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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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DIE REPARATUR DER SPRACHE – Porträt von Fiston Mwanza Mujila in der Buchkultur 201

April 10, 2022 Martin Pesl

Fiston Mwanza Mujila © Beatrice Signorello

Er will nichts weniger als die Sprache dekolonialisieren: Fiston Mwanza Mujila, Grazer Schriftsteller aus Lubumbashi, hat mit „Tanz der Teufel“ seinen zweiten Roman vorgelegt.

Er sei der bestangezogene Autor, den sie je für die Buchkultur vor der Linse hatte, lobt Fotografin Beatrice Signorello. Fiston Mwanza Mujila hat sich für den Shoot in einem Park unweit des Hauptbahnhofs in seiner zweiten Heimat Graz viel Zeit genommen. Aber wer schön sein will, muss leiden. Auf den Bildern soll er ohne Jacke zu sehen sein, was er stoisch erträgt. Ganz warm ist es nicht an diesem Spätwintertag, immerhin scheint die Sonne. Die modische Brille tauscht der Autor bisweilen gegen eine dunkle mit UV-Schutz, denn seine Augen sind sehr empfindlich.

Gerade ist Fiston – die anderen beiden Namen auf seinen Buchdeckeln sind auch nur einige seiner zahlreichen Vornamen – von seiner jährlichen Reise in den Kongo zurückgekehrt. Dort hat er binnen drei Wochen mehrere Lesungen abgehalten und seine Mutter im Süden des Landes besucht, der Vater ist voriges Jahr gestorben. In der Minenstadt Lubumbashi, der zweitgrößten der Demokratischen Republik Kongo, wurde Fiston 1981 geboren. Einige Geschwister wohnen hier weiterhin, andere in Südafrika, Fiston ist der Einzige aus der Familie, der nach Europa gegangen ist. Und dann auch noch Graz, zwar ebenfalls die zweitgrößte Stadt ihres Landes, aber mit knapp 300.000 Einwohner/innen nur ein Siebentel so groß. 

Deshalb ist er eben viel unterwegs, ein Weltbürger, der nach Wien, Berlin oder Brüssel reist. Seit etwa zehn Jahren hat er in seine Basis in der Stadt, die Werner Schwab, Wolfgang Bauer und Gerhard Roth hervorbrachte. An der Uni unterrichtet er gelegentlich Literatur, ein Jahr lang war er Stadtschreiber. „Ich bin ein Grazer Schriftsteller“, sagt er gerne. Dass er für seinen neuesten Roman „La Danse du Vilain“ mit dem Prix Les Afriques ausgezeichnet wurde, freut ihn dennoch. Denn er ist eben auch ein afrikanischer, ein kongolesischer Schriftsteller. „Heutzutage geht die Literatur über Grenzen, sie hat keine Nationalität“, meint er.

Als „Tanz der Teufel“ ist der preisgekrönte Roman jetzt auch auf Deutsch erschienen. Dass so auch der deutsche Verleihtitel eines Horrorfilms von Sam Raimi lautet, der in Fistons Geburtsjahr in die Kinos kam (im Original: „The Evil Dead“), ist ein amüsanter Zufall. Während Fistons Debütroman „Tram 83“, wie viele seiner Gedichte und Theaterstücke, in einer geografisch nicht näher verorteten Bar angesiedelt ist, die als Nabel der Welt und Sammelstelle für verlorene, exzentrische Gestalten dient, spielt „Tanz der Teufel“ klar im Staate Kongo, als dieser noch Zaire hieß und vom irren Diktator Mobutu Sese Seko beherrscht wurde, sowie in der Provinz Lunda Norte des benachbarten Angola, wohin es viele Kongolesen zum Diamantenschürfen zog. Später findet im Roman wie in Wirklichkeit die Revolution 1997 statt, in deren Folge das Land seinen heutigen Namen bekam. 

Von Realismus kann trotzdem keine Rede sein. Eine alterslose „Madonna“ hält ihre männlichen Zuhörer mit fantastischem Seemannsgarn aus einer teils Hunderte Jahre zurückliegenden Vergangenheit in ihren Bann. Der Roman strotzt vor Subjektivität, die zahlreichen kurzen Kapitel werden von verschiedenen Figuren in der Ich-Form geschildert, und welche von ihnen gerade das Ruder in der Hand hat, erschließt sich erst durch gründliche Lektüre. Selbst ein auktorialer Erzähler ist darunter – wobei es sein könnte, dass es sich dabei um Franz Baumgartner handelt, Fistons erste explizit österreichische Figur.

