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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SCHURKENSTÜCKE: AYOOLA – Kolumne in der Buchkultur 204

October 13, 2022 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Blut ist dicker als Wasser, der Spruch hat schon sowas Böses. An der Oberfläche geht es schlicht um familiären Zusammenhalt, aber darunter lauern klaffende Wunden und blutrünstige Übeltaten. „Thicker Than Water“ hieß ursprünglich das erste E-Book der nigerianische Autorin Oyinkan Braithwaite. Später, in den USA physisch zwischen Buchdeckel gepresst und mit mehreren Krimipreisen ausgezeichnet, blieb dem Debütroman ein deutlich weniger subtiler Titel: „Meine Schwester, die Serienmörderin“.

Die „Columbo“-Methode, früh zu verraten, wer’s war, findet hier ihren unüberbietbaren Höhepunkt. Etwaige Ahnungen, die Dinge könnten nicht so sein, wie sie scheinen, werden noch vor dem Aufschlagen des Buches aus dem Weg geräumt – ähnlich wie sämtliche Boyfriends von Ayoola. Nach dem Mord am dritten, Femi, beginnt die Erzählung. Wieder mit dem Messer sei es passiert, gesteht Ayoola ihrer älteren Schwester Korede (die uns in Ich-Form am Geschehen teilhaben lässt), und wieder – natürlich – aus Notwehr. In schwesterlicher Kollaboration schaffen die beiden also die Leiche weg und halten in den sozialen Medien das Gerücht aufrecht, Femi sei verschwunden. Korede, von Beruf Krankenschwester in Lagos, macht sich zum dritten Mal an die penible Tatortreinigung und wischt literweise Blut auf. Dass Ayoola – ihr Name bedeutet auf Yoruba „das Glück des Reichtums“ – umgehend zur unbeschwerten Party-Normalität übergeht, bereitet Korede Kopfzerbrechen, aber nicht so viel wie die beginnende Romanze zwischen ihrer Schwester und dem feschen Arzt Tade. Erstens hätte sie sich den selber gerne geangelt, zweitens fürchtet sie naturgemäß um sein Leben.

Weiter in der Buchkultur 204

In Autor Tags Schurke, Kolumne, Buchkultur

„DURCH PILATES WIRD MAN SO SCHÖN STRAMM“ – Interview mit Stefanie Sargnagel und Lukas Klein im Falter 40/22

October 5, 2022 Martin Pesl

Die Autorin Stefanie Sargnagel bekommt für ihr neues Theaterstück „Heil“ im Rabenhof Unterstützung durch die Band Buntspecht. Eine Doppelkonferenz über Pilates, kulturelle Aneignung, vollgekackte Klangschalen und die Lust am Sekkieren

INTERVIEW: MARTIN PESL, GERHARD STÖGER

(auch als Podcast im Falter-Radio!)

Die Proben laufen auf Hochtouren, die Stimmung ist eine gute Woche vor der Premiere trotzdem entspannt – auch bei der auffällig gut gelaunten Stefanie Sargnagel. Mit dem Theaterstück „Heil“ kehrt die Wiener Künstlerin nach dem Beststeller „Ja, eh“ zurück in den Rabenhof, erneut unter der Regie von Christina Tscharyiski. Die Musik steuert diesmal die Gruppe Buntspecht bei, beim Interview vertreten durch Sänger Lukas Klein.

„Heil“ begibt sich ins Milieu der Coronaleugnerinnen und Verschwörungstheoretiker. Bevor die beiden bei Kaffee und selbstgedrehten Zigaretten darüber Auskunft geben, treiben Sie mit Falter-Fotograf Heribert Corn Unfug – Sargnagel gefällt sich dabei in Gangsta-Rap-Posen.

 

Falter: Frau Sargnagel, haben Sie heute schon Yoga gemacht?

Stefanie Sargnagel: Nein, und ich bevorzuge auch eher Pilates. Da spricht mich der Name an, er klingt nach deutscher Gymnastik, härter also. Und er impliziert diese mit „Yoga“ verbundenen Lifestyle-Aspekte noch weniger.

 

Stefanie Sargnagel beim Pilates, echt jetzt?

Sargnagel: Ich bin fast vierzig, und wenn man nicht an Schmerzen sterben will, muss man hin und wieder etwas machen. Man wird auch so schön stramm dadurch.

Lukas Klein: Entschuldigung, aber was ist Pilates noch einmal schnell?

Sargnagel: Es ist vorrangig Gymnastik, konzentriert auf die Stärkung des Rumpfes, während klassisches Yoga vermehrt auf die Dehnung abzielt. Vielleicht liegt mein Pilates auch am Geschlecht: Ich als Frau falle eben leichter auf dieses Selbstoptimierungsding hinein.

