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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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ES IST EIN SCHUNDROMAN, DÄMLACK! – Buchrezension im Buchkultur-Bücherbrief Juli 2021

July 20, 2021 Martin Pesl
© Art Streiber

© Art Streiber

Quentin Tarantino liefert selbst das Buch zu seinem Film „Es war einmal in Hollywood“.

Machen wir uns nichts vor: Die deutsche Übersetzung von Quentin Tarantinos Roman „Es war einmal in Hollywood“ kann nur ein masochistisches Unterfangen sein. Am lässigen amerikanischen Sprech im Kalifornien des Jahres 1969 muss selbst der große deutsche Stilist Thomas Melle scheitern. Ist er auch, und hat nach einem Viertel an Profiübersetzer Stephan Kleiner übergeben. Der, abgebrühter, fand sich damit ab, dass sich sein Text liest wie ein hastig zusammengeschustertes Synchronskript mit Ausdrücken wie „Dämlack“ und „Herzchen“. 

Wenn Sie also ein wahrer Fan sind und den Film im Original gesehen haben, besorgen sie sich auch das Buch auf Englisch. Es sei denn, Sie sehen auch dann keinen Sinn im Konzept „Das Buch zum Film“, wenn der Meister selbst dieses als eine Art Auto-Fan-Fiction verfasst hat. Oder Sie interessieren sich nicht die Bohne für Filme und sind schnell genervt von nerdigem Namedropping. Dann lassen Sie es ganz.

Aber vielleicht sind Sie ja willig, Toleranz walten zu lassen, handelt es sich bei der literarischen Adaption von Tarantinos bisher neuestem Streifen doch um nicht mehr oder weniger als um Pulp Fiction, also das vom Autor verehrte Genre des Groschenromans. Indem Tarantino den Plot eines Westerns schildert, den Hauptfigur Rick Dalton dreht, schafft er es sogar, in seinen Meta-Schundroman noch einen weiteren, „klassischeren“ einzuweben. Wenn er demnächst für Netflix die erfundene Serie „Bounty Law“, die seinen ursprünglich von Leonardo DiCaprio gespielten Protagonisten einst bekannt machte, verfilmt, wird Tarantinos nostalgisches Nerdiversum perfekt sein. 

Und es ist ja nicht so, als könnte der Mann nicht erzählen. Bisweilen beschreibt er Szenen aus seinem Drehbuch eins zu eins in Prosa, etwa die Begegnungen des Stuntmans Cliff (im Film gespielt von Brad Pitt) mit Bruce Lee oder mit dem blinden Ranchbesitzer George Spahn. Dabei lässt er die Leser/innen auch hinter die Fassade blicken: Was denkt Sharon Tate, als sie sich ihren eigenen Film im Kino anschauen geht? Wie kam es dazu, dass sie, sonst auf „das süße, kleine Ding“ abonniert, als tollpatschige Komödiantin besetzt wurde? Hier kommt Tarantinos unwahrscheinliches Filmwissen zum Tragen. Für die leidenschaftliche Vermittlung des Business verzeiht man ihm gern die endlosen Namens- und Titellisten und etwas widerwillig sogar die Tatsache, dass er den massiven Sexismus der damaligen Zeit nicht nur ausstellt, sondern sich genüsslich darin suhlt. 

Wer „Once Upon a Time...“ noch nicht gesehen hat, kann übrigens problemlos die Reihenfolge umdrehen. Die gigantische Überraschung am Ende des Films nimmt das Buch nicht vorweg. (Martin Thomas Pesl)

Aus dem Buchkultur-Bücherbrief Juli 2021

In Autor Tags Rezension, Buchkultur, Buch

GUTES HANDWERK IST SCHWEIZSPEZIFISCH – Interview mit Philippe Bischof in der Falter-Beilage ImPulsTanz 2021

July 18, 2021 Martin Pesl
Philippe Bischof © Walter Bieri/Keystone

Philippe Bischof © Walter Bieri/Keystone

Seit 2017 ist Philippe Bischof Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Als ehemaliger Regieassistent, Regisseur und Dramaturg kennt der heute 54-jährige die Kunst von innen. So kommt es, dass er nicht nur mit seiner Unterschrift Geld verteilt, sondern auch den Überblick über die schier unglaubliche Menge von 15 Produktionen hat, die die Schweiz dieses Jahr zu ImPulsTanz entsendet. Der Falter traf Bischof bei einem seiner zahlreichen Wien-Besuche zur Vorbereitung des Gastauftritts aus dem Westen zum Gespräch.

