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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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AQUARELLE DES ELENDS – Buchrezension in der Buchkultur 195

April 13, 2021 Martin Pesl
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Roland Schimmelpfennig schreibt einen Krimi und entdeckt den Berliner Street-Poeten in sich

Wer hätte das gedacht? Nachdem der gediegene Dramatiker, jeden Beistrich zelebrierende Regisseur eigener Werke und sprachlich filigrane Erzähler Roland Schimmelpfennig jüngst als Kinderstückeschreiber debütierte, legt er nun eine Art Berlin-Krimi vor. Zumindest der Handlungsbogen von „Die Linie zwischen Tag und Nacht“ lässt diese Bezeichnung zu: Der Ich-Erzähler entdeckt im Zuge eines Raves eine Frauenleiche im Kanal, zieht sie ans Ufer und versucht herauszufinden, wer sie war und was es mit ihren aquarellartigen Tätowierungen auf sich hat. 

Dieser Tommy war einmal bei der Polizei, ist aber längst vom Drogenfahnder zum Drogenkonsumenten abgerutscht. Seine auf eigene Faust aufgenommene Suche nach der Identität der Toten treibt ihn durch ausufernde Erinnerungen und durch ein so buntes wie brutales Gegenwartsberlin, in dem es erschreckend vielen Menschen, die das nicht verdient haben, auf ästhetisch überhöhte Weise dreckig geht.

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In Autor Tags Rezension, Buchkultur

SCHURKENSTÜCKE: DER T – Kolumne in der Buchkultur 195

April 13, 2021 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

„Und wie ich so dachte, spürte ich, daß mich außer dem N noch einer anstarrte. Es war der T“, schreibt der Lehrer in Ödön von Horváths „Jugend ohne Gott“. Der N ist schlimm genug, benutzt er doch nicht nur (ironischerweise) das heute verpönte N-Wort, sondern beschreibt im Schulaufsatz die damit bezeichnete Personengruppe als hinterlistig, feig und faul. Der Lehrer würde ihm das gerne anstreichen, aber da derlei – der Roman erschien 1937 – auch aus dem Radio zu hören ist, traut er sich nicht. Der N mag also ein Widerling sein, ist hier jedoch unangenehmerweise das Opfer. Bei einem Klassenausflug mit Zeltlager und Militärübungen wird er ermordet, und zwar, wie es sich gehört, von einem, den lange Zeit niemand verdächtigt hat: dem T. 

Die Krimihandlung dieses ansonsten visionären Gedankenromans trüge heute kaum eine Folge „Elementary“ oder „The Mentalist“, auch der Plot-Twist ist nicht gerade raffiniert konstruiert. Horváth geht es ja auch mehr um ein Stimmungsbild im Österreich in der Zeit des erstarkenden Faschismus. So geht völlig unter (und fiel auch mir nicht auf, als ich einst mein Lexikon zusammenstellte), dass T einer der ersten richtigen Soziopathen der Weltliteratur ist, ein halbes Jahrhundert vor Hannibal Lecter.

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In Autor Tags Kolumne, Schurke, Buchkultur

WIEDERGELESEN: ENDLICH ENDZEIT – Kolumne in der Buchkultur 195

April 11, 2021 Martin Pesl
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Mary Shelley und ihr apokalyptisches Pestepos: Trotz seines einschlägigen Themas erfuhr „Der letzte Mensch“ bisher keine Covid-bedingte Renaissance. Warum bloß?

Sie setzten sich vor ihre Computerkameras und streamten sich, wie sie „Die Pest“ von Camus lasen. Sie inszenierten Boccaccios „Dekameron“. Defoes Bericht von der „Pest in London“ lasen sie mit neuen Augen. Den Seuchenroman, der – zugegeben: hauptsächlich von seinen Verlegern –, als erste Dystopie der Weltliteratur bezeichnet wird ließen sie schmählich im Regal stehen. So lautet die gute Nachricht am Rande der schier endlosen Corona-Pandemie, dass Mary Shelleys 1826 als „The Last Man“ erstmals erschienenes Schmerzenswerk es in der deutschen Neuübersetzung von Irina Philippi auf den Buchmarkt geschafft hat, bevor das Thema der Ausrottung aller (abzgl. eines) Menschen per Weltkrankheit als gestrig abgetan werden kann. Die angehängten Kommentare von Rebekka Rohleder und Dietmar Dath verweisen dementsprechend auch auf die aktuelle Situation.  

