• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

WIEDERGELESEN: WORLD WIDE W.E.B. – Kolumne in der Buchkultur 204

October 13, 2022 Martin Pesl

W.E.B. Du Bois in der Höhle des Löwen. Die Welt durch die Augen eines „American Negro“: Du Bois’ Beobachtungen „Along the color line“ erscheinen erstmals in der Sprache der Besuchten: auf Deutsch.

„Europe – where the history comes from“, erklärte der legendäre britische Comedian Eddie Izzard einst seinem amerikanischen Publikum: Europa, das ist da, wo die Geschichte herkommt. Im Wesentlichen tat William Edward Burghardt Du Bois etwas ganz Ähnliches, als er von seiner Weltreise in der späten Zwischenkriegszeit Briefe in die Heimat schrieb. Wie viel gebildeter und kunstsinniger doch in Europa, speziell Deutschland, alle seien, schwärmte Du Bois, aber auch das Lösen von Problemen und die Ausbildung der Arbeiter in der Industrie funktioniere hier einfach so viel besser.

In einer Hinsicht verursacht die Lektüre von „Along the color line. Eine Reise durch Deutschland 1936“ heute besonders kuriose kognitive Dissonanzen: Als Afroamerikaner überschlägt sich Du Bois vor Begeisterung angesichts der Freiheit, die er hier erlebt. Er darf in jedes Café oder Restaurant, wird dort mit ausgesuchter Höflichkeit bedient und besucht Aufführungen seiner geliebten Wagner-Opern mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie „La forza del destino“, ein „musikalisches Drama zur Hautfarbengrenze“. Kein Vergleich zum strukturellen Rassismus seines Herkunftslandes! Dementsprechend schätzt er Deutschland, das er schon von früheren Besuchen kennt, beherrscht die deutsche Sprache auf hohem Niveau und liebt ihre Kreationen wie „Schadenfreude“. 1936 kam Du Bois im Rahmen der Olympischen Spiele nach Deutschland. Ein Jahr zuvor hatte Hitler die „Nürnberger Rassengesetze“ eingeführt.

Weiter in der Buchkultur 204

In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Deutschland, USA, Reise

UND WO IST DAS LENKRAD? – Buchrezension in der Buchkultur 204

October 13, 2022 Martin Pesl

In seinem schmalen Roman aus 2007 verfolgt „Anomalie“-Autor Hervé Le Tellier das Leid eines Verliebten.

Niemand ist lächerlicher, als wenn er verliebt ist. Dabei noch dazu keine realistischen Chancen zu haben, macht uns erst recht zur peinlichen Nummer, vor allem vor uns selbst.

Der französische Mathematiker und Autor Hervé Le Tellier, richtig berühmt seit seinem Prix Goncourt für „Die Anomalie“ 2020, weiß das. Indem er Schritt für Schritt die Handlungen und Gedankengänge seines ironisch so bezeichneten „Helden“ erzählt, der seiner Angebeteten nach Schottland hinterherfliegt, scheint er extra Salz in dessen Wunden zu streuen. Dabei ist sicherlich kein Zufall, dass Le Tellier bei Erscheinen des schmalen Romans 2007 genauso alt war wie der erbärmliche Franzose, der sich auf den Beifahrersitz seines britischen Mietautos setzt und erst einmal sekundenlang die Stelle anstarrt, an der sonst das Lenkrad sein sollte.

Weiter in der Buchkultur 204

In Autor Tags Rezension, Frankreich, Buchkultur

SCHURKENSTÜCKE: AYOOLA – Kolumne in der Buchkultur 204

October 13, 2022 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Blut ist dicker als Wasser, der Spruch hat schon sowas Böses. An der Oberfläche geht es schlicht um familiären Zusammenhalt, aber darunter lauern klaffende Wunden und blutrünstige Übeltaten. „Thicker Than Water“ hieß ursprünglich das erste E-Book der nigerianische Autorin Oyinkan Braithwaite. Später, in den USA physisch zwischen Buchdeckel gepresst und mit mehreren Krimipreisen ausgezeichnet, blieb dem Debütroman ein deutlich weniger subtiler Titel: „Meine Schwester, die Serienmörderin“.

