zum Glänzen.

Elf Figuren für zehn Spieler:innen belässt die Strichfassung, ungewöhnlich viel für eine zeitgenössische Inszenierung. Umso bemerkenswerter, wie viel Gewicht oft gestrichene Nebenfiguren hier erhalten. Esra Schreier gibt neben der lieblichen Lucille auch St. Just aus dem gegnerischen Team, den Jakobinern. Danton ist eine Frau, verkörpert von Antonia Labs, aus der Gemahlin Juliette wurde Gatte Jules (Leon Maria Spiegelberg). Zudem flirtet Danton heftig mit Marion (Lisa Förster). Wenn das eine Botschaft hat, dann höchstens die, dass die Kinder der Revolution für Genderdebatten nun echt keinen Nerv haben.

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In Autor Tags Nachtkritik, Kritik, Theater
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