„Der letzte Mensch“ ist eine ziemliche Kuriosität, schon weil die ganze Geschichte, die von 2073 bis 2100 spielt, in einer Einleitung als 1818 entdeckte sibyllinische Prophezeiung dargestellt wird. In Sachen technologische Entwicklung war die Verfasserin entweder sehr pessimistisch oder arg fantasielos: Ihrer eigenen Epoche gegenüber geändert hat sich eigentlich nur, dass Heißluftballone steuerbar sind.

Bemerkenswert und möglicherweise für die Außerachtlassung des Textes als pandemische Literaturbeilage mitverantwortlich ist auch seine Dramaturgie: Erst im letzten Zwanzigstel wandelt Lionel Verney tatsächlich als letzter Mensch durch Italien, und erst in der zweiten Hälfte des Romans bricht die Pest über die Welt herein.

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In Autor Tags Kolumne, Buchkultur

DRINNEN UND DRAUßEN – Performancedoppelkritik im Falter 14/21

April 8, 2021 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

Ein Telefonat und ein Hörspaziergang als Performance: Die Theater werden im Lockdown immer erfinderischer

Jetzt darf man noch immer nicht ins Theater gehen. Eigentlich darf man überhaupt nicht ohne guten Grund raus. Einige Häuser beharren auf dem Primat der Analogpräsenz und harren der Öffnung, wann immer sie erfolgen mag. Andere wollen auf keinen Fall vom Publikum vergessen werden und streamen entweder live oder aus der Konserve. 

Wieder andere gehen tausend erfinderische Wege. Besonders fleißig in den letzten Monaten war das Performance-Theater Brut Wien, das seine zahlreichen Projekte, statt sie zu verschieben, in andere Medien übertrug. Aber auch das Volkstheater, das nach einem Umbau unter der neuen Leitung von Kay Voges noch immer noch nicht so richtig eröffnet worden ist, sammelt originelle Projekte für den Hausgebrauch. Beide haben neue Performances ohne Notwendigkeit einer Theaterbühne am Start, eine für draußen, eine für drinnen.

„Tausend Wege – ein Telefonat“ vom New Yorker Duo 600 Highwaymen (Abigail Browde und Michael Silverstone) läuft seit letztem Dezember in englischer Sprache auf diversen Festivals. Das Volkstheater sicherte sich die deutschsprachige „Erstaufführung“. Aufführen kann sich das Publikum freilich höchstens selbst. Wie der Titel andeutet, besteht die Performance in einem einstündigen Telefonat.  

Zwei Ticketkäuferinnen oder -käufer werden gebeten, sich jeweils alleine in einen ruhigen Innenraum zu begeben und zum vereinbarten Zeitpunkt eine Nummer zu wählen. Eine Computerstimme geleitet die beiden durch ein Skript aus persönlichen Fragen, Erzählimpulsen und einem gedanklichen Bild, wonach alle drei gemeinsam nach einer Autopanne in der Wüste einen Schlafplatz für die Nacht suchen. Die eigenen Namen müssen nicht verraten werden, selbst Fragen an die andere Person zu stellen, ist aber auch nicht erwünscht. So hat man nach einer Stunde ein unvollständiges Bild von jemand weiterhin Unbekanntem, einen Teaser zu einem Film, den man vielleicht nie sehen wird – und wenn doch, wird man ihn erkennen? 

Das insofern reizvolle Psychospiel bleibt insgesamt dennoch unbefriedigend: Viele der Fragen sind irritierend banal, die Antworten somit auch nicht sonderlich interessant. Selten blieb die am Telefon gestellte Frage „Was hast du an?“ so folgenlos.

Mit deutlich geringerem Anspruch, aber umso größerem Erfolg gehen Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer an die Distanzversion ihrer Performance „More or Less“ heran. Denn, wie sie auf ihrer Audiodatei – in übrigens ähnlich gleichförmigem Tonfall wie die Telefonstimme – schlüssig erklären, ist es nur unter Lebensgefahr angebracht, hundert Prozent zu geben. Normalerweise reichen auch 60. Oder 25. Oder zehn. Das zu hören, tut doch mal gut.

Mehr im Falter 14/21

© Ulrike Schild

© Ulrike Schild

In Autor Tags Performance, Kritik, Falter, Wien
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