Die „Columbo“-Methode, früh zu verraten, wer’s war, findet hier ihren unüberbietbaren Höhepunkt. Etwaige Ahnungen, die Dinge könnten nicht so sein, wie sie scheinen, werden noch vor dem Aufschlagen des Buches aus dem Weg geräumt – ähnlich wie sämtliche Boyfriends von Ayoola. Nach dem Mord am dritten, Femi, beginnt die Erzählung. Wieder mit dem Messer sei es passiert, gesteht Ayoola ihrer älteren Schwester Korede (die uns in Ich-Form am Geschehen teilhaben lässt), und wieder – natürlich – aus Notwehr. In schwesterlicher Kollaboration schaffen die beiden also die Leiche weg und halten in den sozialen Medien das Gerücht aufrecht, Femi sei verschwunden. Korede, von Beruf Krankenschwester in Lagos, macht sich zum dritten Mal an die penible Tatortreinigung und wischt literweise Blut auf. Dass Ayoola – ihr Name bedeutet auf Yoruba „das Glück des Reichtums“ – umgehend zur unbeschwerten Party-Normalität übergeht, bereitet Korede Kopfzerbrechen, aber nicht so viel wie die beginnende Romanze zwischen ihrer Schwester und dem feschen Arzt Tade. Erstens hätte sie sich den selber gerne geangelt, zweitens fürchtet sie naturgemäß um sein Leben.

Weiter in der Buchkultur 204

In Autor Tags Schurke, Kolumne, Buchkultur

„DURCH PILATES WIRD MAN SO SCHÖN STRAMM“ – Interview mit Stefanie Sargnagel und Lukas Klein im Falter 40/22

October 5, 2022 Martin Pesl

Die Autorin Stefanie Sargnagel bekommt für ihr neues Theaterstück „Heil“ im Rabenhof Unterstützung durch die Band Buntspecht. Eine Doppelkonferenz über Pilates, kulturelle Aneignung, vollgekackte Klangschalen und die Lust am Sekkieren

INTERVIEW: MARTIN PESL, GERHARD STÖGER

(auch als Podcast im Falter-Radio!)

Die Proben laufen auf Hochtouren, die Stimmung ist eine gute Woche vor der Premiere trotzdem entspannt – auch bei der auffällig gut gelaunten Stefanie Sargnagel. Mit dem Theaterstück „Heil“ kehrt die Wiener Künstlerin nach dem Beststeller „Ja, eh“ zurück in den Rabenhof, erneut unter der Regie von Christina Tscharyiski. Die Musik steuert diesmal die Gruppe Buntspecht bei, beim Interview vertreten durch Sänger Lukas Klein.

„Heil“ begibt sich ins Milieu der Coronaleugnerinnen und Verschwörungstheoretiker. Bevor die beiden bei Kaffee und selbstgedrehten Zigaretten darüber Auskunft geben, treiben Sie mit Falter-Fotograf Heribert Corn Unfug – Sargnagel gefällt sich dabei in Gangsta-Rap-Posen.

 

Falter: Frau Sargnagel, haben Sie heute schon Yoga gemacht?

Stefanie Sargnagel: Nein, und ich bevorzuge auch eher Pilates. Da spricht mich der Name an, er klingt nach deutscher Gymnastik, härter also. Und er impliziert diese mit „Yoga“ verbundenen Lifestyle-Aspekte noch weniger.

 

Stefanie Sargnagel beim Pilates, echt jetzt?

Sargnagel: Ich bin fast vierzig, und wenn man nicht an Schmerzen sterben will, muss man hin und wieder etwas machen. Man wird auch so schön stramm dadurch.

Lukas Klein: Entschuldigung, aber was ist Pilates noch einmal schnell?

Sargnagel: Es ist vorrangig Gymnastik, konzentriert auf die Stärkung des Rumpfes, während klassisches Yoga vermehrt auf die Dehnung abzielt. Vielleicht liegt mein Pilates auch am Geschlecht: Ich als Frau falle eben leichter auf dieses Selbstoptimierungsding hinein.

