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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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HYÄNE OHNE ZÄHNE – Kritik aus der Berliner Volksbühne im Falter 46/22

November 16, 2022 Martin Pesl

Hodenlos an die Macht: Kathrin Angerer als Racheengel in „Hyäne Fischer – Das totale Musical“ © Elsa Okazaki

Die Kunstfigur Hyäne Fischer der Wiener Burschenschaft Hysteria feiert eine Wiederauferstehung. Diesmal in Deutschland

In Berlin müssen sie glauben, in Österreich gebe es keine Männer mehr. Zumindest an der Volksbühne regiert das Matriarchat aus dem Süden. 

Gleich drei mal waren hier Stücke der Wiener Choreografin Florentina Holzinger zu sehen gewesen, mit einem ausschließlich weiblichen Ensemble. Nun steht eine weitere österreichisch geprägte Produktion auf dem Spielplan des Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz: Fünf Schauspielerinnen, ein neunköpfiger weiblicher Chor und eine Band mit Streich-, Schlag-, Tasten- und Blasinstrumenten bespielen die Volksbühne. Die Musikerinnen haben auf ihren T-Shirts eine Protestnote kleben: „Kein Matriarchat ohne Transfeminismus“.

Verantwortet hat „Hyäne Fischer – Das totale Musical“ das Team um Autorin Lydia Haider, Komponistin Eva Jantschitsch und Musikkuratorin Marlene Engel, die die Aufführung konzipierte und die künstlerische Leitung übernahm.

Anders als bei Holzinger sind auf der Bühne alle bekleidet. Auch sonst gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Statt gut durchdachter Gesamtkunst ist er das neue Musical vor allem ein Marketing-Gag. Wenn Marie Rosa Tietjen zu Beginn proklamiert: „Ich bin Hyäne Fischer und das ist meine Geschichte!“, bleibt das eine mehrfach leere Behauptung. Es wird nämlich keineswegs eine Geschichte erzählt, und Hyäne Fischer gibt es gar nicht.

Die Kunstfigur wurde von Vertreterinnen der rein weiblichen Wiener Burschenschaft Hysteria 2018 in einem satirischen Musikvideo kreiert. Angelehnt an den deutschen Superstar Helene Fischer sollte die Blut-und-Boden-Ideologie der Schlagermusik aufs Korn genommen werden. 

Weiter im Falter 46/22

In Autor Tags Theater, Musik, Berlin, Falter, Kritik

SPRECHEN WIR ÜBERS GELD – Buchrezension auf Nachtkritik.de

November 15, 2022 Martin Pesl

Nach 15 Jahren erscheint erstmals wieder ein Buch von Elfriede Jelinek in gedruckter Form, Titel: "Angabe der Person". Autobiographische Schnipsel lassen sich herauslesen, es geht ums Finanzamt, den eigenen Tod, die ungeliebten Eltern. Vielleicht ist es der zugänglichste, menschlichste Jelinek-Text der letzten Jahre.

15. November 2022. "Schlechte Wortspiele: Witzig oder nervig?", fragte derstandard.atjüngst anlässlich eines offiziellen Tages derselben (es scheint wohl der 12. November zu sein). Der Kalauer spaltet die deutschsprachige Welt in jene, die alles daran ablehnen, und jene, die ihn für die genuinste sprachliche Kunstform halten. Elfriede Jelinek gehört sicherlich zu letzterem Team. Seit mindestens 20 Jahren füttert sie es regelmäßig mit guten Argumenten.

Ausweis oder ausweisen?

Der neueste Streich der Literaturnobelpreisträgerin heißt "Angabe der Person", wirkt wie eine Verdichtung der These, dass Wortwitze eigentlich immer schon da waren, die Sprache sie sozusagen aus sich selber heraus generiert, wie eine sehr kluge KI. Jeder Absatz rattert von einem Wort zu einem nächsten mit ähnlicher Bedeutung oder ähnlichem Klang, der Sinn des Ganzen, der Inhalt wird dabei aber nie übergangen, sondern bestätigt, ja erst geschaffen, und daneben steht die Autorin achselzuckend und scheint zu sagen: Kann ich doch nichts für, dass "ausweisen" mehreres bedeuten kann, da wäre es ja eine Sünde, sich den Satz "Ich habe einen Ausweis, sie können mich also gar nicht ausweisen" zu verbieten.

Schon der Titel ist ein raffinierter Coup: "Angaben zur Person" müsste es im korrekten Bürokratiedeutsch heißen, wären damit die Details gemeint, die Elfriede Jelinek im Rahmen eines gegen sie geführten Ermittlungsverfahrens wegen Steuerhinterziehung anführen soll. Doch nein, es ist die Angabe der Person, die Person gibt an, sie gibt hier an mit ihrem sprachlichen Können, mit ihren Ahnen und mit ihrem historischen Wissen. Wobei sich die Person, hier ist reichlich ironische Koketterie im Spiel, gar nicht einkriegt vor Scham, weil sie einmal die Berufe der Nazis Baldur von Schirach und Arthur Seyß-Inquart durcheinandergebracht hat. Dieser Fehler dominiert das erste Viertel des Buchs.

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In Autor Tags Nachtkritik, Rezension, Buch, Jelinek

DEN DATENSTROM HINUNTER – Nachtkritik aus dem Off-Theater

November 5, 2022 Martin Pesl

Hubsi Kramar © Günter Macho

Jedermann ist verrückt geworden und wird also heimgesucht von einem Team, das ihn eleminieren soll. Das sind nicht Tod, Mamon und wie sie bei Hugo von Hofmannsthal alle heißen. Stattdessen bricht bei den Mash-up-Experten vom Wiener Bernhard Ensemble frei nach Francis Ford Coppola ein Gummiboot ins Herz der Finsternis auf.

4. November 2022. Es ist schwieriger geworden mit den Titeln beim Bernhard Ensemble. Ein Mash-up aus Nestroys "Lumpazivagabundus" und dem Coen-Brothers-Film "The Big Lebowski" hieß mal "The.Big.Lumpazi", Schnitzlers "Weites Land" mischte Prinzipal Ernst Kurt Weigel mit David Lynchs "Lost Highway" zu "Weit.Way.Land". Die Zusammenführung der Handlungsstränge gelang zudem so mühelos elegant, als läge sie seit jeher in der Natur der jeweiligen Originale.

Seither wollen die Leute Mash-ups sehen! Einige der Verquickungen eines Films mit einem deutschsprachigen, meist österreichischen Dramenklassiker brachten dem Bernhard Ensemble Nestroy-Preise und -Nominierungen ein. Das Besondere an den Abenden ist ihre seltsam poetische Verbindung aus improvisierten Dialogen, derbstem Trash mit Urwiener Einschlag und Tanz: gekonntes Scheißen auf die Hochkultur.

Non-binäre Buhlschaft

Nun sind in über zehn Jahren mit mindestens ebenso vielen Mash-ups zwar bei weitem nicht alle Kultfilme aufgebraucht, aber fast alle richtig bekannten österreichischen Stücke. Dieses Jahr mischt Weigel – der neben dem Ensemble auch die Spielstätte Das Off Theaterleitet – Hugo von Hofmannsthals Salzburg-Evergreen "Jedermann" mit Francis Ford Coppolas Vietnamkriegsepos "Apocalypse Now". Gegendert wird auch, die Stückentwicklung heißt also "Jede(r).Now". Da will Word dann immer so ein ®-Zeichen draus machen. Na ja.

Muss aber so sein, weil Hofmannsthals Jedermann, der den Tod fürchtet und sich im Leben nicht mehr auskennt, in dieser Version durch ein Kollektiv vertreten wird, durch "alle". Diesen Umstand bekommt seine Mutter in einer Einstiegsszene sogar erklärt – es sorgt bei ihr wie beim Publikum für Verwirrung. Passenderweise ist die Buhlschaft nonbinär (und selbst Teil des Kollektivs), ebenso wie der Surf-Star Lance, Teil der Sondermission zur Eliminierung des verrückt gewordenen, von Indigenen wie ein Gott verehrten Colonel Kurtz.

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In Autor Tags Theater, Wien, Nachtkritik, Kritik

GERADLINIG EINFACH NICHT ZU FASSEN – Kritik aus dem Theater Drachengasse in der Wiener Zeitung

November 3, 2022 Martin Pesl

© Isabella Simon

Die Uraufführung des Textes “Fallen” von Anna Gschnitzer kann in der Drachengasse nicht überzeugen.

Was ist Zeit? Raum-Zeit? Puh. Dass einfache Antworten hier scheitern, ahnen wohl viele. Es in einen Text zu fassen, noch dazu einen dramatischen, ist eine ziemliche Kunst. Die wortgewandte Tiroler Autorin Anna Gschnitzer, Jg. 1986, ist grundsätzlich die Richtige dafür: Ihr Stück "Fallen", entstanden nach der Flüchtlingskrise 2015, gewann bei einem Münchner Dramatikwettbewerb den Publikumspreis.

Nun kam es im Theater Drachengasse zur Uraufführung, mit drei hellwachen Schauspielerinnen verschiedener Generationen: Ingeborg Schwab, Sonja Romei und Tamara Semzov. Die Dreifaltigkeit überrascht im ersten Moment, geht es doch um ein Paar, das sich im Museum vor William Turners Gemälde "The Slaveship" kennenlernt. Das Paar, heißt es, kann beliebigen Alters und Geschlechts sein. Es ist Teil einer "Prognose", an die sich die Spielerinnen "erinnern". Zukunft und Vergangenheit überschlagen sich.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Wiener Zeitung, Wien
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