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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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DIE LEBER EINES ANDEREN – Buchrezension

August 29, 2023 Martin Pesl

Der erste ins Deutsche übersetzte Roman von Keiichirō Hirano zieht sofort in seinen Bann

In einer Bar begegnet der Erzähler dem Anwalt Kido Akira, der sich zunächst mit falschem Namen und falscher Biografie vorstellt. Bald klärt er die Lüge auf. „Ich versuche mich aufrecht zu erhalten, indem ich den Schmerz anderer Menschen lebe“, erklärt er sein ungewöhnliches Verhalten.

Kein Wunder, dass „Das Leben eines anderen“ der erste Roman von Keiichirō Hirano ist, der auf Deutsch erscheint, übersetzt von Nora Bierich unter Beibehaltung japanischer Gepflogenheiten wie der Stellung Familienname vor Taufname: An Stefan Zweig lässt der Beginn denken, der Lesende unmittelbar in diese unerhörte Begebenheit hineinzieht. Kido vertrat eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes erfahren hat, dass dieser nicht Taniguchi Daisuke war, dass aber ein Taniguchi Daisuke mit genau dieser Vergangenheit tatsächlich existiert – oder zumindest einmal existiert hat. Der hatte einst, gedrängt, dem Vater eine Leber zu spenden, mit seiner Familie gebrochen.

Kido macht sich auf die Suche nach dem wahren Daisuke. Er stellt fest, dass Identitätstausch gang und gäbe ist, und beginnt, jeden einzelnen Aspekt seiner eigenen Identität zu hinterfragen. Nicht nur kriselt es in seiner Ehe und neigt er dem Wodka Gimlet allzu sehr zu. Als Koreaner in dritter Generation ist er auch Rassismus unterworfen, was die Figur von ähnlich gearteten Ermittlern abhebt.

Dem 1975 geborenen Autor ist eine packende Mischung aus japanischer Lebensrealität, amerikanischer Noir-Detektivgeschichte und europäischer Erzählkunst gelungen.

Bibliografische Angaben

Erscheinungstermin: 17.07.2023

Broschur, 333 Seiten

978-3-518-47337-5

suhrkamp taschenbuch 5337

Suhrkamp Verlag, 1. Auflage

14,00 € (D), 14,40 € (A), 20,90 Fr. (CH)

ca. 11,8 × 19,0 × 1,8 cm, 238 g

Originaltitel: Aruotoko (Cork, Inc., Tokyo)

In Autor Tags Roman, Rezension, Japan

SPANNEND! UND DAS IN SALZBURG! – Bilanz der Ära Bettina Hering im Falter 34/23

August 23, 2023 Martin Pesl

Bettina Hering © Salzburger Festspiele/Weltbild

Sieben Sommer lang gestaltete Bettina Hering das Sprechtheaterprogramm der Salzburger Festspiele. Sie erneuerte den „Jedermann“, erhöhte die Frauenquote und verwirklichte ungeahnte Kopfgeburten. Jetzt hört die Schweizerin auf

Vor Vorstellungsbeginn ergreift die Schauspielchefin der Salzburger Festspiele das Mikrofon. „Sie wollen nicht mich sehen, ich weiß“, sagt Bettina Hering, um den Sachverhalt zu schildern und das Publikum bei Laune zu halten. So steigt sie immer ein, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte – etwa bei spontanen Umbesetzungen. 

„Sie wollen nicht mich, sie wollen den Jedermann sehen“, hieß es diesen Sommer einmal auf dem Domplatz, als es noch tröpfelte, die Ponchos ausgegangen waren und sich das Orchester trotzdem auf einen Abend im Freien einstimmte.

Hering erklärte, das Wetter sei instabiler als angekündigt. Die Aufführung werde jetzt aber dennoch beginnen. Sollte doch noch eine Übersiedlung ins Festspielhaus folgen, würde man dies bestimmt mitbekommen. Die Leute lachten, der „Jedermann“ ging los, der Regen hörte auf und kehrte brav erst zehn Minuten nach dem Schlussapplaus wieder.

Für das Wetter ist Bettina Hering nicht verantwortlich, aber den Eindruck effizienter Krisenbewältigung hinterlässt die Schweizerin doch, wenn sie nach sieben Jahren als Schauspielchefin die Salzburger Festspiele verlässt. Ihre letzte Premiere „Die Wut, die bleibt“ ging vergangenes Wochenende unter großem Jubel über die Bühne.

Bevor die Festivalausgabe am 31. August endet, versammelt Hering noch dreizehn Schauspielerinnen zu einer Marathonlesung von „Das andere Geschlecht“, dem Hauptwerk der französischen Philosophin und „Ur-Feministin“ Simone de Beauvoir.

