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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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KURZ UND SCHMERZHAFT/LANG UND SCHERZLOS – Kritiken aus dem Akademietheater im Falter 21/21

May 26, 2021 Martin Pesl
Man hört viel, was man nicht sieht: Itay Tiran und Maresi Riegner © Susanne Hassler-Smith

Man hört viel, was man nicht sieht: Itay Tiran und Maresi Riegner © Susanne Hassler-Smith

Mit August Strindbergs Kammerspiel „Fräulein Julie“ eröffnet das Burgtheater die Rumpfsaison / Regisseur Antonio Latella beraubt Oscar Wildes „Bunbury“ seines Geistreichtums

Mateja Koležniks Inszenierungen sind Schockbehandlungen: Psychologische Jahrhundertwendedramen dampft sie auf gut eine Stunde ein, lässt ihr Ensemble den Konflikt intensiv durchleiden und schickt das Publikum dann mit flauem Magen produktiv unbefriedigt heim. So auch bei „Fräulein Julie“, der ersten Premiere der Burg im Akademietheater nach dem Lockdown.

Der Schwede August Strindberg siedelte sein Kammerspiel 1888 in der Küche einer Grafenresidenz an. Bühnenbildner Raimund Orfeo Voigt verlegt es ins Badezimmer, das in der Bühnenmitte exponiert steht wie aus einem übergroßen Puppenhaus herausgeschnitten. Hier und im kaum einsehbaren Vorraum dahinter verrichten Butler Jean und Köchin Kristin letzte Arbeitsschritte vorm Feierabend. Ihr Spiel ist hypernaturalistisch, viel Dialog findet im Off statt, dank dumpfer Mikroportverstärkung hört das Publikum, was es nicht sieht. Die titelgebende Tochter des Hauses borgt sich Jean, angeheitert und ausgelassen, „für einen Tanz“ aus. Dieser, mit Kristin verbandelt, gesteht, einst in Julie verliebt gewesen zu sein, und gibt ihren eindeutigen Avancen nach. Dass das natürlich gar nicht geht, wird beiden erst nachher bewusst.

Mehr im Falter 21/21

***

Oscar Wildes „The Importance of Being Earnest“ ist eines der lustigsten Stücke aller Zeiten. Der Londoner Dandy Algernon Moncrieff hat das Bunburysieren erfunden: Um auf dem Land Ausschweifungen frönen zu können, redet er sich auf einen kranken Freund namens Bunbury aus. Jack Worthing macht es umgekehrt und erzählt der frommen Partie auf seinem Gut, ein Bruder namens Ernst mache Probleme. Amüsante Verwechslungen sind die Folge, vor allem aber sprühen die Charaktere nur so vor Schlagfertigkeit und Witz, jeder zweite Satz ist ein Bonmot.

Im Akademietheater inszeniert Antonio Latella die schlicht „Bunbury“ betitelte deutsche Übersetzung. Latellas Spezialität ist nicht das Komödienhandwerk, er interessiert sich für Biografien. So projiziert er in die Nebenfigur des Butlers Lane den Autor Wilde, der hin und wieder Anweisungen einstreut und vom Theatersessel aus das Geschehen auf einer zunächst leeren Bühne beobachtet. Wilde spickte sein Stück mit Anspielungen auf sein eigenes Doppelleben als Homosexueller, bald nach der Uraufführung kam er wegen Unsittlichkeit in Haft. Heute freilich gibt es hier nichts mehr zu verstecken, und wenn einander die beiden Dandys am Ende von Akt I küssen und Marcel Heuperman als Lane verzückt den ersten „gay moment!“ ausruft, wirkt das eher pubertär als lustvoll queer.

Mehr im Falter 21/21

Dandys unter sich: Florian Teichtmeister (links) und Tim Werths © Susanne Hassler-Smith

Dandys unter sich: Florian Teichtmeister (links) und Tim Werths © Susanne Hassler-Smith

In Autor Tags Theater, Burgtheater, Falter, Kritik

DÜRRENMATT: HUNDERT JAHRE MITDENKEN – Buchrezension im Falter 21/21

May 26, 2021 Martin Pesl
„Friedrich“ © Varlin

„Friedrich“ © Varlin

„Sein Beruf verlange absolute Perfektion. Keine Eintrübung vom Emotionalen her.“ Friedrich Dürrenmatts (1921–1990) Beschreibung eines Auftragsmörders in der Erzählung „Vinter“ trifft auch ganz gut seine eigene Grundhaltung. Als junger Mann nahm sich der Autor von Evergreens wie „Der Besuch der alten Dame“ vor, „nur noch logisch zu leben“, Denker von Sokrates bis Kant bestimmten sein Schreiben. Generationen von Deutschschülern machte er Literatur zugänglich, weil er die seine nicht aus Sprache oder Charakterzeichnung, sondern aus Stoffideen gebar. Seine auf dem Reißbrett konstruierten Gedankenspiele und Sci-Fi-Szenarien machen die Theaterstücke heute mitunter schwer spielbar, zwingen aber immer wieder aufs Neue zum Mitdenken.

