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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WIEDERGELESEN: ENDLICH ENDZEIT – Kolumne in der Buchkultur 195

April 11, 2021 Martin Pesl
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Mary Shelley und ihr apokalyptisches Pestepos: Trotz seines einschlägigen Themas erfuhr „Der letzte Mensch“ bisher keine Covid-bedingte Renaissance. Warum bloß?

Sie setzten sich vor ihre Computerkameras und streamten sich, wie sie „Die Pest“ von Camus lasen. Sie inszenierten Boccaccios „Dekameron“. Defoes Bericht von der „Pest in London“ lasen sie mit neuen Augen. Den Seuchenroman, der – zugegeben: hauptsächlich von seinen Verlegern –, als erste Dystopie der Weltliteratur bezeichnet wird ließen sie schmählich im Regal stehen. So lautet die gute Nachricht am Rande der schier endlosen Corona-Pandemie, dass Mary Shelleys 1826 als „The Last Man“ erstmals erschienenes Schmerzenswerk es in der deutschen Neuübersetzung von Irina Philippi auf den Buchmarkt geschafft hat, bevor das Thema der Ausrottung aller (abzgl. eines) Menschen per Weltkrankheit als gestrig abgetan werden kann. Die angehängten Kommentare von Rebekka Rohleder und Dietmar Dath verweisen dementsprechend auch auf die aktuelle Situation.  

„Der letzte Mensch“ ist eine ziemliche Kuriosität, schon weil die ganze Geschichte, die von 2073 bis 2100 spielt, in einer Einleitung als 1818 entdeckte sibyllinische Prophezeiung dargestellt wird. In Sachen technologische Entwicklung war die Verfasserin entweder sehr pessimistisch oder arg fantasielos: Ihrer eigenen Epoche gegenüber geändert hat sich eigentlich nur, dass Heißluftballone steuerbar sind.

Bemerkenswert und möglicherweise für die Außerachtlassung des Textes als pandemische Literaturbeilage mitverantwortlich ist auch seine Dramaturgie: Erst im letzten Zwanzigstel wandelt Lionel Verney tatsächlich als letzter Mensch durch Italien, und erst in der zweiten Hälfte des Romans bricht die Pest über die Welt herein.

Mehr in der Buchkultur 195

In Autor Tags Kolumne, Buchkultur

DRINNEN UND DRAUßEN – Performancedoppelkritik im Falter 14/21

April 8, 2021 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

Ein Telefonat und ein Hörspaziergang als Performance: Die Theater werden im Lockdown immer erfinderischer

Jetzt darf man noch immer nicht ins Theater gehen. Eigentlich darf man überhaupt nicht ohne guten Grund raus. Einige Häuser beharren auf dem Primat der Analogpräsenz und harren der Öffnung, wann immer sie erfolgen mag. Andere wollen auf keinen Fall vom Publikum vergessen werden und streamen entweder live oder aus der Konserve. 

Wieder andere gehen tausend erfinderische Wege. Besonders fleißig in den letzten Monaten war das Performance-Theater Brut Wien, das seine zahlreichen Projekte, statt sie zu verschieben, in andere Medien übertrug. Aber auch das Volkstheater, das nach einem Umbau unter der neuen Leitung von Kay Voges noch immer noch nicht so richtig eröffnet worden ist, sammelt originelle Projekte für den Hausgebrauch. Beide haben neue Performances ohne Notwendigkeit einer Theaterbühne am Start, eine für draußen, eine für drinnen.

„Tausend Wege – ein Telefonat“ vom New Yorker Duo 600 Highwaymen (Abigail Browde und Michael Silverstone) läuft seit letztem Dezember in englischer Sprache auf diversen Festivals. Das Volkstheater sicherte sich die deutschsprachige „Erstaufführung“. Aufführen kann sich das Publikum freilich höchstens selbst. Wie der Titel andeutet, besteht die Performance in einem einstündigen Telefonat.  

Zwei Ticketkäuferinnen oder -käufer werden gebeten, sich jeweils alleine in einen ruhigen Innenraum zu begeben und zum vereinbarten Zeitpunkt eine Nummer zu wählen. Eine Computerstimme geleitet die beiden durch ein Skript aus persönlichen Fragen, Erzählimpulsen und einem gedanklichen Bild, wonach alle drei gemeinsam nach einer Autopanne in der Wüste einen Schlafplatz für die Nacht suchen. Die eigenen Namen müssen nicht verraten werden, selbst Fragen an die andere Person zu stellen, ist aber auch nicht erwünscht. So hat man nach einer Stunde ein unvollständiges Bild von jemand weiterhin Unbekanntem, einen Teaser zu einem Film, den man vielleicht nie sehen wird – und wenn doch, wird man ihn erkennen? 

Das insofern reizvolle Psychospiel bleibt insgesamt dennoch unbefriedigend: Viele der Fragen sind irritierend banal, die Antworten somit auch nicht sonderlich interessant. Selten blieb die am Telefon gestellte Frage „Was hast du an?“ so folgenlos.

Mit deutlich geringerem Anspruch, aber umso größerem Erfolg gehen Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer an die Distanzversion ihrer Performance „More or Less“ heran. Denn, wie sie auf ihrer Audiodatei – in übrigens ähnlich gleichförmigem Tonfall wie die Telefonstimme – schlüssig erklären, ist es nur unter Lebensgefahr angebracht, hundert Prozent zu geben. Normalerweise reichen auch 60. Oder 25. Oder zehn. Das zu hören, tut doch mal gut.

Mehr im Falter 14/21

© Ulrike Schild

© Ulrike Schild

In Autor Tags Performance, Kritik, Falter, Wien

CAFÉ FUERTE WIRD ZEHN UND ZEIGT EIN THEATERSTÜCK DER STUNDE – Vorschau im Falter 12/21

March 25, 2021 Martin Pesl
„Pakete Pakete“: Postdramatik mit dem Tänzer John Kendall © Laurenz Feinig

„Pakete Pakete“: Postdramatik mit dem Tänzer John Kendall © Laurenz Feinig

Wie, „nicht angetroffen“? Ich war zu Hause, wo sonst! Wer sich noch nie über Paketboten ärgern musste, hat noch nie etwas bestellt. Gleichzeitig lässt sich erahnen, dass diese Menschen unter suboptimalen Bedingungen arbeiten. Die Wut, während man mit dem verhassten gelben Zettel zur kilometerweit entfernten Abholstation pilgert, lindert das freilich kaum.

Also einmal tief durchatmen und Theater anschauen gehen. In Vorarlberg ist das wegen geringer Corona-Inzidenzen wieder möglich. Und niemand könnte perfekter sein, um die pandemisch sichere Theatersaison einzuleiten als die Gruppe Café Fuerte. Deren Komödie „Pakete Pakete“ über das Leben von vier Zustellerinnen und Zustellern ist nach einem Jahr Lockdown-getriebener Online-Bestellwut das Stück der Stunde. Obendrein spielt die Truppe gerne an unkonventionellen Orten, die meistens – auch in diesem Fall – im Freien liegen. Das minimiert die Ansteckungsgefahr und stärkt die Abwehrkräfte. Denn gespielt wird bei jedem Wetter. Wenn es arg schüttet, werden Regenschutzplanen verteilt, die letzten Reihen dürfen gnädigerweise ihre Schirme aufspannen.

Mehr im Falter 12/21

In Autor Tags Falter, Theater, Vorarlberg

KEINE RÜCKGABEFORDERUNGEN – Buchrezension im Bücherbrief März 2021 der Buchkultur

March 18, 2021 Martin Pesl
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Kazuo Ishiguro erzeugt auch als Nobelpreisträger dieses wunderbare Unbehagen

Manchmal wäre einem ja am liebsten, die Leute setzten sich zur Ruhe, sobald sie den Nobelpreis haben. Dann können sie auch nichts mehr kaputt machen. Nicht nur im Bereich Frieden, auch in der Literatur erwies sich die Angst vor dem Danach oft als berechtigt. Nun ist wieder Zeit, sich ihr zu stellen, denn Kazuo Ishiguro bringt erstmals seit seiner Auszeichnung 2017 ein neues Werk heraus.  

Wie so oft fordert der Brite das Wohlwollen jener heraus, die ihn eines bestimmten Romans wegen verehren. Zuletzt folgte auf einen Künstler-, ein Detektiv-, dann ein Science-Fiction-Roman und schließlich etwas, das tatsächlich als Fantasy bezeichnet werden musste. Der Neuling „Klara und die Sonne“ verblüfft seinerseits mit einer kindlich-esoterischen Prämisse: Eine künstliche Intelligenz, die gebaut wurde, um Kindern ihre Einsamkeit zu nehmen, harrt im Laden einer Käuferin. Aufgrund ihrer Beobachtungen durchs Schaufenster glaubt Klara fest an die nährende, ja heilende Wirkung der Sonne.

Auch wenn Mitglieder der Schwedischen Akademie sich vielleicht verstört die Augen reiben, gilt weiter, wie sie treffend beschrieben, dass Ishiguro „in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat“. Für die weniger akademischen Fans: Dienstbare Seele gleitet durch entmenschlichende Dystopie, oder „Was vom Tage übrigblieb“ trifft „Alles, was wir geben mussten“. Dem Autor gelingt eine erstaunliche Synthese aus seinen größten Hits.

Obendrein kehrt Ishiguro nach „Der begrabene Riese“ zur Ich-Erzählung zurück, und seine Erzählerin ist sogar eine verhältnismäßig zuverlässige: Klara hat gelernt, die Daten ihrer Umgebung exakt aufzunehmen und zu deuten. Als die jugendliche Josie mit ihrer Mutter in den Laden kommt, soll Klara Josies Gang möglichst exakt nachmachen. Obwohl sie nicht der fortgeschrittenen Generation B3 angehört, brilliert sie und wird fortan die KF – künstliche Freundin – des gesundheitlich angeschlagenen Mädchens. 

Der futuristische Schauplatz ist ein Amerika, das durch die Schilderungen von Leistungsdruck, Rang und Technisierung (auch natürlich in Kenntnis von Ishiguros Herkunft) von etwas Japanischem überlagert wird. Wir orientieren uns durch Klaras Augen immer ungenau genug, um gefesselt die Stirn zu runzeln, was hier eigentlich vor sich geht, und atemlos bis zum Ende durchzulesen. Dann, mit diesem mulmigen Ishiguro-Gefühl in der Magengrube, atmen wir auf. Obwohl dies ein äußerst unkonventioneller Roman für einen Nobelpreisträger ist: Derweil stehen keine Rückgabeforderungen an. (Martin Thomas Pesl)

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Bücherbrief
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