Klein: Yoga zu machen heißt doch nicht automatisch, auf so Versprechen reinzufallen!

Sargnagel: Nicht zwingend, aber dieser ganze Komplex hat viel damit zu tun, ein ruhigerer, besserer, gelassenerer, entspannterer, durchtrainierterer Mensch zu werden. Mit Yoga sind auch gewisse Körperbilder verbunden, die zugehörigen Influencerinnen sehen alle urgeil aus. Frauen fallen drauf rein, Männer stählen eher ihren Oberkörper.

 

„Auf zum fröhlichen Einhörner-Schlachten!“, lautet das Motto Ihres Stücks „Heil“, das den Untertitel „Eine energetische Reinigung“ trägt und in das Milieu der Corona-Leugner eintaucht. Beitrag zur Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung ist da vermutlich keiner zu erwarten?

Sargnagel: Darin bin ich nicht so die Beste, nein. Sollen sich Politiker darum kümmern, ich stochere lieber in Sachen, die mich ärgern. Ende 2021 habe ich bei einer antifaschistischen Gegenveranstaltung zu einer Coronaleugner-Demo eine Rede gehalten, darin wurzelt das Stück. Es liegt viel humoristisches Potenzial in der Diskrepanz dieser farbenfrohen und wohlriechenden Esoterik-Ästhetik und ihres faschistischen Potenzials. Der Komplex „Coronaleugner“ ist ein riesiges Sammelbecken, von technokratischen Verschwörungstheoretikern über Psychotiker und Nazis bis zu Hippies kommt da alles zusammen. Es ärgert mich furchtbar, dass Codes nicht mehr klar lesbar sind.

 

Was wäre dafür ein Beispiel?

Sargnagel: Beim netten Hippie mit Jurte am Land hätte ich früher gedacht: Chilliger Typ, vielleicht rauchen wir einen Ofen miteinander? Heute vermute ich dagegen eine Terrorzelle der Reichsbürger. Schaulustig, wie ich bin, habe ich selbst auch viele Demos von Coronaleugnern besucht. Die Absurdität dieses Treibens hat selbst mich überrascht, das war ein einziger Karneval der Kuriositäten. Fragt man auf linken Demos nach, können die Leute argumentativ für gewöhnlich halbwegs unterfüttern, was sie da brüllen, während sie einander hier gegenseitig widersprechen.

Klein: Interessant ist auch, wie kindisch dieser Freiheitsbegriff der Leugner und Maßnahmengegner ist: Er besteht einzig in der Negation. Sie fordern Freiheit von etwas, von Impfung, von Maßnahmen, von Masken, von Quarantäne, während die Freiheit für oder zu etwas gänzlich fehlt. Aber genau darum würde es ja eigentlich gehen.

 

„Heil“ rechnet humoristisch mit diesem Milieu ab?

Sargnagel: Ich schreibe keine Theaterstücke im klassischen Sinn, sondern biete Texte an und überlasse der Dramaturgie, was daraus wird. Die diversen Figuren im Text repräsentieren Typen, die mich in dieser Szenerie besonders nerven. Etwa jene der Natur-Idealisierer, bei denen es dann die grausame Wendung hin zum Überleben des Stärkeren nimmt. Genauso stört mich diese Klassenverachtung aus einem der Homöopathie zugewandten, seltsam individualistischen Ökobürgertum. „Warum essen die dummen Proleten keine Bioprodukte?“ heißt es dann von oben herab. Für das Stück habe ich auch viel über Esoterik recherchiert und sogar einen Workshop besucht, in dem man ausgebildet werden sollte, die Aura anderer Menschen zu lesen. Ich gehe ja immer wieder gern an Orte, die ich nicht kenne.

Klein: „Heil“ spielt auch in einem Seminarraum, wo unterschiedlichste Leute zusammenkommen, um sich weiterzuentwickeln und auszutauschen.

Weiter im Falter 40/22

In Autor Tags Interview, Falter, Wien, Theater, Musik

MEHR BLITZ-LICHT – Nachtkritik aus dem Volkstheater Wien

September 25, 2022 Martin Pesl

© Nikolaus Ostermann/Volkstheater

Der Worte sind genug gewechselt – lasst mich auch endlich Selfies sehn: Loop-Liebhaber Kay Voges inszeniert den Goethe-Klassiker als elektrisierendes Wumms-Theater mit Sofortfoto-Sendungen aus einem Castorf-Container, knalligem Soundtrack und einem gepflegten Desinteresse an Handlungsbögen.

25. September 2022. "Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön!" Profaner gesagt: Werd ich ein Foto machen. Dass Kay Voges seine "Faust"-Inszenierung auf diesem sehr spezifischen Gedanken aufbaut, killt von vornherein jegliche Klassikerpflege-Erwartung. "Worte, Worte, Worte", wie sich Uwe Schmieder als Direktor aus dem "Vorspiel auf dem Theater" echauffiert, sind Voges' Sache nicht. Er interessiert sich für das, was die Worte zum Theater macht: das scharf gestellte Bild, den perfekten Ton, der so befriedigend den Raum ausfüllt, die smoothe Datenübertragung – Elemente übrigens, an die im Wiener Volkstheater vor drei Jahren nicht mal zu denken gewesen wäre. In der Übergangszeit zur Ära Voges wurde das Haus saniert und modernisiert.

Und es ist – bei dieser Premiere zumindest – rammelvoll, genau, wie das der besagte Direktor im Vorspiel beschreibt, während sich aus der ersten Reihe der Star des Abends erhebt. Journalist:innen kennen seinen Namen von den Aufführungsfotos, deren Verwendung "im Rahmen der Berichterstattung honorarfrei" ist. Jetzt sehen wir mal den Körper zu "© Marcel Urlaub / Volkstheater": Schwarz gekleidet ist er und trägt ein Goldketterl, wie es bald (in protziger Vergrößerung) Faust dem Gretchen schenken wird. Er knipst zunächst mit grellem Blitz das Publikum, das sich wenige Sekunden später amüsiert auf einer Leinwand betrachten kann.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Volkstheater, Wien, Nachtkritik, Fotografie

SEX MIT KEANU – Buchrezension im Buchkultur-Bücherbrief September 2022

September 20, 2022 Martin Pesl

In seinem neuen Roman beschreibt Thomas Melle die Auswirkungen einer übersexualisierten Gesellschaft.

Es gibt ja bekanntlich kein richtiges Leben im falschen. Wahrscheinlich kommt deshalb unweigerlich ab einem gewissen Alter die Frage auf: „Aber was wäre dann das richtige Leben?“ In Thomas Melles neuem Roman fällt die Frage sehr spät, zu einem Zeitpunkt, als man den Protagonist/innen keine richtige Antwort mehr zutraut. Dabei hat die der deutsche Autor schon mit dem Titel geliefert: „Das leichte Leben“.

Im Zentrum der Handlung stehen die Mitglieder der Familie Drescher, deren Perspektive der Roman in jedem der kurzen Kapitel abwechselnd einnimmt: Der Medienfuzzi Jan ist gerade erstmals als Moderator seines TV-Boulevardmagazins eingesprungen, seine Frau, die ehemalige Skandalautorin Kathrin, arbeitet nun als Lehrerin an der Schule ihrer adoleszenten Kinder Severin und Lale.

Eine weitere Figur drängt sich eingangs in ihr Leben: Der neue Mitschüler Keanu (die Lächerlichkeit dieses Namens wird zur Genüge thematisiert) musste aus vage bleibenden Gründen die Schule wechseln. Es fehlt ihm an verlässlichen Erziehungsberechtigten, sodass er kurioserweise bei den Dreschers einzieht. Keanu, der sich mit großer Selbstverständlichkeit im Darkweb herumtreibt, wird als ausnehmend schöner Junge beschrieben. Er erweckt Gelüste in Kathrin, die diese zunächst in ein neues Buch fließen lässt.

Im zweiten großen Handlungsstrang erhält Jan Nacktfotos von sich aufs Handy geschickt, die in seiner Kindheit im katholischen Internat entstanden sind. Die vermeintliche Erpressung raubt ihm zunehmend den Verstand, sodass er sogar etwas Simples wie eine Affäre mit der Mitarbeiterin vergeigt.

Nur nichts Erwartbares, Hauptsache, kein Klischee. Dieser Devise scheint der Dramatiker und Autor des Bestsellers „Die Welt im Rücken“ hier um jeden Preis folgen zu wollen. Selbst die vielen ausführlich geschilderten Sexszenen bemühen sich bitter darum, eine Nominierung für den Bad Sex in Fiction Award zu vermeiden. Das Ergebnis ist Literatur auf hohem sprachlichen Niveau, das einem bei der Begleitung dieser durchwegs angespannten, unzufriedenen und übersexualisierten Menschen keine Sekunde Hirnpause gönnt.

Dass Melle schreiben kann, wird nach der Lektüre niemand anzweifeln. Nur: Wem wollte er das beweisen? Und mussten dafür wirklich sämtliche Charaktere zu jedem Zeitpunkt Sätze von geschliffener Eloquenz aussprechen und sogar denken, wie sie in Wirklichkeit selbst gebildete Erwachsene nur im wachsten Zustand zu bilden imstande sind? So liest man Melles Roman meist mit Interesse, aber nie mit Sympathie. Das leichte Leben verachtet er sowieso.

Zuerst erschienen im Buchkultur-Bücherbrief am 20. September 2022

www.buchkultur.net

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Roman, Deutschland, Sex
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