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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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„KINDER SIND NIEMALS PROFIS“ – Vorschau auf die Produktion „Heimweh“ von Darum im Falter 47/22

November 23, 2022 Martin Pesl

Kai Krösche und Victoria Halper © Heribert Corn

Gewalt und Missbrauch in Kinderheimen verarbeitet die Gruppe Darum in einem Theaterprojekt. Auch Kinder spielen mit

Eine Handvoll Kinder wuselt zwischen Regalen durch. Sie entnehmen ihnen Aktenordner, sprechen Sätze in alte Kassettenrekorder ein und stapeln beides in der Raummitte. Dann, während ihre Stimmen von den Kassetten erklingen, drehen sie die so entstandene Erinnerungsskulptur langsam im Kreis.

„Wenn sich das so dreht, krieg ich Kopfweh“, klagt ein Kind. „Dann machen wir jetzt eine Pause“, ordnet sofort der Theaterpädagoge an, der zusammen mit Ko-Regisseurin Victoria Halper die Aktion angeleitet und beaufsichtigt hat. Ein anderes Kind geht auf Krücken. „Sie hat sich aber nicht bei uns verletzt!“, versichert Halpers Regiekollege Kai Krösche erschrocken. Es sind sensible Zeiten.

Der Falter ist dabei, als diese Szene des aufwändigen Theaterprojekts „Heimweh“ zum ersten Mal geprobt wird. Das Wiener Kollektiv Darum, bestehend aus Halper, Krösche und der derzeit karenzierten Laura Andreß, verarbeitet in der dreiteiligen Performance-Installation seine Recherche zu den schockierenden Zuständen in Österreichs Kinderheimen ab Mitte des 20. Jahrhunderts.

Nachdem der Kurier-Journalist Georg Hönigsberger 2011 die ersten Fälle in Wien ans Licht gebracht hatte, meldeten sich unzählige Opfer von sexuellem Missbrauch und Prügeln, aber auch einfach von inakzeptablen Erziehungsmethoden. Die daraufhin eingesetzte Kommission ortete eine „historische Katastrophe von unfassbarem Ausmaß“. Das Team hat Hönigsberger interviewt, ebenso wie mehrere Betroffene im Alter von Anfang 50 bis über 80.

Die Performance möchte der Vielschichtigkeit des Skandals gerecht werden. Einzelnen Erziehern, die sich an Kindern vergingen, stehen Leuten gegenüber, die versuchten, die Situation zu verbessern. Sie prallten an den starren Strukturen ab, die die Verbrechen so erst ermöglichten. Die Missstände waren schon früh bekannt, interessierten aber lange niemanden. Halper: „In den Fünfzigern war die Gesellschaft noch nicht so kinderlieb wie heute.“

Auf das Thema stieß die Gruppe im Zuge ihrer gefeierten Debütarbeit „Ungebetene Gäste“ 2019, die das Publikum an den Wiener Zentralfriedhof führte. An jedem Aufführungstag wurde das Leben einer verstorbenen Person, für die die Stadt Wien ein sogenanntes „einsames Begräbnis“ organisiert hatte, rekonstruiert. Einer der „Protagonisten“ war lange obdachlos gewesen. Die Spurensuche in seiner Vergangenheit führte ins Kinderheim. Viele ehemalige Heimkinder, so erfuhr Darum, hätten Schwierigkeiten, im Leben zurechtzukommen.

Weiter im Falter 47/22

In Autor Tags Theater, Performance, Wien, Falter, Vorschau

GESCHEIT SCHEITERN – Vorschau auf Zirkusfestivals in Österreich im Falter-Kulturwinter 22

November 18, 2022 Martin Pesl

Iona Kewney mit „Waiting for the Sea Eagle“ © Lieven Dirckx

In Wien, Graz und Salzburg zeigt der zeitgenössische Zirkus seine Vielfalt

Was ist Zirkus? Die meisten von uns haben da ziemlich genaue Vorstellungen: ein Zelt, innen ausgelegt mit Sägespänen, ein paar Clowns, ein Direktor mit Zylinder, Seiltänzerinnen – Artisten, Tiere, Attraktionen eben.

