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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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„ES GIBT NOCH EINMAL EINEN RICHTIGEN BIG BANG“ – Interview mit Brigitte Fürle im Falter-Kulturwinter 2021

November 12, 2021 Martin Pesl

Brigitte Fürle © Martina Siebenhandl

Das Festspielhaus St. Pölten wird 25. Die scheidende Leiterin Brigitte Fürle blickt vor und zurück

Ein neues Theater mit tausend Plätzen in einer Stadt mit 55.000 Seelen? Vor 25 Jahren erfüllte dieses Vorhaben in und um St. Pölten viele mit Skepsis. Am 1. März 1997 wurde das Festspielhaus im Regierungsviertel der niederösterreichischen Kapitale eröffnet, ursprünglich als Homebase für das heimische Tonkünstlerorchester. Die bisher fünf künstlerischen Leitungen addierten nach eigenem Geschmack Sparten, heute hat das Festspielhaus daher Live-Kunst aller Genres außer Schauspiel zu bieten. 

Die aktuelle Leiterin Brigitte Fürle brachte ihre Leidenschaft für Zirkus ein. Außerdem hat die 1960 geborene Wienerin die Spielstätte als internationales Tanzhaus manifestiert, das große Namen der Choreografieszene schon einmal für eine einzige Vorstellung gerne aufsuchen. Fürle feiert diese Saison nicht nur das 25-jährige Jubiläum des Hauses, sondern auch ihren Abschied. Nach neun Jahren folgt ihr im Herbst 2022 Bettina Masuch nach. Im Falter-Gespräch blickt Brigitte Fürle vor und zurück.

Falter: Frau Fürle, Sie kamen 2013 von den Berliner Festspielen nach St. Pölten. Wie war es für Sie, eine so kleine Stadt mit einem so großen Mehrspartenhaus vorzufinden?

Brigitte Fürle: Ich wollte zurück nach Österreich und ein großes Haus leiten. Beides habe ich bekommen. Man kann hier konzentriert arbeiten, das sagen auch unsere internationalen Stars. St. Pölten hat alles, was eine große Stadt hat, aber man kann mit mehr Lebensqualität und weniger Chichi arbeiten. Untertags sind viele junge Leute unterwegs, nur am Abend ist es beschaulich. 

Also kein Kulturschock?

Fürle: Im Gegenteil. Ich habe ja einen niederösterreichischen Hintergrund, bin in Maria Enzersdorf aufgewachsen. Nur habe ich St. Pölten in meiner Kindheit als sehr dunkel erlebt. Als ich nach fast 14 Jahren in Deutschland, davon sieben in Berlin, zurückkam, habe ich in meinen ersten Interviews gesagt: „Hier muss man mal die Temperatur steigern.“ Das betrifft diverse Maßnahmen im Haus, etwa wie ich eine Premierenfeier ausrichte oder die roten Sitzgelegenheiten im Foyer. Um einer gewissen Lieblosigkeit entgegenzuwirken, habe ich Pflanzen aufstellen lassen und den Architekten wiedergeholt, der dann mit dem technischen Leiter eine Bar gestaltet hat.

Ein Festspielhaus mit tausend Plätzen in einer Stadt, wo 55.000 Menschen leben: Hätte das für Sie vor 25 Jahren schon eingeleuchtet? 

Fürle: Es ist ein mutiges Zeichen. Noch während der Bauphase herrschte eine große Skepsis. Andererseits wurden in den 80er-Jahren in Frankreich unter Kulturminister Jack Lang Kulturbauten mit tausend Plätzen in kleineren Gemeinden als St. Pölten aufgestellt, mit anhaltendem Erfolg. Für viele Leute aus Wiener Randbezirken ist es kein so großer Unterschied, ob sie in die Innenstadt fahren oder hierher. In Wien müssen sie allerdings bis 22 Uhr Kurzparkzone zahlen, wir haben eine besucherfreundliche Garage. Außerdem bieten wir einen Shuttle-Bus aus Wien an und Einführungen zu den Vorstellungen. Wir legen schon großen Wert auf Service, sodass klar ist, dass sich die Anreise lohnt. 

Sie sind die fünfte künstlerische Leiterin in der Geschichte des Festspielhauses. Inwiefern haben Sie die Programmierung geprägt?

Fürle: Die Sparten kamen nach und nach hinzu: Von Dieter Rexroth kam das Musiktheater, von Mimi Wunderer der Tanz, von Michael Birkmeyer das zeitgenössische Ballett und von Joachim Schlömer die Community-Arbeit und Kulturvermittlung. Ich habe meine Leidenschaft für den zeitgenössischen Zirkus mitgebracht. Ich arbeite gerne in einem großen programmatischen Spannungsbogen, der emotionale und streng formale Tanzsprachen gleichermaßen zulässt. Jedenfalls habe ich keine Berührungsängste mit großen Gefühlen im Theater. Und ich habe den großformatigen Tanz zu einem Schwerpunkt des Festspielhauses gemacht, weil es dadurch ein Alleinstellungsmerkmal in Österreich bekommt. Mit solchen Produktionen erreicht man ein überregionales Publikum.

Weiter im Falter-Kulturwinter 2021 (Beilage zu Ausgabe 45/21)

In Autor Tags Interview, Falter, Niederösterreich, Tanz

HOLLYWOOD-WUMMS UND WÜSTENSTAUB – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Graz

November 7, 2021 Martin Pesl

Es war einmal in unserer Welt ohne Zukunft: Katrija Lehmann und Frieder Langenberger © Karelly Lamprecht

Garland – Schauspielhaus Graz. Die Namen dieser tiefschwarzen Screwball-Komödie sind dem Leben des einstigen Kinderstars Judy Garland und dem Film "Der Zauberer von Oz" entlehnt. Doch der Inhalt ist total heutig. Die 1992 geborene Dramatikerin Svenja Viola Bungarten hat ein Stück über unsere Welt ohne Zukunft geschrieben, Anita Vulesica in Graz eine hitverdächtige Uraufführung inszeniert.

7. November 2021. Wer hätte gedacht, dass es noch neue Werke der Dramatik gibt, in denen etwas passiert? Die zu einer Zeit (jetzt, in der Klimakrise) und an einem Ort spielen, der gleichzeitig konkret und Metapher ist (Amerika bei Penig in Mittelsachsen). Mit Dialogen zwischen Figuren mit Nöten, die aber nicht nur reden, sondern einander fesseln und knebeln und mit Gewehren bedrohen? Stücke, denen dennoch der Beigeschmack weder von eskapistischer Unterhaltung noch von psychologischem Familiendrama anhaftet, weil sie Sätze wie diesen enthalten, schwitzend vorgetragen von einem überambitionierten Filmemacher? "Wie eine Krebspatientin, halb im Leben und schon halb im Sterben begriffen, schwebt die Erde im Sonnensystem. Eine Welt ohne Zukunft."

Apokalyptischer Teufelskreis

Die 1992 geborene Svenja Viola Bungarten nimmt fleißig an Schreibwettbewerben teil. Den Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarktes gewann sie dieses Jahr mit Maria Magda, im Lockdown gab es kurz darauf eine Online-Uraufführung durch das Theater Münster. Mit dem bereits 2019 fertiggestellten Text "Garland" hingegen hat Bungarten gar nix gewonnen. Den macht das Schauspielhaus Graz einfach so, schön extravagant, an seiner größten Spielstätte, und das mit Hollywood-Wumms, Drehbühne, aus dem Boden fahrenden Kulissen und Wüstenstaub. Erstaunlich, mutig und großartig.

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In Autor Tags Nachtkritik, Kritik, Theater, Steiermark

SCHURKENSTÜCKE: SCHEDONI – Kolumne in der Buchkultur 198

October 26, 2021 Martin Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Oha! So viel Kirchenkritik hätte man von einer freilich friedvoll-frommen Frau im 18. Jahrhundert nicht erwartet: Ann Radcliffe verfasste höchst erfolgreich Schauerromane im Stile Horace Walpoles, die wie kaum andere die später kreierte Kategorie der gothic novels repräsentieren. Verliese, Burgen und Sakralbauten, natürlich mit Geheimgängen, spielen eine zentrale Rolle für die mit visionär filmischem Gespür hier verbreitete Gänsehautstimmung. Anders als bei Walpole freilich gibt es für alle scheinbar übersinnlichen Erscheinungen am Ende eine natürliche (wenn auch noch so haarsträubende) Erklärung. 