Klein: Yoga zu machen heißt doch nicht automatisch, auf so Versprechen reinzufallen!

Sargnagel: Nicht zwingend, aber dieser ganze Komplex hat viel damit zu tun, ein ruhigerer, besserer, gelassenerer, entspannterer, durchtrainierterer Mensch zu werden. Mit Yoga sind auch gewisse Körperbilder verbunden, die zugehörigen Influencerinnen sehen alle urgeil aus. Frauen fallen drauf rein, Männer stählen eher ihren Oberkörper.

 

„Auf zum fröhlichen Einhörner-Schlachten!“, lautet das Motto Ihres Stücks „Heil“, das den Untertitel „Eine energetische Reinigung“ trägt und in das Milieu der Corona-Leugner eintaucht. Beitrag zur Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung ist da vermutlich keiner zu erwarten?

Sargnagel: Darin bin ich nicht so die Beste, nein. Sollen sich Politiker darum kümmern, ich stochere lieber in Sachen, die mich ärgern. Ende 2021 habe ich bei einer antifaschistischen Gegenveranstaltung zu einer Coronaleugner-Demo eine Rede gehalten, darin wurzelt das Stück. Es liegt viel humoristisches Potenzial in der Diskrepanz dieser farbenfrohen und wohlriechenden Esoterik-Ästhetik und ihres faschistischen Potenzials. Der Komplex „Coronaleugner“ ist ein riesiges Sammelbecken, von technokratischen Verschwörungstheoretikern über Psychotiker und Nazis bis zu Hippies kommt da alles zusammen. Es ärgert mich furchtbar, dass Codes nicht mehr klar lesbar sind.

 

Was wäre dafür ein Beispiel?

Sargnagel: Beim netten Hippie mit Jurte am Land hätte ich früher gedacht: Chilliger Typ, vielleicht rauchen wir einen Ofen miteinander? Heute vermute ich dagegen eine Terrorzelle der Reichsbürger. Schaulustig, wie ich bin, habe ich selbst auch viele Demos von Coronaleugnern besucht. Die Absurdität dieses Treibens hat selbst mich überrascht, das war ein einziger Karneval der Kuriositäten. Fragt man auf linken Demos nach, können die Leute argumentativ für gewöhnlich halbwegs unterfüttern, was sie da brüllen, während sie einander hier gegenseitig widersprechen.

Klein: Interessant ist auch, wie kindisch dieser Freiheitsbegriff der Leugner und Maßnahmengegner ist: Er besteht einzig in der Negation. Sie fordern Freiheit von etwas, von Impfung, von Maßnahmen, von Masken, von Quarantäne, während die Freiheit für oder zu etwas gänzlich fehlt. Aber genau darum würde es ja eigentlich gehen.

 

„Heil“ rechnet humoristisch mit diesem Milieu ab?

Sargnagel: Ich schreibe keine Theaterstücke im klassischen Sinn, sondern biete Texte an und überlasse der Dramaturgie, was daraus wird. Die diversen Figuren im Text repräsentieren Typen, die mich in dieser Szenerie besonders nerven. Etwa jene der Natur-Idealisierer, bei denen es dann die grausame Wendung hin zum Überleben des Stärkeren nimmt. Genauso stört mich diese Klassenverachtung aus einem der Homöopathie zugewandten, seltsam individualistischen Ökobürgertum. „Warum essen die dummen Proleten keine Bioprodukte?“ heißt es dann von oben herab. Für das Stück habe ich auch viel über Esoterik recherchiert und sogar einen Workshop besucht, in dem man ausgebildet werden sollte, die Aura anderer Menschen zu lesen. Ich gehe ja immer wieder gern an Orte, die ich nicht kenne.

Klein: „Heil“ spielt auch in einem Seminarraum, wo unterschiedlichste Leute zusammenkommen, um sich weiterzuentwickeln und auszutauschen.

Weiter im Falter 40/22

In Autor Tags Interview, Falter, Wien, Theater, Musik
← Newer Posts Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Wiener Festwochen
  • Performance
  • Interview
  • Burgtheater
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Tanz
  • Buch
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl