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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WIENER FESTWOCHEN – Festivalvorschau im Falter 19/22

May 12, 2022 Martin Pesl

© Bruno Simao

Packendes Doku-Theater

Ist das hier ein Raum? Diese scheinbar unsinnige Frage lässt sich nur im Kontext der höchst bizarren Vernehmung verstehen, der sich eine Amerikanerin namens Reality Winner im Juni 2017 unterziehen musste. FBI-Agenten standen vor ihrer Tür und wollten ihr Haus untersuchen, denn Frau Winner stand unter Verdacht, geheime Informationen geleakt zu haben. 

Das Stück „Is This a Room“ der New Yorker Truppe Half Straddle ist ein wörtliches Reenactment des Tonmitschnitts, den einer der Beamten – im Sinne der Transparenz, schließlich machten sie nur ihren Job! – von der Begegnung mit Frau Winner anfertigte. Die Datei ist in den USA öffentlich zugänglich, und die Regisseurin Tina Satter ließ sie ihr Ensemble Wort für Wort lernen. Alle Versprecher und „Äh“s werden ungeglättet in die Körper der Spielerinnen und Spieler übersetzt. Die Bilder, die Satter wählt, sind dagegen alles andere als realistisch, sondern übersetzen die groteske Szene in Theaterkunst.

Und da dieser fantastische Doku-Thriller nicht weniger spannend ist, wenn man das Ende weiß (das sich, da Realität, leicht googeln lässt): Reality Winner wurde nach dem Spionagegesetz zu einer unverhältnismäßig langen Haftstrafe verurteilt. Als das Stück 2019 in New York Premiere hatte, saß sie noch ein. Inzwischen ist sie frei.

13. bis 16. Juni, MuseumsQuartier, Halle G

 

Politische Choreografien

Tanz mit politischem Unterfutter: Diesen Anspruch erfüllen bei den diesjährigen Festwochen gleich mehrere Produktionen. Den Auftakt macht der brasilianische Starchoreograf Bruno Beltrão, für den das Label politischer Tanz ganz besonders gilt. Seine Arbeiten scheinen mit der Zeit den flüssig berieselnden Gleichtakt immer mehr zu verweigern, ebenso wie Titel. Beltrãos neueste „New Creation“, die zu Ostern am Frankfurter Mousonturm ihre Uraufführung feierte, bringt zehn Tänzerinnen und Tänzer auf leisen Sohlen – die meisten tragen tatsächlich Socken – in krass wechselnden Lichtstimmungen zu den verschiedensten rätselhaften Szenen zusammen. Jede, oft sehr kleine, Bewegung scheint nach einem undurchsichtigen Prinzip die nächste zu provozieren, eine latente Aggression liegt in der Luft, bricht sich aber nie ganz Bahn. Im Kopf des Publikums dräut sich eine vage Vorstellung über das unangenehme Leben unter dem brasilianischen Trump, Präsident Jair Bolsonaro, zusammen. Beltrãos Landsfrau Lia Rodrigues zeigt, nach ihrem Festwochen-Besuch mit „Fúria“ 2019 zu schließen, vermutlich furioseren Tanz („Encantando“, 29. bis 31. Mai, Odeon), und die Marokkanerin Bouchra Ouizgen begehrt mit ihrer Choreografie für lauter Frauen gegen die Stressgesellschaft auf („Éléphant“, 6. bis 8. Juni, Odeon).

24. bis 28. Mai, Museumsquartier, Halle G

Weiter im Falter 19/22

In Autor Tags Wiener Festwochen, Festival, Theater, Tanz, Performance, Falter, Vorschau

SCHLICHT UND SCHLÜSSIG – Nachtkritik aus dem TAG

May 8, 2022 Martin Pesl

© Anna Stöcher

Der Stoff ist berühmt, der Regisseur hat schon bei den Salzburger Festspielen und am Wiener Burgtheater inszeniert. Nun holt Georg Schmiedleitner Ödön von Horváths Sozialdrama mit dem biblischen Titel auf die Bühne kleinen Hauses der freien Szene.

8. Mai 2022. Auf Georg Schmiedleitner ist Verlass: Als der 2014 gefeuerte Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann seiner Nachfolgerin Karin Bergmann auch als Regisseur abhanden kam, sprang Schmiedleitner für die Koproduktion mit den Salzburger Festspielen kurzfristig ein. In den Neunzehnachtzigern war er Mitbegründer des Theater Phönix in seiner Heimatstadt Linz, aber auch in allen großen Wiener Häusern hat er bereits inszeniert, oft Texte Ödön von Horváths.

