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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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„HEUTE GEHT DIE LITERATUR ÜBER GRENZEN, SIE HAT KEINE NATIONALITÄT“ – Interview mit Fiston Mwanza Mujila für die Buchkultur

April 10, 2022 Martin Pesl

Im Gespräch mit Fiston Mwanza Mujila im Café Kaiserfeld in Graz @ Beatrice Signorello

Fiston Mwanza Mujila ist ein literarischer Vermittler zwischen den Kulturen – der Schriftsteller aus dem Kongo lebt seit 2009 in Graz. 2021 wurde er für seinen zweiten Roman „Tanz der Teufel” (Zsolnay) mit dem Prix Les Afriques ausgezeichnet, wie auch schon in „Tram 83“ ist es darin vor allem die Musik, die den Rhythmus vorgibt. Inspiriert vom kongolesischen Tanz, der eng mit der Identität des Landes verknüpft ist, verdichten sich im Roman die Auswirkungen von Kolonialisierung, Bürgerkrieg und Armut. Im Interview spricht der Autor über die Kunst der Übersetzung, kulturelle Unterschiede im Theater und warum man nicht immer alles verstehen muss. Fotos: Beatrice Signorello.

Buchkultur: Sind Sie oft im Kongo?

Fiston Mwanza Mujila: Ja, mindestens einmal im Jahr. Ich möchte diesen Nabel zu meinem Heimatland behalten. Ich finde, das ist wichtig als Mensch und auch als Schriftsteller und eine Inspirationsquelle. Jedes Mal, wenn ich im Kongo bin, werde ich viel gefragt, Lesungen zu halten. Und meine Familie lebt in Lubumbashi, ein paar Geschwister sind in Südafrika. Ich bin der Einzige aus meiner Familie, der in Europa ist.

Wie findet das Ihre Familie?

Es ist schon seltsam für sie. Meine Familie reist sehr wenig. Lubumbashi ist eine Minenstadt im Süden. Dort stellt sich das Leben einfacher dar: Man studiert, man heiratet, man findet einen Job. Man arbeitet, zu Hause wartet die Frau oder der Mann und die Kinder, und fertig.

Arbeiten Ihre Eltern noch?

Nein. Mein Vater ist letztes Jahr verstorben. Davor war er schon seit ein paar Jahren pensioniert.

Kommen wir zu Ihrem neuen Roman. Wenn man den Titel „Tanz der Teufel“ googelt, kommt als Erstes der deutsche Titel von „The Evil Dead“, einem amerikanischen Horrorfilm.

Das wusste ich gar nicht. Aber ich finde es sehr interessant, was bei der Übersetzung passiert. Übersetzung ist auch eine Kunst. Ich denke, mein Text auf Deutsch ist nicht unbedingt mein Text, sondern ein anderes Werk.

Die deutsche Übersetzung stammt von Katharina Meyer und Lena Müller. Die beiden haben schon Ihren Debütroman „Tram 83“ übersetzt und dafür mit Ihnen zusammen 2017 den Internationalen Literaturpreis für übersetzte Gegenwartsliteraturen erhalten. Inzwischen können Sie sicher noch besser Deutsch als damals. Haben Sie an der neuen Übersetzung stärker mitgearbeitet?

Ich stehe allgemein sehr ungern im Rampenlicht. Sie sind professionelle Übersetzerinnen und sollen meine Romane so bearbeiten, wie sie es für richtig halten. Man übersetzt ja nicht nur eine Sprache, man übersetzt eine Kultur, eine Stimmung, die Atmosphäre, Geräusche, Charaktere und Protagonisten. Meine Charaktere sprechen vielleicht besser Deutsch oder Englisch oder Spanisch als ich. Deshalb ist mein Buch auf Deutsch oder Englisch eher wie eine Reise in meinen eigenen Charakter, raus aus meinem eigenen Universum.

Aber Sie haben die Übersetzung bestimmt gelesen, oder?

