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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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GORILLAS IM KELLER DER GESCHICHTE – Nachtkritik aus dem Theater Nestroyhof Hamakom

April 20, 2022 Martin Pesl

Im Keller wohnt der Gorilla © Marcel Köhler

Theater als offene Form, um das Unbegreifliche zu fassen: Am jüdischen Wiener Theater Nestroyhof Hamakom hat der Regisseur David Maayan Stadtführung, Tanz und Performance zu einem ausschweifenden Abend über die Vergangenheitsüberforderung gebündelt.

20. April 2022. Vor langer, langer Zeit (2005) gab es eine legendäre Produktion bei den Wiener Festwochen, "Der Familientisch". Performer:innen führten das Publikum vom Schauspielhaus zum Westbahnhof und brachten ihnen unterwegs ihre Migrationsbiografie nahe. Nachher aßen und tanzten alle gemeinsam an einem riesigen Tisch. Wer dabei war, spricht noch heute davon. 

Jetzt hat der Erfinder des Abends, David Maayan, wieder in Wien gezaubert. Am jüdischen Theater Nestroyhof Hamakom entwickelte er eine Performance über den Holocaust aus heutiger Sicht. Der etwas konfuse Titel "The more it comes the more it goes" ist für ihn laut Programmheft-Interview wie Wasser in einem Fluss. "Familientisch" ist es keiner geworden, aber die offene, staunend naive, unperfekte Herangehensweise fasziniert immer noch.

Touri-Tour durch das jüdische Wien

Die fängt schon mal damit an, dass es keine Aufführung zu geben scheint. Man versammelt sich am späten Nachmittag in der Wiener Altstadt, wo sich ein Historiker namens Philipp Reichel-Neuwirth anschickt, den Anwesenden eine Führung durchs jüdische Wien zu geben. Und das tut er dann auch, so richtig tourimäßig: Er geht mit dem Schirm voraus, bittet, Halbkreise zu bilden, hält geduldig inne, bis alle Rollkoffer über die Pflastersteine gerattert sind, erzählt, dass hier mal eine Synagoge stand und da ein jüdisches Haus und was die Künstlerin mit diesem Mahnmal beabsichtigte. Und dass sein Großvater ein Nazi-Schreibtischtäter war.

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In Autor Tags Nachtkritik, Kritik, Theater, Performance, Krieg, Wien

„TOT, TOT, TOT, DAS IST DER WEG DER MACHT, DIE MISSBRAUCHT WIRD“ – Kritik aus dem Akademietheater in der WELT vom 6. April 2022

April 15, 2022 Martin Pesl

© Marcella Ruiz Cruz

Das Wiener Burgtheater führt Rainald Goetz’ 9/11-Stück „Reich des Todes“ im Akademietheater auf. Die Inszenierung handelt wie ein guter Horrorfilm vom Grauen, das nicht zu sehen ist.

Einen Sinn für Timing hat Rainald Goetz. Oder für Zeitlosigkeit. Seit „Jeff Koons“ 1999 schrieb der deutsche Arzt, Popliterat und Blog-Pionier keinen Text für die Bühne, dann kam „Reich des Todes“. Die Reflexion der Ereignisse um das Attentat auf das World Trade Center in New York erlebte am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Inszenierung der Intendantin Karin Beier exakt am 11. September 2020 ihre Uraufführung. Anderthalb Jahre später musste die Wiener Burg die österreichische Erstaufführung im Akademietheaterwegen Corona-Fällen im Ensemble um zwei Monate verschieben. In der Zwischenzeit marschierte Putins Armee in der Ukraine ein. 

