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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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TUST DU LIEBEN MICH? – Nachtkritik von den Bregenzer Festspielen

July 24, 2022 Martin Pesl

Kreative Seilkunst: Stéphane Laimés Bühnenbild eignet sich hervorragend zur pubertär-komödiantischen Verwertung durch die Schauspieler:innen © Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Dass man sich vorher eine Stückzusammenfassung durchlesen sollte, wenn man hier die Handlung durchschauen will: geschenkt! Denn Regisseur Jan Bosse holt mit erstklassigen Schauspieler:innen einen sündhaft vergnüglichen Abend aus Jakob Noltes eigenwilliger Shakespeare-Neuübersetzung heraus.

24. Juli 2022. Das gab’s auch noch nicht oft, dass sich beim Premierenapplaus der Übersetzer solo verbeugen darf. Freilich war vielen heftig Klatschenden bei den Bregenzer Festspielen wohl nicht klar, dass hier Jakob Nolte nach vorne geschickt wurde, jener Mann, der Shakespeares Zaubermärchen "Der Sturm" ins Deutsche übertragen hatte. So ließ sich bedauerlicherweise weder durch Aufwallen noch Abebben des Jubels feststellen, wie der höchst eigenwillige Text ankam.

Arbeitsverweigerung oder Konzeptkunst?

Der 1988 geborene Schriftsteller ging für diese Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin anders vor als 2019 bei seiner ebenfalls hier erstaufgeführten Bearbeitung des "Don Quijote". Nolte übersetzte den "Sturm" wie ein Philologe, der sich einer toten Sprache nähern möchte: Wort für Wort. Was für manche ein erster Schritt in der Translationsarbeit ist, war für ihn das Endergebnis. "Do you love me?" wurde zu "Tust du lieben mich?", "Follow, I pray you" sinnfrei zu "Folgt, ich bete dich", und die Kontraktion "don't" heißt auf deutsch "tun'cht". Solche Scherze.

Arbeitsverweigerung oder Konzeptkunst? Für Regisseur Jan Bosse ist das keine Frage, zumindest keine hinderliche. Er nimmt den kruden Text und macht daraus großes, lustvolles Theater. "Der Sturm", so Nolte/Bosses These, war eh nie ganz ernst zu nehmen. Weder Komödie noch Tragödie, schwelgt er in einer Traumwelt, in der alles mit einem Fingerschnippen des mächtigen Zauberers Prospero möglich ist.

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In Autor Tags Nachtkritik, Kritik, Theater, Vorarlberg, Festival, Shakespeare

DAS GRAUEN VON GRAUN – Nachtkritik von den Tiroler Volksschauspielen Telfs

July 23, 2022 Martin Pesl

Unterwasser-Atmosphäre im Stadl: "Ich bleibe hier". © Victor Malyshev

Ab 1939 mussten Angehörige der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols sich entscheiden, ob sie im faschistischen Italien blieben oder sich nach Nazideutschland aussiedeln ließen. Die "große Option" spaltete Familien. In einem Südtiroler Ort wiederholte sich die Geschichte nach dem Krieg, als ein Staudammprojekt die Menschen noch einmal vor die Entscheidung "Gehen oder Bleiben" stellte. Von diesem Ort, Graun, handelt Marco Balzanos Besteller-Roman "Ich bleibe hier", den Lorenz Leander Haas bei den Volksschauspielen Telfs uraufgeführt hat.

23. Juli 2022. Christoph Nix bleibt nicht hier. Er hat es nicht lang ausgehalten in Telfs. Schon nach seiner ersten Festivalausgabe der Tiroler Volksschauspiele 2021 sah es nicht so aus, als würden sich "unser hochgeschätzter Herr Professor", wie er hier genannt wird, und die Geschäftsführerin Verena Covi noch grün. 2023 folgt auf den streitbaren Anwalt, Clown, Hochschullehrer und Autor als Intendant Gregor Bloéb, Tiroler und Volksschauspieler.

Noch ist Nix aber da und präsentiert zur Eröffnung diesen Sommer eine Uraufführung: Lorenz Leander Haas, Jahrgang 1996 und derzeit Regiestudent an der Ernst Busch, inszeniert "Ich bleibe hier" nach dem Beststeller des Italieners Marco Balzano. Mit Felix Mitterers "Verkaufte Heimat", der letzten Erfolgsproduktion in Telfs vor der kurzen Ära Nix, teilt der Abend ein genuin (süd-)tirolerisches Thema: die so genannte große Option. Ab 1939 konnten Angehörige der deutschsprachigen Bevölkerung wählen, ob sie im faschistischen Italien bleiben oder nach Nazi-Deutschland ausgesiedelt werden wollten.

Südtiroler Identitätskonflikt

Balzano verhandelt die Historie anhand seiner Ich-Erzählerin Trina, Lehrerin im Südtiroler Dorf Graun. Trina heiratet den Bauern Erich, hat mit ihm zwei Kinder. Selbst, als die beste Freundin und die Tochter die Flucht wählen, der Sohn sich freiwillig Hitlers Armee anschließt, ist dem Paar klar: Es will bleiben, hier in Graun ist alles, was es hat.

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In Autor Tags Theater, Festival, Tirol, Nachtkritik, Kritik

IN DIE WÜSTE GESCHICKT – Buchrezension im Buchkultur-Bücherbrief Juli 2022

July 22, 2022 Martin Pesl

Steffen Menschings neuer Roman ist ein Pageturner.

Kann es wirklich sein, dass sich diesen Plot zuvor noch niemand ausgedacht hat? Steffen Mensching, Theaterintendant und Autor des Opus magnum „Schermanns Augen“, hat einen veritablen Pageturner mit der idealen Ausgangssituation geschaffen: Der steinreiche Unternehmer David Hauser wird über irgendeinem kargen Brachland mit dem Flugzeug abgeworfen. Weit und breit um ihn keine Menschenseele. Während Hauser in einem unbekannten Land ums Überleben kämpft, spielt er im Kopf alle möglichen Szenarien durch: Wer könnte ihm das angetan haben? Der kommunistische Vater? Die schwurblerische Schwester? Der Anwalt? Die persönliche Referentin? Und warum? So erfahren die Lesenden eines packenden Wildwest- (oder nicht doch eher Wildost-?) Abenteuerromans nebenbei allerlei Biografisches.

Der Titel des Romans mutet seinem Protagonisten gegenüber fast ein bisschen gehässig an: „Hausers Ausflug“. Mindestens diese Behandlung hat Hauser aber auch verdient, Sympathieträger ist er keiner. Die Box, in der er buchstäblich in die Wüste geschickt wird, ist die Basis seines Geschäftsmodells. Mehrere Staaten buchen die unbemannten Flugzeuge seiner Firma AIRDROP, um betäubte Schubhäftlinge punktgenau und sicher in ihre Herkunftsländer zurück zu verfrachten.
Das Buch spielt im Oktober 2029: Corona (beschrieben als „die erste Pandemie“) und der Ukraine-Krieg finden als zeitgeschichtliche Selbstverständlichkeiten Erwähnung. Seine existenzialistische Prämisse und der Sprung in die nahe Zukunft machen es dem Autor leicht, alles Mögliche ein bisschen zu streifen: Asylpolitik, Generationenkonflikt und die Befindlichkeiten eines mittelalten, zynischen und reichen, infolgedessen einsamen weißen Mannes. In die Tiefen eines Charakters vorzudringen, hat man ja gar keine Zeit, wenn man ihn schmerzverzerrten Gesichts dabei begleitet, wie er tapfer seinen eigenen Urin herunterschluckt.

Lange dauert es freilich nicht, da bekommt Hauser Gesellschaft: Ein alter Schäfer nimmt ihn gefangen. Dessen Schweigsamkeit, ja vermeintliche Gehörlosigkeit wirft jedoch, anstatt Antworten zu liefern, noch mehr Fragen auf. Die Hoffnung auf die Lösung sämtlicher Rätsel schwindet mit fortschreitender Lektüre. Das stört ausnahmsweise aber nicht, denn die ungewöhnliche Dynamik der beiden Männer hält im zweiten Teil der Geschichte bei der Stange.
Anschauliche Beschreibungen und eine erkennbare Lust an der eigenen Idee machen Steffen Menschings neuen Roman zwar zu keinem „Jahrhundertroman“ (wie Christoph Hein den Vorgänger „Schermanns Augen“ nannte), aber zu einer fesselnden Lektüre.(Martin Thomas Pesl)

Steffen Mensching
Hausers Ausflug
Wallstein, 249 S.

In Autor Tags Buchkultur, Bücherbrief, Rezension, Literatur

IM BURGTHEATER-TRAININGSLAGER – Porträt der Neuzugänge im Burgtheater-Ensemble im Falter 29/22

July 22, 2022 Martin Pesl

© Matthias Horn

Fünf neue Ensemblemitglieder des Burgtheaters spielen alle in dem Stück „Ingolstadt“ bei den Salzburger Festspielen

„Niemand will mehr ans Burgtheater“, höhnt die Szene. Früher hätte jeder Eleve für ein Engagement an der größten, bedeutendsten Sprechbühne im deutschsprachigen Raum seine Großmutter verkauft. Nach drei Jahren der Intendanz Martin Kušej ist medial und hinter den Kulissen von schlechter Stimmung die Rede.

Tatsächlich verließen mit Ende der vergangenen Saison einige Schauspielerinnen und Schauspieler das Haus, ein Teil kehrt dem Prinzip „festes Ensemble“ ganz den Rücken und dreht nun lieber Filme oder Netflix-Serien, arbeitet also freiberuflich.

Julian von Hansemann sieht das grundlegend anders. „Als Einzelkämpfer wäre ich schnell unglücklich“, erklärt der junge Schauspieler. In dieselbe Kerbe schlägt sein Kollege Maximilian Pulst: „Wir müssen in Reibung gehen, damit wir der Gesellschaft einen Ansatz bieten können.“ Beide sind ab der Spielzeit 2022/23 neue Ensemblemitglieder am Burgtheater, ebenso wie Dagna Litzenberger Vinet, Jonas Hackmann und Lukas Vogelsang. „Ich meine, klar macht das Burgtheater was her“, findet Letzterer. Ganz dürfte der alte Glanz also noch nicht ermattet sein.

Derzeit weilen die fünf Neuen allesamt im „Trainingslager“ in Salzburg. Ihre erste gemeinsame Burg-Produktion feiert am 27. Juli bei den dortigen Festspielen Premiere. „Ingolstadt“ ist ein Zusammenschnitt mehrerer Texte der in der titelgebenden Kleinstadt aufgewachsenen Autorin Marieluise Fleißer (1901–1974), über die Jahre immer wieder vergessen und neu ausgegraben wurde. Am bekanntesten ist ihr im Alter von nur 22 Jahren verfasstes Drama „Fegefeuer in Ingolstadt“, nach dessen Erfolg Bertolt Brecht sie einst zur Komödie „Pioniere in Ingolstadt“ ermuntert hat.

„Beide Stücke haben eine unglaubliche Gewalt, ob psychisch oder physisch“, erklärt Pulst. „Sie haben ihre Berechtigung, da die Figuren stets verloren mit sich sind, doch eine große Sehnsucht nach Heilung haben.“ Thema ist jeweils der Versuch Jugendlicher, sich in einer konservativen Gesellschaft zurechtzufinden: erste Liebe, Beichte, sexuelle Erfahrungen, ungewollte Schwangerschaft.

Weiter im Falter 29/22

In Autor Tags Burgtheater, Salzburg, Festival, Porträt, Falter
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