Natürlich, ich habe auch mit den Übersetzerinnen darüber gesprochen. Es war wirklich spannend, denn sie mussten viele Wörter auf Deutsch erfinden. Ich habe nämlich viele Wörter geschaffen, die nicht realistisch sind. Die deutsche Fassung klingt in meinen Ohren ganz anders als die französische, sie hat ihre eigene Musikalität und Sensibilität. Die Übersetzerinnen sollten ihre eigene Musikalität und Sprache finden. Das ist nicht meine Sprache. Wenn meine Sprache ein Saxofon ist, dann ist die deutsche Übersetzung vielleicht eine Trompete, eine Violine oder eine Bassklarinette.

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In Autor Tags Interview, Kongo, Steiermark, Literatur, Buchkultur

WIEDERGELESEN: DENEN DAS LACHEN VERGING – Kolumne in der Buchkultur 201

April 10, 2022 Martin Pesl

Umberto Eco und sein Krimi in der Kutte: Zum Vierziger des weltersten postmodernen Kriminalromans und Neunziger seines Autors bringt der Hanser Verlag eine Prachtausgabe heraus.

„Es fällt schwer, den Gedanken zu akzeptieren, daß es in der Welt keine Ordnung geben kann, da sie den freien Willen Gottes und seine Allmacht einschränken würde. So gesehen ist die Freiheit Gottes unsere Verdammnis (...)“

 

Ungewöhnliche Worte für einen Ex-Inquisitor und Mönch. William von Baskerville bringt 1327 zwischen Morgen-, Mittags-, Abend- und Nachtgebet seinem 14-jährigen Novizen Adson von Melk allerlei sinnvolle Dinge bei, etwa dass eine Brille, gerade frisch erfunden, kein Teufelswerk, sondern sehr praktisch ist. Mit so einer Brille auf der Nase schreibt dieser Adson (dessen Name sich nicht zufällig auf Dr. Watson reimt) als Ich-Erzähler nieder, was als „Der Name der Rose“ weltberühmt wurde. Wahrer Verfasser ist natürlich der Italiener Umberto Eco, der Anfang dieses Jahres seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, aber 2016 starb. Der erste Roman des Uniprofessors, der sich als Semiotiker und Intellektueller in Italien einen Namen gemacht hatte, fand ebenso rasch in die Bestsellerlisten wie – als Prototyp des postmodernen Romans – in die literaturwissenschaftlichen Abhandlungen.

Obwohl der Verfasser an allen Ecken und Enden durch subtiles Zitieren seine hohe Bildung demonstrierte, zog er Leser/innen aller Schichten an und zierte das „Newsweek“-Cover. Hatte er doch in erster Linie einen kniffligen Krimiplot zustande gebracht (den die Verfilmung 1986 mit Sean Connery und Christian Slater übrigens grausam simplifizierte): Ein Mönch nach dem anderen kommt ums Leben in einer Abtei, wo der Abt sichtlich was zu verbergen hat, der Kellermeister sich Huren kommen lässt und ihre Schweinereien mit Schweineinnereien bezahlt (im Film spielt ihn Helmut Qualtinger), der blinde Doyen Lachen für eine Sünde hält und die Bibliothek zwar die berühmteste und bestbestückte ihrer Zeit ist, aber nicht betreten werden darf.

Weiter in der Buchkultur 201

In Autor Tags Kolumne, Buchkultur, Literatur

SCHURKENSTÜCKE: BONAPARTE BLENKINS – Kolumne in der Buchkultur 201

April 5, 2022 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Die Instinkte sprechen von Anfang an gegen Bonaparte Blenkins. Die Straußen jagen ihn (und: ihm einen Heidenschrecken ein), kaum, dass er Tant’ Sannies Farm betreten hat. Der treue Hund, Doss, knurrt, und die kleine Lyndall durchschaut und verachtet ihn auf den ersten Blick. Jahre später wird sie, frisch aus dem Mädchenpensionat zurückgekehrt, eine feministische Rede von visionärer Weisheit halten (1883! in Südafrika!), für die allein sich schon die Lektüre von Olive Schreiners faszinierender „Geschichte einer afrikanischen Farm“ lohnt. In dieser Rede wird sie Bonaparte Blenkins treffend als „menschgewordenen Riesenmagen“ beschreiben, zu einem Zeitpunkt, als der Schurke längst das Weite gesucht und der Roman ohne seine Intrigen einen ruhigeren, geradezu existenzialistischen Pfad eingeschlagen hat.