Weiter in der Buchkultur 201

In Autor Tags Porträt, Buchkultur, Steiermark, Kongo, Literatur

„HEUTE GEHT DIE LITERATUR ÜBER GRENZEN, SIE HAT KEINE NATIONALITÄT“ – Interview mit Fiston Mwanza Mujila für die Buchkultur

April 10, 2022 Martin Pesl

Im Gespräch mit Fiston Mwanza Mujila im Café Kaiserfeld in Graz @ Beatrice Signorello

Fiston Mwanza Mujila ist ein literarischer Vermittler zwischen den Kulturen – der Schriftsteller aus dem Kongo lebt seit 2009 in Graz. 2021 wurde er für seinen zweiten Roman „Tanz der Teufel” (Zsolnay) mit dem Prix Les Afriques ausgezeichnet, wie auch schon in „Tram 83“ ist es darin vor allem die Musik, die den Rhythmus vorgibt. Inspiriert vom kongolesischen Tanz, der eng mit der Identität des Landes verknüpft ist, verdichten sich im Roman die Auswirkungen von Kolonialisierung, Bürgerkrieg und Armut. Im Interview spricht der Autor über die Kunst der Übersetzung, kulturelle Unterschiede im Theater und warum man nicht immer alles verstehen muss. Fotos: Beatrice Signorello.

Buchkultur: Sind Sie oft im Kongo?

Fiston Mwanza Mujila: Ja, mindestens einmal im Jahr. Ich möchte diesen Nabel zu meinem Heimatland behalten. Ich finde, das ist wichtig als Mensch und auch als Schriftsteller und eine Inspirationsquelle. Jedes Mal, wenn ich im Kongo bin, werde ich viel gefragt, Lesungen zu halten. Und meine Familie lebt in Lubumbashi, ein paar Geschwister sind in Südafrika. Ich bin der Einzige aus meiner Familie, der in Europa ist.

Wie findet das Ihre Familie?

Es ist schon seltsam für sie. Meine Familie reist sehr wenig. Lubumbashi ist eine Minenstadt im Süden. Dort stellt sich das Leben einfacher dar: Man studiert, man heiratet, man findet einen Job. Man arbeitet, zu Hause wartet die Frau oder der Mann und die Kinder, und fertig.

Arbeiten Ihre Eltern noch?

Nein. Mein Vater ist letztes Jahr verstorben. Davor war er schon seit ein paar Jahren pensioniert.

Kommen wir zu Ihrem neuen Roman. Wenn man den Titel „Tanz der Teufel“ googelt, kommt als Erstes der deutsche Titel von „The Evil Dead“, einem amerikanischen Horrorfilm.

Das wusste ich gar nicht. Aber ich finde es sehr interessant, was bei der Übersetzung passiert. Übersetzung ist auch eine Kunst. Ich denke, mein Text auf Deutsch ist nicht unbedingt mein Text, sondern ein anderes Werk.

Die deutsche Übersetzung stammt von Katharina Meyer und Lena Müller. Die beiden haben schon Ihren Debütroman „Tram 83“ übersetzt und dafür mit Ihnen zusammen 2017 den Internationalen Literaturpreis für übersetzte Gegenwartsliteraturen erhalten. Inzwischen können Sie sicher noch besser Deutsch als damals. Haben Sie an der neuen Übersetzung stärker mitgearbeitet?

Ich stehe allgemein sehr ungern im Rampenlicht. Sie sind professionelle Übersetzerinnen und sollen meine Romane so bearbeiten, wie sie es für richtig halten. Man übersetzt ja nicht nur eine Sprache, man übersetzt eine Kultur, eine Stimmung, die Atmosphäre, Geräusche, Charaktere und Protagonisten. Meine Charaktere sprechen vielleicht besser Deutsch oder Englisch oder Spanisch als ich. Deshalb ist mein Buch auf Deutsch oder Englisch eher wie eine Reise in meinen eigenen Charakter, raus aus meinem eigenen Universum.

Aber Sie haben die Übersetzung bestimmt gelesen, oder?

Natürlich, ich habe auch mit den Übersetzerinnen darüber gesprochen. Es war wirklich spannend, denn sie mussten viele Wörter auf Deutsch erfinden. Ich habe nämlich viele Wörter geschaffen, die nicht realistisch sind. Die deutsche Fassung klingt in meinen Ohren ganz anders als die französische, sie hat ihre eigene Musikalität und Sensibilität. Die Übersetzerinnen sollten ihre eigene Musikalität und Sprache finden. Das ist nicht meine Sprache. Wenn meine Sprache ein Saxofon ist, dann ist die deutsche Übersetzung vielleicht eine Trompete, eine Violine oder eine Bassklarinette.