Jedenfalls: Mit Radcliffes kühler Selbstverständlichkeit Äbtissinnen, Inquisitoren und nahezu alle anderen Geistlichen zu unbarmherzigen Unmenschen und/oder fiesen Finsterlingen zu erklären, das ist schon nicht ohne. Nicht ohne, aber dafür -oni, denn auf den Gierschlund Montoni in Radcliffes erstem Erfolg „Die Geheimnisse von Udolpho“ folgt der viel bessere, bösere und interessante Schurke Schedoni in „The Italian“, hübsch trashig ins Deutsche übersetzt unter dem Titel „Der Italiäner oder der Beichtstuhl der schwarzen Büssermönche“ (sic!). Der Trash beginnt dabei schon mit dem sinnlosen Originaltitel. Der Roman spielt nämlich zur Gänze auf dem Stiefel und präsentiert keine einzige Figur, die nicht Italian wäre. 

Gemeint ist aber Schedoni, der Mönch und Auftragskiller, der immer ein bisschen Gift in seiner Jacke trägt, um die Spitzen seiner Lanzen damit einzureiben, die er dann großzügig verschenkt.

Weiter in der Buchkultur 198

In Autor Tags Kolumne, Schurke, Buchkultur

LÖCHER UND LACHER – Kritik aus dem Akademietheater in der Wiener Zeitung

October 26, 2021 Martin Pesl

Mavie Hörbiger, Sabine Haupt © Marcella Ruiz Cruz

„Moskitos“: Die österreichische Erstaufführung der britischen Dramatikerin Lucy Kirkwood wurde im Akademietheater bejubelt.

Man ahnt es schon vor dem tosenden Premierenjubel nach drei Stunden: Das Burgtheater hat einen neuen Hit, durchaus zurecht. Die britische Dramatikerin Lucy Kirkwood weiß, was sie tut: Ihr Gespür für relevante Themen setzt sie in publikumswirksame Dramen um. Nachdem sie in der vorigen Spielzeit mit ihrem neuesten Werk „Das Himmelszelt“ dem Wiener Publikum vorgestellt wurde, kam nun Kirkwoods früherer Text „Moskitos“, ähnlich respektabel übersetzt von Corinna Brocher, im Akademietheater zur österreichischen Erstaufführung. 

Das Verhältnis von Jenny und Alice ist innig, doch könnten die beiden Schwestern unterschiedlicher nicht sein. Alice ist, wie ihre Mutter Karen, Experimentalphysikerin geworden. Ihr Mann ist verschwunden, sie lebt mit dem adoleszenten Sohn Luke in Genf, weil dort der berühmte CERN-Teilchenbeschleuniger ist. Jenny hingegen ist in England geblieben, schlägt sich mit schlecht bezahlten Jobs durch und versucht seit Jahren, ein Kind zu bekommen. Als es doch klappt, sitzt sie einer Falschmeldung auf und verzichtet auf eine wichtige Impfung ihrer kleinen Tochter, was diese nicht überlebt. Die nun noch labilere Jenny und ihre Mutter quartieren sich daraufhin in der Schweiz bei Alice und Luke ein. Letzterer ist damit gar nicht einverstanden, hat er doch genug mit seinen Teenagerproblemen zu kämpfen. 

Hätte Kirkwood ihr Stück nicht schon 2017 geschrieben, man würfe ihr heute garantiert allzu durchsichtige Impfpropaganda vor. Aber die Themen laufen so nebenbei mit: die heikle Frage etwa, ob sich jeder und jede fortpflanzen dürfen sollte, aber auch die Wirkungen des Internets auf Heranwachsende. Ohne sich eitel darin zu gefallen, präsentiert sich hier ein durch und durch modernes Drama mit Figuren vom Format eines Ibsen oder Hauptmann. Burgschauspieler Itay Tiran besorgt die Inszenierung.

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In Autor Tags Theater, Wiener Zeitung, Kritik, Burgtheater
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