Beinstell-Ben nannten sie ihn als Kind in Irland wegen seiner Fähigkeit, unauffällig ein Bein vorzustrecken und andere zum Sturz zu bringen. Man darf davon ausgehen, dass alle anderen Heldentaten des Hochstaplers, der sich selbst für das „cleverste Kerlchen“ hält, ebenso erfunden sind wird seine innige Gottesfürchtigkeit und die Verwandtschaft mit Napoleon, der er seinen Vornamen verdanke. Nur aufgrund der naiven Urwüchsigkeit der Farmgesellschaft schafft es der selbst eher einfältige Blenkins als dahergelaufener Zufallsgast, allseits Mitleid zu erwecken: Er habe eine kranke Frau! Oh weh, nun sei seine Frau gestorben! Vom Gast wird er zum Schulmeister der anwesenden Kinder erhoben, schließlich zum Aufseher mit Herrschaftsansprüchen.

Weiter in der Buchkultur 201

In Autor Tags Kolumne, Schurke, Südafrika, Buchkultur

AMERIKANISCHE GAY-SCHICHTSSTUNDE – Nachtkritik aus dem Tiroler Landestheater

March 27, 2022 Martin Pesl

© Birgit Gufler

Elektrobeats, Ronald Reagan und Aids. Tony Kushners "Engel in Amerika" ist ein Klassiker über schwules Leben in den 1980ern. Am Tiroler Landestheater Insbruck bringt Felix Hafner das Drama auf die Bühne. Und zeigt Menschen, die wie Käfer in einer Schachtel krauchen.

27. März 2022. Während mit "Das Vermächtnis" ein brandneues zweiteiliges schwules US-Drama in Deutschland Furore macht, bleibt man in Österreich vorerst beim alten: "Engel in Amerika" vom 1956 geborenen New Yorker Dramatiker Tony Kushner war in diesem speziellen Teilgenre bisher einsame Spitze, 1993 brachte es Kushner den Pulitzer-Preis ein. Nicht zuletzt wegen der Parallelen zwischen HIV- und Corona-Pandemie setzte das Tiroler Landestheater den ersten der beiden Teile auf den Spielplan. Titel: "Die Jahrtausendwende naht" (engl. "Millennium Approaches").

Dabei lässt das Publikum in Innsbruck weniger die ausführliche Erklärung eines Arztes aufhorchen, wie das Immunschwächevirus funktioniert, als ein Dialog an der Rampe zwischen Florian Granzner als Louis, eine der Hauptfiguren, und Simon Olubowale in der Rolle des schwarzen Krankenpflegers und Drag Artists Belize. Die beiden führen ein Streitgespräch über Demokratie, Freiheit, Bürgerrechte und das Rassismus-Problem, das Amerika angeblich nicht hat. Es wirkt erschreckend heutig – und ist es wohl auch zum Teil: Begriffe wie "Whitesplaining" gab es im Jahr 1986, in dem die Passage angesiedelt ist, noch nicht. Olubowale lässt sie genüsslich in seinen erregten Konter einfließen.

Blick auf die späten Reagan-Jahre

Abgesehen davon gibt es drei lupenreine Geschichtsstunden über die auslaufenden Reagan-Jahre zu erleben, aus der Sicht der von der Seuche geplagten Schwulenszene, aber auch durch die religiöse Brille jüdischer und mormonischer Amerikaner:innen. Ganz TV-Serie (die es natürlich auch schon gab), wird wortreich zwischen drei Handlungssträngen einerseits, Halluzinationen der Figuren andererseits hin- und hergeschaltet. Den aidskranken Prior Walter suchen Visionen heim, sein Partner Louis verlässt ihn und beginnt eine Affäre mit dem Mormonen Joe, der schweren Herzens seine valiumsüchtige Frau Harper sitzenlässt. Joe arbeitet für Roy Cohn, einen skrupellosen Anwalt, der anfangs ebenfalls eine Aids-Diagnose erhält.

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In Autor Tags Nachtkritik, Theater, Kritik, Tirol
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