Während wir diese Art des Zirkus immer noch gerne bestaunen, hat sich in den letzten 25 Jahren aus dem französischen Raum kommend eine neue Bewegung herangeschlichen: der Cirque Nouveau, auf deutsch etwas unmagisch zeitgenössischer Zirkus genannt. Statt wandernder Zirkusfamilien sind ausgebildete Profis in Performance, Artistik und Clownerie am Werk. Tierquälerei wird vermieden, indem auf Tiere überhaupt verzichtet wird. 

Aber macht das dann überhaupt noch Spaß? Fans des Cirque du Soleil würden vehement bejahen. Die frankokanadischen Showprofis haben den moderneren Zugang zum Gebiet bekannt gemacht. International füllen sie die Hallen (es muss eben nicht immer das Zirkuszelt sein) und begeistern das Publikum.

Auch in Österreich gibt es eine kleine, aber wachsende Zirkusszene. Eigene Fördertöpfe wurden dazu eingerichtet, und das seit 2020 existierende Mehrspartenfestival Kultursommer Wien führt „Zeitgenössischer Zirkus“ als eigenes performatives Genre neben Theater, Kabarett, Tanz/Performance und Literatur.

Bis 2022 programmierte es Arne Mannott. Der Choreograf und Zirkuskünstler hat sich in seinen eigenen Arbeiten (zuletzt „what remains“) sehr intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was zeitgenössischer Zirkus bedeutet und wie er sich ins Leben und in die sonstige Kunst einordnen lässt.  

Mannott organisiert außerdem heuer bereits zum dritten Mal das On the Edge, Wiens erstes Festival für experimentelle Zirkuskunst. Es findet in den Räumlichkeiten des Werkstätten- und Kulturhauses (Wuk) im 9. Bezirk statt. Dieses Jahr sind sieben Spieltage vorgesehen, an denen Gastspiele aus anderen europäischen Ländern auf dem Programm stehen, aber auch Showings in Entwicklung befindlicher Arbeiten von heimischen Künstlerinnen und Künstlern.

Fast ebenso reichhaltig liest sich das Rahmenprogramm. Im Zuge einer Kooperation mit dem Fernsehsender Arte laufen im Foyer Zirkusfilme in Dauerschleife. Beim Diskurs- und Vernetzungsformat „Coffee & Circus“ treffen Leute aus der Szene aufeinander und diskutieren aktuelle Fragen, etwa wie sich Strukturen verbessern lassen und welche Gemeinsamkeiten Zirkus und Feminismus haben.

Weiter im Falter-Kulturwinter ‘22

In Autor Tags Falter, Performance, Vorschau, Österreich, Festival

INTIMITÄT IN ZEITEN DER ACHTSAMKEIT – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Graz

November 17, 2022 Martin Pesl

Sebastian Pass, Alexej Lochmann © Johanna Lamprecht

Das Reden und Denken über Sex hat sich verändert, nicht erst mit #MeToo. Consent ist endlich unabdingbar, die Straftaten von Harvey Weinstein oder des "Stanford Swimmer", der eine bewusstlose Mitstudentin vergewaltigt hatte, führen vor Gericht zur Verurteilung. Den Theatertext zum neuen Sex Talk hat die Autorin Patty Kim Hamilton geschrieben, in Graz kommt er zur Uraufführung.

17. November 2022. "Über Sex zu reden, ist nicht mehr revolutionär", singen sie, aus einem mit Blümchenmustern tapezierten Klo kommend. Und schieben ein kokettes "Oder?" hinterher. Nein, ist es nicht, das macht dieses Stück unmissverständlich klar. In Mono-, Dia-, Trialogen werden hier all die Dinge ausgesprochen und durchdekliniert, die zum Thema Intimität bei der Generation #MeToo in der Luft liegen. Es ist das "Sex Play", und wir sollen keinesfalls denken, dass uns damit jemand provozieren oder eben revolutionieren wollte. Über Sex zu reden, ist normal, auf einer Bühne wahrscheinlich normaler als im Alltag.

