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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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DER SCHWARZE PATER IST JA GAR NICHT SCHWARZ – Kritik aus dem Burgtheater auf Welt.de

January 10, 2022 Martin Pesl

Philipp Hauß, Bardo Böhlefeld, Melanie Sidhu, Ernest Allan Hausmann, Gunther Eckes, Bless Amada, Sophie von Kessel © Marcella Ruiz Cruz

In Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ verweigert ein jüdischer Wiener Arzt einem Priester den Besuch eines sterbenden Mädchens. Der britische Theaterhoffnungsträger Robert Icke hat es jetzt provokativ ins Heute gebracht. Und er besetzte es farbenblind.

In einer idealen Welt wäre diese Kritik sehr kurz: Sauber gebautes Stück, heutige Figuren mit nachvollziehbaren Konflikten, minimalistisch abstrahierte Bühne, ordentlich gespielt. Doch indem der 35-jährige Autor/Regisseur Robert Icke seine Erfolgsproduktion „The Doctor“ aus dem Londoner Almeida Theatre an der Wiener Burg reproduzierte – in Christina Schlögls insgesamt etwas mutlosen deutschen Übersetzung –, sorgt er für Gesprächsbedarf. Er hat nämlich aus der aalglatten angloamerikanischen Bühnenwirklichkeit in den deutschen Regietheaterkosmos die eine Sache mitgebracht, die dort schon ganz normal, hier aber noch radikal, riskant und irgendwie seltsam ist: „farbenblindes“ Besetzen, also nicht nach optischen Kriterien.

Als besonderes Wagnis mag das auch deshalb gelten, weil sich Icke, einer der vielen jungen Männer, die England als Retter des Theaters feiert, für seine Überschreibung eine heilige Kuh des bürgerlichen Wiener Theaterpublikums vornahm: Arthur Schnitzler. In dessen Fünfakter „Professor Bernhardi“ bekommt der titelgebende jüdische Arzt die Folgen seiner Entscheidung zu spüren, einem Priester den Zutritt zum Zimmer eines sterbenden Mädchens zu verweigern. Die Medien spielen die Sache hoch, Bernhardi verliert im Zuge zahlreicher, hitziger und ausufernder Debatten Stellung und Doktorgrad. Shitstorms gab es also schon in der Belle Époque um 1900. Und jetzt stelle man sich das Ganze mit Internet vor.

Aus Professor Bernhardi wurde „Die Ärztin“, Professor Ruth Wolff, an der Burg gespielt von Sophie von Kessel. Ihre Ausgangssituation entspricht jener im Original, mit der in identitätspolitisch geprägten Zeiten heiklen Verschärfung, dass der Pater, mit dem Wolff aneinandergeriet, schwarz ist. Sie kämpft vehement dagegen an, dass das eine Rolle spielen könnte, denn sie hält nichts von Etiketten – ihre privaten Bezugspersonen sind nonbinär und trans, auch wenn die deutsche Übersetzung daran scheitert, das klar zu vermitteln –, und schon sind wir mitten in den schönsten und haarsträubendsten Diskussionen unserer Gegenwart. Nur entnimmt man die Grundlage dafür ausschließlich den Dialogen. Den Pater gibt nämlich der durchaus weiße Burgschauspieler Philipp Hauß.

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In Autor Tags Theater, Burgtheater, Kritik, Die Welt, Wien, London

„IN DIE ACHTERBAHN HAB ICH MICH NICHT GETRAUT“ – Interview mit Philipp Winkler in der Buchkultur 191

January 9, 2022 Martin Pesl
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Nach seinem erfolgreichen Debüt „Hool“ schenkt Philipp Winkler nun seinem Verlag zum 75-jährigen Jubiläum eine kürzere Erzählung. „Carnival“ besticht durch einen völlig anderen Ton und blickt einmal mehr in ein noch unbekanntes Milieu. Martin Thomas Pesl befragte den Autor telefonisch zu seinem neuesten Wurf.

