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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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REIN IN DIE KAPSEL – Stückporträt auf der Nachtkritik.de-Seite zum Heidelberger Stückemarkt

March 16, 2021 Martin Pesl
Anna Gschnitzer © Anna Reisenthel

Anna Gschnitzer © Anna Reisenthel

März 2021. Wer angesichts des visueller Poesie ähnelnden Schriftbildes zweifelt, dass es sich hier um ein Theaterstück handelt, wird rasch eines Besseren belehrt. Denn im Prolog ergreift ein resoluter Sprachchor namens "Die Platzanweiserinnen" das Wort und weist einen zurecht: "Das und nur das ist dein Platz / Wenn du lieber woanders sitzen würdest / Pech gehabt".

Schon vor zehn Jahren, als Anna Gschnitzer mit dem dramatischen Schreiben begann, experimentierte sie gerne mit der Metaebene. Vom Niederreißen der vierten Wand konnte da gar nicht erst die Rede sein, mit den ersten in Wiens Off-Szene aufgeführten Stücken brachen die Gedankenkaskaden nur so frontal über das Publikum hinein. Figuren oder Handlungen gab es keine. Auch ihr neues Stück "Einfache Leute" lässt sich nicht genau verorten. Da entsteht irgendwo in einem Museum eine Installation, "zimmergroße weiße Kapseln / die nichts von ihrem Innenleben preisgeben" und ein Text, "der in endlosen und komplizierten Sätzen / die Relevanz dieser Ausstellung unterstreicht / geschrieben in einer Sprache / die nur von anderen Kuratoren / verstanden wird“, aber immerhin: "wenn die Besucherinnen mutig genug sind / können sie in eine Kapsel steigen".

Und doch ist da mittlerweile mehr als nur der aktivistische Diskurs, der Spaß am Jonglieren mit dem Sprachspiel. Die 1986 geborene Tiroler Autorin präsentiert sogar eine Identifikationsfigur: Alex, einst in Toni verliebt, beide sind Frauen, die dem Rufnamen nach auch Männer sein könnten, umgeben von Eltern und männlichen Chefitäten. Die mit "Du" überschriebenen Texte sprechen gar nicht unbedingt (nur) die Zuschauer*innen an, auch Alex ist gemeint. In der ersten der 28 Szenen wird sie 40 Jahre alt, hat ihr Ich von vor 20 und mehr Jahren aber noch deutlich vor sich.

Heute arbeitet Alex für einen von vornherein unguten Vorgesetzten im schon erwähnten Museum moderner Kunst, damals lag sie neben Toni in ihrem alten Kinderzimmer und sprach über die Zukunft. Wenn es möglich wäre, würde Toni dann weggehen? "Klar. Du würdest gar nicht so schnell Scheißhaufen sagen können." Das ist dann schnell irgendwie persönlich genommen, eine Verletzung, die nie ausgesprochen immer noch nachwirkt, als zum Vierziger plötzlich eine Geburtstagskarte hineinflattert.

Zurück aus der Zukunft

Szenen von früher, die sich in die Gegenwart mischen, erwecken schnell den romantischen Wunsch, es müsse doch eigentlich doch noch was werden können mit den beiden. Die Autorin beschreibt die Technik einleitend wie folgt: "Jüngere und ältere Versionen derselben Figur treffen aufeinander und unterhalten sich wie in einem Traum oder so, als hätten sie den Mut, einander zu sagen, was sie fühlen. (...) Vergangenheit und Gegenwart bewegen sich aufeinander zu, vielleicht um einander zu entschlüsseln." So arbeitet, was anfangs noch eine typisch auf die Bühne gehobene essayistische Selbstanklage der Theaterblase an und für sich werden könnte, überraschend und fast schon altmodisch mit Figurenpsychologie.

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In Autor Tags Nachtkritik, Porträt, Festival, Theater

BEIM REDEN KOMMEN D' LEUT ZAM – WORLD-WIDE – Performancekritik im Falter 11/21

March 14, 2021 Martin Pesl
© Pier Cathew

© Pier Cathew

Am leichtesten öffnen wir uns Fremden. Irgendwo in eine Bar gehen und jemandem, den man nie wiedersehen wird, sein Leid klagen: Was wegen der Pandemie undenkbar wurde, ermöglicht die australische Regisseurin Samara Hersch nun in ihrer Performance „Body of Knowledge – At Home“, die im Rahmen des Imagetanz-Festivals seine Österreichpremiere feierte. Während wir kaum in der eigenen Stadt zusammenkommen dürfen, verbindet sie uns mit Menschen buchstäblich am anderen Ende des Erdballs.

In der vorpandemischen Version wurde das Publikum im Theater von Jugendlichen angerufen und baute im Zuge der Gespräche gemeinsam ein Bühnenbild auf. Der Sprung zur Wohnzimmervariante liegt nahe. Wer eine Karte erworben hat, erhält einen Zoom-Link und die Frage nach einem Lieblingssong aus der eigenen Teenagerzeit. Zu Beginn gibt es eine kurze Vorstellrunde, dann bleibt die Computerkamera an, der Ton aber geht aus. Kaum hat man gesehen, wie die erste Mitzuschauerin ans Handy geht, erhält man selbst den ersten Anruf über Whatsapp. 

C., 16, lebt in einer offenen Beziehung und trifft sich oft mit anderen Mädchen, kann aber oft nicht lesen, ob die was von ihm wollen oder nicht. Wie das denn beim Gegenüber so sei? Z., 19, ist gerade frisch auf der Uni und denkt oft an London, wo Teile ihrer Familie wohnen. Man gerät ins Plaudern. Je nach Persönlichkeit darf man sich bemüßigt fühlen, elterliche Ratschläge zu erteilen, oder umgekehrt preiszugeben, was einen selber so plagt. Egal, ob es um Sex, Liebe, Geschlechteridentität oder – überraschend selten – das Klima geht: Das Reden tut gut, und die schiere Tatsache, dass die jungen Gesprächspartnerinnen und -partner zehn Stunden zeitversetzt im spätsommerlichen Melbourne sitzen, hat etwas Überwältigendes. 

Am Ende versammelt man sich wieder vor Zoom und lauscht den Kids, wie sie sich über die geführten Telefonate austauschen. „Die Erwachsenen wissen auch nicht mehr als wir“, lautet das erfrischende Fazit. „Die sind wie wir, nur in alt.“ Diese weltumspannende Erkenntnis ist so berührend wie die Playlist, die zum Abschied per Whatsapp eintrudelt: lauter Lieder aus der Jugend.

In Autor Tags Falter, Kritik, Performance, Festival

ALLES THEATER – Pandemierückblick im Falter 10/21

March 12, 2021 Martin Pesl
VR.jpeg

Danke, Sara. Die Theaterverantwortliche des Falter hatte ihre Familienplanung exzellent getimt. Pünktlich mit Ende März 2020 überließ Sara Schausberger mir, ihrem Karenzvertreter, ein Ressort, aus dem es plötzlich nichts zu berichten gab. Statt täglich von der Kindertheateraufführung zur Abendpremiere zu hetzen, hockte ich daheim und tippte Empfehlungen für Online-Streams, die ich selbst zu deprimiert war anzuschauen.

So war mein erstes Erwachen aus der Verzweiflung der Theatersommer. Die Rückkehr der alten Normalität. Es fand zwar weniger statt, das aber praktisch unter den gleichen Bedingungen wie früher: „Romeo und Julia“ auf der Burg Perchtoldsdorf, Milo Rau in Salzburg, Mini-Performances beim Wiener Kultursommer: Ist doch egal, wenn neben dir ein Platz frei ist. Sogar ganz angenehm, ehrlich gesagt.

Mit dem Herbst kehrte die übliche Theaterkritikerhektik ein, sodass ich den November-Lockdown als erholsam empfand. Anfangs. als ich noch dachte, im Dezember könne ich wieder ins Theater gehen. Das waren Zeiten.

Jetzt aber lassen sich Österreichs Häuser angesichts der anhaltenden Schließung und der fehlenden Planungssicherheit immer mehr einfallen. So bin ich in den letzten Wochen alleine durchs Volkstheater marschiert und habe Stimmen im Kopf gehört. Mir wurde eine VR-Brille nach Hause geschickt, die mich in eine dystopische Schwarz-Weiß-Welt versetzte. Demnächst werde ich WhatsApp-Nachrichten mit Teenagern in Australien schreiben. Und all das wird Theater gewesen sein, das ich ohne diese ganze Misere vielleicht nie erlebt hätte. Danke, Sara.

In Autor Tags Theater, Falter

DIE DAS TESTEN TESTEN – Kurzbericht aus dem Wuk im Falter 9/21

March 2, 2021 Martin Pesl
Barbara Wimmer und Susanne Schuda in „Late Night Group Therapy“ © Martin Thomas Pesl

Barbara Wimmer und Susanne Schuda in „Late Night Group Therapy“ © Martin Thomas Pesl

Übungslauf für Eintrittstests: Bei der Fernsehaufzeichnung der Performance „Late Night Group Therapy“ darf Fachpublikum live dabei sein

So richtig gemütlich ist es nicht. Im Stiegenhaus vor dem Eingang zum Projektraum im Wiener Werkstätten- und Kulturhaus Wuk stehen die Plastikbeutel mit den Staberln und die kleinen Fläschchen mit der Flüssigkeit. Das eintrudelnde Publikum verteilt sich in größtmöglichem Abstand zueinander auf der Stiege und bohrt in der Nase.

Die künstlerische Leiterin von Wuk Performing Arts, Esther Holland-Merten, träufelt sechs Tropfen auf jeden Wattebausch und hilft beim Auswerten der Sars-CoV-2-Antigen-Schnelltests. Sie kennt sich aus, die hier tätigen Künstlerinnen und Künstler und das Technikteam beginnen jeden Arbeitstag mit diesen Tests. 

Wer heute zuschauen will, muss eine FFP2-Maske tragen und kann außerdem auf Wunsch eine halbe Stunde vor Beginn der „Late Night Group Therapy“ erscheinen, um sich testen zu lassen und rechtzeitig das negative Ergebnis zu haben. Es kann dies als Übungslauf für die „Eintrittstests“ gewertet werden, die Kulturinstitutionen demnächst ein Öffnen und Veranstalten ermöglichen sollen. Noch darf nur eine Handvoll geladener Gäste dabei sein, Fachpublikum von den Medien und den Förderstellen. Für sie ist der Besuch von Theaterperformances Arbeit und nicht Freizeit.  

Die erste Ausgabe der „LNGT“ fand im Herbst live im Wuk statt. Jedesmal empfängt Moderatorin Susanne Schuda alias „Schudini the Sensitive, Therapeutin des kollektiven Unbewussten“ einen Gast und erörtert eine Fragestellung aus dessen Fachbereich.

Mehr im Falter 9/21

In Autor Tags Falter, Performance, Bericht
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