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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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DRINNEN UND DRAUßEN – Performancedoppelkritik im Falter 14/21

April 8, 2021 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

Ein Telefonat und ein Hörspaziergang als Performance: Die Theater werden im Lockdown immer erfinderischer

Jetzt darf man noch immer nicht ins Theater gehen. Eigentlich darf man überhaupt nicht ohne guten Grund raus. Einige Häuser beharren auf dem Primat der Analogpräsenz und harren der Öffnung, wann immer sie erfolgen mag. Andere wollen auf keinen Fall vom Publikum vergessen werden und streamen entweder live oder aus der Konserve. 

Wieder andere gehen tausend erfinderische Wege. Besonders fleißig in den letzten Monaten war das Performance-Theater Brut Wien, das seine zahlreichen Projekte, statt sie zu verschieben, in andere Medien übertrug. Aber auch das Volkstheater, das nach einem Umbau unter der neuen Leitung von Kay Voges noch immer noch nicht so richtig eröffnet worden ist, sammelt originelle Projekte für den Hausgebrauch. Beide haben neue Performances ohne Notwendigkeit einer Theaterbühne am Start, eine für draußen, eine für drinnen.

„Tausend Wege – ein Telefonat“ vom New Yorker Duo 600 Highwaymen (Abigail Browde und Michael Silverstone) läuft seit letztem Dezember in englischer Sprache auf diversen Festivals. Das Volkstheater sicherte sich die deutschsprachige „Erstaufführung“. Aufführen kann sich das Publikum freilich höchstens selbst. Wie der Titel andeutet, besteht die Performance in einem einstündigen Telefonat.  

Zwei Ticketkäuferinnen oder -käufer werden gebeten, sich jeweils alleine in einen ruhigen Innenraum zu begeben und zum vereinbarten Zeitpunkt eine Nummer zu wählen. Eine Computerstimme geleitet die beiden durch ein Skript aus persönlichen Fragen, Erzählimpulsen und einem gedanklichen Bild, wonach alle drei gemeinsam nach einer Autopanne in der Wüste einen Schlafplatz für die Nacht suchen. Die eigenen Namen müssen nicht verraten werden, selbst Fragen an die andere Person zu stellen, ist aber auch nicht erwünscht. So hat man nach einer Stunde ein unvollständiges Bild von jemand weiterhin Unbekanntem, einen Teaser zu einem Film, den man vielleicht nie sehen wird – und wenn doch, wird man ihn erkennen? 

Das insofern reizvolle Psychospiel bleibt insgesamt dennoch unbefriedigend: Viele der Fragen sind irritierend banal, die Antworten somit auch nicht sonderlich interessant. Selten blieb die am Telefon gestellte Frage „Was hast du an?“ so folgenlos.

Mit deutlich geringerem Anspruch, aber umso größerem Erfolg gehen Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer an die Distanzversion ihrer Performance „More or Less“ heran. Denn, wie sie auf ihrer Audiodatei – in übrigens ähnlich gleichförmigem Tonfall wie die Telefonstimme – schlüssig erklären, ist es nur unter Lebensgefahr angebracht, hundert Prozent zu geben. Normalerweise reichen auch 60. Oder 25. Oder zehn. Das zu hören, tut doch mal gut.

Mehr im Falter 14/21

© Ulrike Schild

© Ulrike Schild

In Autor Tags Performance, Kritik, Falter, Wien

CAFÉ FUERTE WIRD ZEHN UND ZEIGT EIN THEATERSTÜCK DER STUNDE – Vorschau im Falter 12/21

March 25, 2021 Martin Pesl
„Pakete Pakete“: Postdramatik mit dem Tänzer John Kendall © Laurenz Feinig

„Pakete Pakete“: Postdramatik mit dem Tänzer John Kendall © Laurenz Feinig

Wie, „nicht angetroffen“? Ich war zu Hause, wo sonst! Wer sich noch nie über Paketboten ärgern musste, hat noch nie etwas bestellt. Gleichzeitig lässt sich erahnen, dass diese Menschen unter suboptimalen Bedingungen arbeiten. Die Wut, während man mit dem verhassten gelben Zettel zur kilometerweit entfernten Abholstation pilgert, lindert das freilich kaum.

Also einmal tief durchatmen und Theater anschauen gehen. In Vorarlberg ist das wegen geringer Corona-Inzidenzen wieder möglich. Und niemand könnte perfekter sein, um die pandemisch sichere Theatersaison einzuleiten als die Gruppe Café Fuerte. Deren Komödie „Pakete Pakete“ über das Leben von vier Zustellerinnen und Zustellern ist nach einem Jahr Lockdown-getriebener Online-Bestellwut das Stück der Stunde. Obendrein spielt die Truppe gerne an unkonventionellen Orten, die meistens – auch in diesem Fall – im Freien liegen. Das minimiert die Ansteckungsgefahr und stärkt die Abwehrkräfte. Denn gespielt wird bei jedem Wetter. Wenn es arg schüttet, werden Regenschutzplanen verteilt, die letzten Reihen dürfen gnädigerweise ihre Schirme aufspannen.

