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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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BEIM REDEN KOMMEN D' LEUT ZAM – WORLD-WIDE – Performancekritik im Falter 11/21

March 14, 2021 Martin Pesl
© Pier Cathew

© Pier Cathew

Am leichtesten öffnen wir uns Fremden. Irgendwo in eine Bar gehen und jemandem, den man nie wiedersehen wird, sein Leid klagen: Was wegen der Pandemie undenkbar wurde, ermöglicht die australische Regisseurin Samara Hersch nun in ihrer Performance „Body of Knowledge – At Home“, die im Rahmen des Imagetanz-Festivals seine Österreichpremiere feierte. Während wir kaum in der eigenen Stadt zusammenkommen dürfen, verbindet sie uns mit Menschen buchstäblich am anderen Ende des Erdballs.

In der vorpandemischen Version wurde das Publikum im Theater von Jugendlichen angerufen und baute im Zuge der Gespräche gemeinsam ein Bühnenbild auf. Der Sprung zur Wohnzimmervariante liegt nahe. Wer eine Karte erworben hat, erhält einen Zoom-Link und die Frage nach einem Lieblingssong aus der eigenen Teenagerzeit. Zu Beginn gibt es eine kurze Vorstellrunde, dann bleibt die Computerkamera an, der Ton aber geht aus. Kaum hat man gesehen, wie die erste Mitzuschauerin ans Handy geht, erhält man selbst den ersten Anruf über Whatsapp. 

C., 16, lebt in einer offenen Beziehung und trifft sich oft mit anderen Mädchen, kann aber oft nicht lesen, ob die was von ihm wollen oder nicht. Wie das denn beim Gegenüber so sei? Z., 19, ist gerade frisch auf der Uni und denkt oft an London, wo Teile ihrer Familie wohnen. Man gerät ins Plaudern. Je nach Persönlichkeit darf man sich bemüßigt fühlen, elterliche Ratschläge zu erteilen, oder umgekehrt preiszugeben, was einen selber so plagt. Egal, ob es um Sex, Liebe, Geschlechteridentität oder – überraschend selten – das Klima geht: Das Reden tut gut, und die schiere Tatsache, dass die jungen Gesprächspartnerinnen und -partner zehn Stunden zeitversetzt im spätsommerlichen Melbourne sitzen, hat etwas Überwältigendes. 

Am Ende versammelt man sich wieder vor Zoom und lauscht den Kids, wie sie sich über die geführten Telefonate austauschen. „Die Erwachsenen wissen auch nicht mehr als wir“, lautet das erfrischende Fazit. „Die sind wie wir, nur in alt.“ Diese weltumspannende Erkenntnis ist so berührend wie die Playlist, die zum Abschied per Whatsapp eintrudelt: lauter Lieder aus der Jugend.

In Autor Tags Falter, Kritik, Performance, Festival

ALLES THEATER – Pandemierückblick im Falter 10/21

March 12, 2021 Martin Pesl
VR.jpeg

Danke, Sara. Die Theaterverantwortliche des Falter hatte ihre Familienplanung exzellent getimt. Pünktlich mit Ende März 2020 überließ Sara Schausberger mir, ihrem Karenzvertreter, ein Ressort, aus dem es plötzlich nichts zu berichten gab. Statt täglich von der Kindertheateraufführung zur Abendpremiere zu hetzen, hockte ich daheim und tippte Empfehlungen für Online-Streams, die ich selbst zu deprimiert war anzuschauen.

So war mein erstes Erwachen aus der Verzweiflung der Theatersommer. Die Rückkehr der alten Normalität. Es fand zwar weniger statt, das aber praktisch unter den gleichen Bedingungen wie früher: „Romeo und Julia“ auf der Burg Perchtoldsdorf, Milo Rau in Salzburg, Mini-Performances beim Wiener Kultursommer: Ist doch egal, wenn neben dir ein Platz frei ist. Sogar ganz angenehm, ehrlich gesagt.

Mit dem Herbst kehrte die übliche Theaterkritikerhektik ein, sodass ich den November-Lockdown als erholsam empfand. Anfangs. als ich noch dachte, im Dezember könne ich wieder ins Theater gehen. Das waren Zeiten.

Jetzt aber lassen sich Österreichs Häuser angesichts der anhaltenden Schließung und der fehlenden Planungssicherheit immer mehr einfallen. So bin ich in den letzten Wochen alleine durchs Volkstheater marschiert und habe Stimmen im Kopf gehört. Mir wurde eine VR-Brille nach Hause geschickt, die mich in eine dystopische Schwarz-Weiß-Welt versetzte. Demnächst werde ich WhatsApp-Nachrichten mit Teenagern in Australien schreiben. Und all das wird Theater gewesen sein, das ich ohne diese ganze Misere vielleicht nie erlebt hätte. Danke, Sara.

In Autor Tags Theater, Falter

DIE DAS TESTEN TESTEN – Kurzbericht aus dem Wuk im Falter 9/21

March 2, 2021 Martin Pesl
Barbara Wimmer und Susanne Schuda in „Late Night Group Therapy“ © Martin Thomas Pesl

Barbara Wimmer und Susanne Schuda in „Late Night Group Therapy“ © Martin Thomas Pesl

Übungslauf für Eintrittstests: Bei der Fernsehaufzeichnung der Performance „Late Night Group Therapy“ darf Fachpublikum live dabei sein

So richtig gemütlich ist es nicht. Im Stiegenhaus vor dem Eingang zum Projektraum im Wiener Werkstätten- und Kulturhaus Wuk stehen die Plastikbeutel mit den Staberln und die kleinen Fläschchen mit der Flüssigkeit. Das eintrudelnde Publikum verteilt sich in größtmöglichem Abstand zueinander auf der Stiege und bohrt in der Nase.