Und so überkommt auch den noch so ermatteten Zuschauer nach drei Stunden die Gänsehaut, als Schauspieler Felix Kammerer in den nüchternen Satz „Krieg wird nicht abzuschaffen sein, Krieg sich wiederholen“ mit einem gellenden „Nie wieder Krieg“-Schrei unterbricht. Ebenso, als sein Kollege Christoph Luser die Hinrichtung des Saddam Hussein durch sein eigenes Volk schildert und dann mit Diese-Faust-riecht-nach-Friedhof-Stimme gen Publikum raunt: „Tot, tot, tot, das ist der Weg der Macht, die mißbraucht wird, das sage ich jedem Politiker, gedenke des Todes, denn er wird kommen, auch über dich“. Wie auch immer diese Botschaft Anfang Februar gemeint war – allen ist klar, wem sie jetzt gilt. 

Beim Einlass schon sieht man das Ensemble und die tanzfreudigsten Mitglieder der Burg-Komparserie auf der Bühne versammelt. Zu flackerndem Neonlicht raven sie auf der Stelle, in weiß gekleidet teils mit verbundenen Augen. Mit Stückbeginn sacken sie alle zu Boden und werden von den Bühnentechnikern mit Erde überschüttet, während sich ein feuerrotes Rechteck von oben ins Blickfeld senkt und Martin Schwab die Bühne betritt. Mit archaischer Wucht schildert der große alte Sprechspieler den Fall der Zwillingstürme aus der Sicht eines Zeitzeugen.

Weiter in der „Welt“ vom 6. April 2022

In Autor Tags Theater, Kritik, Die Welt, Burgtheater, Wien, Krieg

IM THEATER GEWESEN, NACHGEDACHT – Buchrezension im Buchkultur-Schaukasten

April 11, 2022 Martin Pesl

Drei Frauen schauen Beckett, während Australien brennt.

Da soll mal eine/r sagen, Theater könne die Menschen nicht mehr bewegen. Wie ein vehementes Argument gegen diese abfällige Behauptung wirkt „Die Feuer“, der zweite Roman der australischen Autorin Claire Thomas. Er ist 13 Jahre nach ihrem – bisher nicht ins Deutsche übersetzten – Debüt erschienen und schaut drei Zuschauerinnen einer Samuel-Beckett-Aufführung in die Köpfe: der Literaturprofessorin Margot, der Platzanweiserin Summer und der Mäzenin Ivy. 

„Glückliche Tage“ ist jenes Stück des absurden Genies, in dem eine Frau in einem Erdhügel steckt und lamentiert. Dass die Inszenierung einen „öko-feministischen“ Ansatz hat, wird Insider/innen zum Schmunzeln bringen: Becketts strikte Vorgaben (gepaart mit der anglophonen Theatertradition der Werktreue) ersticken in der Regel jeglichen innovativen Einfall im Keim. Immerhin scheint die Regisseurin erfolgreich die Verwüstung abzubilden, die draußen vor sich geht. Während in dem Melbourner Theater alle unter der voll aufgedrehten Klimaanlage zittern, entfacht die große Hitze im Umland gefährliche Buschfeuer. So richtig aufmerksam verfolgt die Vorstellung daher niemand. Nur Textfetzen bleiben hängen, lösen Gedankenströme und Erinnerungen aus. Die Begegnung der drei Protagonistinnen zwischen den Akten wird kunstvoll als Stückskript präsentiert (bühnentauglich ist das Dramolett „Die Pause“ freilich eher nicht).

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In Autor Tags Buchkultur, Rezension

DIE REPARATUR DER SPRACHE – Porträt von Fiston Mwanza Mujila in der Buchkultur 201

April 10, 2022 Martin Pesl

Fiston Mwanza Mujila © Beatrice Signorello

Er will nichts weniger als die Sprache dekolonialisieren: Fiston Mwanza Mujila, Grazer Schriftsteller aus Lubumbashi, hat mit „Tanz der Teufel“ seinen zweiten Roman vorgelegt.