Was immer die Nacht bringt

"Sex Play" ist die erste Arbeit von Patty Kim Hamilton, die im deutschsprachigen Raum aufgeführt wird. Die Autorin ist in New York geboren und zum Teil in Deutschland aufgewachsen, hat szenisches Schreiben an der Berliner UdK studiert. Sie arbeitet bilingual, weshalb dem bei Suhrkamp verlegten Stücktext die folgende Info beiliegt: "Rohübersetzung aus dem Deutschen ins Englische von Naomi Boyce im Juni 2021, Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche von Patty Kim Hamilton mit Hilfe von Lisa Wentz und Sofiya Sobkowiak im September 2021."

Als Endpunkt des komplizierten Prozesses fand nun – in deutscher Sprache – die Uraufführung im Haus Zwei des Grazer Schauspielhauses statt. Daniel Foerster übernahm in den Endproben die Regie, als Sebastian Klinser erkrankte. Kathrin Eingangs Raum stand zu diesem Zeitpunkt längst, es ist ein Club: schwarze Wände, wüst beschmiert mit Sprüchen (die man studieren könnte, würde man sich je langweilen), hinter denen in den realistischen Momenten dumpf die Spice Girls oder dergleichen hervorklingt, Goldglitzer überall, eine Reihe Waschbecken, Behältnisse mit Popcorn und Getränken und drei WCs zum Kotzen, Koksen, Vögeln, Weinen, je nachdem, was die Nacht bringt.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Steiermark, Sex

HYÄNE OHNE ZÄHNE – Kritik aus der Berliner Volksbühne im Falter 46/22

November 16, 2022 Martin Pesl

Hodenlos an die Macht: Kathrin Angerer als Racheengel in „Hyäne Fischer – Das totale Musical“ © Elsa Okazaki

Die Kunstfigur Hyäne Fischer der Wiener Burschenschaft Hysteria feiert eine Wiederauferstehung. Diesmal in Deutschland

In Berlin müssen sie glauben, in Österreich gebe es keine Männer mehr. Zumindest an der Volksbühne regiert das Matriarchat aus dem Süden. 

Gleich drei mal waren hier Stücke der Wiener Choreografin Florentina Holzinger zu sehen gewesen, mit einem ausschließlich weiblichen Ensemble. Nun steht eine weitere österreichisch geprägte Produktion auf dem Spielplan des Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz: Fünf Schauspielerinnen, ein neunköpfiger weiblicher Chor und eine Band mit Streich-, Schlag-, Tasten- und Blasinstrumenten bespielen die Volksbühne. Die Musikerinnen haben auf ihren T-Shirts eine Protestnote kleben: „Kein Matriarchat ohne Transfeminismus“.

Verantwortet hat „Hyäne Fischer – Das totale Musical“ das Team um Autorin Lydia Haider, Komponistin Eva Jantschitsch und Musikkuratorin Marlene Engel, die die Aufführung konzipierte und die künstlerische Leitung übernahm.

Anders als bei Holzinger sind auf der Bühne alle bekleidet. Auch sonst gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Statt gut durchdachter Gesamtkunst ist er das neue Musical vor allem ein Marketing-Gag. Wenn Marie Rosa Tietjen zu Beginn proklamiert: „Ich bin Hyäne Fischer und das ist meine Geschichte!“, bleibt das eine mehrfach leere Behauptung. Es wird nämlich keineswegs eine Geschichte erzählt, und Hyäne Fischer gibt es gar nicht.

Die Kunstfigur wurde von Vertreterinnen der rein weiblichen Wiener Burschenschaft Hysteria 2018 in einem satirischen Musikvideo kreiert. Angelehnt an den deutschen Superstar Helene Fischer sollte die Blut-und-Boden-Ideologie der Schlagermusik aufs Korn genommen werden. 

Weiter im Falter 46/22

In Autor Tags Theater, Musik, Berlin, Falter, Kritik
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