Und doch verblüfft, dass der solide Regiehandwerker, der die große Bühne nicht scheut, nun im Theater an der Gumpendorfer Straße arbeitet, einem Haus in Wiens freier Szene mit 120 Plätzen. Frisch zurück vom Staatstheater Fürth, wo Horváths "Der jüngste Tag" im März Premiere hatte, inszeniert Schmiedleitner hier "Glaube Liebe Hoffnung". 

Sehnt er sich mit 65 Jahren nach der Arbeit in weniger starren Strukturen? Oder hat er eine Klassikerüberschreibung verfasst, wie sie am TAG üblich ist? Lange als "Horváth-Projekt von Georg Schmiedleitner" angekündigt, hieß der Abend nun kurz "Glauben, Lieben, Hoffen". Am Ende entschied man sich doch für das Original, dessen Autorschaft sich Horváth mit dem ideengebenden Gerichtsreporter Lukas Kristl teilte und von dem er sagte, seinen Titel "Glaube Liebe Hoffnung" könne eigentlich jedes seiner Stücke tragen.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Wien, Horváth

„WIR WERDEN IMMER UNWESTLICHER“ – Interview mit Mavin Khoo in der Wiener Zeitung

May 6, 2022 Martin Pesl

Selfie mit Mavin Khoo in Leicester © Martin Thomas Pesl

Die Akram Khan Company tanzt das „Dschungelbuch“ neu: Gespräch mit Coach Mavin Khoo

Oft wird er für den Doppelgänger des Meisters gehalten: Mavin Khoo, 46, schlüpfte früher bei Proben öfter in die Rollen von Akram Khan, 47, damit sich der Tänzer und Choreograf quasi selbst zuschauen konnte. Heute tritt Khan, Brite mit bengalischen Wurzeln, nicht mehr selbst auf, sondern entwirft bildstarke Gruppenstücke für seine 1999 gegründete Compagnie, zuletzt „Jungle Book reimagined“. Die Überschreibung der Geschichten des Literatur-Nobelpreisträgers Rudyard Kipling in Zeiten der Klimakrise gastiert am Samstag im Festspielhaus St. Pölten. Der gebürtige Malaysier Mavin Khoo ist nach wie vor mit dabei und prägt die Akram Khan Company.

 

„Wiener Zeitung“: Was ist Ihre Rolle in der Akram Khan Company?

Mavin Khoo: Offiziell nennt sich meine Funktion kreativer Mitarbeiter und Coach. Meine Hauptaufgabe ist, das Ensemble tänzerisch mit Akrams philosophischen Grundsätzen zu durchdringen. 

 

Das beinhaltet vermutlich lange Gespräche.

Das wäre der intellektuelle, westliche Zugang. Wir Asiaten gehen stark übers Tun. Der Körper macht etwas so lange, bis der Kopf sich ausschaltet und nur noch die reine Erfahrung bleibt. Akram und ich kennen einander sehr lange, wir haben den gleichen kulturellen Hintergrund. Anfangs ging es bei ihm darum, den indischen Kathak-Stil mit Contemporary Dance zu verbinden. Seit zehn Jahren rückt das Formelle immer mehr an den Rand. Akrams Arbeiten werden zunehmend „unwestlich“, zeichnen sich eher durch zugrunde liegende Werte aus, wie Strenge und Transzendenz. Deshalb wird bei uns nicht nur aufgewärmt, sondern richtig trainiert: Viele finden das hoffnungslos altmodisch. (Lacht.)

 

Sie haben erwähnt, dass Akram Khans Arbeiten ideell immer „unwestlicher“ werden. Formal-ästhetisch werden sie aber auch immer „unindischer“.  

Das hat auch damit zu tun, dass Akrams Körper kein Material mehr generiert. Die Tänzerinnen und Tänzer, mit denen wir heute arbeiten, haben keine Kathak-Ausbildung, warum sollen wir ihnen „indische Tanzhände“ aufzwingen? Es gibt auch nicht mehr den typischen Akram-Khan-Tänzer: Die Palette reicht vom B-Boy zu Tamara Rojo.

