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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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TANZ MIT DISKURSWOLF – Nachtkritik von den Wiener Festwochen

June 6, 2021 Martin Pesl
Conférencier im weißen Anzug: Martin Wuttke – mit Rosa Lembeck + Marie Rosa Tietjen. © Luna Zscharnt

Conférencier im weißen Anzug: Martin Wuttke – mit Rosa Lembeck + Marie Rosa Tietjen. © Luna Zscharnt

Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer – Wiener Festwochen – René Pollesch präsentiert starbesetzt sein neues Stück

Wien, 5. Juni 2021. Obwohl er selbst nie auftritt, hat René Pollesch eines mit Kabarettist:innen gemein: Sie müssen oft Monate im Voraus zu Marketingzwecken den Titel ihres neuen Programms nennen und dazu einen knackigen Ankündigungstext verfassen, obwohl sie noch keine Zeile geschrieben haben. Polleschs neueste Inszenierung "Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer" – erster Vorbote der neuen Berliner Volksbühne – feierte seine Premiere im Rahmen der Wiener Festwochen, die diesmal erst Ende April ihren Katalog herausgaben. Polleschs Text darin liest sich trotzdem wie "Schreib uns bitte irgendwas, wir gehen heute in Druck." Etwas mit Zahnärzt:innen, der "vierten Sache" und dem Tanzfilm. Flapsig, verschwurbelt, ganz sympathisch, aber nicht aufschlussreich. Pollesch halt.

Mit frontalem Blick ins Publikum

Nun, niemand bohrt, was die "vierte Sache" ist, werden wir nie erfahren, getanzt und gefilmt wird dafür aber ordentlich. Auch Frau Kathrin Angerer ist anwesend und stellt sich an einer Stelle sogar selbst so vor (während alle einander sonst Bill, Dusty oder Liebling nennen). Charakteristisch rehäugig mit ängstlichem Duckface Tragik verströmend und dadurch erst recht Komik ausstrahlend, erläutert sie sogar halbwegs schlüssig, warum sie keine Gewehre dabei hat.

Pollesch scheint diesmal verblüffenderweise daran gelegen, die Zusammenhänge hinter seinen ausufernden, mit Füllwörtern gespickten Selbst-, Zwie- und Gruppengesprächen zu erklären. Zu diesem Behufe nimmt Martin Wuttke eine Conférencier-Rolle im weißen Anzug mit frontalem Blick ins Publikum ein. Dass er schon nach dem ersten Satz "Ein Filmstudio in Hollywood, 1938" mehrmals mit seinen allzu glatten Steppschuhen ausrutscht, ist natürlich Absicht, die sehr, sehr häufige Zuhilfenahme der Souffleuse Leonie Jenning eher nicht. Sie macht die Inhaltsangabe zu einer zähen Angelegenheit.

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In Autor Tags Theater, Festival, Wiener Festwochen, Berlin, Kritik, Nachtkritik

SCHURKENSTÜCKE: LOUISE LANIER – Kolumne in der Buchkultur 196

June 5, 2021 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Wenn sie lächelt, kann nichts schiefgehen. Die Frauen, die sie durchschauen, beneiden sie. Die Männer durchschauen sie nicht und verfallen ihr. Mit ihrem geheimnisvollen Lächeln bleibt „Der französische Gast“ in England „Someone at a Distance“ – um den deutschen und den original englischen Titel des Romans von Dorothy Whipple vorzustellen – und zerstört nach und nach aus verletztem Stolz ein perfektes, wenn auch unspektakuläres Familienglück. 

Louise verachtet ihre Eltern in der französischen Provinz und kann nicht verkraften, dass ihr heimlicher Liebhaber sie für eine häuslichere, vornehmere Frau sitzen ließ. So nimmt sie das Angebot einer ältlichen Britin an, ihr Gesellschaft zu leisten, erbt von ihr eine hübsche Summe und rückt daraufhin ihrem Sohn Avery so lange auf die Pelle, bis der sich irgendwann von ihr verführen lässt, just als seine Frau Ellen und die gemeinsame Tochter Anne bei der Tür hereinkommen. Der englische Ausdruck „to overstay one’s welcome“ ist hier – seinerseits sehr englisch – ein Understatement.

Mehr in der Buchkultur 196

In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Schurke

FRAUEN MACHEN THEATER, MÄNNER SIND THEATER – Doppelkritik aus Akademie- und Volkstheater im Falter 22/21

June 2, 2021 Martin Pesl
Uwe Rohbeck als Kay Vo… äh, als Bruscon © Birgit Hupfeld

Uwe Rohbeck als Kay Vo… äh, als Bruscon © Birgit Hupfeld

Burg- und Volkstheater konkurrieren mit albtraumartigen Thomas-Bernhard-Abenden

Es ist Thomas-Bernhard-Jahr. Österreichs liebster Weltliterat und „Nestbeschmutzer“ wäre diesen Februar 90 geworden. Dass dennoch am 26. Mai parallel zwei neue Bernhard-Inszenierungen zeitgleich Premiere hatten, ist ein Zufall infolge des lockdownbedingten Produktionsstaus. Zum Glück sind „Der Theatermacher“ in Kay Voges’ und „Die Jagdgesellschaft“ in Lucia Bihlers Inszenierung komplett verschieden und beide sehenswert. 

