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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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EIN SELTSAMES PAAR – Interview mit Paul McCarthy und Lilith Stangenberg im Falter 35/22

August 31, 2022 Martin Pesl

© Ryan Chin, Courtesy of Paul McCarthy/Hauser & Wirth

Alter Mann und junge Frau: Der US-Künstler Paul McCarthy, 77, und die Berliner Schauspielerin Lilith Stangenberg, 34, proben in der Dauerperformance „Night Vater“ den Exzess.

„Ich komme von Ketchup“

Er erfand den Wiener Aktionismus in Kalifornien neu, ohne ihn zu kennen. Jetzt macht der US-Künstler Paul McCarthy in Wien eine bizarre Sado-Maso-Performance mit der Schauspielerin Lilith Stangenberg. Ausgang: ungewiss.

Das Remake eines Remakes eines erotischen Nazifilms als Dauerperformanceinstallation im Theater. Klingt ein bisschen zum Davonrennen. Das Schöne ist: Genau das darf man bei „NV / Night Vater / Vienna“ tun.

Im Volkstheater gilt bei diesem besonderen Gastspiel freie Platzwahl, das Publikum kann den Saal jederzeit verlassen und wieder zurückkehren. Außerdem verteilen sich die gut 15 Stunden auf vier Abende, an denen jeweils um 23 Uhr fix der Vorhang runtergeht. Radikale Fans bleiben womöglich viermal von Anfang bis Ende (dafür gibt es Ermäßigungen beim Kartenpreis). Normalsterblichen verspricht schon ein einziger Abend eine außergewöhnliche Herausforderung, aber auch ein Erlebnis. Wegen Paul McCarthy, wegen Lilith Stangenberg, vor allem aber wegen der Kombination aus beiden.

Er, 77 Jahre alt, bildender Künstler aus Kalifornien, Großmeister des Happenings, entdeckte Anfang der Siebzigerjahre die Wiener Aktionisten und stellte fest, dass er ihr Bruder im Geiste war. Sie, 34 Jahre jung, kompromisslose Vollblutschauspielerin aus Berlin, verausgabte sich schon mit 17 für Theaterregisseure wie Frank Castorf und verliebte sich später im Kinofilm „Wild“ in einen Wolf. 

Diese Schauspielerin forscht unablässig nach den dunklen Seiten des Menschen. Klassische Ausbildung hat sie keine, ihre Theatersozialisation war der Jugendclub P14 an der Berliner Volksbühne. Während andere Interessengemeinschaften für eine Work-Life-Balance gründen, schmeißt sich Stangenberg in das nächste aberwitzige Projekt. Und ist daher ein gefundenes Fressen für einen unkonventionellen Performancekünstler, der vor allem eines von ihr braucht: unermüdlichen Einsatz.

Was es mit Stangenbergs und McCarthys Auftritt in Wien auf sich hat, lässt sich am ehesten anhand der Entstehungsgeschichte von „NV / Night Vater / Vienna“ erklären. An der Berliner Volksbühne (damals unter der Intendanz des besagten Castorf) verwirklichte Paul McCarthy 2015 eine installative Arbeit, für die er mit Ensemblemitgliedern in verschiedenen Räumen des Theaters Szenen drehte. Die Verfliesung eines Badezimmers erinnerte die Beteiligten an den Skandalfilm „The Night Porter“ („Der Nachtportier“) von Liliana Cavani aus dem Jahr 1974. 

Darin begegnet die KZ-Überlebende Lucia (Charlotte Rampling) dem ehemaligen SS-Beamten Max (in der deutschen Fassung auch Theo genannt, gespielt von Dirk Bogarde), der in einem Wiener Hotel als Portier arbeitet. Max’ ehemalige Kollegen wollen, dass Lucia in einem inszenierten Prozess gegen ihn und seine Nazi-Verbrechen aussagt. Stattdessen nehmen die beiden ihre sadomasochistische Beziehung von damals wieder auf. Den zweiten Teil des Films verbringen sie von der Außenwelt abgeschnitten in Max’ Wohnung im Karl-Marx-Hof, bis nur der Tod als Ausweg bleibt.

Lilith Stangenberg war großer Fan des Films, seit sie ihn mit 15 zum ersten Mal gesehen hatte. „Soll ich das Lied singen?“, fragte sie beim Dreh in Anspielung auf eine Marlene-Dietrich-Nummer, die Lucia im KZ zum Besten gibt, woraufhin Max ihr zum Dank den abgetrennten Kopf eines ihrer Peiniger präsentiert. 

Ein gemeinsames Remake wurde angedacht, erst nur im Scherz, dann kam es 2019 wirklich dazu. Paul McCarthy schrieb mit seinem Sohn Damon die Version „Night Vater“, in der Max ein Hollywood-Produzent ist und Lucia eine Schauspielerin, die bei ihm vorspricht. In Los Angeles wurde ein Set gebaut, das Max’ Wohnung darstellte. Doch der Film, der außerdem in Wien gedreht werden sollte, wurde nie fertig, weil Österreich sich nicht an der Finanzierung beteiligte.

Die Drehtage im heißen Kalifornien verliefen dennoch exzessiv (an einer Speibszene wurde vier Tage lang gefeilt) und lösten eine Kaskade weiterer Ideen aus. So entwickelten sich die Figuren Max und Lucia zu „Adolf“ und „Eva“ weiter, Karikaturen von Hitler und seiner Geliebten Eva Braun. Auch hierzu erdachte der Künstler ein Filmskript, außerdem begannen McCarthy und Stangenberg, einander in diesen Rollen zu zeichnen und sich wiederum dabei zu filmen. 

An vorerst letzter Stelle des Prozesses steht schließlich seine Manifestation in Form zweier Theaterprojekte, beide nach dem Prinzip der Dauerinstallation: Ende August lief am Deutschen Schauspielhaus Hamburg „A & E / Adolf & Eva / Adam & Eve“, und zu guter Letzt kommt das komplexe Projekt doch noch in Wien an: „NV / Night Vater / Vienna“ geht Anfang September über die Bühne des Wiener Volkstheaters.

Was die beiden dort konkret machen werden, wollen sie zum Zeitpunkt des Interviews Mitte Juli noch gar nicht so genau wissen. Schon als Zoom-Kacheln im Doppelinterview bieten die beiden jedenfalls einen kuriosen Anblick. McCarthy, der Bart zerzaust, die Jacke bis zum Kinn zugezippt, ist in seinem Atelier in L.A. aus einer leichten Froschperspektive zu sehen, wie man sie von Videoanrufen bei der Großelterngeneration kennt. Stangenberg thront inmitten von Büchern in ihrer Berliner Wohnung. Einmal hebt sie beispielhaft eines in die Kamera, das sie gerade liest. Es stammt – natürlich – vom Marquis de Sade.

Weiter im Falter 35/22

In Autor Tags Falter, Interview, Performance, Volkstheater, Amerika, Wien, Film

EIGENTLICH GANZ ANDERS – Buchrezension in der Buchkultur 203

August 23, 2022 Martin Pesl

Mohsin Hamid entwirft in seinem neuen Roman eine sich allmählich entweißende Welt.

In seiner epochalen Satire „Herr der Krähen“ entwarf Ngūgi wa Thiong’o einst die „Weiße Krankheit“: In einem afrikanischen Land halten es die wichtigen Männer plötzlich nicht mehr aus, Schwarze zu sein. Der britisch-pakistanische Schriftsteller Mohsin Hamid fragt in seinem neuen Roman „Der letzte weiße Mann“ aus der anderen Perspektive: Wie wäre es, das Privileg des Weißseins von einem Tag auf den anderen zu verlieren? 

Zuerst passiert es einem Fitnesstrainer namens Anders (er heißt nicht erst in Nicolai von Schweder-Schreiners adäquat elegischer Übersetzung so – im englischsprachigen Original ist das Wortspiel freilich etwas subtiler). Anders wacht auf und ist dunkelhäutig. Sofort bemerkt er, wie er anders angesehen wird, lässt sich krankschreiben und verkriecht sich zu Hause. Nur seine alte Freundin Oona lässt er zu sich, die beiden werden ein Liebespaar. Mit der Zeit greift das Phänomen um sich, gewaltsame Unruhen sind die fast logische Folge. 

Weiter in der Buchkultur 203

In Autor Tags Rezension, Buchkultur

SCHURKENSTÜCKE: TITO ARNAUDI – Kolumne in der Buchkultur 203

August 17, 2022 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Wann hat das aufgehört, dass Journalisten in Saus und Braus lebten, mit Ausschweifungen und völlig sinnlosen Gehältern? Und vor allem warum? Nein, bitte sparen Sie sich die Antwort auf diese Frage, sie ist recht schurkisch und nicht ganz ernst gemeint. Vor 100 Jahren hatte ein Turiner namens Dino Segre (vielleicht bekannt unter dem Pseudonym „Pittigrilli“) noch Geschichten parat, die das heutige Journaillenpräkariat vor Neid und Scham erblassen lassen. Selbst als Redakteur für verschiedene Zeitungen tätig, schickte er 1922 in seinem Roman „Kokain“ eine fiktionalisierte Version seiner selbst nahezu um die ganze Welt. Was er dort aufführt, verstieß nicht nur in den Augen der Faschisten gegen die guten Sitten, sondern auch in jenen der Kirche: Der Roman wurde mehrfach verboten.  

Tito Arnaudi heißt der junge Student, der, weil seine Geliebte von ihren Eltern in die Besserungsanstalt gesteckt worden ist, in den Zug nach Paris steigt. Dort lässt er sich als Erstes mehrere Visitenkarten drucken, die ihn als „Professor Doktor“ ausweisen, und zieht – wegen der Adresse – in eine unbeheizte Kammer im Hotel Napoleon. Durch selbstbewusste Angeberei erschleicht er sich eine Anstellung bei einer Pariser Zeitung und schreckt in einer Ära vor dem Fact-Checking nicht davor zurück, sensationelle Geschichten einfach zu erfinden, so lange, bis der Chefredakteur sein Gehalt unter der Voraussetzung erhöht, dass er keinesfalls auch nur eine einzige Zeile schreibe. In einer Redaktion, wo auch die herrliche Figur des „Mannes, von dem keiner weiß, wer er ist“, ein und ausgeht, verkommt Journalismus zum Lebensstil.

Weiter in der Buchkultur 203

In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Schurke, Italien, Journalismus

RANG 1 – DAS THEATERMAGAZIN – Bericht vom Sommerfestival auf Kampnagel bei Deutschlandfunk Kultur

August 13, 2022 Martin Pesl

© Martin Thomas Pesl

Auftrag

Erstellen eines Beitrags für „Rang 1 – Das Theatermagazin“

Auftraggeber

Deutschlandfunk Kultur

Projektinfo

Ein früher Abend in Hamburg, und die Welt ist in Ordnung.

Auf Kampnagel strahlt die Sonne, aber nicht mehr mit so unerträglicher Hitze wie tagsüber.

Die Stimmung ist gut, die Menschen trinken Bier am Vorplatz, lachen und harren der gleich zwei internationalen Premieren und zahlreichen anderen Aufführungen.

Einige haben sich flamboyant in der Festivalfarbe gekleidet: rosa!

Heute sind Corona, Krieg und Klima mal vergessen, vergessen auch das Damoklesschwert Publikumsschwund, heute ist einfach Sommer. Sommerfestival. Kampnagel-Sommerfestival. Das zehnte unter der künstlerischen Leitung von András Siebold.

Kaum betritt man das Foyer, von dem aus es zu den schier endlosen verschiedenen Veranstaltungssälen geht, regiert neben Glitzer und Glamour auch Ordnung und Vernunft. Die eine Company hat durch den Ansager ausrichten lassen, sie wünsche sich vom Publikum, dass es mit Masken im Saal sitze, die andere schickt eine Triggerwarnung: Man werde Blut zu sehen kriegen und Nadeln, die durch die Haut gehen – aber, beruhigt die junge Frau vom Publikumsdienst, nicht die ganze Zeit, nur an einzelnen Stellen der Aufführung. Wenn hier später im Festival Florentina Holzinger mit ihrer „Divine Comedy“ auftritt, wird diese Ansage deutlich länger ausfallen.

Weiter geht es bei Rang 1 mit André Mumot am 13. August nach 14:05 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur und hier:

In Autor Tags Theater, Bericht, Hamburg, Festival, Sommer, Performance, Rang 1
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