Er sei der bestangezogene Autor, den sie je für die Buchkultur vor der Linse hatte, lobt Fotografin Beatrice Signorello. Fiston Mwanza Mujila hat sich für den Shoot in einem Park unweit des Hauptbahnhofs in seiner zweiten Heimat Graz viel Zeit genommen. Aber wer schön sein will, muss leiden. Auf den Bildern soll er ohne Jacke zu sehen sein, was er stoisch erträgt. Ganz warm ist es nicht an diesem Spätwintertag, immerhin scheint die Sonne. Die modische Brille tauscht der Autor bisweilen gegen eine dunkle mit UV-Schutz, denn seine Augen sind sehr empfindlich.

Gerade ist Fiston – die anderen beiden Namen auf seinen Buchdeckeln sind auch nur einige seiner zahlreichen Vornamen – von seiner jährlichen Reise in den Kongo zurückgekehrt. Dort hat er binnen drei Wochen mehrere Lesungen abgehalten und seine Mutter im Süden des Landes besucht, der Vater ist voriges Jahr gestorben. In der Minenstadt Lubumbashi, der zweitgrößten der Demokratischen Republik Kongo, wurde Fiston 1981 geboren. Einige Geschwister wohnen hier weiterhin, andere in Südafrika, Fiston ist der Einzige aus der Familie, der nach Europa gegangen ist. Und dann auch noch Graz, zwar ebenfalls die zweitgrößte Stadt ihres Landes, aber mit knapp 300.000 Einwohner/innen nur ein Siebentel so groß. 

Deshalb ist er eben viel unterwegs, ein Weltbürger, der nach Wien, Berlin oder Brüssel reist. Seit etwa zehn Jahren hat er in seine Basis in der Stadt, die Werner Schwab, Wolfgang Bauer und Gerhard Roth hervorbrachte. An der Uni unterrichtet er gelegentlich Literatur, ein Jahr lang war er Stadtschreiber. „Ich bin ein Grazer Schriftsteller“, sagt er gerne. Dass er für seinen neuesten Roman „La Danse du Vilain“ mit dem Prix Les Afriques ausgezeichnet wurde, freut ihn dennoch. Denn er ist eben auch ein afrikanischer, ein kongolesischer Schriftsteller. „Heutzutage geht die Literatur über Grenzen, sie hat keine Nationalität“, meint er.

Als „Tanz der Teufel“ ist der preisgekrönte Roman jetzt auch auf Deutsch erschienen. Dass so auch der deutsche Verleihtitel eines Horrorfilms von Sam Raimi lautet, der in Fistons Geburtsjahr in die Kinos kam (im Original: „The Evil Dead“), ist ein amüsanter Zufall. Während Fistons Debütroman „Tram 83“, wie viele seiner Gedichte und Theaterstücke, in einer geografisch nicht näher verorteten Bar angesiedelt ist, die als Nabel der Welt und Sammelstelle für verlorene, exzentrische Gestalten dient, spielt „Tanz der Teufel“ klar im Staate Kongo, als dieser noch Zaire hieß und vom irren Diktator Mobutu Sese Seko beherrscht wurde, sowie in der Provinz Lunda Norte des benachbarten Angola, wohin es viele Kongolesen zum Diamantenschürfen zog. Später findet im Roman wie in Wirklichkeit die Revolution 1997 statt, in deren Folge das Land seinen heutigen Namen bekam. 

Von Realismus kann trotzdem keine Rede sein. Eine alterslose „Madonna“ hält ihre männlichen Zuhörer mit fantastischem Seemannsgarn aus einer teils Hunderte Jahre zurückliegenden Vergangenheit in ihren Bann. Der Roman strotzt vor Subjektivität, die zahlreichen kurzen Kapitel werden von verschiedenen Figuren in der Ich-Form geschildert, und welche von ihnen gerade das Ruder in der Hand hat, erschließt sich erst durch gründliche Lektüre. Selbst ein auktorialer Erzähler ist darunter – wobei es sein könnte, dass es sich dabei um Franz Baumgartner handelt, Fistons erste explizit österreichische Figur.

Weiter in der Buchkultur 201

In Autor Tags Porträt, Buchkultur, Steiermark, Kongo, Literatur
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