Falter: Herr Bischof, für ahnungslose Ösis: Was ist Pro Helvetia?

Bischof: Wir sind eine hundertprozentig staatsgeförderte Stiftung, die in ihrer Funktionsweise autonom ist. Der Direktion steht ein Stiftungsrat vor. Mit Ausnahme der Governance hat die Politik kein Eingriffsrecht in unsere Entscheide. Wir haben nach gesetzlich festgelegten Zielen den Auftrag zur Förderung und Verbreitung des Schweizer Kunstschaffens innerhalb und außerhalb der Schweiz. Für eine Förderung ist der Schweizer Pass keine Voraussetzung, sondern die Präsenz und Verankerung im hiesigen Kulturleben. Ergänzend zum Grundauftrag setzen wir im Rahmen der Kulturbotschaft des Bundes Vierjahresprogramme mit spezifischen Förderzielen um. In den letzten Jahren liegt ein Hauptfokus in der Verbreitung und Vernetzung im Sinne von nachhaltiger Zusammenarbeit: Die geförderten Projekte sollen eine möglichst grosse Lebensdauer und Reichweite haben.

Wird das durch die verschiedenen Sprachregionen erschwert?

Bischof: Es ist eine ständige Challenge. Nicht nur die Sprache, auch die kulturelle Orientierung ist je nach Region unterschiedlich. Wir sagen oft halb scherzhaft, dass Zürich und Berlin kulturell näher beieinander liegen als Zürich und Genf. Da einen gemeinsamen Nenner zu finden, ist manchmal schwierig. Wir haben zum Beispiel Schweiz-Schwerpunkte bei den Festivals in Avignon und Edinburgh etabliert. Da gab es viele Diskussionen über Ausgewogenheit, denn der anglophone Markt ist für die Deutschschweiz wichtiger als für die französische, die es natürlich eher nach Avignon zog.

Können Sie aktuelle Trends in der Schweizer Tanz- und Performanceszene ausmachen?

Bischof: Zeitgenössischer Schweizer Tanz arbeitetoft eng mit anderen Sparten wie Musik oder visueller Kunst zusammen. Viele Projekte sind recherchebasiert, da wird biografische oder wissenschaftliche Forschung in Performatives umgewandelt. Kollektive und Ad-Hoc-Konstellationen haben die Ensembles teilweise abgelöst. Eine weitere Schweizspezifik ist sehr gutes Handwerk: Unabhängig davon, wie relevant eine Arbeit ist, merkt man oft, dass sie gut gemacht ist. Wie anderswo überwiegen zur Zeit die kleineren, experimentellen Formate. Schließlich beobachten wir seit  kurzem, sicher durch Covid verstärkt, einen Trend zur Wiederaufnahme von Repertoire: Man widmet sich früheren Werken aus der eigenen Schaffensbiografie oder von anderen, Tanzgeschichte wird lebendig gemacht und befragt.

Ein Schauspieler hat mir mal gesagt, die Schweizer gehen nur ins Theater, um nachher essen zu gehen. Wie sind die Publikumsstrukturen bei Tanzproduktionen?

Bischof: Es kommt sicher eher ein junges, „cutting-edge“ Fachpublikum, das oft auch eine Nähe zur bildenden Kunst oder zur elektronischen Musik hat. Man spürt deutlich, in welchen Städten es auch große Ballettkompanien gibt, dort mischen sich die Publika etwas mehr. Das Publikum bleibt über die vergangenen Jahre insgesamt erfreulich stabil.

Wie herausfordernd ist Covid für Sie als Förderstiftung?

Bischof: Wir mussten schnell reagieren und Hilfsmaßnahmen organisieren, etwas, womit wir keinerlei Erfahrung hatten. Dann wollten wir die Szenen in ihren spezifischen Problemen anhören und bestmöglich begleiten. Welche Sprache findet man da? Wie relativiert man und nimmt die Leute trotzdem ernst, wie ermutigt man sie?  Im Laufe des Jahres haben wir unsere Förderungen angepasst und laufend offener, flexibler gestaltet. Statt Tourneen haben wir zum Beispiel Recherchen gefördert oder mehrere Open Calls ausgeschrieben, die formatoffen waren. Dabei haben wir viel Positives und Zukunftsfähiges entdeckt und gelernt. Jetzt wollen wir damit gar nicht mehr aufhören. Einiges werden wir behalten, bei anderem bleiben wir hybrid zwischen alten und neuen Formaten. 