Im Dürrenmatt-Jahr 2021 schließt das Schweizerische Literaturarchiv eine germanistische Herkules-Aufgabe ab: „Das Stoffe-Projekt“. An der fünfbändigen textgenetischen Edition mit Online-Erweiterung lässt sich im Detail nachvollziehen, wie die 1981 bzw. 1990 erschienen Bände „Labyrinth. Stoffe I–III“ und „Turmbau. Stoffe IV–IX“ über Jahrzehnte entstanden und was alles umgeschrieben, ausgegliedert, erweitert, verworfen wurde. In diesem Spätwerk vermischt Dürrenmatt autobiografische Schilderungen mit Erinnerungen an nicht verwertete Ideen, die er dabei ironischerweise zu verwerteten macht.

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In Autor Tags Literatur, Kritik, Falter, Schweiz

DIE EROTIK DER FISKALPOESIE – Kritik aus dem Burgtheater-Kasino in der Wiener Zeitung

May 24, 2021 Martin Pesl
V.l.n.r.: Dorothee Hartinger, Sabine Haupt, Stefanie Dvorak, Bardo Böhlefeld © Marcella Ruiz Cruz

V.l.n.r.: Dorothee Hartinger, Sabine Haupt, Stefanie Dvorak, Bardo Böhlefeld © Marcella Ruiz Cruz

Premiere für Felicia Zellers "Der Fiskus" in betont komödiantischer Regie.

Wen die Steuererklärung vor freudiger Erregung kurzatmig macht, das kann nur eine Finanzbeamtin sein. Das Stück "Der Fiskus" der Deutschen Felicia Zeller wagt den undankbaren Versuch, diese Begeisterung auf zuschauende Steuerzahler zu übertragen. Die vier Damen, die im baustellenverstaubten Büro auf Uraltcomputern herumklappern, finden die Finanzverwaltung jedenfalls superspannend. Der einzige Mann (Bardo Böhlefeld) könnte auch etwas zahlenferne Romantik vertragen, dient aber selbst seiner Kollegin/Ehefrau (Deleila Piasko) nur als Steuertrickkumpane. Vintage-Lockenköpfe tragen alle, das ist lustig und will es auch sein.

Der Komödienzwang, der sich durch manisches, choreografisch unterstrichenes Wiederholen von Textstellen ausdrückt ("Ich habe mein ganzes Leben der Steuergerechtigkeit gewidmet!"), macht die österreichische Erstaufführung durch Regisseurin Anita Vulesica im Burgtheater-Kasino etwas anstrengend. Dagegen hilft auch nicht, dass inmitten der angehäuften Fiskalpoesie kaum Platz für Handlung bleibt.

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In Autor Tags Wiener Zeitung, Theater, Kritik, Burgtheater

EIN SCHMUSI FÜR DIE FREIHEIT – Nachtkritik aus dem Vorarlberger Landestheater

May 13, 2021 Martin Pesl
Im Tischgespräch: Luzian Hirzel, Vivienne Causemann, Günter Alt © Anja Köhler

Im Tischgespräch: Luzian Hirzel, Vivienne Causemann, Günter Alt © Anja Köhler

Alle meine Söhne – Voralberger Landestheater – Niklas Ritter inszeniert Arthur Miller in Bregenz

Bregenz, 12. Mai 2021. Corona hat den Bühnenkuss rehabilitiert. Hätte der Kritiker zuvor schnöden Realismus bemäkelt, ertappt er sich nun dabei, wie er Vivienne Causemann und Luzian Hirzel verzückt beim Knutschen zusieht. Sie haben es auch spannend gemacht: Hirzel als Chris hat Causemann als Ann seine Liebe gestanden, sie ist nach einer kurzen Bedenkpause, nebenbei viel Kunstasche vom Boden aufwischend, unter dem Tisch durchgekrochen, hat ihm in die Augen geschaut und lange gewartet. Aber dann! Das Naheliegende wird hier paradoxerweise zum Symbol der Bregenzer Theaterfreiheit.

Bregenz ist die Hauptstadt von Vorarlberg, dem einzigen österreichischen Bundesland, in dem schon seit dem 15. März alles wieder offen hat – nächste Woche ist es auch im Rest des Landes soweit. Das Vorarlberger Landestheater hat in den letzten zwei Monaten auch bereits zahlreiche Produktionen zur Premiere gebracht, nun folgt das Drama "Alle meine Söhne" von Arthur Miller in der Fassung und Inszenierung des hier regelmäßigen Gastes Niklas Ritter.

Dieser erste große Hit des US-Dramatikers aus dem Jahr 1947 wird nicht oft gespielt. Vielleicht liegt es am geringeren Klassikerpotenzial im Vergleich zu den Nachfolgern "Der Tod eines Handlungsreisenden" und "Hexenjagd" oder an der zeitlich unmittelbaren Nähe zum Zweiten Weltkrieg. Regisseur Ritter macht aus diesem, indem er die Handlung ins 21. Jahrhundert versetzt, den Afghanistan-Konflikt. Da er teils nur die nötigsten Stellen überschreibt, schimmert das Altbackene der ursprünglichen deutschen Übersetzung noch durch ("Sie ist Larrys Mädchen!"). Andere Elemente, wie Smoothies, die in der Familie alle "Schmusis" nennen, suggerieren überzeugend eine Vertrautheit unter den Figuren, und seien sie noch so lebenslügengebeutelt.

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Vorarlberg
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