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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SPOREN BIS ZUR SPERRSTUNDE – Bericht aus dem Schauspielhaus Wien im Falter 1-2/22

January 13, 2022 Martin Pesl

© Matthias Heschl

Seit Oktober erklärt sich das Schauspielhaus Wien zum Hotel. Theater gibt es trotzdem reichlich

Das Schauspielhaus Wien ist ein Chamäleon. Mal schaut die Zuschauertribüne in die eine Richtung, mal in die andere – wenn es überhaupt eine Bestuhlung gibt. Schon oft, seit Tomas Schweigen die künstlerische Leitung der Mittelbühne 2015 übernahm, betrat man den Saal in der Porzellangasse durch eine Tür, die vorher nicht da war, und verlor sofort die Orientierung. Bis Ende Februar ist räumlich wieder alles ganz anders.

„Wir haben das Schauspielhaus zu einem Hotel umgebaut“, sagt Schweigen. „Sagen wir: zu einer Hotelinstallation. Damit wollen wir einen anderen Begegnungsort schaffen für das Publikum, für die verschiedenen Künstlerinnen und Künstler, die wir eingeladen haben, und für uns selbst. Außerdem geht es darum, unsere Arbeitsprozesse transparenter zu gestalten.“

Seit Oktober kann man am Wochenende hier Einzel- und Doppelzimmer buchen. In den 65 Euro ist dann nicht nur auch das Abendprogramm im weiterhin vorhandenen Theatersaal enthalten, sondern auch Zugang zu allem, was am Nachmittag hier stattfindet. „Wir zeigen Performances in Zimmern, vieles findet gleichzeitig statt“, beschreibt Schweigen atemlos das Gewusel in den verwinkelten Gängen des wahrlich kaum wiederzuerkennenden Gebäudes. „Filmbeiträge laufen über unsere Fernseher in den Zimmern, es gibt Radiosendungen aus einem eigenen Studio. Verschiedene Genres treffen und befruchten einander.“ 

Nachts ist Ruhe, das kann der Direktor bestätigen. „Gleich in der ersten Nacht habe ich in einem Zimmer übernachtet und sehr gut geschlafen“, schmunzelt er. Die bittere Ironie: Seit dem Gespräch mit Schweigen im November wurden die CoV-Verordnungen mehrmals geändert. Derzeit gilt eine Sperrstunde um 22 Uhr. Da das Schauspielhaus offiziell weiterhin als Kultur-, nicht Beherbergungsbetrieb firmiert, darf man dort derzeit nicht übernachten. Bis zur Aufhebung der Sperrstunde ist das Hotel also kein Hotel.

Das Programm bleibt dennoch vielfältig. Wer für den Nachmittags- und/oder Abendslot eincheckt, darf sich von unzähligen Interventionen, Installationen und offenen Proben überraschen lassen. Die aktuelle Hauptabendproduktion ist „Bataillon“, die österreichische Erstaufführung eines Stückes der gehypten deutschen Autorin Enis Maci. Eine Gruppe von Weberinnen, erkennbar an einem wuchtigen Webstuhl ohne Garn in der Bühnenmitte, erforscht darin Biografien von Frauen, aber auch Männern, die mit dem Weben im weitesten Sinne zu tun haben, also auch mit dem (World Wide) Web. Auch Geflechte, die in der Natur vorkommen, sind ein zentrales Motiv.

Weiter im Falter 1-2/22

In Autor Tags Theater, Wien, Falter, Bericht, Kritik, Performance

CLUB DER KILLENDEN DICHTER – Nachtkritik aus dem WUK

January 11, 2022 Martin Pesl

Poesie liebende Killer, in Waffen vernarrte Pazifisten: die Klasse © Jannik Schleicher

Wenn Schüler im Fach kreatives Schreiben das Manifest für ihren Amoklauf verfassen und dieses dann auch noch singen: ist man als Zuschauer:in im Genre des weirden Musicals gelandet. Autor und Regisseur Yosi Wanunu von der freien Gruppe toxic dreams erprobt am Wiener WUK eine düster gestimmte Variante – ob er damit ein zukunftsfähiges Subgenre begründet?

Wien, 11. Januar 2022. Das Genre des weirden Musicals hat Konjunktur. In Léos Carax’ "Annette" sind die Gesangsausbrüche hauptsächlich verstörend, aber schon "Dancer in the Dark" von Lars von Trier war nicht gerade Hochglanz. Im Jahr ihres 25-jährigen Bestehens hat sich nun toxic dreams, eine von Wiens geistreichsten freien Sprechtheatergruppen, an die so reizvolle wie geschmähte Form herangetraut. "The Dead Class" ist eine musikalische Unterrichtsstunde für kreatives Schreiben. Die fünf Schüler sollen knackige Manifeste für die Nachwelt verfassen. Dass sie Schulamokläufe begehen werden, erachtet der Lehrer (wie sie selbst) als unvermeidlich. „This is the class of the students who want to kill their class?“, begrüßt er sie.

