• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

TREIBGUT – Bericht aus dem Curve Theatre Leicester in der tanz

April 29, 2022 Martin Pesl

© Ambra Vernuccio

Probier’s mal mit Nachhaltigkeit: Akram Khan fantasiert das „Dschungelbuch“ im Zeichen der Klimakrise neu – in Moll.

Sie sind noch da, die sich an den Achseln kratzenden Affen, die anmutig schleichende Pantherkatze, das raufende Wolfsrudel. In der Darstellung durch menschliche Performer*innen sind die Tiere kinderleicht zu erkennen, wie man das eben erwartet von einer tänzerischen Adaption des „Dschungelbuchs“. Auch Namen wie Mowgli und Baghira, Balu und Kaa haben der Choreograf Akram Khan und sein Autor Tariq Jordan den 1894 erschienenen Erzählungen des Nobelpreisträgers Rudyard Kipling entnommen. Aber das war es auch schon mit dem Identifikationspotenzial: Die Zeit für niedlichen Disney-Ulk und „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ ist vorbei. 

Kinder sind im Publikum von „Jungle Book reimagined“ zwar willkommen, aber zu lachen haben sie nichts. In düsterer Beleuchtung wird ihnen eine Welt vorgetanzt, die praktisch unbewohnbar ist. Menschenleere Städte unter Wasser sind der neue Dschungel. Und auch hier lässt sich nicht dauerhaft bleiben. Mowgli – von Anfang an ein Klimaflüchtling – mag den bedrohlichen Jäger mit dem Schießgewehr zwar besiegt haben. Aber das ändert nun einmal nichts daran, dass die Meeresspiegel erbarmungslos weitersteigen.

Akram Khan kann sich diese Ehrlichkeit leisten. Sein Name zieht. Seit über 30 Jahren ist er einer der großen Player im internationalen Tanzgeschäft. Seine Stücke touren durch die ganze Welt, obwohl der 47-jährige Brite mit Wurzeln in Bangladesch seit dem Solo „Xenos“ (2018) nicht mehr selbst auftritt. Eine Maschinerie aus Coaches, Rehearsal Directors, kreativen und administrativen Mitarbeiter*innen drillt die Ensembles und betreut die Produktionen. 

Bekannt wurde Khan für seine furios-verspielten Verheiratungen des indischen Kathak-Stils, den er von Kind auf gelernt hatte, mit westlichem Contemporary Dance. Als er mit nur 25 Jahren die Akram Khan Company gründete, war er bereits als gefeierter Star aus Peter Brooks Verarbeitung des „Mahabharata“-Epos mit der Shakespeare Company um die Welt gereist. Davor noch, Mitte der 1980er-Jahre, war die erste große Rolle des damals elfjährigen Kathak-Schülers: Mowgli.

Endproben und Uraufführung von „Jungle Book reimagined“ fanden nicht etwa in London statt, sondern, wie so oft im englischsprachigen Raum, in der Provinz. Die Stadt Leicester nördlich der Hauptstadt verzeichnet immerhin 350.000 Einwohner*innen. Obwohl sie laut der Hotelrezeptionistin „no attractions“ hat, weil sie „so tiny“ ist, schlägt sie in dieser Hinsicht locker St. Pölten, Niederösterreich (55.000 EW), wo die Produktion im Mai ihre Kontinentalpremiere im Festspielhaus feiern wird. Amüsiert stellt der Besucher schon auf der Anreise fest, dass eine Akram-Khan-Weltpremiere hier nicht das wichtigste Ereignis des Tages ist: Eine Gruppe grölender Holländer dominiert den Zug, sie fahren zum Auswärtsspiel des PSV Eindhoven gegen Leicester City. Auch am Spielort, dem riesigen, Friedrichstadtpalast-ähnlichen Curve Theatre, wähnt man sich zunächst falsch. Ankündigungen des im Sommer hier laufenden Elton-John-Musicals „Billy Elliott“ und des Weihnachtsprogramms „The Wizard of Oz“ sind größer und schreiender angeschlagen als das bescheidene Plakat zur aktuellen Tanzproduktion. Die natürlich trotzdem voll ist – und eine große Show. Das zeigt – neben dem gänzlichen Fehlen der Unterscheidung zwischen E- und U-Kultur im anglophonen Raum –, in welcher Liga die Akram Khan Company spielt.

Weiter in der tanz 05.22

In Autor Tags Tanz, Theater, Kritik, Bericht

NIEDRIGER BRENNWERT – Kritik aus dem Werk X in der Wiener Zeitung

April 27, 2022 Martin Pesl

Günter Franzmeier, Raoul Eisele © Alexander Gotter

Ali M. Abdullah gräbt im Werk X Werner Schwabs „Eskalation ordinär“ aus.

Helmut Brennwert ist ein absolut Arbeitsloser, überhaupt der absolute Loser. In „Eskalation ordinär. Ein Schwitzkastenschwank in 7 Affekten“ erzählt der „Fäkaldramatiker“ Werner Schwab mit seiner legendär verschlungenen Sprache von Brennwerts brutalem Niedergang. Seine jämmerliche Präsenz verleitet alle, selbst die eigene „Anverlobte“, dazu, ihn zu demütigen, zu vergewaltigen und „mit Straßenköterkot beschmiert, mit Erbrochenem, mit eigenmenschlichem Exkrement oder mit Senf“ zu nennen. Also verbrennt sich Brennwert. In der Inszenierung Ali M. Abdullahs am Werk X scheitert Günter Franzmeier sogar daran: Die Streichhölzer wollen nicht brennen.

Weiterlesen …

In Autor Tags Theater, Wiener Zeitung, Kritik, Wien, Schwab

„JETZT BIN ICH DER TOD GEWORDEN“ – Kritik aus dem Burgtheater in der Welt

April 27, 2022 Martin Pesl

© Susanne Hassler-Smith

Durch Zufall das Stück der Stunde: Im Wiener Burgtheater macht Adena Jacobs aus den „Troerinnen“ des Euripides einen Abend über Frauen als erste Opfer jedes Krieges. Die Technik schafft Wunder, die Bilder sind stark. Aber es gibt ein Problem.

Ein Stück über Frauenkörper im Krieg. Der Ankündigungstext für „Die Troerinnen“ liest sich, als hätte das Burgtheater schnell reagiert und eine Antiken-Inszenierung mit aktuell lesbarem Schwerpunkt beauftragt. In Wahrheit ist Adena Jacobs Abend pandemiebedingt schon mehrmals verschoben worden, bevor er zwei Monate nach Beginn von Putins grausamem Angriffskrieg gegen die Ukraine endlich zur Premiere kam, um unweigerlich gefeiert zu werden.

Die 1982 geborene Australierin entstammt der gleichen Talenteschmiede wie ihr längst vom deutschsprachigen Theater einverleibter Kollege Simon Stone, dem Belvoir in Sydney. Ihr Zugang, das kann man schon aufgrund der einen Sichtung sagen, ist ein vollkommen anderer. Statt aus den Figuren ihres Originalstoffs bekömmliche, moderne Charaktere zu meißeln, wählt sie den Weg der Verfremdung, der visuellen Verstörung, mit einer klar queerfeministischen Agenda. „Die Troerinnen“ ist eine Tragödie von Euripides, im alten Athen vor knapp zweieinhalbtausend Jahren uraufgeführt als letzter Teil einer sonst nicht erhaltenen Trilogie. Sie spielt nach dem von Homer episch beschriebenen, strapaziösen Trojanischen Krieg. Die endlich siegreichen Griechen teilen die überlebenden Frauen der gefallenen trojanischen Helden unter sich auf, während diese ihr Schicksal beklagen. Helena, Kriegsursache und nach wie vor Gefangene in Troja, wird abgeholt.

Weiterlesen …

In Autor Tags Kritik, Theater, Burgtheater, Wien, Die Welt

IM RICHTIGEN BEZIRK – Nachtkritik aus dem Theater in der Josefstadt

April 26, 2022 Martin Pesl

Ensemble © Moritz Schell

Was ein Aufwand! Sir Tom Stoppards großes Geschichtsdrama strotz vor Rollen und historischen Verwicklungen. Wahrhaft vorpandemisches Theater über das Schicksal einer jüdischen Großfamilie, für die deutschsprachige Erstaufführung übersetzt von Daniel Kehlmann. Janusz Kica macht daraus eine Inszenierung passgenau für die Josefstadt.

29. April 2022. Ein Freudscher verriet es. Irgendwer tweetete im Januar 2020 etwas über die Uraufführung von Sir Tom Stoppards "Josefstadt" am Londoner West End und verwechselte dabei Wiens achten mit seinem zweiten Gemeindebezirk. In der Leopoldstadt leben traditionell immer noch viele Jüdinnen und Juden, hier siedelte der weltberühmte Autor ("Rosenkranz und Güldenstern", "Shakespeare in Love") sein neues Stück an.

Eine pandemieuntaugliche Sause

In der Josefstadt treffen dem Klischee nach Bobos auf Hofratswitwen, und hier leitet Herbert Föttinger seit 2006 das nach dem Bezirk benannte Privattheater. Als dann durchsickerte, der Direktor sei nach London gereist, um sich die Inszenierung anzusehen, war niemand überrascht: Ein klassisch englisches Geschichtsdrama, das noch dazu in Wien spielt – nach jeder Theaterlogik musste sich Föttinger die Rechte für die deutschsprachige Erstaufführung von "Leopoldstadt" sichern und Daniel Kehlmann mit der Übersetzung beauftragen. Zwei Jahre später hatte die eher pandemieuntaugliche Sause in dem besonders Corona-geplagten Theater tatsächlich Premiere.

Komplizierte Verhältnisse

In "Leopoldstadt" schildert der heute 84-jährige Stoppard das Schicksal einer Großfamilie über vier Generationen mit Szenen in den Jahren 1899/1900, 1924, 1938 und 1955. Die Älteste, Emilia Merz, ging einst, wie ihre Tochter später sagt, "zu Fuß nach Lwiw, den ganzen Weg, fast von Kiew", nachdem ihr Dorf im Zuge eines Pogroms niederbrannte. In Wien brachten ihre Kinder es zu Wohlstand, der Sohn heiratete eine Christin und ließ sich taufen. Zu Beginn gibt es eine Weihnachtsfeier mit unzähligen Personen, die alle gleichzeitig reden und zwar natürlich nicht darüber, wer mit wem verwandt oder verschwägert ist. Die Verhältnisse sind derart kompliziert, dass sogar der von Direktor Föttinger selbst gespielte Hermann Merz ganz stolz ist, wenn er sie auf die Reihe kriegt. Dann nimmt die Historie ihren üblen Lauf – und wenn am Ende der Stammbaum Name für Name durchgegangen wird, dient das auch dem Publikum als Probe, ob es binnen drei Stunden den Überblick erlangt hat. Es wird jeweils der Sterbeort dazu gesagt. Bei den meisten: Auschwitz.

Weiterlesen …

In Autor Tags Nachtkritik, Kritik, Theater, Wien, Josefstadt
← Newer Posts Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Wiener Festwochen
  • Performance
  • Interview
  • Burgtheater
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Tanz
  • Buch
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl