VIER MINUTEN EWIGKEIT – Kritik aus dem Hamakom-Theater in der Wiener Zeitung
Österreichische Erstaufführung von Schimmelpfennigs Terrordrama „100 Songs“ im Theater Nestroyhof/Hamakom.
Eine Kluft geht durch die Wand. Etwas ist passiert, etwas so Schreckliches, dass die sechs Menschen, die den Raum betreten, nicht sagen können, was es war. Metaphern wie "Die Welt stand in Flammen" müssen genügen. Regisseurin Ingrid Lang verweist klar auf einen Terroranschlag wie in Wien 2020, aber es könnte auch die Apokalypse sein.
Für Traumatisierte ist die Gruppe in Roland Schimmelpfennigs "100 Songs" dennoch reichlich geschwätzig. Die vier Minuten vor dem Ereignis an einem Bahnhof mit Café rekonstruieren sie mit nervenzehrender Manie. Wieder und wieder fällt also eine Tasse auf den Boden und zerbirst, erklingt eine Trillerpfeife und schildern die sechs, in der dritten Person, aber auch in Rollen "damals" Anwesender schlüpfend, was sie um 8:51, 8:53 oder 8:55 Uhr unternahmen: banale Dinge und Alltagsträumereien nämlich.
DAS BRUT-THEATER ZOG VOM KÜNSTLERHAUS IN DIE BRIGITTENAU – Bericht im Falter 38/21
Fast vier Jahre war das Brut, Koproduktionshaus für Performance-Theater, auf Wanderschaft. Als das Team um die künstlerische Leiterin Kira Kirsch erkannte, dass es im Künstlerhaus keinen Platz mehr hatte, suchte es eine feste Behausung, während es fleißig über Wien verteilt Programm machte. Man hörte von großem Ärger, dann eine Zeitlang nichts, und plötzlich war da nicht nur eine neue Spielstätte, sondern es tauchten zwei auf.
Bis 2024 soll eine ehemalige Zweigstelle der Zentralbank in St. Marx umgebaut sein und dann das Brut für alle Ewigkeiten beherbergen. Währenddessen residiert das Theater in einer Industriehalle im 20. Bezirk zwischen Nordwestbahngelände und Augarten. Seit März hat die Belegschaft dort ihre Büros, suchte diese aufgrund von Corona aber nur selten auf. Auch geprobt wurde bereits.
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