Tragische Töne statt schwarzhumoriger Satire

Denkbar originelle Voraussetzungen für eine schwarzhumorige Satire. Doch überraschend rasch sticht die Schwärze den Humor aus. Autor und Regisseur Yosi Wanunu ließ sich von Schriftstücken mehrerer realer Amokläufer inspirieren und zeigt auf, wie larmoyant, einfallslos und einander ähnlich diese waren. Auch die Kompositionen von Martin Siewert, die dieser im Saal des Wiener WUK mit einer Live-Band aus dem Schatten einspielt, schlagen nach einem fetzigen Einstieg meist schmerzverzerrte, sehnsüchtig tragische Töne bis hin ins Einschläfernde an.

Zudem ist das Setting, auch wenn bisweilen Diskolicht über Bänke und Tafel flackert, nun einmal eine Schulklasse. Drei Lektionen hält der Lehrer: Die Schüler sollen sich überlegen, 1. wer sie sind, 2. welche Botschaft sie den Medien vermitteln können und 3. was sie menschlich macht. Die Hausaufgaben werden, mal einzeln, mal im Chor, singend abgeliefert. Und doch bleibt Theorie eben Theorie.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Wien

DER SCHWARZE PATER IST JA GAR NICHT SCHWARZ – Kritik aus dem Burgtheater auf Welt.de

January 10, 2022 Martin Pesl

Philipp Hauß, Bardo Böhlefeld, Melanie Sidhu, Ernest Allan Hausmann, Gunther Eckes, Bless Amada, Sophie von Kessel © Marcella Ruiz Cruz

In Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ verweigert ein jüdischer Wiener Arzt einem Priester den Besuch eines sterbenden Mädchens. Der britische Theaterhoffnungsträger Robert Icke hat es jetzt provokativ ins Heute gebracht. Und er besetzte es farbenblind.

In einer idealen Welt wäre diese Kritik sehr kurz: Sauber gebautes Stück, heutige Figuren mit nachvollziehbaren Konflikten, minimalistisch abstrahierte Bühne, ordentlich gespielt. Doch indem der 35-jährige Autor/Regisseur Robert Icke seine Erfolgsproduktion „The Doctor“ aus dem Londoner Almeida Theatre an der Wiener Burg reproduzierte – in Christina Schlögls insgesamt etwas mutlosen deutschen Übersetzung –, sorgt er für Gesprächsbedarf. Er hat nämlich aus der aalglatten angloamerikanischen Bühnenwirklichkeit in den deutschen Regietheaterkosmos die eine Sache mitgebracht, die dort schon ganz normal, hier aber noch radikal, riskant und irgendwie seltsam ist: „farbenblindes“ Besetzen, also nicht nach optischen Kriterien.

Als besonderes Wagnis mag das auch deshalb gelten, weil sich Icke, einer der vielen jungen Männer, die England als Retter des Theaters feiert, für seine Überschreibung eine heilige Kuh des bürgerlichen Wiener Theaterpublikums vornahm: Arthur Schnitzler. In dessen Fünfakter „Professor Bernhardi“ bekommt der titelgebende jüdische Arzt die Folgen seiner Entscheidung zu spüren, einem Priester den Zutritt zum Zimmer eines sterbenden Mädchens zu verweigern. Die Medien spielen die Sache hoch, Bernhardi verliert im Zuge zahlreicher, hitziger und ausufernder Debatten Stellung und Doktorgrad. Shitstorms gab es also schon in der Belle Époque um 1900. Und jetzt stelle man sich das Ganze mit Internet vor.

Aus Professor Bernhardi wurde „Die Ärztin“, Professor Ruth Wolff, an der Burg gespielt von Sophie von Kessel. Ihre Ausgangssituation entspricht jener im Original, mit der in identitätspolitisch geprägten Zeiten heiklen Verschärfung, dass der Pater, mit dem Wolff aneinandergeriet, schwarz ist. Sie kämpft vehement dagegen an, dass das eine Rolle spielen könnte, denn sie hält nichts von Etiketten – ihre privaten Bezugspersonen sind nonbinär und trans, auch wenn die deutsche Übersetzung daran scheitert, das klar zu vermitteln –, und schon sind wir mitten in den schönsten und haarsträubendsten Diskussionen unserer Gegenwart. Nur entnimmt man die Grundlage dafür ausschließlich den Dialogen. Den Pater gibt nämlich der durchaus weiße Burgschauspieler Philipp Hauß.

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In Autor Tags Theater, Burgtheater, Kritik, Die Welt, Wien, London

„IN DIE ACHTERBAHN HAB ICH MICH NICHT GETRAUT“ – Interview mit Philipp Winkler in der Buchkultur 191

January 9, 2022 Martin Pesl
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Nach seinem erfolgreichen Debüt „Hool“ schenkt Philipp Winkler nun seinem Verlag zum 75-jährigen Jubiläum eine kürzere Erzählung. „Carnival“ besticht durch einen völlig anderen Ton und blickt einmal mehr in ein noch unbekanntes Milieu. Martin Thomas Pesl befragte den Autor telefonisch zu seinem neuesten Wurf.