Quasi ein Geburtstagsgeschenk an den Verlag sei dieser schmale Band mit einer Erzählung. Für diese unterbracht der 1986 geborene Wahlleipziger die Arbeit an seinem zweiten Roman. „Carnival“ schlägt einen melancholischeren Ton an als Philipp Winklers Debüt, doch gerade das unterstreicht das Talent dieses Schriftstellers mit einem Händchen für unverbrauchte Themen. Es geht um das fahrende Volk der Jahrmarkt-Schausteller und Zirkusvagabunden. In der Wir-Form beschreibt es seine glorreichen Zeiten und sein unweigerliches Ende in Zeiten der Online-Überladung mit Unterhaltung. Figurennamen wie Palmenmann und Butsch der Barbar und Begriffe wie Bölken oder Abbalgen suggerieren penible Recherchen in einen norddeutschen Idiolekt. Doch in dieser Hinsicht hat Philipp Winkler im Telefonat mit der Buchkultur eine Überraschung parat. 

Herr Winkler, der Verlag legt Wert darauf, dass „Carnival“ nicht als Ihr zweiter Roman bezeichnet wird. Wie kommt das?

Philipp Winkler: Als Aufbau an mich herantrat und fragte, ob ich für das 75-jährige Verlagsjubiläum etwas machen möchte, war ich bereits an meinem zweiten Roman dran, und die Arbeit ging ... na ja, „schleppend voran“ wäre noch nett ausgedrückt.

Schreibblockade?

Nein, ich finde, Schreibblockaden gibt’s nicht wirklich. Die sind nur eine Ausrede, die sich Autorinnen und Autoren zurechtlegen und die ich für mich nicht gelten lasse. Ich hatte mich gegen eine Wand gearbeitet und sah die Einladung von Aufbau als eine Chance, mal für ein paar Monate aus dem Roman rauszukommen. Auch das Medium Novelle hat mich gereizt. Welcher Verlag nickt denn heute im deutschsprachigen Literaturbetrieb eine Novelle ab? Die verkauft sich normalerweise auch nicht, die Leute wollen ihre dicken Romane lesen.

Wie kamen Sie dann auf das Thema Kirmes? 

Ich stieß auf einen Artikel über das Verschwinden der Sprache der carnival people in den USA. Darin wurde auch die Veränderung dieser ganzen Subkultur der carnies und freaks beschrieben. Das fand ich sehr fruchtbar. Besonders mit dem Aspekt dieses eigenen Idioms wollte ich mich näher befassen.

In Ihrem Buch wirken die Charaktere und Ihre Ausdrucksweise wie deutscher Slang. In Wahrheit sind „der Holmirma“ für einen Laufburschen oder „die Erstmeier“ für Neulinge also Übersetzungen Ihrerseits aus dem Amerikanischen? 

Ja, dieses amerikanische Ding fasziniert mich. Egal, was die Amerikaner machen, es ist immer aufs Ultimo hochgedreht. Ich habe mir das Vokabular der Carny-Sprache vorgenommen – alles, was ich an Slang-Begriffen irgendwie finden konnte – und für die Novelle gewissermaßen übersetzt, natürlich nicht direkt, sondern so, dass es der Atmosphäre, die ich im Text angepeilt habe, entsprach.

Was hat es mit der Geheimsprache der Kirmser auf sich, die Sie Kzirms nennen?

In echt heißt sie Carny oder manchmal, mit eingefügtem z, Czarny. Diese Sprache wurde erfunden, um sich über die Besucher hinweg zu unterhalten. Anfang des 20. Jahrhunderts, als die carnivals oder state fairs in den USA begannen, gab es noch viele gezinkte Spiele. Die Geheimsprache diente gezielt dazu, die Leute zu verarschen. 

Ist die erstaunliche Religiosität der Figuren in Ihrem Buch auch ein Überbleibsel aus dem Amerikanischen? 

Der Text selbst endet ja mit dem Kirmser-Gebet. Das habe ich direkt von einem überlieferten carny prayer übernommen. In den USA gehen die Leute ganz anders mit Religion um als hier. Sie hat einen anderen Stellenwert und manifestiert sich in allerlei Ritualen im Alltag. 

Ihr erfolgreiches Romandebüt „Hool“ wurde mehrfach übersetzt, auch ins Englische. Bei „Carnival“ könnte das schwieriger werden, da die Sprache selbst eine Art Übersetzung aus einem bestimmten Milieu darstellt. Können Sie es sich dennoch vorstellen?

Puh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht! Ich würde mich natürlich freuen, wenn sich jemand dransetzt. Würde man den Text dann ins Original-Carny zurückübersetzen oder wäre es eine Art stille Post, bei der jede weitere Etappe ihn weiter verfremdet? Das könnte eine spannende Aufgabe sein.