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In Autor Tags Wiener Zeitung, Interview, Tanz, Klima

TREIBGUT – Bericht aus dem Curve Theatre Leicester in der tanz

April 29, 2022 Martin Pesl

© Ambra Vernuccio

Probier’s mal mit Nachhaltigkeit: Akram Khan fantasiert das „Dschungelbuch“ im Zeichen der Klimakrise neu – in Moll.

Sie sind noch da, die sich an den Achseln kratzenden Affen, die anmutig schleichende Pantherkatze, das raufende Wolfsrudel. In der Darstellung durch menschliche Performer*innen sind die Tiere kinderleicht zu erkennen, wie man das eben erwartet von einer tänzerischen Adaption des „Dschungelbuchs“. Auch Namen wie Mowgli und Baghira, Balu und Kaa haben der Choreograf Akram Khan und sein Autor Tariq Jordan den 1894 erschienenen Erzählungen des Nobelpreisträgers Rudyard Kipling entnommen. Aber das war es auch schon mit dem Identifikationspotenzial: Die Zeit für niedlichen Disney-Ulk und „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ ist vorbei. 

Kinder sind im Publikum von „Jungle Book reimagined“ zwar willkommen, aber zu lachen haben sie nichts. In düsterer Beleuchtung wird ihnen eine Welt vorgetanzt, die praktisch unbewohnbar ist. Menschenleere Städte unter Wasser sind der neue Dschungel. Und auch hier lässt sich nicht dauerhaft bleiben. Mowgli – von Anfang an ein Klimaflüchtling – mag den bedrohlichen Jäger mit dem Schießgewehr zwar besiegt haben. Aber das ändert nun einmal nichts daran, dass die Meeresspiegel erbarmungslos weitersteigen.

Akram Khan kann sich diese Ehrlichkeit leisten. Sein Name zieht. Seit über 30 Jahren ist er einer der großen Player im internationalen Tanzgeschäft. Seine Stücke touren durch die ganze Welt, obwohl der 47-jährige Brite mit Wurzeln in Bangladesch seit dem Solo „Xenos“ (2018) nicht mehr selbst auftritt. Eine Maschinerie aus Coaches, Rehearsal Directors, kreativen und administrativen Mitarbeiter*innen drillt die Ensembles und betreut die Produktionen. 

Bekannt wurde Khan für seine furios-verspielten Verheiratungen des indischen Kathak-Stils, den er von Kind auf gelernt hatte, mit westlichem Contemporary Dance. Als er mit nur 25 Jahren die Akram Khan Company gründete, war er bereits als gefeierter Star aus Peter Brooks Verarbeitung des „Mahabharata“-Epos mit der Shakespeare Company um die Welt gereist. Davor noch, Mitte der 1980er-Jahre, war die erste große Rolle des damals elfjährigen Kathak-Schülers: Mowgli.

Endproben und Uraufführung von „Jungle Book reimagined“ fanden nicht etwa in London statt, sondern, wie so oft im englischsprachigen Raum, in der Provinz. Die Stadt Leicester nördlich der Hauptstadt verzeichnet immerhin 350.000 Einwohner*innen. Obwohl sie laut der Hotelrezeptionistin „no attractions“ hat, weil sie „so tiny“ ist, schlägt sie in dieser Hinsicht locker St. Pölten, Niederösterreich (55.000 EW), wo die Produktion im Mai ihre Kontinentalpremiere im Festspielhaus feiern wird. Amüsiert stellt der Besucher schon auf der Anreise fest, dass eine Akram-Khan-Weltpremiere hier nicht das wichtigste Ereignis des Tages ist: Eine Gruppe grölender Holländer dominiert den Zug, sie fahren zum Auswärtsspiel des PSV Eindhoven gegen Leicester City. Auch am Spielort, dem riesigen, Friedrichstadtpalast-ähnlichen Curve Theatre, wähnt man sich zunächst falsch. Ankündigungen des im Sommer hier laufenden Elton-John-Musicals „Billy Elliott“ und des Weihnachtsprogramms „The Wizard of Oz“ sind größer und schreiender angeschlagen als das bescheidene Plakat zur aktuellen Tanzproduktion. Die natürlich trotzdem voll ist – und eine große Show. Das zeigt – neben dem gänzlichen Fehlen der Unterscheidung zwischen E- und U-Kultur im anglophonen Raum –, in welcher Liga die Akram Khan Company spielt.

Weiter in der tanz 05.22

In Autor Tags Tanz, Theater, Kritik, Bericht
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