Quasi ein Geburtstagsgeschenk an den Verlag sei dieser schmale Band mit einer Erzählung. Für diese unterbracht der 1986 geborene Wahlleipziger die Arbeit an seinem zweiten Roman. „Carnival“ schlägt einen melancholischeren Ton an als Philipp Winklers Debüt, doch gerade das unterstreicht das Talent dieses Schriftstellers mit einem Händchen für unverbrauchte Themen. Es geht um das fahrende Volk der Jahrmarkt-Schausteller und Zirkusvagabunden. In der Wir-Form beschreibt es seine glorreichen Zeiten und sein unweigerliches Ende in Zeiten der Online-Überladung mit Unterhaltung. Figurennamen wie Palmenmann und Butsch der Barbar und Begriffe wie Bölken oder Abbalgen suggerieren penible Recherchen in einen norddeutschen Idiolekt. Doch in dieser Hinsicht hat Philipp Winkler im Telefonat mit der Buchkultur eine Überraschung parat. 

Herr Winkler, der Verlag legt Wert darauf, dass „Carnival“ nicht als Ihr zweiter Roman bezeichnet wird. Wie kommt das?

Philipp Winkler: Als Aufbau an mich herantrat und fragte, ob ich für das 75-jährige Verlagsjubiläum etwas machen möchte, war ich bereits an meinem zweiten Roman dran, und die Arbeit ging ... na ja, „schleppend voran“ wäre noch nett ausgedrückt.

Schreibblockade?

Nein, ich finde, Schreibblockaden gibt’s nicht wirklich. Die sind nur eine Ausrede, die sich Autorinnen und Autoren zurechtlegen und die ich für mich nicht gelten lasse. Ich hatte mich gegen eine Wand gearbeitet und sah die Einladung von Aufbau als eine Chance, mal für ein paar Monate aus dem Roman rauszukommen. Auch das Medium Novelle hat mich gereizt. Welcher Verlag nickt denn heute im deutschsprachigen Literaturbetrieb eine Novelle ab? Die verkauft sich normalerweise auch nicht, die Leute wollen ihre dicken Romane lesen.

Wie kamen Sie dann auf das Thema Kirmes? 

Ich stieß auf einen Artikel über das Verschwinden der Sprache der carnival people in den USA. Darin wurde auch die Veränderung dieser ganzen Subkultur der carnies und freaks beschrieben. Das fand ich sehr fruchtbar. Besonders mit dem Aspekt dieses eigenen Idioms wollte ich mich näher befassen.

In Ihrem Buch wirken die Charaktere und Ihre Ausdrucksweise wie deutscher Slang. In Wahrheit sind „der Holmirma“ für einen Laufburschen oder „die Erstmeier“ für Neulinge also Übersetzungen Ihrerseits aus dem Amerikanischen? 

Ja, dieses amerikanische Ding fasziniert mich. Egal, was die Amerikaner machen, es ist immer aufs Ultimo hochgedreht. Ich habe mir das Vokabular der Carny-Sprache vorgenommen – alles, was ich an Slang-Begriffen irgendwie finden konnte – und für die Novelle gewissermaßen übersetzt, natürlich nicht direkt, sondern so, dass es der Atmosphäre, die ich im Text angepeilt habe, entsprach.

Was hat es mit der Geheimsprache der Kirmser auf sich, die Sie Kzirms nennen?

In echt heißt sie Carny oder manchmal, mit eingefügtem z, Czarny. Diese Sprache wurde erfunden, um sich über die Besucher hinweg zu unterhalten. Anfang des 20. Jahrhunderts, als die carnivals oder state fairs in den USA begannen, gab es noch viele gezinkte Spiele. Die Geheimsprache diente gezielt dazu, die Leute zu verarschen. 

Ist die erstaunliche Religiosität der Figuren in Ihrem Buch auch ein Überbleibsel aus dem Amerikanischen? 

Der Text selbst endet ja mit dem Kirmser-Gebet. Das habe ich direkt von einem überlieferten carny prayer übernommen. In den USA gehen die Leute ganz anders mit Religion um als hier. Sie hat einen anderen Stellenwert und manifestiert sich in allerlei Ritualen im Alltag. 

Ihr erfolgreiches Romandebüt „Hool“ wurde mehrfach übersetzt, auch ins Englische. Bei „Carnival“ könnte das schwieriger werden, da die Sprache selbst eine Art Übersetzung aus einem bestimmten Milieu darstellt. Können Sie es sich dennoch vorstellen?

Puh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht! Ich würde mich natürlich freuen, wenn sich jemand dransetzt. Würde man den Text dann ins Original-Carny zurückübersetzen oder wäre es eine Art stille Post, bei der jede weitere Etappe ihn weiter verfremdet? Das könnte eine spannende Aufgabe sein.

Mehr in der Buchkultur 191

In Autor Tags Buchkultur, Interview, Roman
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