Mehr in der Buchkultur 191

In Autor Tags Buchkultur, Interview, Roman

FALTER-THEATERCHARTS 2021 – im Falter 51-52/21

December 22, 2021 Martin Pesl

Phia Ménard © Martin Thomas Pesl

Zusammengestellt gemeinsam mit Sara Schausberger.

In Autor Tags Charts, Theater, Wien, Falter

UND DANN STOCKT EINEM DOCH DER ATEM – Kritik aus dem Akademietheater in der Welt vom 28.12.2021

December 21, 2021 Martin Pesl

Katharina Lorenz als Berta Schrei mit Kindern © Marcella Ruiz Cruz

Das Burgtheater bringt „Die Schwerkraft der Verhältnisse“, den Debütroman von Marianne Fritz, erstmals auf die Bühne. Bastian Kraft erzählt mit detektivischer Sorgfalt eine drastische Geschichte. Deren Inszenierung noch für Diskussionen sorgen könnte.

Einmal im Jahr wagt sich das Burgtheater unter Direktor Martin Kušej an die Wiederentdeckung einer vergessenen österreichischen Autorin. Mit entschlossener Regiehand hat Mateja Koležnik so Maria Lazar gewürdigt, und Barbara Freys Inszenierung von Anna Gmeyners Drama „Automatenbüffet“ war gar zum Theatertreffen 2021 eingeladen. Für den nächsten Teil der ungekennzeichneten Reihe galt es, eine besonders Schwierige aus ihrer Festung hervorzulocken: Marianne Fritz (1948–2007). Die Steirerin schottete sich ab und entwickelte ausufernde Romanprojekte in einer eigenen, zunehmend schwer lesbaren Sprache. Noch zuvor allerdings, 1978, gewann sie mit ihrem schmalen Debütroman „Die Schwerkraft der Verhältnisse“ den Robert-Walser-Preis.  

Diesen Text bringt nun Regisseur Bastian Kraft auf die Bühne der Spielstätte Akademietheater. Dem Original bleibt er dabei mit ungewohnter Strenge treu, auch das narrative Präteritum behält er bei, wenn die Figuren abseits der Dialoge in der dritten Person berichten, was sie taten. Das ist lobenswert, weil das Publikum so Fritzens unbarmherzig genaue Prosa hört, und vernünftig, weil nicht zu erwarten ist, dass es die Handlung kennt.

Diese entfaltet sich, im Buch wie auf der Bühne, parallel auf mehreren Zeitebenen. Berta (Katharina Lorenz) heiratet nach dem Zweiten Weltkrieg den biederen Chauffeur Wilhelm Schrei (Markus Meyer). Dessen gefallener Kamerad, der Musiklehrer Rudolf (Nils Strunk), hatte sie vor seinem letzten Weg an die Front geschwängert. 13 Jahre später kommt Berta, drangsaliert von ihrer hyperpragmatischen Freundin Wilhelmine (Stefanie Dvorak), mit dem schnöden Alltag und ihren gemeinen Kindern nicht zurecht. „Die Innerlichkeit geht mir ab“, analysiert sie. „Ich bin zu oberflächlich, zu äußerlich gestimmt.“ So tötet sie Klein-Rudolf und Klein-Berta, scheitert mit einem Selbstmordversuch und landet in einer Anstalt, wo Wilhelm und Wilhelmine, nun verheiratet, sie an ihrem 40. Geburtstag besuchen.

Eine Nebenfigur, das Mütterchen, mit dem Berta ein Krankenzimmer teilt, macht Kraft zur allwissenden Erzählerin. Barbara Petritsch übernimmt auch alle anderen flüchtig vorbeiziehenden Röllchen in Videoprojektionen, die mit dem Live-Schauspiel interagieren. Das Team um Bastian Kraft (Bühne: Peter Baur, Video: Jonas Link) ist für technische Experimentierfreudigkeit und Perfektion bekannt. Drei Beamer werfen die Schatten der Menschen abwechselnd auf eine Leinwand. Sie überlagern vorproduzierte Videos, die ebenfalls Schattenrisse von Figuren zeigen, aber dazu auch jene von Tischen, Booten, Schwangerschaftsbäuchen oder was für die aktuelle Szene benötigt wird. Derweil sitzt Rudolf-Darsteller Nils Strunk links vorn an den Musikinstrumenten und produziert einen Live-Soundtrack, passend zum Erzählduktus des freudlosen Geschehens in Moll.

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In Autor Tags Die Welt, Kritik, Theater, Burgtheater, Wien
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