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In Autor Tags Interview, Kongo, Steiermark, Literatur, Buchkultur

WIEDERGELESEN: DENEN DAS LACHEN VERGING – Kolumne in der Buchkultur 201

April 10, 2022 Martin Pesl

Umberto Eco und sein Krimi in der Kutte: Zum Vierziger des weltersten postmodernen Kriminalromans und Neunziger seines Autors bringt der Hanser Verlag eine Prachtausgabe heraus.

„Es fällt schwer, den Gedanken zu akzeptieren, daß es in der Welt keine Ordnung geben kann, da sie den freien Willen Gottes und seine Allmacht einschränken würde. So gesehen ist die Freiheit Gottes unsere Verdammnis (...)“

 

Ungewöhnliche Worte für einen Ex-Inquisitor und Mönch. William von Baskerville bringt 1327 zwischen Morgen-, Mittags-, Abend- und Nachtgebet seinem 14-jährigen Novizen Adson von Melk allerlei sinnvolle Dinge bei, etwa dass eine Brille, gerade frisch erfunden, kein Teufelswerk, sondern sehr praktisch ist. Mit so einer Brille auf der Nase schreibt dieser Adson (dessen Name sich nicht zufällig auf Dr. Watson reimt) als Ich-Erzähler nieder, was als „Der Name der Rose“ weltberühmt wurde. Wahrer Verfasser ist natürlich der Italiener Umberto Eco, der Anfang dieses Jahres seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, aber 2016 starb. Der erste Roman des Uniprofessors, der sich als Semiotiker und Intellektueller in Italien einen Namen gemacht hatte, fand ebenso rasch in die Bestsellerlisten wie – als Prototyp des postmodernen Romans – in die literaturwissenschaftlichen Abhandlungen.

Obwohl der Verfasser an allen Ecken und Enden durch subtiles Zitieren seine hohe Bildung demonstrierte, zog er Leser/innen aller Schichten an und zierte das „Newsweek“-Cover. Hatte er doch in erster Linie einen kniffligen Krimiplot zustande gebracht (den die Verfilmung 1986 mit Sean Connery und Christian Slater übrigens grausam simplifizierte): Ein Mönch nach dem anderen kommt ums Leben in einer Abtei, wo der Abt sichtlich was zu verbergen hat, der Kellermeister sich Huren kommen lässt und ihre Schweinereien mit Schweineinnereien bezahlt (im Film spielt ihn Helmut Qualtinger), der blinde Doyen Lachen für eine Sünde hält und die Bibliothek zwar die berühmteste und bestbestückte ihrer Zeit ist, aber nicht betreten werden darf.

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In Autor Tags Kolumne, Buchkultur, Literatur

SCHURKENSTÜCKE: BONAPARTE BLENKINS – Kolumne in der Buchkultur 201

April 5, 2022 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Die Instinkte sprechen von Anfang an gegen Bonaparte Blenkins. Die Straußen jagen ihn (und: ihm einen Heidenschrecken ein), kaum, dass er Tant’ Sannies Farm betreten hat. Der treue Hund, Doss, knurrt, und die kleine Lyndall durchschaut und verachtet ihn auf den ersten Blick. Jahre später wird sie, frisch aus dem Mädchenpensionat zurückgekehrt, eine feministische Rede von visionärer Weisheit halten (1883! in Südafrika!), für die allein sich schon die Lektüre von Olive Schreiners faszinierender „Geschichte einer afrikanischen Farm“ lohnt. In dieser Rede wird sie Bonaparte Blenkins treffend als „menschgewordenen Riesenmagen“ beschreiben, zu einem Zeitpunkt, als der Schurke längst das Weite gesucht und der Roman ohne seine Intrigen einen ruhigeren, geradezu existenzialistischen Pfad eingeschlagen hat.

Beinstell-Ben nannten sie ihn als Kind in Irland wegen seiner Fähigkeit, unauffällig ein Bein vorzustrecken und andere zum Sturz zu bringen. Man darf davon ausgehen, dass alle anderen Heldentaten des Hochstaplers, der sich selbst für das „cleverste Kerlchen“ hält, ebenso erfunden sind wird seine innige Gottesfürchtigkeit und die Verwandtschaft mit Napoleon, der er seinen Vornamen verdanke. Nur aufgrund der naiven Urwüchsigkeit der Farmgesellschaft schafft es der selbst eher einfältige Blenkins als dahergelaufener Zufallsgast, allseits Mitleid zu erwecken: Er habe eine kranke Frau! Oh weh, nun sei seine Frau gestorben! Vom Gast wird er zum Schulmeister der anwesenden Kinder erhoben, schließlich zum Aufseher mit Herrschaftsansprüchen.

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In Autor Tags Kolumne, Schurke, Südafrika, Buchkultur
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