Mehr im Falter 12/21

In Autor Tags Falter, Theater, Vorarlberg

KEINE RÜCKGABEFORDERUNGEN – Buchrezension im Bücherbrief März 2021 der Buchkultur

March 18, 2021 Martin Pesl
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Kazuo Ishiguro erzeugt auch als Nobelpreisträger dieses wunderbare Unbehagen

Manchmal wäre einem ja am liebsten, die Leute setzten sich zur Ruhe, sobald sie den Nobelpreis haben. Dann können sie auch nichts mehr kaputt machen. Nicht nur im Bereich Frieden, auch in der Literatur erwies sich die Angst vor dem Danach oft als berechtigt. Nun ist wieder Zeit, sich ihr zu stellen, denn Kazuo Ishiguro bringt erstmals seit seiner Auszeichnung 2017 ein neues Werk heraus.  

Wie so oft fordert der Brite das Wohlwollen jener heraus, die ihn eines bestimmten Romans wegen verehren. Zuletzt folgte auf einen Künstler-, ein Detektiv-, dann ein Science-Fiction-Roman und schließlich etwas, das tatsächlich als Fantasy bezeichnet werden musste. Der Neuling „Klara und die Sonne“ verblüfft seinerseits mit einer kindlich-esoterischen Prämisse: Eine künstliche Intelligenz, die gebaut wurde, um Kindern ihre Einsamkeit zu nehmen, harrt im Laden einer Käuferin. Aufgrund ihrer Beobachtungen durchs Schaufenster glaubt Klara fest an die nährende, ja heilende Wirkung der Sonne.

Auch wenn Mitglieder der Schwedischen Akademie sich vielleicht verstört die Augen reiben, gilt weiter, wie sie treffend beschrieben, dass Ishiguro „in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat“. Für die weniger akademischen Fans: Dienstbare Seele gleitet durch entmenschlichende Dystopie, oder „Was vom Tage übrigblieb“ trifft „Alles, was wir geben mussten“. Dem Autor gelingt eine erstaunliche Synthese aus seinen größten Hits.

Obendrein kehrt Ishiguro nach „Der begrabene Riese“ zur Ich-Erzählung zurück, und seine Erzählerin ist sogar eine verhältnismäßig zuverlässige: Klara hat gelernt, die Daten ihrer Umgebung exakt aufzunehmen und zu deuten. Als die jugendliche Josie mit ihrer Mutter in den Laden kommt, soll Klara Josies Gang möglichst exakt nachmachen. Obwohl sie nicht der fortgeschrittenen Generation B3 angehört, brilliert sie und wird fortan die KF – künstliche Freundin – des gesundheitlich angeschlagenen Mädchens. 

Der futuristische Schauplatz ist ein Amerika, das durch die Schilderungen von Leistungsdruck, Rang und Technisierung (auch natürlich in Kenntnis von Ishiguros Herkunft) von etwas Japanischem überlagert wird. Wir orientieren uns durch Klaras Augen immer ungenau genug, um gefesselt die Stirn zu runzeln, was hier eigentlich vor sich geht, und atemlos bis zum Ende durchzulesen. Dann, mit diesem mulmigen Ishiguro-Gefühl in der Magengrube, atmen wir auf. Obwohl dies ein äußerst unkonventioneller Roman für einen Nobelpreisträger ist: Derweil stehen keine Rückgabeforderungen an. (Martin Thomas Pesl)

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Bücherbrief

„OH, DAS HÄTTE ICH GERNE IN DER SCHULE GESEHEN“ – Interview mit Henrike Iglesias im Falter 11/21

March 16, 2021 Martin Pesl
Sophia Schroth © Dorothea Tuch

Sophia Schroth © Dorothea Tuch

Das Theaterkollektiv Henrike Iglesias gastiert mit einer Live-Show über Konkurrenzdruck beim Imagetanz-Festival

Dass Humor nicht verletzend sein muss und Feminismus, ja sogar Queerfeminismus auch Spaß machen kann, haben Henrike Iglesias auf Einladung des Brut schon zweimal in Wien bewiesen, mit dem Porno-Stück „Oh My!“ und der Kochshow „Fressen“. Jetzt „kommt“ das sechsköpfige Kollektiv mit Basis in Berlin und Basel wieder nach Österreich. Im Rahmen des heuer online stattfindenden Imagetanz-Festivals streamt Henrike Iglesias eigens für das Wiener Publikum „Under Pressure“ live aus Berlin. Drei der Mitglieder sprachen vorab über Zoom mit dem Falter über die neue Show, über Labels und Zuschreibungen und darüber, was es mit dem Gruppennamen auf sich hat.

 

Falter: Henrike Iglesias, Ihre Show „Under Pressure“ entstand 2020. Gab es die Idee dazu schon vor Corona?

Sophia Schroth: Die Förderlandschaft sieht ja so aus, dass man Konzepte mindestens ein Jahr im Voraus einreichen muss. Als wir den Antrag für „Under Pressure“ gestellt haben, war Corona noch nicht auf der Bildfläche. Dennoch hatten wir uns damals schon entschieden, eine Art TV-Show zu machen, in der abgestimmt wird. Im Rahmen von Corona haben wir dann einfach mehr Kameras aufgestellt als ursprünglich geplant und auch die Möglichkeit eingerichtet, die Show zu streamen. Der Sprung zur Corona-Proofness war gar nicht so groß – konzeptionell. Aber natürlich sehr aufwendig und kostspielig. 

 

Im September hatte Ihre Show Premiere in den Berliner Sophiensælen. Die Hälfte des Publikums saß im Saal, die andere Hälfte streamte zu Hause. Im Rahmen des Wiener Imagetanz-Festivals spielen Sie vor einem leeren Saal, wieder in den Sophiensælen. Macht das so überhaupt Spaß?

Eva G. Alonso: Wir arbeiten mit viel Humor, das Lachen des Live-Publikums geht uns ab. Zum Glück hilft uns aber die interaktive Struktur der Show, trotzdem ein bisschen eine Theateratmosphäre zu spüren.

Malu Peeters: Wir stellen dem Publikum etwas mehr als zwanzig Fragen in zehn Kategorien.

Durch die Antworten, die das Publikum auf einer Website eingibt, sehen wir, wie viele Leute online sind. So spüren wir, dass wir ein Live-Publikum haben.

 

Was passiert in „Under Pressure“?

Schroth: Drei der Henrikes, Laura Naumann, Marielle Schavan und ich, treten gegeneinander an, um herauszufinden, wer am „besten“ ist. Die anderen drei, Malu, Eva und Anna Fries sitzen an der Seite, moderieren die Show und kümmern sich um Live-Sound und Technik. Die drei Kandidatinnen haben unterschiedliche Challenges zu absolvieren. Es gibt eine Webseite und eine App auf dem Handy. Da stimmt das Publikum über Fragen ab wie: „Wer soll heute gewinnen?“ Aber auch zum Beispiel: „Wer ist single?“

 

Wie ernst soll das Publikum die Abstimmungen nehmen?

Alonso: Sehr ernst. Die ganze Show spielt mit der Rhetorik des Spiels und des Punktesammelns. Ich will das Ende des Stücks nicht spoilern, aber die drei Kandidatinnen bekommen Punkte, wenn sie gewinnen, und das hat immer Konsequenzen.

Peeters: Wie im Leben auch. Man wird die ganze Zeit mit der Macht der Beurteilung konfrontiert, ohne das zu wollen. Einerseits sind wir es gewohnt, andererseits sind uns diese Macht und die Strukturen, denen dieses Wählen unterliegt, unangenehm.

 

Nimmt jede Show je nach Abstimmung einen anderen Ausgang?

Schroth: Bei ein paar Fragen wurde immer sehr ähnlich entschieden, solange das Publikum in Saal und Online aufgeteilt war. Zuletzt in Bremen, als zum ersten Mal alle nur über das Internet zugeschaltet waren, wurde plötzlich ganz anders bewertet. Eine Frage am Ende einer Szene lautet zum Beispiel: „Wer steht am meisten unter Druck?“ Vor Live-Publikum hat immer Marielle gewonnen, in Bremen gingen die Punkte plötzlich an mich. Das hatte zur Folge, dass ich meinen Text nicht konnte. Wir haben natürlich für alle Fälle vorgesorgt und Texte vorbereitet, weil wir die Show auch englisch untertiteln. Ich hatte meinen Siegestext nicht nochmals gelernt und musste ein bisschen improvisieren. (Lacht.)

Peeters: Wenn Publikum im Theater sitzt, fühlt es sich an wie im Fernsehstudio. Die sehen nicht nur das, was wir in den Stream schicken, sondern auch, wie die Show gemacht wird. Dadurch nehmen sie andere Informationen über die „Qualitäten“ der Performerinnen auf.

Alonso: Wenn niemand im Theater sitzt, können wir besser kontrollieren, was das Publikum sieht und entscheidet. Es passt gut zu dem, was wir über diese Art von manipulierten Wettbewerben sagen wollen.

 

Mehr im Falter 11/21

In Autor Tags Falter, Theater, Performance, Festival, Interview, Feminismus
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