15 Schweizer Aufführungen bei ImPulsTanz 2021: Ging die Initiative von Ihnen und Pro Helvetia aus?

Philippe Bischof: Nur insofern, als dass wir seit einiger Zeit bemüht sind, vertiefte fokussierende Plattformen zu fördern. Unsere Abteilung Darstellende Künste und ImPulsTanz haben seit zwei Jahren eng zusammengearbeitet. Denn neben der Freude für das Tanzschaffen treibt uns, die Sorge um, dass wir mit Österreich trotz der geografischen Nachbarschaft wenig strukturelle Partnerschaften haben. Aber das wunderbare Interesse ging von ImPulsTanz aus ebenso wie die Kuration: Wir sind keine Promotionsagentur, wir würden nie sagen: „Die müsst ihr einladen.“ Wir empfehlen höchstens und weisen auf den Nachwuchs hin.

Können Sie trotzdem zwei Arbeiten hervorheben, die eine besondere Bandbreite zum Ausdruck bringen?

Bischof: Sehr gerne. Die Eröffnungsproduktion „Private Song“ halte ich für unbedingt empfehlenswert. Alexandra Bachzetsis ist eine Vertreterin des kunstnahen, zeitgenössischen Verständnisses von Performance, wiewohl der Tanz, der Körper, die Person immer explizit im Zentrum stehen. Bachzetsis untersucht auf der Bühne die Rolle der Frau, des Selbstbildes, arbeitet dabei auf einzigartige Weise mit popkulturellen Elementen. Ruth Childs finde ich interessant, weil sie als junge US-Schweizerin zwei verschiedene Hintergründe hat und mit ihrer eigenen Fantasie und Geschichte, aber auch dem Werk ihrer Tante, Lucinda Childs, arbeitet. Es ist sehr interessant, wie hier das Alte, Überlieferte kritisch weiterentwickelt, aber auch ernst genommen wird. Beides sind sehr performative Projekte, aber im Programm ist selbstverständlich auch der getanzte Tanz, der mit Choreografie Raum erobert und mit Bildern füllt, eindrücklich vertreten.

Länderschwerpunkte steigern die Bekanntheit der Künstlerinnen und Künstler eines Landes in einem anderen. Wen kennt man denn in der Schweiz eigentlich aus Österreich besonders gut?

Bischof: Zwei Ikonen sind die Künstlerinnen Florentina Holzinger und Doris Uhlich. Beide provozieren, wenn sie in der Schweiz auftreten, mit grossem Erfolg immer auch Diskussionen. Sie sind auch bei uns stilprägend, werden viel zitiert und als Vorbilder genommen.

Mehr in der Falter-Beilage ImPulsTanz 2021

In Autor Tags Interview, Falter, Impulstanz, Festival, Tanz, Schweiz

SPIELPLATZ DER EINSAMEN KINDER – Nachtkritik von ImPulsTanz

July 18, 2021 Martin Pesl
© yako.one

© yako.one

CASCADE – ImPulsTanz, Wien – Meg Stuart und ihre Gruppe Damaged Goods vertreiben die Zeit aus weichen Bühnengefilden

Wien, 17. Juli 2021. Für ein Stück gegen die Zeit lässt Meg Stuart ganz schon viel davon zu. Am Beginn ihrer neuen Arbeit ist von den sich überschlagenden, unaufhaltsamen Ereignissen, die der Titel "CASCADE" suggeriert, gar nichts zu spüren, im Gegenteil. Nach und nach schlüpfen die sieben Performer:innen zu einem nervös machenden Klangteppich aus den Ritzen des Raumes, den ihnen der französische Theatermacher Philippe Quesne hingezaubert hat. Im nebelverhangenen Steinbruch – er könnte sich auf einem der Planeten aus dem "kleinen Prinzen" befinden – tasten sie sich voran, experimentieren mit dem, was sie vorfinden.