„Frauen machen Theater, Männer sind Theater, das ist die ganze Schwierigkeit“, erklärt der Theatermacher Bruscon großspurig. Interessanterweise bewahrheitet sich das beim Inszenierungsvergleich, wobei man die abschätzige Wertung weglassen muss. Die junge Regisseurin Lucia Bihler legt auf „Die Jagdgesellschaft“ ein strenges ästhetisches Konzept an. Beinahe jede Geste ist exakt choreografiert, die Sprechdurchfälle der drei Hauptfiguren folgen Jörg Gollaschs meisterlichem, albtraumhaften Score, der fast nie Pause macht. Die Riege der meist stummen Nebenfiguren wird in den fünf Räumen des reich ausgestatteten Jagdhauses (Bühne: Pia Maria Mackert) zu schauerlichen Bildern gruppiert. Über zwei Wiener Sängerknaben in Röckchen wird Stanley Kubricks „Shining“ zitiert, der langfingrige Holzknecht Asamer könnte aus Draculas Schloss stammen. 

Die stärkste ästhetische Prägung: Die gesamte Ausstattung ist rot, wirklich alles bis hin zum Lack und Leder der barocken Kostüme. Allein wegen seiner Farbe wird man diesen Abend so schnell nicht vergessen. Doch auch das düstere Stück, das Bernhard einmal als sein bestes bezeichnete, bringt Bihler mit ihrem Konzept zur Geltung. In „Die Jagdgesellschaft“ wird ein General von seiner Entourage und seiner Frau darüber im Dunklen gelassen, dass er todkrank ist, zurücktreten muss und sein gesamter Wald von einem Borkenkäfer befallen ist. Während er auf der Jagd ist, vertreibt ein Schriftsteller als Hausgast der Generalin mit Siebzehnundvier und existenzialistischen Gedankengängen die Zeit. 

In dieser Version scheint der von Markus Scheumann gespielte Schriftsteller die ganze groteske Szenerie zu erträumen, er denkt und trinkt sich in eine depressive Nachdenklichkeit hinein, die Maria Happel und Martin Schwab als Generalspaar immer nervöser und geschwätziger macht. Am Ende ist dann doch der General der Selbstmörder, die Jagdsaison beendet. 

Indes eröffnet Kay Voges nun endlich so richtig seine Intendanz im renovierten Haus. Er „ist Theater“ ganz wörtlich, zumindest solange der Schauspieler Uwe Rohbeck den Theatermacher im „Theatermacher“ spielen darf. Die Frisur, der gestreifte Anzug, das offene Hemd: eindeutig der Chef, der sich bei seinem Einstand ironisch-ikonisch verewigt. Auch sonst gilt in dieser Inszenierung, die er aus seiner vorigen Wirkungsstätte, dem Schauspiel Dortmund, mitgenommen hat, mehr „Theater sein“ als „Theater machen“. Präsenz, Spielwut und Individualität der Schauspieler stehen im Vordergrund, wenn Bernhards gut zehn Jahre nach der „Jagdgesellschaft“ entstandene Komödie gleich mehrmals durchgespielt wird. 

Mehr im Falter 22/21

In Autor Tags Theater, Kritik, Burgtheater, Volkstheater, Wien, Bernhard, Falter

„WIR MÜSSEN NICHT ALLES RICHTIG MACHEN“ – Interview mit René Pollesch im Falter 22/21

June 2, 2021 Martin Pesl
 © Heribert Corn

 © Heribert Corn

Der Autor und Regisseur René Pollesch zeigt seine neue Arbeit bei den Wiener Festwochen. Ein Gespräch über Theaterdemokratie, Femwashing und seine Pläne für die Berliner Volksbühne 

René Pollesch sieht munter und fröhlich aus. Wer kurz vor dem Start seiner ersten Intendanz steht, wirkt in der Regel abgekämpfter. Der deutsche Regisseur, der seit den Neunzigerjahren Theaterstücke schreibt und auch immer selbst inszeniert, übernimmt im Herbst für mindestens fünf Jahre die Leitung der geschichtsträchtigen Berliner Volksbühne. Unter seinem Vorvorvorgänger, dem Langzeitchef Frank Castorf, zeigte Pollesch in dem ehemaligen DDR-Theater seine ersten aufsehenerregenden Arbeiten. 2017 endete diese Ära.

Polleschs Stücke haben meist keine Handlung. Gängige Diskurse werden darin mit popkulturellem Entertainment vermischt und von gut gelaunten Schauspieler:innen ersten Ranges (auch beim Sprechen besteht Pollesch auf die Gender-Pause) dargeboten. Eine davon ist Kathrin Angerer. Der Star der Castorf-Volksbühne bekommt in der ersten Inszenierung der Pollesch-Intendanz sogar ihr eigenes Stück: „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“ von René Pollesch feiert nicht in Berlin seine Uraufführung, sondern schon am 5. Juni im Theater an der Wien im Rahmen der Wiener Festwochen.

Falter: Herr Pollesch, wie finden es die Berliner, dass Ihre erste Premiere als Intendant der Volksbühne in Wien stattfindet, noch bevor die genauen Pläne für die erste Spielzeit bekannt sind?  

René Pollesch: Wir werden das natürlich auch in Berlin zeigen, aber es wird nicht die Eröffnung sein. Das kann man nicht machen, da muss man schon mit einem Originalstück antanzen. 

Sie verstehen die Volksbühne auch als Einladung an linke Bewegungen. Wie sieht die aus?

Pollesch: Viele haben die Volksbühne unter Castorf, an der ich ja auch mitgearbeitet habe, lange als offenes Haus wahrgenommen. Wir beschäftigten uns mit Themen, die die reale lokale Nachbarschaft und bestimmte Aktivist:innen angezogen haben. Diese Positionierung als politisches Theater hat in unseren letzten Jahren der Volksbühne aber abgenommen. 

Das wollen Sie jetzt wieder beleben? 

Pollesch: Genau. Das darf aber natürlich nicht heißen, dass wir unendlich viele Theaterkünstler:innen Berlins unbezahlt auftreten lassen wollen. Der Publizist Dietmar Dath hat mal gesagt, das Abgeschmackteste am Kapitalismus ist, dass alle nur noch Liebe wollen und keiner mehr Geld will. Wir müssen den Mindestlohn zahlen, und das ist auch gut so.

Sie sagen immer „wir“. Wer ist damit gemeint?

Pollesch: „Wir“ sind immer die, die den jeweiligen Abend machen. Leute, die autonom arbeiten, aber dabei nicht hermetisch sind. An der Volksbühne wollen wir unsere Praxis auf ein ganzes Haus übertragen. Wir werden nicht Regisseur:innen suchen, weil wir bestimmte Handschriften wollen, sondern die Schauspieler:innen sagen, mit welchen Regisseur:innen sie arbeiten wollen. Also das Casting läuft andersrum. Wir treffen Entscheidungen gemeinsam. Wir machen aber keine Abstimmungen. Wenn drei, vier Leute der Meinung sind, das ist eine gute Idee, dann verfolgen die das. 

Florentina Holzinger haben Sie von Anfang an ins Spiel gebracht. Die österreichische Choreografin ist erst durch Ihre Erwähnung auch in Deutschland richtig bekannt geworden. Hat sie Zeit für die Volksbühne?

Pollesch: Wir haben sie 2018 kontaktiert, im Winter, es war kalt, sie hatte einen schicken Mantel an. Sie wusste auch nicht, wer wir sind oder was die Volksbühne ist. Wir haben ihr die Bühne gezeigt. Sie sagte, wow, das ist eine geile Bühne, und freute sich darauf. Wir sagten, wir wissen noch nicht, ob wir es werden. Sie sagte, hoffentlich. Zu dem Zeitpunkt, als wir sie trafen, hatte sie großes Interesse, mit Schauspieler:innen zu arbeiten. Und alle Schauspieler:innen von uns haben großes Interesse an ihr. 

In Deutschland kommen gerade immer mehr Fälle von Machtmissbrauch und Rassismus an Theatern zutage. Wie wollen Sie als Intendant Vorfälle wie bei Ihrem unmittelbaren Vorgänger Klaus Dörr oder auch bei Shermin Langhoff am Gorki-Theater verhindern? 

Pollesch: Wir machen zum Beispiel keine Repräsentationsstücke, das heißt, wir verwickeln die Spieler:innen nicht in Szenarien und Narrationen, die bestimmte sexistische, rassistische und homophobe Effekte hervorrufen. Und ich verwickle die Schauspieler:innen auch nicht mit meinen Texten in meine Biografie. Alle sind dabei, während das Stück entsteht. Jeder weiß, warum ein Text drinnenbleibt und ein anderer rausfliegt. Das ist unser Ersatz für einen Subtext. Wir machen Antirepräsentationstheater. Wir delegieren Texte nicht nach Geschlechtern, wir haben keine Narration, die alle zwingt, sie abzulatschen.

Mehr im Falter 22/21

In Autor Tags Theater, Falter, Interview, Berlin, Festival, Wiener Festwochen
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