Die künstlerische Leiterin von Wuk Performing Arts, Esther Holland-Merten, träufelt sechs Tropfen auf jeden Wattebausch und hilft beim Auswerten der Sars-CoV-2-Antigen-Schnelltests. Sie kennt sich aus, die hier tätigen Künstlerinnen und Künstler und das Technikteam beginnen jeden Arbeitstag mit diesen Tests. 

Wer heute zuschauen will, muss eine FFP2-Maske tragen und kann außerdem auf Wunsch eine halbe Stunde vor Beginn der „Late Night Group Therapy“ erscheinen, um sich testen zu lassen und rechtzeitig das negative Ergebnis zu haben. Es kann dies als Übungslauf für die „Eintrittstests“ gewertet werden, die Kulturinstitutionen demnächst ein Öffnen und Veranstalten ermöglichen sollen. Noch darf nur eine Handvoll geladener Gäste dabei sein, Fachpublikum von den Medien und den Förderstellen. Für sie ist der Besuch von Theaterperformances Arbeit und nicht Freizeit.  

Die erste Ausgabe der „LNGT“ fand im Herbst live im Wuk statt. Jedesmal empfängt Moderatorin Susanne Schuda alias „Schudini the Sensitive, Therapeutin des kollektiven Unbewussten“ einen Gast und erörtert eine Fragestellung aus dessen Fachbereich.

Mehr im Falter 9/21

In Autor Tags Falter, Performance, Bericht

PRICKELNDER VERFOLGUNGSWAHN – Kurzbericht aus dem Volkstheater Wien im Falter 8/21

February 23, 2021 Martin Pesl
© Martin Pesl

© Martin Pesl

Schaurig schön: Die Audiotour „Black Box“ führt durch das frisch renovierte, aber immer noch menschenleere Volkstheater

„Im schlimmsten Fall spielen wir einen Monat ,Black Box‘“, sagte Kay Voges im Oktober auf die Frage, was tun, falls der neue Direktor das ein Jahr lang renovierte Wiener Volkstheater lockdownbedingt nicht am 8. Jänner eröffnen kann. Jetzt spielt Kay Voges einen Monat lang jedes Wochenende „Black Box“, jenes „Phantomtheater für 1 Person“, das Stefan Kaegi vom Kollektiv Rimini Protokoll im ersten Lockdown entwickelte und nun fürs Volkstheater adaptierte. 

An der neu (und platzsparend) unter der Publikumstribüne eingerichteten Garderobe werden die Gäste mit Audioguides ausgestattet und im Abstand von fünf Minuten einzeln losgeschickt. Eine sanfte Navi-Stimme und farbige Markierungen an den Türen weisen den Weg über alle Stockwerke, in fast alle Räume des Hauses. Vereinfacht könnte man „Black Box“ als Einzelführung durch ein als Museum umgewidmetes Theater beschreiben, aber es ist viel mehr. Auf dem Weg durchs Volkstheater schreiben sich die Wandernden, zeitlich und räumlich getrennt und doch gemeinsam, ihr eigenes kleines Theaterstück.

Das aber erst mit der Zeit: Erst hört man dort, wo das Publikum sonst nicht hinkommt, in Sitzungszimmer, Kostümabteilung, Maske, einschlägige Gespräche zwischen Fachleuten von außen und solchen, die hier arbeiten. Die Kostümchefin erklärt einem Modemacher ihre Arbeit, der pragmatische Techniker hat keine Zeit für die tiefschürfenden Gedanken einer Philosophin zum Thema Licht: Er muss die Scheinwerfer einrichten. 

Sogar zur Klimaanlage gibt es vom technischen Leiter Infos. In der Kammer, in der sie untergebracht ist, riecht es seltsam, darf man hier überhaupt sein? Verstohlen sieht man sich nach dem Betreten-verboten-Schild um. Von Beginn an hat man das prickelnde Gefühl, verfolgt zu werden. Kaum jemand wird sich auf der Tour nicht mehrmals umdrehen, so echt wirken die Schritte aus den Kopfhörern.

Nach einer äußerst knapp bemessenen Klopause wird im zweiten Teil der rund eineinhalb Stunden das zentrale Element des Theaters umkreist und sogar betreten: die Bühne. So wird der Gast erst selbst zum Star und schließlich zum Fan der anderen. „Ein toller Auftritt! Bravo!“, steht auf einem Zettel, den ich in der Roten Bar vorfinde. Was ich noch nicht weiß: Jemand beobachtet mich, während ich ihn lese. 

Dass „Black Box“ informativ würde, war zu erwarten. Dass die Tour auch noch poetisch und schaurig schön ist, macht sie zum Highlight des Theaterjahres, bevor dieses überhaupt beginnen durfte.

Die Termine bis 14. März (Sa ab 13.00, So ab 11.00) sind derzeit ausverkauft. Infos: volkstheater.at

In Autor Tags Theater, Wien, Bericht, Falter
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