Leichtes Geröll

Und das ist so einiges: Rechts steht eine Skater-Rampe, an der man hochlaufen, runterrutschen, die Schwerkraft herausfordern kann. Es gibt dicke Stricke für Kletterübungen, zwei große Felsen entpuppen sich als mit Luft gefüllt, auch die Geröllteile in über der Bühne hängenden Netzen sind in Wahrheit ganz leicht. Bis die Erste einen etwas heftigeren Sprung wagt, dauert es. Danach kommt in die bunte Zweckgemeinde, die bisweilen wirkt wie fremdelnde Kinder, die sich am Spielplatz eh gerne mit sich alleine beschäftigen, allmählich etwas Leben.

Aino Laberenz hat die Kostüme entworfen und etwas Erstaunliches geschafft: Obwohl kein Kleidungsstück dem anderen ähnelt (manche sind vor allem zweckmäßig, Davis Freeman trägt ein kurzärmeliges Hemd mit Billardkugeln drauf), könnten doch alle demselben Comicstrip eines Achtzigerjahre-Teenagers entsprungen sein. Der Komponist Brendan Dougherty und sein Musikerkollege Philipp Danzeisen sorgen für musikalische Tempowechsel, und sogar Texte (teils von Forced Entertainments Tim Etchells, teils vom Ensemble verfasst) sind vereinzelt zu hören. Bei alledem geht es mehr oder weniger offensichtlich darum, "dem Zeitpfeil zu widerstehen", wie der Ankündigungstext sagt.

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In Autor Tags Kritik, Nachtkritik, Tanz, Impulstanz, Festival

IRGENDWIE NACH HINTEN UNENDLICH – Kritik aus dem Werk X Petersplatz im Falter 28/21

July 15, 2021 Martin Pesl
Katrin Grumeth © Apollonia Theresa Bitzan

Katrin Grumeth © Apollonia Theresa Bitzan

Vorsprechen am Petersplatz

Zwei freischaffende Schauspielerinnen. Eine, in sich ruhend, lächelt wissend (Katrin Grumeth), der anderen steht die Verunsicherung ins Gesicht geschrieben (Carina Werthmüller). In koketter Rivalität erinnern sie sich an ihre Nestroypreis-nominierte erste Zusammenarbeit (es war „Macht und Rebel“ in der Inszenierung von Ali M. Abdullah 2017). Sie debattieren über #MeToo-Fälle und gestehen, durchaus „danach“ schon Jobs der jeweiligen Männer ergattert zu haben. Ein musikalisches Intermezzo des singenden Schlagzeugers Andreas Dauböck später sind die beiden plötzlich in andere Figuren geschlüpft, die aber ebenfalls ziemlich viel und atemlos reden, denken und sich abmühen, das Prekariat unserer Ära von Klimarettungs- und gleichzeitigem Selbstverwirklichungsdrang zu verstehen. Von der alleinerziehenden Mutter geht es über englisch radebrechende Influencerinnen, die sich um Müll am Strand und die Wahl des richtigen Bieres sorgen, hin zu zutiefst existenziellen Auseinandersetzungen einer Person, die etwas „gewonnen“ hat, mit Realität und Möglichkeit.

Gemeinsam mit Regisseur Peter Pertusini haben Grumeth und Werthmüller das Stück„who can swim, swim“ entwickelt, in dem sie, unterstützt von Live-Musik und Video (Claudia Virginia Dimoiu), vier exemplarische Situationen abwechselnd beleuchten. Grumeth beeindruckt dabei durch das Fehlen jeder Künstlichkeit – alle Argumente scheinen unmittelbar aus ihr herauszukommen –, Werthmüller vor allem mit der Schilderung eines Traums, in dem sie fällt und fällt und dabei „irgendwie nach hinten unendlich“ wird. Alle Figuren bleiben namenlos. Wie ihre Szenen zusammenhängen und wodurch sie sich voneinander unterscheiden, wird nicht erklärt. So schafft es der verkopfte Abend in seiner Dichte von 70 Minuten nicht, eine Absicht zu behaupten, und erfüllt in erster Linie die Funktion eines aufwändigen Vorsprechens der beiden ausgezeichneten Schauspielerinnen. Wenn’s also weiter nichts ist: Man besetze sie!

Falter 28/21

In Autor Tags Theater, Kritik, Falter, Wien
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