Behutsamer Feminismus ist ein sichtbarer Verdienst von Hering: Als erste Frau in ihrer Position gab sie Autorinnen und Regisseurinnen im Programm eine Stimme. Das ging sie unaufdringlich an, um das tendenziell konservative Festspielpublikum nicht zu verschrecken: Im Sommer 2017, als sie neben Intendant Markus Hinterhäuser ihre Funktion übernahm, eröffnete sie (nach dem „Jedermann“) mit zwei etablierten Regisseurinnen: Andrea Breth und Karin Henkel inszenierten Stücke von Harold Pinter und Gerhart Hauptmann mit sicherer Hand und namhaften Ensembles.

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In Autor Tags Salzburg, Festival, Theater, Kommentar, Falter, Sommer

WIEDERGELESEN: WIR LASEN VON HASEN – Klassikerbesprechung in der Buchkultur 209

August 22, 2023 Martin Pesl

„Unten am Fluss“ handelt von Klimaflucht, Krieg, Angst, Solidarität. Eine der größten Geschichten der Menschheit enthält fast keine Menschen. Bei Frith!

Wenn Menschen für ihre Kinder Geschichten erfinden und die dann verzückt sagen: „Das solltest du veröffentlichen, Papa“, dann sind meist Furcht und Schrecken angesagt – man denke nur an M. Night Shyamalan und einen Gutteil seiner Filme.

Im Falle von „Unten am Fluss“ ging die Sache erstaunlich gut aus. Der britische Weltkriegsveteranen und Ministerialbeamten Richard Adams nahm sie auch ernster als andere Märchenonkel: Seine auf einer langen Autofahrt begonnene Erzählung von einer Gruppe Wildkaninchen, die wegen (berechtigter) Vorahnungen ihr Revier verlässt, brachte er später nicht nur Schritt für Schritt zu Ende, als er seine Töchter in die Schule fuhr und abholte. Er setzte sich auch zwei Jahre hin und goss sie unter Hinzuziehung eines Sachbuchs über Kaninchen in einen Roman, die Mädchen immer wieder als Lektorinnen hinzuziehend und eine eigene Sprache für Begriffe erfindend, die nur in der lapinen Welt Sinn ergeben, etwa Silflay: „draußen essen“.

Dass die Verlage zunächst alle fanden, „Watership Down“ (so der Originaltitel) sei zu schwierig für kleine und zu kindisch für größere Kinder, empfand Adams nicht als schlimm, die Auftraggeberinnen waren schließlich zufrieden. Dann aber gab der Erfolg der peniblen Recherche und der Verniedlichungsverweigerung recht. Millionen Exemplare wurden verkauft, nicht einmal „Der weiße Hai“ verdrängte (zum Leidweisen von dessen Autor Peter Benchley) das Buch 1974 von Platz eins der Beststellerliste.

Wenn es jetzt in der – ebenfalls sehr erwachsenen – Neuübersetzung von Henning Ahrens neu erscheint, hat das mit dem 50. Jahrestag der Erstveröffentlichung zu tun, aber auch mit bitterer Aktualität, Stichwort: Artensterben, Stichwort: Klimaflucht. Der Grund für den Exodus der Kaninchen ist ein von Menschen zu erschaffendes Neubaugebiet. Das weiß der kleine Fiver zwar nicht, aber er spürt, dass Verderben naht. Und es finden sich einige Genossen, die seine Instinkte ernst nehmen.

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In Autor Tags Rezension, Blitz-Bildung, Buchkultur, Tier

EIN IRRER TRIP – Buchrezension in der Buchkultur 209

August 22, 2023 Martin Pesl

Max Porter legt einen sprachlich virtuosen Jugendroman vor.

Vielleicht darf man nicht allzu viel erwarten, wenn man seinen Sohn „Schüchtern“ tauft, selbst, wenn es nur ein Spitzname ist. Mit 16 lebt Shy jedenfalls in einem alten Herrenhaus, das zu einem Internat für jugendliche Delinquenten umgewidmet wurde, sie heißt Last Chance, auch nicht ideal.

Wir schreiben das Jahr 1995, die New Brutalists erobern gerade des englische Theater, Drum’n’bass und Jungle erklingen aus den Walkmans. Max Porter, Jahrgang 1981, hat seine Sprache den genannten Stilen angepasst, virtuos tanzt sein schlankes neues Buch „Shy“ zwischen den Textsorten Jugendroman, Gedicht und depressiver Song.

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In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Jugend
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